Auferstanden – Risen

Blu-ray Review

Auferstanden - Risen Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, seit 21.07.2016

OT: Risen

 


Gesinnungswechsel

Ein Bibelfilm, der mal nicht dogmatisch unterwegs ist.

Inhalt

Clavius ist Tribun unter Pontius Pilatus und versucht in dem ihm zugeteilten Bereich Ordnung in das „Chaos“ zu bringen, das das gemeine Volk mit ihren Aufständen für Freiheit entfacht – natürlich (und nicht nur notfalls) mit Gewalt. Aus römischer Sicht fordern die Judäer den Kaiser immer wieder heraus. Neuerdings sprechen alle vom neuen Messiahs und um diesem Kult ein Ende zu bereiten, hat Pilatus in der Stadt einen Nazarener kreuzigen lassen. Den darf Clavius nun töten, bevor er am Kreuze verhungert. Begraben wird er kurz darauf, was der Tribun ebenfalls bewacht. Doch die jüdischen Geistlichen befürchten, die Unruhe könnte noch größer werden, denn man spricht davon, dass der Nazarener wieder auferstehen wird. Clavius, der des Tötens langsam müde ist, soll das Grab deshalb überprüfen und versiegeln. Dennoch ist die Leiche nach drei Tagen verschwunden und der Tribun hat ein Problem. Um sich zu rehabilitieren, soll er jeden Jünger des Gekreuzigten töten und den Leichnam finden. Doch diese Aufgabe wird ihn und seinen Gehilfen Lucius an den Rand des Verstandes und Glaubens bringen …

Die Geschichte um die Auferstehung Jesus‘ wurde bisher noch nicht zum zentralen Element eines Films gemacht, weshalb sich die Produzentenbrüder Patrick und Paul Aiello genau dies zum Ziel setzten. Glücklicherweise hält sich ihr Film im Gegensatz zu Gibsons Passion Christi in Sachen Gewalt und subjektiver Emotionalisierung dem Zuschauer gegenüber zurück. Außerdem baut sich die Geschichte hier eher wie ein Thriller auf, dessen Kern, die Suche nach dem toten Jeshua, nach und nach mit Glaubensfragen angereichert wird. Diese wirken aber zu keiner Zeit dogmatisch oder indoktrinierend. Regisseur Kevin Reynolds (Waterworld) unterlässt es, seinen Auferstanden zu einem zeigefingerwedelnden Mahnmal des Christentums zu machen und konzentriert sich auf seinen Protagonisten. Der darf dann durchaus irgendwann an seinen Überzeugungen und seinem eigenen Glauben zweifeln, tut dies aber zunächst nachvollziehbar und differenziert. Joseph Fiennes, der den Tribun Clavius gibt, ist vom ersten Augenblick an der Richtige für diese Rolle. Sein gleichzeitig von Kriegen und Aufständen gezeichnetes, desillusioniertes Gesicht spricht Bände, während er ebenso offenbart, dass er sich mit einfachen Antworten nicht zufrieden gibt. Wenn Auferstanden dann nach 65 Minuten die Katze aus dem Sack lässt und Pontius Pilatus sich wundern muss, was seine Rechte Hand plötzlich tut, bleibt die Bekehrung des Publikums ebenfalls aus. Stets hält der Film so viel Abstand, dass man sich sogar als Atheist gut unterhalten fühlt und sich sein eigenes Urteil bilden kann. Reynolds tut gut daran, seine Version eben nicht so aufzuladen, wie Gibson es seinerzeit tat und die Besetzung des Jeshua trägt ebenfalls dazu bei. Nicht nur ist Cliff Curtis (Fear the Walking Dead) als Neuseeländer mit Maori-Wurzeln schon optisch nicht ganz das, was man sich erwarten würde, sind seine Handlungen und Dialoge im Film alles andere als Predigten von Erlösung, erzeugen kein schlechtes Gewissen, sollte man nicht an sie glauben. Weltoffen und tolerant, wie die ursprüngliche Lehre mal gewesen ist, präsentiert sich Auferstanden, der das mit erlesenen Bildern von Kameramann Lorenzo Senatore unterstreicht. Man kann es natürlich auch als brav und konservativ, bewusst nicht polarisierend verstehen und sich darüber aufregen, dass Clavius allzu schnell seine Rationalität gegen den Glauben an die Auferstehung tauscht. Man kann Auferstanden außerdem durchaus Missionarstum unterstellen, wenn man bedenkt, dass der römische Tribun als Identifikationsfigur für den Zuschauer dient. Das ist am Ende aber je nach Betrachtungswinkel sehr subjektiv. Was man Reynolds Film aber sicherlich vorwerfen kann, ist, dass er arg naiv beschreibt, wie glücklich, lieb und freundlich alle sind, wie einfach die Wunder geschehen und wie undramatisch das alles wirkt. Gerade in der letzten halben Stunde wäre etwas mehr Differenziertheit, etwas mehr Grau im schwarz/weiß durchaus wünschenswert gewesen.

