Backtrack – Nazi Regression

Blu-ray Review

Backtrack - Nazi Regression Blu-ray Review Cover
Castle View/AL!VE, seit 28.08.2015

OT: Backtrack

 


Kriegsgericht

Wird Ralph hinter das Geheimnis seines frühren Lebens kommen?

Inhalt

Ralph hat zuletzt mies geträumt. Immer wiederkehrend scheint er als Wehrmachtsoffizier irgendwo in den grünen Hügeln Englands unterwegs zu sein. Um dem auf den Grund zu gehen, begibt er sich unter die esoterische Hand seiner Bekannten Claudia und lässt sich hypnotisch zurückführen in ein früheres Ich, das tatsächlich als deutscher Soldat für Angst und Schrecken gesorgt hat. Gewisse Gegenden kommen ihm bekannt vor, weshalb er mit ihr sowie seiner Freundin Andrea und Claudias Partner Lucas dorthin reist. Vor Ort sollen die Erinnerungen stärker werden – immerhin will Ralph wissen, was er seinerzeit so alles verbrochen hat. Doch bald schon ist die Vergangenheitsbewältigung nicht nur Ralphs Thema, als ein brutaler örtlicher Landwirt Lucas und Andrea kidnappt und drastische Folter zu Schmerze kommen lässt …

Das Gespann Tom und Mick Sands ist bisher vornehmlich im Dokumentarfilm unterwegs gewesen, ließ sich aber für den crowdfinanzierten Backtrack – Nazi Regression 2014 dazu hinreißen, mal ins Fiktive zu wechseln. Herausgekommen ist ein durchaus originell erdachter Mix aus Mystery und Horrorthriller. Dass sie das mit den dokumentarischen Bildern draufhaben, zeigen die Beiden mit stilsicheren Einstellungen und Zeitrafferaufnahmen des örtlichen Jahrmarkts. Immer wieder nutzen sie zudem ungewöhnliche Winkel und Fixpunkte der Kamera, spielen außerdem stark mit Schärfentiefe, fokussieren oft auf den zentralen Mittelpunkt und lassen die Randbereiche unklar. Das führt durchaus zu einer eigenen Atmosphäre und korrespondiert gut mit der ungewöhnlichen Story. Die beginnt irgendwie fantastisch-mysteriös und integriert dann unvermittelt Folterhorror. Wie das Ganze zusammenpasst, wird man zum überraschenden Ende hin erfahren, muss bis dahin aber leider (gerade in der deutschen Synchronisation) schwache Dialoge erdulden. Während das Schauspiel akzeptabel, im Falle der beiden Folter erleidenden Figuren sogar überraschend gut ist, kämpft Backtrack – Nazi Regression mit einem Drehbuch, das zwar unkonventionell ist, jedoch nicht über 95 Minuten trägt. Einige Szenen (vor allem die nicht selten sich wiederholenden) hätte man drastisch kürzen können, wäre dann auf knackige 75-80 Minuten gekommen und hätte die gewonnene (Dreh)zeit mit Feinschliff der Textpassagen und der Schauspielführung verbringen können. Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass man mit etwas mehr Talent aus der Geschichte mehr herausholen hätte können.

Bild- und Tonqualität

Backtrack – Nazi Regression hat ein typisch britisches Bild. Im Klartext heißt das, es ist milchig-trüb, kontrastschwach, nur bedingt scharf, dafür aber recht ruhig und laufstabil. Durch die bisweilen deutliche Stilisierung und die Unschärfeeffekte bleibt ein sehr eigenwilliger Eindruck. Interessanterweise macht’s der Ton besser, obwohl Backtrack ein günstig produzierter Film ist. Die 5.1-Abmischung ist räumlich, gibt die Naturkulisse authentisch wieder und lässt die Filmmusik rundherum ertönen. Dynamisch geht’s zwar kaum zu und die deutsche Synchro ist amateurhaft, aber das verwundert an dieser Stelle sicherlich niemanden.

Bonusmaterial

Für einen günstigen Horrorthriller weist Backtrack – Nazi Regression erstaunlich umfassendes Bonusmaterial auf: Das Making-of ist zwar nicht untertitel, läuft dafür aber gut 30 Minuten, ist sehr informativ und zeigt wirklich ambitioniert eingestellte Filmemacher, denen man absolut abnimmt, dass sie da ein Projekt realisiert haben, was sie wirklich wollten. Glücklicherweise artikulieren sie sich für Briten erstaunlich verständlich, sodass man die fehlenden Untertitel nicht vermisst. Bloopers und das Musikvideo des Titeltracks sowie eine Kickstarter-Promo komplettieren das Angebot.

Fazit

Backtrack – Nazi Regression ist für ein Publikum gedacht, dass mit ungewöhnlichen Geschichten und der Idee hinter einer amateurhaften Inszenierung etwas anfangen kann. Horrorfans bekommen zwar ein paar ansehnliche Verbrennungseffekte zu sehen, dürften ansonsten aber eher enttäuscht zurückbleiben.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 50%
Bonusmaterial: 50%
Film: 40%

Anbieter: Castle View/AL!VE
Land/Jahr: GB/IRL 2014
Regie: Tom Sands
Darsteller: Mark Drake, Sophie Barker, Rosie Akerman
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)