Avatar: The Way of Water [Disney+]

Disney Plus Review

Disney+, 07.06.2023

OT: Avatar: The Way of Water

 


Toruk Makto

13 Jahre nach Avatar kommt die Fortsetzung des erfolgreichsten Films aller Zeiten.

Inhalt

Neytiri und Sully sind immer noch ein Paar    Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Über zehn Jahre ist es her, dass die Na’vi mit ihrem menschlichen Freund Jake Sully die Invasion der RDA auf Pandora abwenden konnten. Sully lebt mittlerweile als Häuptling des Omatikaya-Clans unter den Na’vi und hat mit Neytiri fünf (Adoptiv)Kinder. Es könnte friedlich zugehen, wenn nicht plötzlich die RDA erneut auftauchen würde. Da die Erde im Sterben liegt, will man Pandora kolonialisieren und bedient sich dabei den sogenannten Rekombinanten – geklonte Na’vi-Avatare, denen die Erinnerungen menschlicher Soldaten eingepflanzt wurden. Ihr Anführer ist kein Geringer als der getötete Miles Quaritch. Die Kämpfe rund um die Welt der Na’vi dauern an und irgendwann gelingt es Quaritch‘ Rekombinant, die Kinder von Sully und Neytiri zu entführen. Sully kann alle bis auf Spider wieder befreien. Und Spider ist ein ganz besonderer Junge, denn er ist der auf Pandora geborene menschliche Sohn von Quaritch. Für Jake und seine Familie könnte das zur Gefahr werden, denn sollte Quaritch Spider auf seine Seite ziehen, wüsste der leibliche Vater auch bald den Aufenthaltsort seines Erzfeindes …

Kiri und ihre Mutter, Dr. Grace Augustine   Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Man kann von James Cameron halten, was man will. Man kann seine Filme mögen oder sie belanglos finden. Was man aber nicht kann, ist, ihm abzusprechen, dass er gleich mehrfach eine Art Nerv beim Publikum trifft. Gerade einmal neun „echte“ abendfüllende Spielfilme hat der Regisseur auf seiner Vita. Und (ausgenommen vielleicht Piranha II) sind sie allesamt zu Legenden geworden. Angefangen bei Terminator, rüber zu Aliens und The Abyss bis zu Terminator 2True Lies und Titanic und letztlich den beiden Avatar-Filmen. Insgesamt stehen 8,7 Mrd. Dollar (in Worten: Achtkommasiebenmilliarden) alleine durch diese acht Filme auf dem Einspielkonto. Das sind im Schnitt mehr als eine Mrd. Dollar pro Film. Eine unglaubliche Summe, die man eigentlich nur noch als Phänomen anerkennen kann. Wiederholbar scheint das aus heutiger Sicht jedenfalls von niemand anderem mehr. Man könnte ihm natürlich vorwerfen, dass er (ausgenommen Titanic) stets im sicheren Fahrwasser des SciFi-/Action-Films geblieben ist, seine Komfortzone also eigentlich nur einmal wirklich verlassen hat. Aber warum sollte man das tun, wenn doch alles, was er angefasst hat, zu Gold geworden ist. Und selbst wenn mal ein Film nicht überperformt hat (Abyss), so hat er in der Folge doch eine unglaublich große Anhängerschaft gewonnen (die im Übrigen schon ewig auf eine zeitgemäße physische Heimkinoauswertung wartet).

