American Ultra

Blu-ray Review

American Ultra Blu-ray Review Cover
Concorde HE, seit 25.02.2016

OT: American Ultra

 


Mandelbrot-Set

In American Ultra soll ein CIA-Agent wie ein Hund eingeschläfert werden, obwohl der nicht mal weiß, dass er überhaupt Agent ist.

Inhalt

Der zottelige Mike kann von Glück reden, dass er seine Freundin Phoebe hat. Die steht ihm sogar dann noch bei, wenn er mal wieder aufgrund einer Panikattacke nicht in der Lage ist, den Flieger in den lang ersehnten Urlaub zu besteigen. Die zwei scheinen in der Tat das perfekte Loserpaar zu sein – sie ist perfekt, er der Loser. Deshalb zieht sich Mike gerne in seine ziemlich derben Comiczeichnungen zurück, die er auch bei seiner nächtlichen Arbeit in einem Supermarkt anfertigt. Dort begegnen ihm eines Abends ein paar aggressive Kerle, deren Machenschaften Mike mit Hilfe eines Löffels und einer Plastiktasse blutig vereiteln kann. Dass ihm das gelingt, liegt daran, dass er ein Schläfer des CIA ist – ein mit speziellen Fähigkeiten trainierter Killer, dessen Gedächtnis nach der Ausbildung im „Programm Ultra“ gelöscht wurde. Nun will ihn aber CIA-Manager Yates tot sehen, was Agent Victoria Lasseter verhindern möchte – immerhin ist er ein eigentlich unbescholtener US-Bürger. Also reaktiviert sie ihn kurzerhand und löst damit eine blutige Kettenreaktion aus, die dazu führt, dass bald die Polizei hinter Mike und Phoebe her ist – ganz zu schweigen vom arroganten Yates, der alles daran setzt, sein Ziel umzusetzen …

