Bad Spies

Blu-ray Review

bad spies blu-ray review cover
StudioCanal, 10.01.2019

OT: The Spy Who Dumped Me

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Europatour

Mila Kunis und Kate McKinnon rocken das Haus.

Inhalt

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Audrey und Morgan sind beste Freunde – trotz Morgans Auftritten

Per SMS Schluss gemacht – und das kurz vor ihrem 30. Geburtstag. Audrey hat nicht gerade die größte Lust, ihren runden Ehrentag zu feiern. Doch ihre Freundin Morgan ignoriert die Umstände und organisiert eine peinlich Party in einer Bar. Zum Abschluss wollen sie die Sachen vom jüngst verflossenen Ex verbrennen. Immerhin war der Typ ein Langeweiler – oder doch nicht? Denn als er per Kurznachricht davon informiert wird, dass seine Sachen gleich brennen werden, meldet er sich erstaunlicherweise. Was Audrey nicht weiß: Drew war kein Podcaster, sondern bei der CIA. Und als Agent ist er in Osteuropa gerade auf einer gefährlichen Mission. Als Drew dann abgefangen und über Drew ausgequetscht wird, ahnt sie nichts Gutes. Und als Drew dann tatsächlich auftaucht und von einem gewissen Viktor erschossen wird, kann er Audrey nur noch mitteilen, dass sie nach Wien in ein bestimmtes Café wollten. Und weil sie nun schon mal mittendrin steckt, in einer gefährlichen Agentenstory, fliegt sie mit Morgan kurzerhand nach Europa, um dort das zu tun, was Drew tun wollte …

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Kaum ohne Ex-Freund, fliegen ihnen die Kugeln um die Köpfe

Susanna Fogel ist in den USA ein noch recht unbeschriebenes Blatt und hierzulande praktisch unbekannt. Die Regisseurin, die mit dem Drama Life Partners 2014 debütierte und seitdem vornehmlich ein paar TV-Serien-Episoden drehte, überrascht nun, in dem sie ihren zweiten Langfilm in einem für Genre Frauen eher ungewöhnlichen Genre abliefert, der Actionkomödie. Weil sie aber einfach Lust hatte, so etwas zu machen und es den Herren der hollywood’schen Schöpfung mal zu zeigen, schrieb sie sich die Spionage-Story von Bad Spies kurzerhand selbst auf den Leib. Und dann organisierte sie sich mit Comedienne Kate McKinnon und Mila Kunis ein Duo, dass so unglaublich gut harmoniert, dass man fast über die eher schwachen Dialoge hinwegsehen kann. Denn hier geht’s mehr um rasanten Slapstick, denn um den allerbesten Wortwitz. Vor allem die Improvisationen von McKinnon treffen nicht immer den Ton. Viel besser ist ihre extravagante physische Komik – ob sie am Flughafen nun den zwei Handys eine Spider-App verpasst oder Audrey per Zeichensprache zu verstehen gibt, dass sie NICHT Verne gegenüber sitzt, hat das wesentlich mehr Witz. Eigentlich noch großartiger ist aber Mila Kunis, die zunächst als Mauerblümchen mit Hawaii-Hemd kein Wässerchen trüben kann und ab dem Moment im Wiener Cafè richtig zulangt.

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Drew hatte ein Doppelleben

Natürlich nicht, ohne dass beide Damen auch im Fortlauf der Story permanent kreischen und schreien, weil sie ja doch irgendwie fehl am Platze sind. Aber darüber kann man (meist) ganz gut weghören. Vor allem auch deshalb, weil Bad Spies durchweg ein unglaublich hohes Tempo auffährt. Die knapp zwei Stunden Laufzeit (nicht eben wenig für eine Actionkomödie) vergehen vor allem deshalb wie im Flug, weil die Actionszenen perfekt choreografiert sind und sensationell umgesetzt wurden. Nimmt man die spektakuläre Verfolgungsjagd durch Wien, könnte sich ein Herr Bond hier sogar noch eine Scheibe abschneiden – Kompliment auch an den Stuntman im Motorrad-Anzug, der auf dem Fahrzeug ausharren musste, während es mit 80 Sachen über Asphalt-Bumper hinwegbügelt. Gleichzeitig hetzt Fogel ihre Darstellerinnen durch mehrere Metropolen Europas, was für eine Menge Abwechslung im Setting sorgt. Und dann sind da ja auch noch die tollen Nebendarsteller. Ivanna Sakhno als eiskalte Killerin im Dolomiti-Eis-Kleid zieht ihre Rolle bis ins Bonusmaterial hinein durch und Gillian Anderson als anspruchsvolle Auftraggeberin von Duffer und Sebastian sind großartig.
Glücklicherweise verirrt sich Bad Spies auch nur äußerst selten in hochnotpeinliche Gefilde einer Melissa-McCarthy-Komödie, wobei herumbaumelnde Hoden und ein Penis in Großaufnahme dennoch völlig deplatziert wirken. Überrascht sein darf man auch über die heftige Gangart in Sachen dargestellter Gewalt. Blutig geht’s oft genug zu – manchmal sogar in Großaufnahme. Auch das ist bisweilen tonal etwas überzogen, wird aber meist aufgrund eher comichafter Inszenierung relativiert.
Europäische Zuschauer dürfen sich allerdings darüber ärgern, wie klischeehaft mit gewissen Stereotypen der einzelnen Länder und der Verhaltensweisen ihrer Bewohner umgegangen wird.