Quaritch ist auch als Na’vi ein fieser Kerl    Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Nach Avatar war relativ früh klar, dass der Regisseur Ideen für eine ganze Reihe von Fortsetzungen in der Schublade hatte. Sogar schon Jahre vor dem Start des Erstlings sprach Cameron von einer Trilogie, die er gerne verwirklichen würde. Mittlerweile scheint gesichert, dass es insgesamt fünf Filme sein sollen. Avatar: The Way of Water bildet nun den Anfang der Fortsetzungen. Nach einigen, auch Covid-19 bedingten Verschiebungen, erschien der Film kurz vor Weihnachten 2022 und man munkelte, ob der Erfolg des Vorgängers nach so langer Zeit wiederholbar sein würde – immerhin waren 13 Jahre seit Avatar vergangen. Doch, wie oben erwähnt: Man kann Cameron nur Respekt zollen und gratulieren. Auch wenn die Fortsetzung nicht ganz den Anschluss ans Original schaffte und auch Avengers: Endgame nicht überholen konnte, so sind 2,32 Mrd. Dollar Einspiel durchaus halbwegs zufriedenstellend.
Jetzt war es bei Avatar schon so, dass sich das Publikum in zwei Lager teilte. Jene, die sich völlig in der (virtuellen) Welt verlieren konnten, sich vom 3D-Effekt mitreißen ließen und zweieinhalb Stunden perfekte Unterhaltung genossen. Und jene, die (teils aus Prinzip, teils aus Überzeugung) dem Hype nicht folgten und Cameron Ideenklau bei zahlreichen Vorbildern vorwarfen. Man hörte und las nicht nur einmal, dass es doch „bloß eine blaue Pocahontas-Version“ mit White-Savior-Syndrom wäre, die klischeehaft Raubbau-Eigenschaften der Menschen kritisierte und mit allzu simpler Ökobotschaft daherkam. Ob Cameron sich diese Kritiken zu Herzen nahm? Abseits vom Inhaltlichen sollte Avatar: The Way of Water natürlich wieder mit bahnbrechender Technik aufwarten. Dass erneut in 3D gedreht würde, war klar. Dass der Film noch weit mehr in der virtuellen Welt (und damit per Motion Capturing realisiert) spielen würde, schien logisch. Doch ein Hauptgrund für die lange Produktionszeit der Fortsetzung war Camerons Ambition, die Unterwasseraufnahmen (und von denen gibt’s reichlich) ebenfalls im Motion Capturing Verfahren zu realisieren. Etwas, das bisher noch nicht gemacht wurde und wofür Kameras und Technik erst einmal aufgerüstet werden mussten. Wenn aber Motion Capturing unter Wasser performt werden sollte, dann musste auch unter Wasser gedreht werden. Und zwar mit den echten Darstellern hinter der blauen CGI-Maske. Kein Wunder, dass man schon im Vorfeld von einem neuen Tauchrekord während eines Filmdrehs erfuhr. Hatte Tom Cruise diesen bisher noch für die Szene in Mission: Impossible – Rogue Nation gehalten (knapp sechs Minuten), überbot ihn nun Kate Winslet (in ihrer Rolle als Ronal) mit sage und schreibe sieben Minuten und 15 Sekunden (manche schrieben sogar von 7:45) – Zeiten, die sonst nur wenige professionelle Freitaucher schaffen.

