Ant-Man

Blu-ray Review

Ant-Man Blu-ray Review Cover
Walt Disney© Company, seit 03.12.2015

OT: Ant-Man

 


Miniaturheld

Ein neuer Superhero erblickt das Licht der Filmwelt.

Inhalt

Hank Pym hat seinerzeit die Pym-Formel erfunden, mit der man Materie (sogar organische) schrumpfen kann. Doch die Tatsache, dass seine Geschäftspartern (unter ihnen Howard Stark) sie für militärische Zwecke einsetzen wollten, hat den pazifistischen Wissenschaftler zum Rückzug bewogen. 25 Jahre später wird er vom affektierten Kontrahenten Cross eingeladen, dabei zuzusehen, wie der seinen revolutionären Yellowjacket präsentiert. Einen Anzug, der seinen Träger bedarfsgerecht in der Körpergröße anpassen kann. Cross will diese Erfindung entsprechend dem Militär zur Verfügung stellen, damit eine Armee von Yellowjackets für präventives Wohl und „Frieden“ auf Erden sorgen kann. Pym ist entsetzt und kann nur auf eine Art und Weise verhindern, dass der gelbe Kampfanzug in die falschen Hände gerät: Er muss ihn stehlen. Doch dafür braucht er nicht nur einen versierten Dieb, sondern vor allem seine eigene Schrumpfungstechnik. Denn der Yellowjacket wird dermaßen gut bewacht, dass nur ein Mensch in Ameisengröße zu ihm vordringen könnte. Wie gut, dass Superdieb Scott Lang gerade aus dem Knast gekommen ist und einen Job sucht. Noch besser, dass Hank mit Tochter Hope ein aufmerksames Ohr in Cross‘ Firma eingeschleust hat. Zu dritt wird man versuchen, den unmöglichen Bruch möglich zu machen …

Während die bisherigen Marvel-Kino-Figuren langsam und allmählich unter dem Phänomen der Übersättiung leiden, was im zweiten Avengers-Abenteuer leider schmerzlich fühlbar wurde, brachten nicht nur die Guardians of the Galaxy frischen Schwung ins Film-Universum der Comic-Schmiede, sondern nun vor allem Ant-Man. Dabei muss man zuerst einmal ein wenig Aufklärung betreiben, denn während Spider-Man oder Hulk hierzulande durchaus bekannt sind und ein Charakter wie Iron Man es schnell wurde, weiß man über den Ameisenmann in europäischen Gefilden nur wenig. Dabei ist Hank Pym tatsächlich ein Gründungsmitglied der Avengers und einer der ursprünglichsten Figuren aus dem Marvel-Universum. Die Idee, Ant-Man auf die große Leinwand zu bringen, besteht in der Tat schon lange, scheiterte bisher aber auch an den technischen Möglichkeiten. Immerhin musste hier glaubhaft vermittelt werden, dass sich ein Schauspieler mit einem Heer an Ameisen gegen einen Bösewicht zur Wehr setzt und sich in einer Welt bewegt, die für ihn riesig ist, für den Zuschauer aber lediglich Miniaturgröße hat. Was Ant-Man aber neben seiner ungewöhnlichen Optik besonders macht, ist der etwas andere Ton des Films. Im Gegensatz zu Guardians of the Galaxy, der thematisch ebenfalls eine Sonderstellung im Marvel-Filmuniversum einnimmt, ist die Geschichte hier fest in der Gegenwart und Realität verankert und nicht in einer fantastischen Zukunfts-Parallelwelt. Noch dazu geht es in Ant-Man nicht zwingend um die Rettung der Welt, wie es sonst bei den Avengers so übliche ist. Es mischen sich vielmehr starke Heist-Sequenzen in das Geschehen, die den Film manchmal wie einen modern designten Rififi wirken lassen. Immerhin geht es um zwei Einbrüche, die wohlgeplant sein wollen und rasant in die Tat umgesetzt werden. Mit den Wächtern der Galaxy hat der Ameisenmann-Film allerdings dennoch eins gemein – und zwar seinen lockeren und humorvollen Ton. Viel mehr noch als bei den Kollegen aus dem bisherigen Avengers-Kreis, die meist nur über sarkastische Einzeiler Witz versprühen, ist Paul Rudd als Scott Lang durchsetzt von einem jederzeit toll getimten Mix aus kindlich-naivem und gewitzem Humor. Ohnehin ist Rudd, den man bisher vor allem aus oberflächlichen Komödien (Das ist das Ende, Immer Ärger mit 40) kennt, die perfekte Besetzung, weil man ihm den Helden zunächst genauso wenig abnimmt, wie er es sich selbst. Jeder ach so coole angesagte Star Mitte 30 wäre hier vollkommen deplatziert gewesen – nicht wahr, Ryan Reynolds?