Kaum zu glauben, dass Nima Nourizadeh vor American Ultra den unfassbar bescheuerten und hochgradig infantilen Project X inszeniert hatte. Denn was er mit dieser Actionkomödie vom Stapel lässt, ist auf viele Arten und Weisen ein Meisterwerk im Genre. Die entfesselte Mischung aus den Bourne-Filmen, Natural Born Killers und Ananas Express legt ab Minute 28 ein dermaßen hohes Tempo vor und liefert ebenso absurde wie irrwitzige und äußerst blutige Shoot-outs. American Ultra erreicht dabei zwar nicht den comichaft-überzogenen Witz eines Shoot ‚em up, unterhält aber dennoch prächtig. Allzu ernst darf man das Geschehen freilich nicht nehmen aber das vesteht sich ob der extrovertierten Bilder eigentlich von selbst. Was sich Drehbuchautor Max Landis (Sohn von John Landis American Werewolf) hier bisweilen ersonnen hat, reicht anderen für zwei Filme. Vor allem die optischen Gimmicks gefallen. Wenn Mike zum Beispiel per Bratpfannen-Bande einen Widersacher ausschaltet und dem die Kugel in Zeitlupe durch den Körper flitzt, dann darf man schon mal Beifall klatschen (66’12). Ebenso wie während des furiosen Showdowns im Max Goods. Was hier alles als Tötungswerkzeug „missbraucht“ wird, ist mindestens so kreativ wie Mikes Zeichenkünste. Großartig ist auch die Besetzung von American Ultra. Nicht nur dass Jesse Eisenberg und Kristen Stewart (zum zweiten Mal nach Adventureland gemeinsam in einem Film) perfekt zusammenpassen, ist es ein großer Spaß, dem lockigen Hauptdarsteller dabei zuzuschauen, wie er vom schüchternen Loser zum Killer mit Waffen-Improvisationstalent wird. Wenn er zunächst Geheimdienstkürzeln von Victoria mit „sind das Lyrics“ begegnet, ist das weit entfernt vom albernen Humor eines Project X – zumal Eisenberg viel zu höflich ist, um in infantilen Pippi-Kacka-Witz zu verfallen. Großartig beispielsweise, wenn er Rose auf dessen Bitte, das Schloss der Tür des Raumes, in das er Mike gerade eingesperrt hat, doch nicht aufzubrechen mit „okay“ begegnet. Grandios ist auch Walton Goggins (Sons of Anarchy, Hateful 8), der als irrer CIA-Killer (mit seiner typischen Steckdosenfrisur) auch dann noch lacht, wenn Mike ihm sämtliche Zähne rausgeschlagen hat – bezeichnenderweise heißt er auch noch „Laugher“. Topher Grace (Interstellar), der als Einsatzleiter des Geheimdienstes zwischen Arroganz, Feigheit und Gnadenlosigkeit hin- und herspringt, liefert ebenfalls eine eindrucksvoll-unterhaltsame Performance ab – auch hier vollständig ohne nervig zu sein. Und Bill Pullman als CIA-Chef hat einen abschließenden Gastauftritt, der an Coolness kaum zu übertreffen ist. Ja, American Ultra hat das Zeug zum Kultfilm – und das trotz oder gerade wegen seines Drehbuchs, das bis zum sensationellen Abspann eine Überhöhung an die nächste reiht.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von American Ultra ist in Close-ups und Halbtotalen äußerst knackig und scharf geraten (38’09). Die Detailauflösung ist gut und die Kantenschärfe gefällt. In schnellen Bewegungen äußern sich auf feinen Texturen schon mal leichte Unruhen (Asphalt 32’25). Erstaunlich gut ist die Durchzeichnung in dunklen Szenen, auch der Schwarzwert ist gelungen. Selbst während der ultraschwer wiederzugebenen Schwarzlicht-Szenen in Kapitel sechs bleibt das Bild stabil.
Akustisch ist mächtig was los in American Ultra. Obschon die dicke Wumme von Agent Crane es auf dem Polizeipräsidium in vereinzelten Momenten etwas an Druck bzw. überhaupt an Information fehlen lässt, durchsiebt sie an vorheriger Stelle mit voller Wucht Wände und Körper. Auch die Explosion von Mikes Schrottkarre gerät dynamisch und druckvoll. Die Dialoge gehen dabei glücklicherweise dennoch nicht unter und punkten mit hoher Verständlichkeit. Beim Einsatz der Drohne werden dann endgültig sämtliche Lautsprecher mit einbezogen und die Schießerei zur gleichen Zeit zerlegt nicht nur die Wohnung, sondern auch das Heimkino (64’00). Allerdings fehlen auch hier teilweise Signale der MP.

Bonusmaterial

Der Bonusbereich von American Ultra ist relativ überschaubar. Neben dem Originaltrailer und Programmtipps warten zwei Featurettes sowie Verpatzte Szenen auf den Betrachter. Bei „American Ultra aktivieren“ handelt sich um das eigentliche Making-of, das mit knapp vierzig Minuten ziemlich ausführlich und in dem die Akteure betonen, dass dieser Film WIRKLICH einzigartig ist. Der junge Max Landis, Drehbuchautor von American Ultra kommt darin ebenfalls zu Wort und erzählt über die Ursprünge seiner Geschichte. „Morden mit Budget“ kümmert sich in gut drei Minuten um die absurden Tötungsarten des Films und addiert das Budget der dafür benutzten Gegenstände – ein ebenso abgedrehtes Feature wie der Film selbst.

Fazit

So ähnlich muss ein Drogentrip aussehen – American Ultra ist eine filmgewordene Extravaganz mit aberwitzigen Szenen, irren Regie- und Drehbuchideen und dennoch glücklicherweise ganz weit weg vom Erstling des Regisseurs.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 60%
Film: 80%

Anbieter: Concorde HE
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Nima Nourizadeh
Darsteller: Kristen Stewart, Jesse Eisenberg, Connie Britton, Topher Grace, Walton Goggins, John Leguizamo, Bill Pullman
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 16

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
1 Kommentar
Neueste
Älteste Most Voted
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!
Michael

Würde deiner Bewertung absolut zustimmen.
Der Ton hätte besser sein können wenn alle Effekte voll da gewesen wären aber manche Schüsse zum Beispiel waren nicht in der richtigen Qualität wiedergegeben.