Ronal und Tonowari gewähren Sully und seiner Familie zähneknirschend Unterschlupf      Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Der Lohn für diesen Aufwand sind absolut spektakuläre Bilder. Wirklich spektakuläre Bilder. Was The Way of Water uns nach etwa einer Stunde erstmalig zeigt, ist eine ganz neue Welt. Eine, die ebenso farbig und bunt strahlt wie die Wälder Pandoras und eine, die Wesen beherbergt, die einerseits furchterregend und andererseits wunderschön sind. Das sind die Momente, in denen man wirklich (und im wahrsten Sinne des Wortes) in den Film eintauchen kann. Man wähnt sich im nächsten Tauchurlaub auf den Malediven und wünscht sich diese fantastischen Riffe in der Realität. Abgesehen von dieser visuellen Opulenz und Schönheit, macht die Geschichte zunächst eine Menge Fässer auf. So viele Fässer, dass man schnell den Überblick darüber zu verlieren droht. Was Cameron hier an Motiven integriert, reicht ansonsten auch mal für fünf Filme. Von Vertrauen, Liebe und Familie über Verantwortung, Coming of Age, Respekt für die Natur bis hin zu Rache, Gier und Macht. Das wirkt – gerade zu Beginn – überfrachtet. Doch der Film nimmt sich dafür Zeit und je länger er andauert, desto tiefer dringt man in die Motive ein. Und das kann Cameron eben auch besser als (fast) jeder andere Unterhaltungsfilm-Regisseur. Man fiebert gerade bei den Coming-of-Age-Szenen der Sprösslinge immer wieder mit und kann sogar die Flirts zwischen den Heranwachsenden nachempfinden. Doch The Way of Water stolpert eben auch (erneut) über fragwürdige Uraltprobleme. Nutzte der Vorgänger ungeniert das antiquierte White-Savior-Motiv, nach welchem es eines Menschen bedurfte, um die in sich uneinigen und unentschlossenen Na’vi zu einen und zum Sieg zu führen, bleibt die Fortsetzung in einigen Punkten genauso altbacken bis konservativ-traditionell. Da dürfen die Männer auf keinen Fall Schwäche zeigen, sind zum Krieg führen da und müssen den Kids (vor allem den Jungens) entsprechende Härte beibringen. Sully lässt sich von seinen beiden Söhnen mit „Ja, Sir“ anreden und faselt was von „das ist mein Job“ auf Neytiris Vorwurf, dass er zu hart zu ihnen wäre – war er da nicht im ersten Teil schon weiter? Um es komplett zu machen, dürfen die Frauen den Job der Familiemütter übernehmen und sind für die emotionale Komponente verantwortlich – so weit, so konservativ. Da passt es, dass sich die Jungs um die Gunst von Mädchen prügeln. Inhaltlich schiebt Cameron den Na’vi zwar schon seit dem ersten Film die Rolle des friedlichen und „weisen“ Naturvolks zu. Doch innerhalb ihres Stammes sind die Strukturen alles andere als fortschrittlich. Und im zweiten Teil kommt noch die Unlogik hinzu, dass das neu hinzugekommene Metkayinavolk zunächst als kompromisslos pazifistisch dargestellt wird, gleichzeitig aber die Neuankömmlinge auf fast rassistische Art und Weise mobbt. So weise und moralisch hoch entwickelt scheinen diese Naturwesen dann doch nicht zu sein, wenn man andere aufgrund der Schwanzgröße (sorry, aber so passiert’s im Film) oder der dünnen Arme hänselt. Man stelle sich für den Moment vor, dass die Na’vi nicht industriell so unterentwickelt wären und schon taucht die Frage auf, ob sie so viel besser wären als die Menschen selbst. Zumal auch das Riffvolk bald nichts mehr von seinem Pazifismus (den es im Falle eines ausgestoßenen Wales noch so drastisch verfolgt hatte) wissen will, als die Bedrohung der Menschen am Horizont auftaucht und alle aufgepeitscht zu den Waffen greifen.

Sully probiert sich am Wellenreiten   Photo courtesy of 20th Century Studios. ©2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Strukturell und erzählerisch macht Avatar: The Way of Water hingegen einiges richtig. Der Kniff, nach der Ankunft der Himmelsmenschen erst einmal ein Jahr verstreichen zu lassen, mag zunächst seltsam wirken, eröffnet aber die Möglichkeit, die Konflikte zwischen den Na’vi und den Menschen mit weltlichen Bezügen zu gestalten. So wirken die vereinzelten Angriffe der Na’vi wie Guerilla-Maßnahmen – schmerzhafte Nadelstiche gegen einen ansonsten technologisch und militärisch übermächtigen Gegner. Was zudem einen gewissen Reiz ausmacht, ist das Verhältnis zwischen Miles und Sprössling Spider. Quaritch ist auch zu Beginn des zweiten Teils und im Na’vi-Kostüm der absolute Kriegstreiber. Für ihn ist die zweite Ankunft auf Pandora auch eher Grund, eine persönliche Rechnung zu begleichen (wofür ihn seine Vorgesetzten im Sinne eines größeren Ziels eigentlich irgendwann maßregeln müssten). Gleichzeitig ist Spider zunächst ein widerspenstiger Gefangener. Geprägt durch das Aufwachsen mit den Na’vi und so gar nicht gewillt, die Rolle eines Sohnes anzunehmen. Doch mit der Zeit entwickeln sich in dieser Beziehung Dynamiken, die für beide Charaktere starke Veränderungen bringen.
Stark verändert ist leider auch die Wichtigkeit von Neytiri. War sie im ersten Teil zentrale Figur und strenggenommen wichtiger als Sully, wird sie in der Fortsetzung dermaßen stiefmütterlich behandelt und ins Abseits gestellt, dass man darüber nur verärgert sein kann. Klar ist, dass sich der Fokus vermutlich auch in den weiteren Fortsetzungen auf die Kinder verschieben wird. Warum aber in The Way of Water zwar Sully weiterhin eine große Hauptfigur bleibt, man Neytiri aber fast völlig aufs Abstellgleis schiebt, muss man nicht verstehen. Ebenso wenig, dass mit Cameron hin und wieder die Pferde durchgehen. Wenn nach knapp zweieinhalb Stunden ein abgetrennter Arm durch die Luft fliegt, ist das tricktechnisch nur semiüberzeugend und passt vom Ton her nur bedingt zum Film. Was am Ende bleibt, ist ein dreistündiges, extrem opulentes und optisch mehr als faszinierendes Kriegsepos, das Familienwerte hochhält, mitunter aber ärgerlich schlampig mit den Figuren umgeht