Bild- und Tonqualität

Für einen Sandalenfilm ist das Bild von Auferstanden erstaunlich reduziert in den Farben. Die roten Gewänder der Römer hätte man kräftiger und satter vermutet, oft wirken sie aber eher etwas ausgewaschen und matt. Die Gesichter weisen teilweise den Hang zum Sonnenbrand auf, was ein wenig an der warmen Filterung (und vielleicht auch der sonnigen Drehumgebung) liegt. Gerade in gut ausgeleuchteten Außenaufnahmen hat Clavius schon mal ein etwas arg rotbraunes Antlitz. Die Bildruhe ist hervorragend und selbst Szenen, die nach vollständigem Sonnenuntergang spielen, sind sehr gut durchzeichnet, klar konturiert und frei von üblem Rauschen oder grobem Korn. Während der großen Totalen ist die Detailtiefe gut, leidet nur ein wenig unter dem jeweiligen Sonnenstand, der dafür sorgt, dass zur Mittagszeit nur wenig Kontrast möglich ist (74’40). In Nahaufnahmen gerät die Schärfe so gut, dass man jedes Barthaar von Clavius einzeln zählen und seine Staubfältchen um die Augen erkennen kann. Der Kontrastumfang selbst liegt im guten, wenngleich nicht perfekten Bereich.
Akustisch fällt in Auferstanden zunächst die lebhafte und sehr weiträumige Filmmusik auf, in deren klassische Klänge sich auch orientalische Töne eingliedern. Die darauf folgende Eingangsschlacht präsentiert sich wuchtig und mit immens vielen direktionalen Effekten – ob das abgeworfene Speere sind oder Schwerter, die aufeinanderklirren. Auch die späteren Elemente, in denen römische Soldaten die Verfolgung aufnehmen, gelingen sehr räumlich und mit guter Unterstützung durch den Tieftonkanal. Stimmen kommen mit mustergültiger Präsenz aus dem Center – egal, ob es um die hervorragende deutsche Synchro oder um die noch etwas wärmer anzuhörende Originalspur geht.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Auferstanden wartet ein Audiokommentar der beiden Produzenten Patrick und Paul Aiello. Dazu kommen fünf entfernte Szenen und insgesamt vier Featurettes. Das Making-of, das knapp elf Minuten Spielzeit aufweist, gibt eine kurze Zusammenfassung des Films, lässt Schauspieler und Regisseur sowie die Produzenten zu Wort kommen und erzählen, wie es zum Film kam. „Creating A.D. Jerusalem“ kümmert sich dem Namen entsprechend um das Produktionsdesign und die schiere Größe der Schauplätze. In „The Battle of the Zealots Deconstructed“ wird die epische Schlacht, die den Film einleitet, betrachtet und beschrieben, wie man sie realisierte. „From Script to Screen“ betont die außergewöhnliche Herangehensweise an den Film, der sich erstmals auf die Auferstehung und das damit verbundene Chaos der Reaktionen konzentrierte.

Fazit

Auferstanden ist vielleicht einer der mildestens und zahmsten Filme über die spirituelle Lehre von Jesus Christus. Dafür wartet er mit überzeugenden Darstellern auf und wedelt dankenswerterweise nicht mit dem erhobenen Zeigefinger.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Kevin Reynolds
Darsteller: Joseph Fiennes, Tom Felton, Peter Firth, Cliff Curtis, María Botto
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 108
Codec: AVC
FSK: 12

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