Blu-ray Review
OT: Bad Boys
Alpha und Omega
23 Jahre nach dem Kinostart folgt die Wiedergeburt auf UHD.
Inhalt
Mike und Marcus, zwei Cops vom Drogen-Dezernat des Miami Police Department, sind auch privat beste Kumpels. Mike, der immer lockere Playboy aus gutem Hause und Marcus, der solide Familienmensch mit Ehefrau und Kind. Die ungleichen Buddies haben soeben Heroin in einem noch dagewesenen Gesamtwert beschlagnahmt und lassen sich feiern. Doch die Freude währt nicht lange, denn der gesamte Bestand an Drogen wird kurz darauf aus dem Polizeirevier entwendet. Dem leitenden Captain Howard setzt man nun die Pistole der internen Ermittlung auf die Brust: Entweder er sorgt binnen 72 Stunden für die Rückkehr des Heroin und das Dingfestmachen des Urhebers oder der gesamte Laden wird dichtgemacht, alle Kollegen entlassen. Marcus und Mike werden mit der Aufgabe betreut, den Verbrecher zu ermitteln, haben aber bald auch eine attraktive Kronzeugin am Hals. Die können sie als Köder einsetzen, sind sich aber der Gefahr für ihr Leben durchaus bewusst …
1995: Fünf Jahre lang hatte Will Smith den „frischen“ Prinzen von Bel-Air gespielt und mit seiner schnoddrigen Art Los Angeles aufgemischt. Dann wurde das Produzenten-Dreamteam Bruckheimer/Bay auf ihn aufmerksam. Allerdings nicht wirklich. Denn nach viel Hin- und Her (das Drehbuch wanderte gleich durch drei Produktionshäuser) war es ohnehin überraschend, dass man die Actionkomödie nun plötzlich so umgeschrieben hatte, dass Afroamerikaner die Hauptrollen spielen sollten. Waren ursprünglich doch Jon Lovitz und Dana Carvey geplant gewesen (kaum auszudenken, was das für ein Film geworden wäre). Als es aber soweit war und das Skript umgeschrieben Michael Bay und Jerry Bruckheimer vorgelegt wurde, stand für die beiden fest, dass Bad Boys ein Vehikel für den seinerzeit in den USA als Komiker bekannteren Martin Lawrence gelten sollte. Da man mit einem geringen Budget auskommen musste, wählte man dann einen besonders „günstigen“ afroamerikanischen Kollegen: Will Smith – konnte ja keiner ahnen, dass der Film am Ende vor allem Smith als Start einer beispiellosen Filmkarriere diente. Inhaltlich, so viel ist klar, kann Bad Boys kaum Neues bieten – selbst für die damalige Zeit nicht. Aber mal ehrlich: Auch Lethal Weapon war kein tiefenpsychologisches Werk mit inhaltvoller Meta-Ebene. Einer Actionkomödie vorzuwerfen, sie sei inhaltslos, kann auch nur den Kritikern des Feuilletons einfallen. Vielmehr soll der Witz zünden und die Action passen – und das gelingt Musikvideo-Spezialist Michael Bay in seinem Filmdebüt beeindruckend. Vielleicht sogar besser als in vielen seiner darauf folgenden Filme, weil es hier einfach noch etwas roher, authentischer und weniger abgedreht ist. Da Bad Boys aber auch noch von etwas anderem lebt, muss nicht nur pausenlos scharf geschossen werden. Das ständige Rumgezicke zwischen Marcus und Mickey erinnert in seinen besten Zeiten durchaus an Riggs und Murtaugh, fügt aber noch die Komponente des Hip-Hop-Styles hinzu. Und es macht einfach Spaß, wenn sich die beiden auch in den unübersichtlichsten Schießereien zoffen wie die Kesselflicker. Etwas Leerlauf muss man nur dann überbrücken, wenn die Zwei solo unterwegs sind und der Film nicht über die Chemie der beiden zueinander funktioniert. Ebenfalls hinwegsehen muss man darüber, dass auch hier die Sprüche markig und ein ums andere Mal arg machohaft sind. Das fällt allerdings weniger schwer, als Nebendarsteller wie Téa Leoni zu akzeptieren. Denn die nervt von Anfang bis Ende ganz gewaltig.
Bild- und Tonqualität BD
Die enthaltene Blu-ray von Bad Boys ist identisch mit jener von 2015, die bereits auf dem 4K-Master basiert. Deren Qualität war gegenüber der ersten BD bereits um Welten besser. So merzte man für die 4K-Remastered-Scheibe beispielsweise die zahlreich vorhandenen Blitzer und Drop-outs aus und säuberte das Original-Filmmaterial. Herausgekommen ist ein erstaunlich homogener Transfer ohne Helligkeitsschwankungen, der vor allem in der Kontrastdarstellung überzeugen kann. Die Farben sind (typisch Bay) überpräsent und grundsätzlich intensiviert – passt natürlich ganz gut zum Miami-Setting. Die Schärfe geht in Ordnung, wobei man hier einfach sagen muss, dass das Originalmaterial nicht das Maximal mögliche bieten kann.
Beim Sound merkt man Bad Boys dann sein Alter doch an. Zwar klingt er nicht ganz so vordergründig wie manch anderer Actioner der Mitt-Neunziger, aber Druck und Dynamik gehen dann doch anders. Die deutschen Dialoge sind etwas überbetont im Hochtonbereich und wirken auch nicht ganz glücklich homogen eingebettet – das wirkt eher so wie in einer Folge A-Team aus den 80ern. Schüsse aus Waffen sind (typisch 90er) dünn und krachig, ohne jedes Fundament. Immerhin klingen sie aber sauber und ohne Schwankungen. Ähnlich geht es auch den Motorgeräuschen bei Auto-Verfolgungen – mal abgesehen davon, dass das Motorgeräusch des 3,6er Turbos aus Bays persönlichem 911er nicht authentisch ist. Immerhin ist der Ton schön räumlich. Sowohl der Filmscore als auch die Schusswechsel werden reichhaltig über die Surrounds wiedergegeben.