Bild- und Tonqualität

Tuk entdeckt die Wasserwelt    Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Avatar: The Way of Water basiert auf vollständig digitalen Aufnahmen, die Cameron mit modifizierten Sony CineAlta Venice Rialtos realisierte. Natürlich ist das Ganze dieses Mal (im Gegensatz zum Vorgänger) durchgängig 4K basiert, sodass der 4K-Stream native Auflösung bietet. Typisch für Disney+ ist die Tatsache, dass der Stream in Dolby Vision ausgeliefert wird, während die Disk lediglich in HDR10 gemastert sein wird. Es beginnt mit einer ziemlich schwierigen Sequenz, in der die Kamera durch nebelartige Strukturen fliegt. Und es setzt direkt einmal ganz dezente Banding-Artefakte. Selbige tauchen dann auch noch mal bei 6’20 auf und ist immer dann ganz leicht zu erkennen, wenn schwierige Helligkeitsverläufe zu absolvieren sind – und davon gibt’s tatsächlich immer mal wieder welche. Davon ab gibt’s nur wenig zu meckern. Hier und da gibt’s mal ganz leicht rauschige Momente und auf den Gesichtern der Na’vi lässt sich in Bewegungen doch nicht ganz vermeiden, dass es mal etwas artefaktet, doch das sind eher Ausnahmen. Kommen wir zu dem, was toll aussieht, denn das ist nahezu alles andere. Vor allem Farben sind wirklich fantastisch. Man mag sich an der Welt von Pandora überhaupt nicht sattsehen. Und das betrifft wirklich alle Farben. Vom Blau der Na’vi selbst über die grünen Bäume bis hin zu den gesammelten Farben, die immer wieder in der Natur oder später im Wasser zu sehen sind. Fast fluoreszierend wirken die Farben mitunter und der HDR-Stream liefert das wirklich prächtig ab. Fantastisch und absolut referenzwürdig (auch für einen Stream) sind die Szenen im All. Nach gut 15’40 sieht man Farbkontraste, die bisher nur selten im Heimkino zu erspähen waren. Dazu gesellt sich eine phänomenale Schärfe, die Einzelteile von Satelliten unglaublich gut aufgelöst abbilden. Die Hautoberfläche der Na’vi bleibt durchgängig etwas softer, was aber dem Look des Vorgängers entspricht. Sieht man Realschauspieler in Close-ups, sind diese meist knackscharf. Hier und da könnte das Bild etwas weniger hell sein, was sich in ganz leicht überstrahlenden hellen Oberflächen offenbart.

