American Night

Blu-ray Review

Leonine Distribution, 14.01.2022

OT: American Night

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Marilyn beobachtet dich

Ist das Kunst oder kann das weg?

Inhalt

John Kaplan, Kunstkritiker und Fälscher, steht kurz davor, sich seinen Traum zu erfüllen: Er wird in Kürze seine eigene Kunstgalerie in New York eröffnen. Aktuell fehlt nur noch ein bisschen Geld. Doch es soll schlimmer kommen, denn eine Explosion in der Galerie hält Kaplan die Trümmer seiner Existenz vor Augen. Etwa zur gleichen Zeit ist Michael Rubino durch den Tod seines Vaters zum neuen Boss der New Yorker Mafia geworden. Nichts, was ihm großen Spaß bereiten würde, denn eigentlich ist er viel lieber Künstler. Actionpainter, um genau zu sein. Bunte Kunstwerke, die er gerne mal mit Blei anreichert. Ganz besonderes Interesse hat er an der pinken Marilyn, dem legendären Bild von Andy Warhol. Denn das sollte er eigentlich von seinem Vater geerbt haben, wäre es nicht gestohlen worden. Als er es über einen Kanal aus England wieder ins Land schleusen will, geht die Übergabe kolossal schief. Der Zufall richtet ein Blutbad an und das Bild fällt ebenso zufällig Kaplan in die Hände. Rubino ist darüber nur mäßig erfreut und lässt kurzerhand Kaplans Freundin Sarah entführen, um das Kunstwerk freizupressen …

Der Italiener Alessio Della Valle ist trotz seines noch relativ jungen Alters nicht nur vielgereist und in vielen Bereichen des Filmemachens unterwegs, sondern gleichzeitig auch talentierter Musiker und Komponist. Seit etwa 2001 inszenierte er zahlreiche Kurz- und Werbefilme sowie kurze Dokumentationen. Seinen Einstand in den Langfilm gab er mit dem experimentellen Stop-Motion-Animationswerk The Lamb Lies Down on Broadway, der nicht nur nach dem wegweisenden Genesis-Album betitelt ist, sondern auch mit der Musik von Peter Gabriel vertont wurde. Mit American Night steigt er nun allerdings in den abendfüllenden Langfilm ein und bedient sich eines stilvollen Neo-Noir-Thrillers, den er in der Kunstwelt verortet. Dass Della Valle, der auch das Drehbuch geschrieben hat, in diesem Bereich unterwegs ist, kommt nicht von ungefähr, denn schon mit 17 Jahren verbrachte er einen Sommer als Assistent bei einem berühmten Fresken-Maler in Italien. Seitdem ist er mit der Kunst eng verbunden und gründete gar eine neue Kunstbewegung, deren Manifest „The Art of Awakening“ er schrieb. Bis heute gibt es Ausstellungen von Della Valle, die seine Kunstwerke und Fotografien zeigen.

Seinen Film inszenierte Alessio dann auch ein wenig wie ein Kunstwerk selbst. Die Art, wie Objekte drapiert wurden (Sessel bei 5’31), aus welchen Winkeln die Kamera bisweilen das Geschehen einfängt und welche Farben hier eingesetzt werden – das alles wirkt optisch sehr ambitioniert und stilsicher. Woran natürlich Kameramann Ben Nott einen großen Anteil hat, der seine Figuren und das Geschehen oft elegant ab- und umfährt.
Und weil es ihm um Kunst geht, ist auch Kunst zu sehen. Unter anderem finden sich existierende Werke von Andy Warhol, Mario Schifano oder Jeff Koons im Film. Ohnehin scheint Della Valle jede Art von Kunst integriert haben zu wollen. Denn neben Gemälden finden sich Skulpturen, Gedichte, Musik, Performance-Kunst oder Video-Kunst in American Night.
Da verwundert es auch nicht, wenn der Film im Rahmen seiner Weltpremiere auf einer schwimmenden Plattform auf der Lagune von Venedig gezeigt wurde. Freilich, nachdem man eine Ausstellung mit all jenen Kunstwerken eröffnet hatte, die im Film vorkommen. Und natürlich durfte Anastacia den Titelsong zum Besten geben, den sie auch im Film selbst singt.

