Backcountry – Gnadenlose Wildnis

Blu-ray Review

Backcountry - Gnadenlose Wildnis Blu-ray Review Cover
Pandastorm/Edel, seit 10.07.2015

OT: Backcountry

 


Blackfoot Trail

Ein Pärchen im Wald, ein mysteriöser Fremder – klarer Filmverlauf, oder?

Inhalt

Jenn findet die Natur doof und kommt auch nur schlecht ohne ihr Handy aus. Aber weil ihr Freund Alex so beharrlich ist, willigt sie irgendwann ein, aus Washington City in die Wälder außerhalb der Stadt zu fahren, um dort ein paar Tage von der Hand in den Mund und von Luft, Liebe und dem Baden in frischem Seewasser zu leben. Leider hat der Nationalpark ein Wanderverbot über den Blackfoot Trail verhängt – eben jenen Track, den Alex mit Jenn wandern wollte. Doch nachdem das erste Nachtlager gefunden ist, ist der Ärger darüber verflogen – zumindest bis zum Nachmittag, als ein etwas seltsamer Fremder auftaucht, der vorgibt, so etwas wie ein Waldanimateur zu sein, ein Abenteuer-Guide für Touristen. Man beschließt gemeinsam den (Fisch)Fang von Brad (so der Name des Gasts) am Feuer zu verköstigen und bemerkt, dass der Typ sogar noch seltsamter ist, als man zuvor dachte. Sei’s drum, denn er zieht von dannen. Zwei Tage später sind die Zwei dann an ihrem Ziel, dem See – so dachte Alex, der sich eigentlich super auskennt. Dummerweise ist der See nicht da und die beiden haben sich verirrt. Selbstredend ohne Karte, die Alex überheblicherweise nicht mitgenommen hat. Nach einem handfesten Streit beschließt man, das Zelt aufzuschlagen und anderntags heimzukehren, doch Mutter Natur hat andere Pläne …

Da liest man sich den Klappentext von Backcountry durch und sieht ein Pärchen, wie es sich auf einen Outdoor-Trip vorbereitet – typisch Backwood-Redneck-Horror eben. Falsch – und zwar so richtig. Zum einen ist der Film schon zu Beginn erfrischend frei von typischen Plattitüden wie Highschool-Gelaber und Saufparty-Vorhaben, zum anderen fängt die Kamera schon während der ersten 15 Minuten die Stimmung extrem atmosphärisch ein. Allerdings legt Backcountry geschickt falsche Fährten und spielt äußerst effektiv mit den Klischees und der Erwartungshaltung der Zuschauer. Spätestens wenn mit Eric Balfour der seltsame Fremde auftaucht, nimmt man an, dass die zwei Hauptfiguren es noch mit ihm zu tun bekommen. Die Antwort darauf lassen wir an dieser Stelle mal offen …
Zwar passiert während der ersten Stunde nicht viel, doch auch das hebt sich wohltuend ab, denn der Trip wirkt so um einiges realistischer und man kann sich deutlich besser in die Situation der beiden Wanderer versetzen als in den zuvor angesprochenen Backwood-Slashern. Allerdings hält Backcountry dann eine Überraschung parat, die nach 60 Minuten brutal zuschlägt und nicht einmal den leisesten Zweifel an der Bösartigkeit seines Killers aufkommen lässt. Wir bekommen nicht nur äußerst effektive und schockierende praktische Maskeneffekte zu Gesicht (andere, von der FSK höher eingestufte Filme der letzten Wochen hatten da weniger zu bieten), sondern werden durch die suggestive Kameraführung und Inszenierung mitten ins blutige Geschehen katapultiert. Von da an packt Backcountry unbarmherzig zu und schlägt noch des Öfteren wie eine Faust in die Magengrube – und zwar bis zur letzten Sekunde, die durch ein stimmiges Schlussbild in den Abspann übergeht.
Erfrischend anders sind auch die beiden Hauptfiguren. Vor allem TV-Seriendarstellerin Missy Peregrym gibt ihrer Jenn nachvollziehbare Züge, agiert mal nicht panisch-übertrieben und kreischend-hysterisch, sondern rational. Sie ist es gar, die ihrem Naturburschen Alex den Mut zuspricht, als der das Vetrauen in sich und seine Fähigkeiten verliert. Ein weiterer Hauptdarsteller, der Wald selbst, wird von der Kamera atmosphärisch und bedrohlich eingefangen. Immer wieder wird aus der Froschperspektive nach oben zu den Wipfeln gefilmt und uns wird deutlich gemacht, wie verloren man sich an Jenns Stelle wohl fühlen würde. Auch wenn das Stilelement der Wackelkamera und der massiven Unschärfen bisweilen etwas überstrapaziert wird, so wird dadurch doch verdeutlicht, wie krass die Strapazen auf die Hauptfigur eingewirkt haben. Backcountry, das ist nach 90 Minuten klar, ist einer der stimmigsten Survivalfilme der letzten Jahre.

Bild- und Tonqualität

Backcountry ist spätestens im Wald ganz Nahe bei seinen Protagonisten, zommt hin und wieder eng an Ausrüstung oder Gesichter und bedient sich einer leichten Wackelkamera während der Wanderungen von Alex und Jenn. Auf diese Weise kommt der Fokus schon mal etwas aus dem Tritt, was jedoch zur Authentizität beiträgt. Farben und Kontrastgebung wirken natürlich und stimmig, Rauschen ist kein Thema.
Klasse präsentiert sich der Ton von Backcountry, der schon von Beginn an die Naturgeräusche räumlich zu inszenieren weiß. Da zwitschern Vögel derart lebhaft aus den Rearspeakern, dass man sie im Wohnzimmer wähnt. Der storytechnisch teils untypische Beginn des Films wird von stimmiger Filmmusik begleitet, die ebenso untypisch (aber schön und luftig) ist.

Bonusmaterial

Außer dem Originaltrailer gibt’s im Bonusmaterial von Backwood keine anderen Extras zu finden.

Fazit

Backcountry – Gnadenlose Wildnis ist ein im besten Sinne altmodischer Survival-Horror, der schauspielerisch überzeugt, inszenatorisch authentisch ist und dessen letzte 30 Minuten herausragend spannend geraten sind.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 5%
Film: 80%

Anbieter: Pandastorm/Edel
Land/Jahr: Kanada 2014
Regie: Adam MacDonald
Darsteller: Missy Peregrym, Jeff Roop, Eric Balfour, Nicholas Campbell
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 16

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