Spider wuchs unter den Na’vi auf    Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Beim Zugriff auf Avatar: The Way of Water über die LG-TV-App und auch über die entsprechende D+-App des Apple TV gab es zum Start des Films lediglich Dolby Digital für beide Sprachen – nicht einmal das üblicherweise gelieferte Dolby Digital Plus fürs Deutsche oder gar Dolby Atmos fürs Englische. Dies ist jedoch „nur“ der Fall, wenn die Disney+-App mit deutscher Sprache eingestellt ist. Geht man über das Menü in die Profil-Einstellungen und wählt dort Englisch  (US) aus, erhält man nicht nur eine ganze Reihe Sprachen mehr, sondern auch englisches Atmos. Trotzdem kommen zunächst einmal Befürchtungen und Ängste hoch, da man die komprimierten Tonspuren von Disney (und zwar auch im Original) mittlerweile sattsam kennt. Doch versuchen wir, das Ganze möglichst objektiv-neutral anzugehen. Zunächst einmal nimmt einen der Dschungel von Pandora vom ersten Moment an gefangen. Schon die Anfangsgeräusche der exotischen Tiere, die von den Speakern rundherum transportiert werden, kommen wunderbar räumlich zum Ohr und wenn nach etwas über 40 Minuten die großen Projektile in die Bäume fetzen, geht man unwillkürlich in Deckung. Sprache und Stimmen gelangen hervorragend verständlich ins Heimkino und die Musik wird ebenfalls räumlich wiedergegeben. Natürlich war die große Frage aber, wie dynamisch das Ganze würde, wenn man von den Disney-Spuren doch zuletzt vor allem komprimierten Sound gewohnt war. Nun, es darf nach etwa acht Minuten durchaus etwas Entwarnung gegeben werden, wenn das erste Mal die Erdenmenschen zu sehen sind. Geht es dann ins Kriegerische, entgleist der Zug nach etwas über 13 Minuten durchaus voluminös. Im Gegensatz zu den Marvel-Titeln der letzten Jahre ist auch der Bass verhältnismäßig kräftig. Wenn nach knapp 92 Minuten der Tulkunt ins Wasser schlägt, geht es erstaunlich weit hinab in den Frequenzkeller. In den heftigeren Actionszenen könnten zwar die Maschinengewehre noch mehr Punch haben, aber man ist hier dennoch weit entfernt von der Dynamiklosigkeit der letzten Disney-Filme. Voraussetzung ist allerdings, dass man die Lautstärke etwas anhebt, da der Stream verhältnismäßig leise eingepegelt ist. In meinem Fall waren es ca. 8-10 dB, um auf die übliche Referenzlautstärke zu kommen. Auch dann klingt Avatar: The Way of Water nicht so dermaßen brachial wie einer der jüngeren Godzillas. Aber er klingt gut und vor allem besser als befürchtet. Sehr gut ist die Differenzierung der feinen und höheren Töne – beispielsweise, wenn Wassertropfen auf die Oberfläche spritzen oder auch im Score bei 91’06.

Neytiri und Jake müssen ihre Heimat verlassen   Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Die englische Atmos-Fassung (die, wie oben beschrieben, zunächst nur abrufbar ist, wenn man die Sprache der App auf Englisch einstellt) legt von Beginn an lauter los und hat in den Actionszenen rund 5 dB mehr an Lautstärke. Sie ist aber auch noch druckvoller und kräftiger und in der Dynamik etwas besser. Tatsächlich ist auch sie besser als die vielen Atmos-Tonspuren von Marvel-Filmen der letzten Jahre. Es setzt sich fort, dass man bei Fox-Titeln nicht so grob mit der Dynamikkompression umgeht. Das war zuletzt beispielsweise auch bei Prey zu hören. Was die Heights angeht, so nutzt der Film diese von Beginn an bereits für die Filmmusik und lässt in der Anfangssequenz auch den Urwald akustisch aufleben. Man hört die exotischen Tiere von allen Seiten. Und das tut er immer dann, wenn die Szenerie in den Wald wechselt. Auch Regen fällt hörbar auf die großen Blätter der Bäume. Mitunter säuselt es aber etwas rauschig von oben und die Qualität der 3D-Sounds ist nicht ganz so gut wie bei physischen Disks. So hört man die Flugwesen zwar beeindruckend von oben, doch der Score gesellt sich dann eher verrauscht und nicht sehr gleichmäßig hinzu. Hier bleibt abzuwarten, ob die Disk die Geräusche sauberer trennt. Schön sind natürlich die Hubschrauber-Geräusche und immer wieder die Geräuschkulisse im Urwald. Auch das Gewitter bei 49’30 zerreißt beeindruckend die Luft im Heimkino. Kommt es zum Actionshowdown, werden immer wieder Geschosse auf die Heights gelegt und auch im Unterwasser-Getümmel gibt’s mal Luftblasen, sich bewegende Pflanzen oder Projektile, die akustisch an der Kamera vorbeifetzen. Zwar könnte in Summe etwas mehr von oben passieren, aber die Ergänzung in den relevanten Szenen ist gut. Wie gesagt: Es bleibt abzuwarten, ob die Atmos-Fassung der 4K UHD Blu-ray qualitativ noch besser klingt, was anzunehmen ist.