So viel zum Hintergrund des Films. Vordergründig verkompliziert sich Della Valle in verschachtelten Rückblicken und Zeitsprüngen, die die Geschichte erst nach und nach freilegen. Das kann man kurzweilig inszenieren oder man kann es ziemlich zäh gestalten. So wie hier. Man muss schon ein Faible für die künstlerische Gestaltung sowie die Querverweise auf die Kunstszene und den Film Noir haben, um über die langsame Erzählweise und ein paar ziemlich mäßige Dialoge hinweg zu sehen. Dazu kommt, dass der sonst eigentlich souverän-hochklassig agierende Emile Hirsch als Mafiaboss und verhinderter Künstler mehr gelangweilt denn leidenschaftlich agiert und in der Asthma-Szene gar derart hölzern agiert, dass es kracht. Jonathan Rhys Meyers auf der anderen Seite schafft es nicht, seiner Figur Sympathie einzuhauchen. Entsprechend gibt’s für den Zuschauer auch keine Identifikationsfigur, keinen emotionalen Anker, an dem man sich festhalten könnte. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn wenigstens die Story fesseln würde. Doch das tut sie aufgrund ihrer zerpflückten Struktur leider nicht. Man mag das als künstlerisch ansehen; ja vielleicht sogar als komponiertes Filmkunstwerk. Aber wenn man es auf (mögliche) Vorbilder Della Valles herunterbricht: Der Franzose ist weder ein Tarantino noch ein Ritchie.

Preis: 8,38 €
(Stand von: 2024/03/19 6:02 am - Details
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12 neu von 8,38 €7 gebraucht von 1,96 €
Studio:
Format: Blu-ray
Spieldauer:
Erscheinungstermin: Fri, 14 Jan 2022
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Bild- und Tonqualität

Visuell fällt eines bei American Night sofort auf: Der satte Schwarzwert. Wenn sich nach etwas über fünf Minuten die Menschen bei Rubino treffen und die Räume im Dunkeln liegen, sind die schwarzen Haare und die gleichfarbigen Klamotten wirklich äußerst satt und kräftig. Und nur ab und an führt das mal zu einem ganz leichten Versumpfen von Details. Digital gedreht lässt auch die Bildruhe nichts zu wünschen übrig, da sie auch in den dunklen Momenten nicht aus dem Tritt gerät. Die anfänglichen Neonfarben werden kontrastreich und kräftig wiedergegeben, was das Bild der Blu-ray auch in diesem Punkt zum dynamischen Blickfang werden lässt. Lediglich die Schärfe könnte hier und da noch etwas besser sein, da selbst Objekte im Fokus mal nicht ganz scharf sind. Hautfarben sind in aller Regel natürlich, es sei denn, sie werden vom Neonlicht bestrahlt, was ebenso realistisch wiedergegeben wird.
American Night kommt mit zwei DTS-HD-Master-Spuren, die während der bleihaltigen Szenen schön räumlich werden und Schüsse (aus egal welchen Waffen) mit direktionalen Effekten versehen (ab 16’45). Die Dynamik geht dabei in Ordnung, auch wenn Schüsse aus der Pumpgun noch ein bisschen mehr Pfund hätten vertragen können. Pfund immerhin hat die Explosion nach 78 Minuten, die ziemlich überraschend kommt und gut ins Heimkino pumpt. Gut gelungen ist dazu die Einbettung der Dialoge, die stets verständlich erklingen und nie dünn oder dumpf daherkommen. Wechselt die Szenerie auf die Straßen und fängt atmosphärische Geräusche ein, passt auch das sehr gut.

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Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von American Night hält immerhin fünf Featurettes parat. Eines kümmert sich um die Figuren, eines um den Regisseur, ein weiteres um den Film an sich und die letzten beiden erzählen etwas über die Postproduktion und das Skript. Beim Featurette über die Postproduktion kommt übrigens der Editor zu Wort und berichtet, wie fasziniert er von der verschachtelten Erzählweise war. Wie für Leonine üblich, gibt’s keine Untertitel – es sei denn, jemand spricht italienisch. Denn dann erscheinen immerhin die englischen Subtitel der US-Veröffentlichung.

Fazit

American Night ist erlesen fotografiert und stilistisch ein kleines Kunstwerk. Leider wird die Handlung langweilig erzählt und mit 124 Minuten Laufzeit ist das Ding auch schlicht zu lang. Ob das nun Kunst ist oder weg kann, liegt natürlich im Auge des jeweiligen Betrachters. Zu Beginn des Films keine Müdigkeitsanzeichen zu haben, kann immerhin helfen, aufmerksam zu bleiben. Bild und Ton sind auf gutem Niveau, was bisweilen sogar richtig Spaß macht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 50%

Anbieter: Leonine Distribution
Land/Jahr: USA 2021
Regie: Alessio Della Valle
Darsteller: Emile Hirsch, Jonathan Rhys Meyers, Paz Vega, Jeremy Piven, Michael Madsen, Anastacia
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 124
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Leonine Distribution)
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Trailer zu American Night

American Night (2021 Movie) Official Trailer - Jonathan Rhys Meyers, Emile Hirsch, Jeremy Piven


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Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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