Bild- und Tonqualität UHD
Bad Boys wurde seinerzeit mit Panavision-Panaflex-Gold-II- und Panavision-Panaflex-Platinum-Kameras analog aufgenommen. Basierend auf dem 2015er Remaster in nativem 4K, kam diese Fassung nun auf die UHD. Es ist also eine native 4K-Scheibe. Da die Schärfe des Ausgangsmaterials nur in wenigen Situationen wirklich herausragend ist, macht sich der Auflösungsvorsprung gegenüber der Remastered-in-4K-Blu-ray allerdings nur bedingt sichtbar. Man muss hier schon wirklich genau hinsehen und wird dann auch meist von der analogen Körnung „behindert“. Das Korn allerdings wird nur bedingt stärker, in vielen Situationen ist es aufgrund des abweichenden Color Gradings aber sogar eher geringer. Gerade auf farbigen Oberflächen lässt es sichtbar nach.
Apropos Farben: Der größte sichtbare Unterschied zwischen der BD und der UHD läuft bei Teil I und Teil II offenbar nach dem Motto „Neutralität“. Denn das neue Color Grading setzt auf eine Reduktion des überbetonten Farblooks. Hautfarben kommen nun wesentlich natürlicher und nicht so rötlich rüber. Weiße Flächen sind wirklich weiß und nicht so grünbetont wie in vielen Einstellungen der BD. Das macht die Ultra-HD durchweg angenehmer und noch schöner anzusehen als die ohnehin schon gute Blu-ray – selbst wenn’s innerhalb einer UHD-Bewertung auch „nur“ für 85% reicht.
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Der Sound der UHD erhält ein Upgrade – allerdings nur fürs Englische. Hier liegt die Abmischung nun in Atmos vor. Und die mischt von Beginn an freudig von oben mit. Ziemlich offensiv ist das, aber wenig authentisch. Die Filmmusik erklingt schwankend laut von oben – je nachdem, ob andere Umgebungsgeräusche gerade vordergründig mit nach oben gemixt werden – beispielsweise schon in den ersten Minuten, wenn das Motorgeräusch des Zuffenhauseners lautstark von oben ertönt.
Einen ersten, wirklich passenden Effekt gibt’s nach 3:40 Minuten, wenn der Flieger über das Miami-Schild fliegt, was tatsächlich über den Köpfen stattfindet. Auch die Hochbahn kurz darauf darf so auf die Heights abgelegt werden, wie es getan wird. Ob man das allerdings auch mit dem Schuss und dem verbundenen Soundeffekt der sich öffnenden LKW-Türen machen muss? Und ob ein Helikopter, der frontal UNTERHALB der Kamera gefilmt wurde, von oben erklingen muss (5’45)?
Die Antwort kann und darf hier nur lauten: Nein.
Denn das führt native Dolby-Atmos-Spuren ad absurdum. Wenn einfach VIEL von oben kommt, weil man es kann und nicht weil es Sinn macht, kann man auch gleich irgendeinen der im Receiver implementierten Upmixer nehmen. Der macht’s dann genauso – manchmal vielleicht sogar intelligenter.
Das soll nicht heißen, dass Bad Boys im Atmos-Mix gar nichts richtig macht. Es gibt ja durchaus viele Signale, die korrekterweise aus der Höhe kommen. Es gibt sogar ein paar nette „eche“ Effekte, wie umherfliegende Insekten bei der Entdeckung der Leiche (19’15). Aber das, was dort oben nichts zu suchen hat, sollte eben auch nicht dorthin. Und hier übertreibt es die Abmischung deutlich. Das wird natürlich immer noch vielen Leuten gefallen, die auf möglichst viele Signale stehen, die am besten von überall kommen, macht es im Sinne des Erfinders aber nicht richtiger.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial, das auf der Blu-ray enthalten ist, rekrutiert sich aus den altbekannten Extras der Blu-ray. Noch in 4:3-SD-Qualität mit herb-sichtbaren horizontalen Zeilen auf die Disk gepresst erfahren wir im einzigen Featurette „Putting the Boom and the Bang in Bad Boys“ etwas über die Waffen und die Action des Films. Dazu gibt’s noch drei Musikvideos und den Audiokommentar von Bay.
Fazit
Bad Boys ist nach heutigen Sehgewohnheiten nicht nur in Sachen Mode ein wenig aus der Mode. Auch Dialoge, Action und Schauspiel wirken etwas angestaubt. Dennoch hat man den Actioner noch nie in besser abgestimmterer Bildqualität gesehen und bekommt obendrauf eine höchst aktive, wenngleich alles andere als authentische Dolby-Atmos-Spur für Originalsprachen-Gucker.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 85%
Bildqualität UHD: 85%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 60%
Tonqualität BD (Originalversion): 70%
Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 70%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 80%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 50%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%
Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 1995
Regie: Michael Bay
Darsteller: Martin Lawrence, Will Smith, Téa Leoni, Tchéky Karyo, Theresa Randle, Marg Helgenberger, Nestor Serrano, Julio Mechoso,
Tonformate BD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // dts-HD-Master 5.1: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 119
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Ja (4KDI)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 16
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 1995 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved.)