Fazit

Avatar: The Way of Water ist zweifelsohne der massenkompatible Blockbuster geworden, den sich Cameron gewünscht hat. Die Befürchtungen, 13 Jahre nach dem Vorgänger würde die Fortsetzung zum Rohrkrepierer werden, haben sich nicht bewahrheitet. Inhaltlich hätte man sich allerdings etwas mehr gewünscht als die gleiche Geschichte noch mal zu sehen – nur eben jetzt mit dem Fokus auf Familie und Kinder. Dass einige Aspekte ärgerlich geraten, wird nicht jeden stören. Und es ist auch absolut keine Schande, sich von der visuellen Opulenz berauschen zu lassen, während man den Inhalt mehr wahrnimmt, als ihn kritisch zu hinterfragen. Optisch ist die Fortsetzung ohne Zweifel ein großer Wurf. Und das bringt der Stream bis auf wenige, dezente Probleme hervorragend rüber. Die Vorfreude auf die physische Disk steigt umso mehr, da die 4K-HDR-Disk vermutlich nicht mit denselben Artefakten zu kämpfen haben wird. Akustisch hätte man sich zwar über eine deutsche Atmos-Fassung gefreut, doch die deutsche Dolby-Digital-Spur schlägt sich wacker und deutlich besser als sämtliche Marvel-Titel der letzten Jahre. Die englische Atmos-Spur legt noch mal ein Pfund drauf und klingt ebenfalls besser als alles, was Disney die letzten Jahre über produziert und totkomprimiert hat.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%

Tonqualität (dt. Fassung): 80%

Tonqualität 2D-Soundebene (Originalversion): 90%
Tonqualität 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 70%
Tonqualität 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 60%

Film: 70%

Anbieter: Disney+ / 20th Century Studios
Land/Jahr: USA 2022
Regie: James Cameron
Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldaña, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Cliff Curtis und Kate Winslet, Britain Dalton, Jamie Flatters, Trinity Jo-Li Bliss, Bailey Bass, Jack Champion
Tonformate: Dolby Digital: de, en (wenn App-Sprache auf Deutsch eingestellt) // Dolby Digital: de // Dolby Atmos: en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 193
Real 4K: Ja
HDR: HDR10, Dolby Vision
Datenrate: keine Angabe
Altersfreigabe: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter 20th Century Studios)

Trailer zu Avatar: The Way of Water

AVATAR: THE WAY OF WATER - Offizieller Trailer | 20th Century Studios


So testet Blu-ray-rezensionen.net

Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Streams, BDs und UHD-BDs bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:

Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen. Streaming-Filme werden zudem über mehrere unterschiedliche Apps Kontrolle geschaut, um etwaige deutliche Differenzen auszumachen.

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Helmut

In der Disney Plus App Einstellung kann ich nur die Streamingqualität wechseln, nicht die Grundeinstellung. Die kann ich zwar am Stick (benutze einen Firestick) generell ändern, ändert aber nichts an den verfügbaren Tonformaten. Übersehe ich da was oder liegt es daran dass ich nur Mitbenutzet der App bin?

k-ulf

*Profil bearbeiten -> App Sprache: English (US)

Helmut

Danke!

David

Avatar 1 ist jetzt auch auf 4K Dolby Vision auf Disney Plus. Wurde da was angekündigt? Habe ich gerade gesehen.

Alex

Siehe mein Kommentar (08/06/2023 18:26)

Helmut

Hallo Timo, Planst du eigentlich auch ein Review der 3D Fassung? Hab den Film nicht im Kino gesehen und tendiere bei der physischen Disc eher zur Vorbestellung der 3D Scheibe

derYodamyster

Das betrifft übrigens nicht nur Avatar sondern beispielsweise auch alle Star Wars Filme.

