Angel of Mine

Blu-ray Review

EuroVideo, 05.12.2019

OT: Angel of Mine

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Ich weiß, was ich weiß!

Noomi Rapace erlebt die Hölle als Mutter, die ihre totes Kind zu erkennen glaubt.

Inhalt

Ist Lola wirklich Claires Kind?

Lizzie lebt derzeit nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Seit einiger Zeit von ihrem Mann getrennt und mit Job und Sohnemann Thomas etwas überfordert, fordert der Ex nun auch noch das alleinige Sorgerecht ein. Was sie allerdings auf der Geburtstagsparty eines Klassenkameraden ihres Sohnes zu sehen glaubt, zieht ihr den Boden unter den Füßen weg. Bei einem Unfall direkt nach der Geburt starb vor Jahren ihre Tochter. Ein Ereignis, das sie bis heute nicht verwunden hat und auch auf die Beziehung zu Thomas einwirkt. Doch dieses Mädchen auf der Geburtstagsparty wirkt, als wäre es die groß gewordene Verstorbene. Lizzie glaubt fest daran, dass es sich um ihre Tochter handelt und beginnt, sich für diese Familie zu interessieren. Sie lernt die Mutter kennen, interessiert sich (angeblich) für das zum Verkauf stehende Haus und nimmt Kontakt zu dem Mädchen auf. Doch was an ihrem Verhalten ist bereits Psychose und was nachvollziehbares Handeln …?

Die Lage eskaliert

Kim Farrant hatte vor Kurzem eine Duftmarke hinterlassen, als sie Nicole Kidman und Joseph Fiennes in Spurlos – Ein Sturm wird kommen nach ihren verschwundenen Kindern hat suchen lassen. Das erst vier Jahre nach der Produktion für den Heimvideo-Bereich erschienene Thriller-Drama schwankte zwar etwas unentschlossen zwischen Entführungsthriller und Familiendrama, entwickelte aber gerade aufgrund der langsamen Erzählweise nach und nach eine gewisse Sogwirkung. Bedingt auch durch die hypnotischen Bilder der spröden Natur Australiens. Mit Angel of Mine entfernt sich Farrant nicht allzu weit von der Thematik aus Spurlos – immerhin glaubt die Protagonistin hier, ihre seit langem verstorbene (und damit ja auch irgendwie verschwundene) Tochter wieder zu sehen. Auch hier erzählt die Regisseurin ihre Geschichte eher bedächtig und mit vielen fast zeitlupenartigen Einstellungen, um darzustellen, wie intensiv sich das Geschehen für Lizzie entwickelt. Bedrohlich wirkt das Szenario aber nicht nur für Lizzie, sondern auch für den Zuschauer. Man merkt, wie sich der Thrill langsam in die Geschichte einschleicht, während Lizzie sich immer mehr in das Leben der Familie von Lola drängt. Erinnerungen an Die Hand an der Wiege werden wach und für Eltern von jungen Kindern ist das Verhalten der Hauptfigur umso gruseliger. Gleichzeitig ist aber auch Angel of Mine ein Familiendrama. Die Beziehung zwischen Lizzie und Thomas wird immer wieder auf eine harte Probe gestellt, wenn Thomas seiner Mutter vorwirft, nur noch traurig zu sein und ihn anzulügen. Die Tatsache, dass Thomas merkt, dass seine Mutter noch lange nicht über den Tod der Tochter hinweg ist, fördert bei ihm Minderwertigkeitsgefühle und Ängste. Kein Wunder, dass er irgendwann sagt, er möchte lieber dauerhaft bei seinem Vater wohnen – was Lizzies Situation natürlich nicht gerade entspannt. Noomi Rapace in der Hauptrolle spielt erstmalig eine Figur, die nicht mit Superagenten- oder sonstwelchen Fähigkeiten ausgestattet ist. Sie gibt eine verletzte und verletzliche Mutter, deren unverarbeitete Schuldgefühle zu psychotischem Verhalten führen und sie immer wieder an den Rand der Fassung bringen. Das ist für den Betrachter, der sie aus der Millennium-Trilogie oder zuletzt in siebenfacher Ausführung in What Happened to Monday kennt, zunächst ungewohnt. Es zeigt aber, wie wandlungsfähig sie sein kann, da sie die Verzweiflung und den Wahn Lizzies absolut überzeugend rüber bringt. Für den Zuschauer stellt sich natürlich das Problem, dass er sich nicht auf Lizzies Seite schlagen kann. Ihr Verhalten ist destruktiv, sie lügt und manipuliert – nichts, was man als Betrachter unterstützen würde. Deshalb fällt es etwas schwer, sich in ihre Situation zu versetzen, wenngleich später ein Detail hinzu kommt, dass die Zweifel an den Tatsachen doch nährt. Auf Dauer ist das Ganze aber dann doch etwas behäbig geraten und verfügt zur gleichen Zeit nicht über die visuellen Eindrücke, die ein Spurlos während des Sandsturms bspw. vermittelte. In der Summe spielt Angel of Mine praktisch nur in Innenräumen und bietet kaum visuelle Abwechslung. Sehr wohl aber liefert Farrant eine finale Wendung, die zwar nicht sonderlich überraschend kommt, aber dafür umso mehr Fragen aufwirft – auch eine Art und Weise, nach dem Film noch Anlass zur Diskussion zu geben.

Bild- und Tonqualität

Angel of Mine wurde digital gefilmt und hat ein ziemlich sauberes Bild ohne große Unruhen oder Körnung – selbst in den dunklen Szenen bleibt es ziemlich kontrolliert und sauber. Farben arbeiten auf einem natürlichen, nicht allzu satten Niveau. Hauttöne wirken bisweilen etwas blass. Die Schärfe in Close-ups ist allerdings wirklich gut und offenbart praktisch alle Gesichts-Unebenheiten. Der Kontrast ist gut, leidet aber etwas unter sehr hellen Tageslichtszenen und einem teilweise leicht matten Schwarzwert.
Beim Ton arbeiten die beiden dts-HD-Master-Spuren sauber und rauschfrei. Die Konzentration des an Action sehr armen Films liegt auf der Front und damit auf dem Center. Der präsentiert die Stimmen gut verständlich und akzentuiert. Räumlich wird das Geschehen nur selten. Dezente Naturgeräusche gibt’s in Form von zwitschernden Vögeln und etwas Straßenlärm.

Bonusmaterial

Im Bonusbereich von Angel of Mine ist nur der Trailer zum Film zu finden.

Fazit

Angel of Mine ist gut gespielt und rückt zwei starke Frauenrollen in den Fokus. Die werden von Noomi Rapace und Yvonne Strahovski mit Inbrunst bis zum exzessiven Finale gespielt – wenngleich der Film sich bis dahin ziemlich viel Zeit nimmt und auch nicht ohne Längen auskommt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: AUS 2019
Regie: Kim Farrant
Darsteller: Noomi Rapace, Yvonne Strahovski, Luke Evans, Rebecca Bower, Finn Little, Annika Whiteley
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo)

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