Bad Moms

Blu-ray Review

Tobis/WVG, 20.01.2017

OT: Bad Moms

 


Vote Amy!

Überraschend gut gelungene Komödie im Stil von Hangover.

Inhalt

Amy ist der Inbegriff des Multitasking: Sie ist erfolgreiche Verkaufsleiterin, kümmert sich um ihre beiden Kids und muss zwischendurch auch mal den kranken Hund zum Tierarzt bringen. Ihr ziemlich infantiler Ehemann ist ihr kaum eine Hilfe, weshalb es nicht verwundert, dass Amy bei all den zu bewältigenden Aufgaben ein Problem mit dem Zeitmanagement hat. Die Tatsache, dass die reichen Hausfrauen und Übermütter der anderen Kids ihr mit blanker Arroganz begegnen, kontert Amy mit sarkastischen Sprüchen. Doch als sie ihren Göttergatten auf frischer Tat beim Sex mit einem Live-Cam-Girl erwischt, ist das Maß dann doch langsam voll. Immerhin hat ihr Mann dieses „Verhältnis“ schon seit zehn Monaten. Und als sie denkt, es könne nicht mehr schlimmer kommen, kommt es – na klar – noch schlimmer. Also tut sie sich mit den Leidensgenossinnen Kiki und Carla zusammen und besäuft sich erst einmal zünftig. Im volltrunkenen Zustand gründen sie die „Bad Moms“ und leben endlich aus, wovon sie immer geträumt haben – vom Party machen bis zum gemeinsamen „auf-Männerfang-gehen“. Doch weil die Kinder ihnen immer noch das Wichtigste sind, gehen sie auf die Barrikaden, als Gwendolyn, die Elternratsvorsitzende, dafür sorgt, dass Amys Tochter nicht ins Footballteam aufgenommen wird. Also geht Amy aufs Ganze und stellt sich bei der Wiederwahl des Elternrats als Gegenkandidatin auf …

Bad Moms beginnt schwungvoll und bleibt das im Prinzip während der kompletten Laufzeit. Gerade die Szenen, in denen Amy als Methusalem der hippen Firma, in der sie arbeitet als einige so etwas wie Arbeitsmoral an den Tag legt, während ihr 10 Jahre jüngerer Chef lieber zum Rollschuhlaufen geht und Amy als Kind der Kriegsgeneration betitelt, sind einfach köstlich. Klischeehaft? Klar – und zwar bewusst und süffisant. Das Regieduo Jon Lucas & Scott Moore, die zuvor vor allem als Autoren der Hangover-Filme in Erscheinung getreten sind, variieren ihr Konzept zwar nur wenig, legen aber ein Tempo vor, das die Kater-Filme mit Phil, Stu und Alan beinahe noch abhängt. Noch mehr als man(n) sich in die Hangover-Typen hineinversetzen kann, werden hier berufstätige Mütter ihre Identifikationsfiguren finden und davon träumen, sich mal für ein paar Tage (oder auch nur Stunden) wie die drei Protagonistinnen zu verhalten. Gut, wer die Hangover-Trilogie kennt, weiß, dass Lucas/Moore gerne auch mal schlüpfrig werden – natürlich auch hier. Das gerät manchmal etwas albern, funktioniert aber oft besser als im Männer-Pendant und wird auch nicht überstrapaziert. Außerdem hat Bad Moms wohl die witzigste Hunde-Umfall-Szene der Filmgeschichte sowie drei perfekt in ihre Rollen passenden Darstellerinen. Mila Kunis ist schon in in ihren bisherigen Komödien und Dramen immer unwiderstehlich gewesen und fügt hier noch ein bisschen Würze hinzu. Als gestresste Mutter, die mit ihren 12cm-Stilettos über den Fußballrasen joggt ist sie zum Schreien komisch und hält gleichzeitig die Waage zwischen unterhalb und oberhalb der Gürtellinie.