Mabuse

Vielen, lieben Dank für den Hinweis, mit den Spracheinstellungen auf Englisch zu gehen und dann Dolby Atmos zu bekommen. Wäre ich nie darauf gekommen. Vielen Dank Timo, dass du meinen Tag gerettet hast!!!

Last edited 10 Monate zuvor by Mabuse
Alex

Habe mir gerade den 1. Teil (und während ich tippe den 2. Teil) in DV auf D+ angesehen und muss sagen, dass ich ziemlich enttäuscht bin. Von 4K UHD Dolby Vision ist leider gar nichts zu sehen. Die Schärfe ist auf dem Niveau der BD und erst recht Dolby Vision konnte hier leider gar nichts. Überstrahlte helle Flächen, flaue Farben, flache Kontraste. Ich schaue auf einem Sony KD-85XG9505 mit der Android App von D+ und ARC in DV Dunkel oder Hell und habe außer Lokale Dimmung und XDR alles auf Aus. Das sieht bei gutem Master immer enorm gut aus.
Aus Frust habe ich dann ab der Hälfte auf DV Brilliant gestellt, dann zum Ende wieder zurück auf DV Hell. Dass etwas mit dem Stream nicht stimmt, merkt man schon daran, dass man an Verschlimmbesserungs-Reglern des TV herumschrauben kann wie man will, es ändert nichts an der Helldurchzeichnung. Die verschlechtert sich nämlich normalerweise, wenn ich beim HDR-Stream „Erw. Kontrastverstärker“ oder „Farbbrillianz“ einschalte.

Jetzt streame ich den 2. Teil und bin abermals enttäuscht. Ja, die Auflösung ist deutlich besser als bei Teil 1. Ich weiß aber wirklich nicht, weshalb alle die Kontraste und Farben so sehr loben. Beide sind auch sehr viel besser als bei Teil 1, keine Frage, aber meilenweit weg von anderen Titeln der D+ Streams. Da sehen z.B. Free Guy oder Black Widow deutlich besser kontrastiert mit schönen Spitzlichtern und guter Durchzeichnung in DV aus.
Bei Avatar 2 habe ich für ein gutes Bild nun DV Hell gewählt und XDR Hoch & Erw. Kontrastverstärker Hoch sowie Gamma auf Min.
Dolby Digital Plus bekomme ich als DEU Tonspur übrigens auch ohne in den App-Einstellungen auf Englisch zu wechseln.

Alex

„(…) gab es zum Start des Films lediglich Dolby Digital für beide Sprachen – nicht einmal das üblicherweise gelieferte Dolby Digital Plus fürs Deutsche (…)“
😉

anj159

Sehe schön sehe ich genauso so, die lichtdurchluteten Farben des Jungels sind so tief. Und jetzt bitte den Avatar 1 Stream testen , seit gestern Abend bereits in 4K HDR auf Disney+. In meinem Augen eine nochmals eine deutliche Steigerung zu 1080p BD, die damals Referenz Werte geboten hat. Die Schärfe ist noch besser als bei Avatar 2, das HDR ist sehr gelungen, es kommt kaum mehr zum überstählen, hier hat Diensney ein wunderbares 4K Master geschaffen.

LG Anj

Hans-Ingo Trompeter

Völlige Zustimmung. Der Stream von Teil 1 ist wirklich richtig gut, in Sachen Farben und HDR Kontrast ein Fest für die Augen. Wow! Manchmal wirken Details etwas überakzentuiert; in der Tat sieht Teil 2 ein weniges weicher aus. Dennoch: ein Quantensprung zur alten BD!!

Toni "O"

