American Heist – Der Coup des Lebens

Blu-ray Review

American Heist - Der Coup des Lebens Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 08.09.2015

OT: American Heist

 


Geschwisterliebe

In American Heist überfallen Hayden Christensen und Adrian Brody als ungleiche Brüder eine Bank.

Inhalt

Frankie hat vor zehn Jahren ein Ding mit seinem jüngeren Bruder James gedreht, wofür Frankie alleine eingesessen hat. Nun ist er frei und taucht beim kleinen Brüderchen auf. Der ist mittlerweile sauber und möchte sich mit einer Autowerkstatt selbstständig machen. Doch da hat Frankie auch noch ein Wörtchen mitzureden, denn er braucht gerade einen Fahrer, um mit seinen neuen „Kollegen“ Sugar und Ray irgendwas mit „Immobilien“ zu machen. Eine Leiche später stellt sich raus, dass der An- und Verkauf von Häusern kaum das Interesse der Kleinganoven war. Jetzt hängt Jimmy erneut tief mit drin, obwohl er sich doch gerade mit seiner neuen alten Flamme Emily ein bürgerliches Leben aufbauen wollte. Genau diese Emily ist aber bereits im Visier von Sugar und Ray, weshalb Jimmy praktisch erpressbar ist. Außerdem könnte er natürlich auch selbst Geld gebrauchen, um seinen Traum von der eigenen Werkstatt zu realisieren. Vielleicht ist die Idee für einen großen Bankraub deshalb doch gar nicht so schlecht, die Frankie an seinen jüngeren Bruder heranträgt …

Was zunächst nach sich typisch steigerndem Heist-Thriller klingt, beginnt doch eher gemächlich und lässt sich Zeit. American Heist – Der Coup des Lebens muss zunächst mal ohne Coup auskommen und erzählt eine bittere Geschichte zweier mittlerweile sehr unterschiedlicher Brüder, die sich trotz aller Differenzen über die Zukunftsgestaltung irgendwie zusammenraufen (müssen). Das lässt Raum für zwei herausragende Darstellerleistungen, die allerdings unterschiedlich ausfallen. Während Adrian Brodys Performance zwar auffallend ist, jedoch eher angestrengt und aufgesetzt wirkt (irgendwie will man ihm den zerfahrenen Bad Guy auch mit aufgemalten Tattoos nicht so Recht abnehmen), überzeugt Hayden Christensen auf voller Linie. Sein unreifes Padawan-Dasein als Anakin Skywalker hat er mittlerweile abgeschüttelt, sieht nicht nur reifer aus, sondern agiert auch so. Schade, dass der Bankraub selbst zum Nebenschauplatz wird, der zwar die letzte halbe Stunde stattfindet und einnimmt, allerdings nicht mal eine eigene Planungsphase bekommt. Ausspionieren der Gegebenheiten vor Ort? Verhalten der Wachleute? Anwensenheit der verantwortlichen Bankangestellten? All das bleibt im Dunklen und scheint irgendwie schon bekannt zu sein. Jedenfalls kümmert sich American Heist nicht weiter drum. Irgendwann gibt’s halt ein Ablenkungsmanöver (dessen Planung man auch nicht mitbekommt, geschweigen denn, dass man den Typen, der es durchführt, zuvor mal zu Gesicht bekommt) und die Jungs stehen mit dicken Gewehren im Geldinstitut. Bis dahin weiß man übrigens auch immer noch nicht genau, warum Jimmy jetzt bei der Sache mitmacht. So richtig bedroht hat man weder sein, noch Frankies oder Emilys Leben. Ein wenig mehr Sorgfalt im Aufbau des Coups wäre dann doch wünschenswert gewesen. Und wo wir gerade bei Sorgfalt sind: Wo genau der Vergaser bei einem aktuellen Fiat 500 sitzen soll, muss uns Jimmy mal erklären. Vielleicht könnte der italienische Hersteller mit dieser Information ganz neue Reparaturleitfäden herausgeben. Aber genug des Meckerns: Blendet man die Unaufmerksamkeiten aus, entwickelt die letzte halbe Stunde durchaus Dynamik und weiß zu unterhalten. Wer also eher ein Freund eines Bruderdramas mit Banküberfall denn eines Banküberfalls mit Bruderdrama ist, der darf bei American Heist durchaus zugreifen und sich über zwei gute Darsteller, einen abstürzenden Helikopter und die stets attraktive Jordana Brewster freuen, die just noch in Fast & Furious 7 zu sehen war. Was Regisseur Andreasyan sich hätte sparen können, sind die Go-Pro-Sequenzen, die zwischendurch ein wenig Videospielästhetik versprühen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von American Heist – Der Coup des Lebens präsentiert sich überraschend ruhig. Bei einem Thriller mit Knastaroma und Bankraubflair hätte man auch eine gewisse Körnigkeit erwarten und akzeptieren können. So bleibt das Bild dauerhaft recht rauscharm, allerdings auch etwas kontrastschwach. Helle Szenen/Bereiche werden etwas überbetont und insgesamt ist der Look leicht grünlich eingefärbt.
Akustisch bleibt es für einen Film, der auch Actionanteile hat, relativ unspektakulär. Die Verfolgungsjagd und die herumfliegenden Autos beim Ablenkungsmanöver knallen ein wenig, ohne jedoch echte Dynamik zu erzeugen. Während der Schusswechsel beim Banküberfall schlagen zwar hin und wieder ein paar Kugeln rechts und links der Heimkinozuschauer ein, doch so richtig druckvoll wird’s leider nicht. Die Stimmen sind jedoch jederzeit gut verständlich.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von American Heist dürfen die fünf Hauptdarsteller ihre Rolle kurz vorstellen und ihre Verbindung zur Story erklären. Auch Regisseur Andreasyan kommt zu Wort – bzw. seine Kollegen, denn mit der englischen Sprache hapert’s beim Armenier noch etwas. Zu diesen kurzen Einblicken gesellen sich noch vier kurze Featurettes, die sich mit dem Banküberfall, der Verfolgungsjagd sowie der Friedhofssequenz beschäftigen. Allerdings wird hier hauptsächlich mündlich erklärt und nicht technisch Einblick gegeben.

Fazit

American Heist – Der Coup des Lebens lockt aufgrund seiner Szenenbilder und der Inhaltsbeschreibung auf die falsche Fährte. Als Bruderthriller taugt er bedeutend mehr denn als echtes Heistmovie. In den entsprechenden Szenen trumpfen Brody und Christensen bis zum konsequenten und nicht schmalzig hollywoodliken Ende dann auch beeindruckend auf.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 55%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Sarik Andreasyan
Darsteller: Hayden Christensen, Adrien Brody, Jordana Brewster, Akon, Tory Kittles
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 16