Zwar dauert es ungefähr zwanzig Minuten, bis die Geschichte etwas in Fahrt kommt und mit Luis‘ Schilderungen über den möglichen Coup einen ersten großartigen Wort-Bild-Höhepunkt erreicht, doch von da an gibt’s kein Halten und keine Hänger mehr. Wenn Scott dann nach einer halben Stunde das erste Mal ins Reich der Riesen abtaucht, sind die optischen Einfälle nicht nur großartig umgesetzt, sondern auch höchst spaßig. Geradezu großartig und für Vinylfans eine analoge Sternstunde innerhalb eines digitalen Tricks: Scotts Klammern an die Rillen der LP, die auf dem Plattendreher rotiert. Und so setzen sich die optischen Glanzlichter in Ant-Man immer weiter fort, ohne dabei je in die Falle des pompösen Klotzens der Marvel-Geschwister zu tappen. Es ist schon ein wenig erheiternd, dass gerade die Reduktion auf ein kreatives Miniaturszenario in den Actionszenen neuen Schwung ins Universum der Comic-Verfilmungen bringt, während der Bombast der Avengers zuletzt eher Ermüdungserscheinungen aufwies. Jede einzelne der rasant in Szene gesetzten Mikrokosmos-Sequenzen übertrifft die vorherige und wer dachte, das Surfen auf einem Floss aus Ameisen durch die Wasserkanalisation wäre schon nicht mehr zu übertreffen, der warte auf die direkte Auseinandersetzung zwischen Scott und Darren im Inneren eines Aktenkoffers: Die irrwitzigen Einfälle während des Kampfes zwischen den beiden in ihrem Ant-Man- bzw. Yellowjacket-Anzug liefern so viel fürs Auge, dass man sich gar nicht sattsehen kann. Was Ant-Man ebenfalls von seinen Superhelden-Filmbrüdern unterscheidet, ist seine Filmmusik: Nicht unbedingt streng verbunden aber doch deutlich motiviert von den Filmscores diverser Heist-Klassiker darf hier auch mal soulig gejammt werden – natürlich bleibt aber auch das heroische Element – immerhin bleiben wir im Superheldengenre. Apropos Superhelden: Natürlich muss man auch hier wieder (ganz) bis zum Schluss dranbleiben, um zu wissen, wer 2018 an Ant-Mans Seite kämpfen wird. Ob Michael Douglas dann noch einmal dabei sein wird, ist noch ungewisse. Schön dennoch, dass er hier seinen ersten Auftritt im Superheldengenre hat und da er mit Rudd gut harmoniert und Evangeline Lilly als Hope glänzend dazu passt, darf man auch schauspielerisch von Ant-Man begeistert sein. Selbst die Sidekicks sind mal nicht nervig, sondern wirklich witzig. Michael Peña als Luis und seine drei Mitstreiter haben diverse richtig gute Szenen und dürfen ebenfalls gerne wieder in der Fortsetzung auftauchen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Ant-Man punktet mit satten Kontrasten sowie einer absolut hohen Laufruhe und nahezu perfekter Full-HD-Auflösung. Die Schärfe ist bis in die Tiefe hinein großartig und die Farbgebung gefällt durch ihre warme Filterung. Es gibt in der Tat kaum Kritikpunkte, wenn man mal von hin und wieder etwas zu hellen Bereichen auf Gesichtern absieht. Dafür hat man zuletzt selten so ein sattes Schwarz gesehen, das einzelne Kleidungsstücke oder Hopes Topfhaarschnitt (was hat man sich nur dabei gedacht?) absolut knackig präsentiert.
Akustisch hat Ant-Man gegenüber Terminator: Genisys schon mal die Nase vorn, denn der jüngste Marvel-Spross liefert nach Walt-Disney-Manier einen deutschen dts-HD-High-Resolution-Ton. Der ist zwar auf 2.0Mbps reduziert und damit nicht vollommen unkomprimiert gegenüber dem mit variabler Bitrate laufenden englischen dts-HD-Master-Sound, der schon mal auf 5Mbps hochschnellt, doch auch die hiesige Tonfassung ist richtig gut geworden. Fangen wir aber mit der Kritik an: Die Stimmen der Synchronfassung könnte etwas voluminöser und raumfüllender sein. Mehr Kritik gibt’s allerdings nicht. Vielmehr Lob in (fast) allen Belangen. Vor allem die Effekthäufigkeit und Direktionalität sind absolut herausragend. Jedes Mal, wenn Lang auf Miniaturgröße schrumpft, wird das von zahlreichen Sounds begleitet und die Ameisen wuseln tausendfach auf den Speakern rundherum. Wo bei anderen Actionfilmen die Helikopter kreisen, ist’s hier ein fliegendes Insekt, das wie ein Hubschrauber über den Köpfen flappt (kritisieren könnte man höchstens, dass der Sound etwas einfallslos aus dem Standard-Repertoir für Rotor-Fluggeräte zu kommen scheint 37’19). Das ändert sich jedoch im Verlaufe der zahlreichen Flugameisenszenen und es gesellen sich tierischere Geräusche dazu. Die finalen Auseinandersetzungen zwischen Yellowjacket und Ant-Man, sowie dessen Übergang in den subatomaren Raum sind dann auch akustisch die Glanzlichter mit hoher Dynamik und beinahe permanenter Effektbefeuerung aus allen Kanälen.