Kathryn Hahn (Captain Fantastic) hingegen ist für die derben Sequenzen zuständig. Quasi dauerbedröhnt sitzt sie breitbeinig im Kino und läuft im Minirock wie John Wayne die Treppenstufen hinunter. Das ist manchmal etwas drüber, gibt ihr aber die Möglichkeit, eine schön extrovertierte Vorstellung abzuliefern. Heimlicher Star ist aber Kristen Bell, die als „kleiner Freak“ für die unglaublichsten Momente verantwortlich ist. Wenn sie unbeholfen beim Gehen tanzt und deshalb von Carla zurechtgewiesen wird oder wenn sie angewidert sagt, dass sie den Kapuzenpulli, der kurz zuvor noch als Vorhautdemonstration diente, wohl nie wieder anziehen könne, tut sie das mit einer Mischung aus Schüchternheit und leicht irrem Witz. Christina Applegate als Stock-im-Hintern-Konkurrentin lotet einmal mehr aus, was es heißt, eine echte Hexe zu sein. Wer im englischen Teil des Bonusmaterials die Interviews anschaut (oder sich bei Promis etwas auskennt), weiß, dass alle vier im Fokus stehenden Darstellerinnen selbst (teils doppelte) Mütter sind, was Bad Moms durchaus (und nicht nur eine Spur) Authentizität verleiht. Ein wenig Message (meist in Form von Kritik am Leistungswahn und übersteigertem Anspruch der Eltern) findet auch statt, wird aber nicht überstrapaziert und ordnet sich der Comedy unter. Obschon es nicht überflüssig wirkt, sondern durchaus ins Geschehen passt. Die Tatsache, dass Männer hier ausnahmsweise mal nur als Love-Interest oder Schlappschwänze fungieren, ist ebenso frech wie erfrischend.

Bild- und Tonqualität

Im anfänglichen, rasanten Kameraschwenk aus der Vogelperspektive über den schicken Vorort, zeigt sich eine schon als massives Rauschen zu bezeichnenden Unruhe, die natürlich nachlässt, sobald die Aufnahmen ruhiger werden. Insgesamt hat Bad Moms immer wieder den typischen Weichzeichner, der Lichter ausreißen und vor allem Hintergründe überstrahlen lässt. Dazu ist das Bild grundsätzlich zu hell und dürfte einen deutlich höheren Kontrastumfang und bessere Schwarzwerte haben. Das ist zwar (bis auf die Unruhen in schnellen Schwenks) alles bewusst so gewählt, sieht aber nicht zwingend eindrucksvoll aus. Die Schärfe bleibt auf mittlerem Niveau.
Akustisch handelt es sich bei Bad Moms zwar um keinen Actionfilm, sondern um eine Komödie, doch die läuft gerade während der Soundtrack-Momente immer wieder zu erstaunlicher Höchstform auf. Außerdem gibt’s auch noch ziemlich wuchtige Effekte, wie das Einblenden der Grafik für den „Kuchen-Basar“, die über den Subwoofer äußerst druckvoll ins Heimkino gelangt und wenn I Love it von Icona Pop feat. Charli zu allerlei Albernheiten im Supermarkt ertönt, können sich diverse Actionfilme tatsächlich hinter Bad Moms verstecken – selten wurde Filmmusik dermaßen voluminös genutzt (19’38). Gleiches gilt für das Anwerfen des V8-Muscle-Cars kurze Zeit später.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Bad Moms teilt sich in einen deutschen und einen englischen Bereich auf. Übersetzt bekommt man ein vierminütiges Mini-Making-of sowie ein etwas elfminütiges, also längeres „richtiges“ Making-of. Dazu gibt’s drei Featurettes, die ebenfalls deutsch voice-overt sind und kurzen Einblick in ein paar Aspekte des Films geben. Der nicht deutsch kommentierte Bereich enthält vier entfernte Szenen, die zeitgleich auch viele Improvisationen enthalten. Dazu gibt’s eine B-Roll und eine Gag Reel sowie sechs Interviews. Die Interviews geraten für amerikanische Verhältnisse erstaunlich ehrlich und authentisch, wenn die Darstellerinnen des Films mit ihren Müttern zusammen über ihre Kindheit referieren. Das ist bei Mila Kunis, die im Alter von sieben Jahren mit ihren Eltern aus der heutigen Ukraine in die USA emigrierte, überraschend tiefgründig und bei allen zusammengenommen fast schon ergreifend persönlich.

Fazit

Bad Moms nutzt zwar das Grundkonstrukt bekannter Komödien mit Männern, setzt es aber rasant und mit hoher Gagrate auf das weibliche Geschlecht um. Vorangetrieben von drei tollen Darstellerinnen bekommt so ziemliches alles sein Fett weg, was Müttern im Alltag so begegnet. Das Schöne an Bad Moms: Auch Männer (soger die mit Vorhaut) können drüber lachen – solange sie sich nicht zu ernst nehmen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 40%
Film: 75%

Anbieter: WVG Medien
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Jon Lucas & Scott Moore
Darsteller: Mila Kunis, Kristen Bell, Kathryn Hahn, Christina Applegate, Jay Hernandez, David Walton, Oona Laurence, Jada Pinkett Smith, Clark Duke, Wanda Sykes
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 101
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Bad Moms

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