Hallo Timo,
danke für das wie immer spannende Review und ich freue mich auf den Vergleich mit der 4K Disc.
Nun ich finde Deine Kritik der «rückständigen» Gesellschaftsstruktur der Na’vi unpassend. Generell neigt der Westen seit jeher zur Arroganz und Missionierung. Nur die Lebensart der sogenannten «zivilisierten» Welt ist gut (Modern) und andere Kultur- und Gesellschaftsformen sind Rückständig. Gleichzeitig nennen sich alle Moralapostel so modern und tolerant… Eine reine Heuchelei. Ich fände es fairer wenn man andere Kulturen und Gesellschaftsstrukturen nicht immer so herablassend darstellen würde nur weil sie einem selber nicht in den Kram passen und sie einfach nicht versteht (verstehen will). Denn man bedenke, dass in den unterschiedlichen Entwicklungsstadien einige Strukturen viel mehr Sinn machen als andere. Besonders in Zeiten wo es ums reine überleben der Gemeinschaft geht. So haben sich solche traditionelle Familienstrukturen nicht aus böser Absicht gebildet sondern waren schlicht und einfach am effizientesten und somit überlebenswichtig. Man nennt so was eigentlich eine kluge Arbeitsaufteilung anhand der vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten. Wenn sich Gesellschaften weiterentwickeln verändern sich ihre Strukturen auch zwangsläufig doch das Tempo darin soll der jeweiligen Gesellschaft überlassen werden und nicht von Aussen auferzwungen werden. Manchmal dauert das halt ein paar Jahrtausende mehr aber das ist halt so. Und genau dieses Recht auf Selbstbestimmung wird doch hier überall so lautstark propagiert… oder gilt das nur für die eine Seite?
Doch zurück zum Film- Ich finde ich es übrigens gerade spannend und realistisch, dass es auch bei den Metkayina nicht alles Paradiesisch perfekt ist. Denn wie auch bei den Menschen gibt es bei ihnen negative Gefühle wie Neid, Vorurteile, Angst und Wut. Entscheidend ist doch am Schluss was überwiegt und welchen grundsätzlichen Weg eine Gesellschaft einschlägt
Ah ja, bei dem ständigen Geschrei von Neytiri war ich froh, dass sie nicht mehr zu sehen war! Nein im Ernst, ich hätte auch noch gerne mehr von ihr gesehen aber wie gesagt ausgewogener und nicht so hysterisch.

k-ulf

Kommt auch noch eine Review zu Teil 1?
Der ist ja jetzt bei Disney Plus auch in 4K inklusive Dolby Vision und Atmos verfügbar.

Hans-Ingo Trompeter

Oh, das ist neu. Gestern, als ich den Stream von 2 geguckt habe (stimme Timo‘s Review völlig zu), war der noch nur in HD zu streamen. Danke für den Hinweis.

k-ulf

Jepp, seit gestern Abend erst.

David

Mir hat der Film im Kino gut gefallen.

Für jedes gesagte „Bro“ würde ich jedoch einen Stern in der Bewertung abziehen. Ich weiß nicht warum, aber das hat mich ab und zu echt aus der Immersion der genial animierten Welt rausgerissen.

Warum macht man das? 😀

Hans-Ingo Trompeter

Das habe ich mich auch gefragt. Klingt nach Zeitgeist und passt nicht richtig ins Filmumfeld.

Samuel

Beim ersten “bro” war mein Gedanke, wenn jetzt ein “ digga” kommt geh ich raus aus dem Kino. Hat überhaupt nicht in den Film gepasst. Ich meine jede Generation hat seine bestimmten Bezeichnungen für Freunde, aber wenn soweit in der Zukunft immer noch Bro gesagt wird, ( vor allem im deutschen!) dann tut das schon weh.

David

Vor allem war 10 Jahre niemand „von der Erde“ da. Wie sollen die „Kids“ da den gegenwärtigen Zeitgeist auffangen können?

Mich hat es auch hart getriggert. Warum kann man sowas nicht einfach komplett neutral drehen? Das hätte wiederum niemanden (!) gestört, wenn man es einfach weggelassen hätte.

k-ulf

Ist halt Camerons plakative Art zu zeigen „Das sind ganz normale Kids“.

Helmut

Am Anfang wechselt ja die Sprache von Nav’vi Englisch bzw.Deutsch. In Wirklichkeit wird also irgendein Jugendsprech-Pendant für „Bro“ auf Nav’vi benutzt, damit erübrigen sich eigentlich Debatten, woher die Kids irdische Vokabeln haben.

David

Ich hab´s mir auch nochmal angeschaut. Du hast Recht. Macht aus dem Wort „Bro“ trotzdem kein Wort, dass ich in irgendeinem Film je vermissen würde.

David

*das

Helmut

Klar, das Nervpotential bleibt davon unbeeinflusst