3D-Effekt

Da mir vom Verleih nur die 2D-Blu-ray zur Verfügung gestellt wurde, muss an dieser Stelle die Bewertung des 3D-Effekts entfallen. Erkennbar ist allerdings, dass gerade auf die Staubeffekte in der Mikrowelt Wert gelegt wurde. Das kann nett anzusehen sein, kann aber aufgrund deutlicher Vordergrundplatzierungen auch anstrengend wirken.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Ant-Man rekrutiert sich aus dem Audiokommentar mit Regisseur Reed und Hauptdarsteller Rudd. Dazu kommen insgesamt acht zusätzliche und erweiterte Szenen, wahlweise ebenfalls kommentiert von Reed und Rudd. Knapp dreieinhalb Minuten Gags vom Dreh stellen Patzer und Improvisationen heraus. Besonders witzig: Ant-Mans Reminiszens an Taxi Driver. Kern der Extras aber sind die drei Featurettes. Das Making-of „Ein Held in Ameisengröße“ läuft knapp eine Viertelstunde und schildert kurz die Geschichte, zeigt ein paar Details von spezifischen Drehorten, klärt über den Ant-Man-Anzug auf und gibt kurze Einblicke in das Motion-Capturing für die Miniaturszenen. Diese werden dann noch mal expliziter in den acht Minuten beleuchtet, die unter dem Namen „Makro-Dreharbeiten“ zu finden sind. Erstaunlich und atemberaubend ist es zu sehen, wie man wochenlang Details von Rohren, Fugen, Geldautomaten etc. filmte, um diese dann als Hintergründe einsetzen zu können. „WHIH Nachrichten“ sammelt Fake-Nachrichten, um die Geschichte Langs als vermeindlichem Verbrecher nachzuzeichnen.

Fazit

Trotz verhältnismäßig schwachem Kinoergebnis: Ant-Man ist der beste Marvel-Beitrag seit dem ersten Avengers und bietet im wortwörtlich reduzierten Szenario Actionszenen, die ihresgleichen suchen. Optisch und aus humoristischer Sicht ist dieser „neue“ Held im Kosmos der Marvel-Verfilmungen eine willkommene Abwechslung zu den ebenso etablierten wie blasierten Kollegen, die sich um Iron Man und Captain America scharen. Disney jedenfalls ist überzeugt von der Zugkraft des Ameisenman und hat die Fortsetzung für 2018 fest eingeplant. Zuvor hat Scott Lang als Ant-Man allerdings noch einen Gastauftritt im nächsten Abenteuer von Captain America, The First Avenger: Civil War.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 85%

Anbieter: Walt Disney Company
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Peyton Reed
Darsteller: Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Corey Stoll, Michael Peña, Bobby Cannavale, T.I., Judy Greer, Wood Harris, David Dastmalchian, John Slattery, Hayley Atwell
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts HD HR 5.1: de, fr
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 117
Codec: AVC
FSK: 12

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