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Wer lange genug übt hat, kann’s irgendwann selbst

Bild- und Tonqualität

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Chefin mit Haaren auf den Zähnen: Wendy

Bad Spies beginnt zunächst mit relativ entsättigten Aufnahmen der Actionszenen in Litauen, die optisch perfekt zum Agenten-Szenario passen. Demgegenüber sind die in den USA geschossenen Aufnahmen zur gleichen Zeit bunt und mit satten Farbkontrasten versehen – ein schöner Gegensatz. Das digital gefilmte Bild offenbart in den etwas dunkleren Szenen ein wenig Körnung, ist in den Tageslicht-Momenten allerdings sehr laufruhig und rauscharm. Hier sehen die Farbkontraste auch noch beeindruckender aus, während sie in düsteren Szenen schon mal für etwas überbetonte Bilder sorgen. Die Schärfe geht durchweg in Ordnung. Zwar reißt sie keine Bäume aus oder setzt Maßstäbe, wirklich soft oder flach wird es allerdings auch nie. Gerade in Close-ups gefällt die Detailauflösung durchaus und ist auf den Gesichtern sehr detailfreudig (78’45).
Beim Ton von Bad Spies setzt Anbieter StudioCanal auf unkomprimierte dts-HD-Master-Spuren (entgegen der Atmos-Fassung des O-Tons, die in England veröffentlicht wurde). Allerdings legen auch die 2D-Kanäle von Beginn an mit hoher Räumlichkeit los. Die rasanten Actionszenen in Litauen werden satt und effektvoll wiedergegeben und die abschließende Explosion bringt sogar spürbaren Druck ins Heimkino – wenngleich man etwas lauter einpegeln muss als sonst. Dann aber wird die Schießerei im Wiener Café absolut spaßig und die spätere Verfolgungsjagd äußerst dynamisch zum Zuhörer transportiert. Wenn die Bikes von hinten an der Kamera vorbeifahren, haut’s den Zuschauer schon mal kurz aus dem Sessel.

Bonusmaterial

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Können Audrey und Morgan Sebastian trauen?

Bad Spies enthält überraschend viel Bonusmaterial. Angefangen bei knapp zehn Minuten an entfernten Szenen, zirka sieben Minuten an Outtakes und einer Off-Micro-Impro am Set, die den Hauptdarsteller/innen noch mal Gelegenheit gibt, ihr Improvisationstalent unter Beweis zu stellen. Das ebenfalls enthaltene Making-of läuft gut elf Minuten und schaut erstaunlich unterhaltsam hinter die Kulissen des Films. Besonders interessant ist es, wie Susanna Fogel erklärt, dass sie den Film nur deshalb auch inszenieren durfte, weil sie ihn kurzerhand selbst schrieb. Zwei Featurettes ergänzen das Material. In „Gary Powell“ geht es um den gleichnamigen Stunt-Koordinator, der für die Action am Set sorgte. In „Making Friends with Hasan“ führt uns der Schauspieler ein bisschen am Set in Ungarn herum und geht der Frage nach, was beste Freunde ausmacht. Insgesamt ein rundum gelungener Bonusbereich.

Fazit

Bad Spies kann eine Menge Spaß machen, wenn man nicht auf maximalen Wortwitz setzt und über viele flache Witze hinwegsehen kann. Konzentriert man sich auf das rasante Geschehen, ist Susanna Fogel ein durchweg unterhaltsamer und actionreicher Film gelungen, der sich in den entsprechenden Szenen nicht vor der großen Konkurrenz verstecken muss. Wenn dann Kunis und McKinnon mittendrin um um ihr Leben rennen, schießen und kreischen, hat das dann doch erstaunlich hohen Unterhaltungswert.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: Studiocanal
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Susanna Fogel
Darsteller: Mila Kunis, Kate McKinnon, Sam Heughan, Justin Theroux, Gillian Anderson, Ivanna Sakhno
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 117
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter STUDIOCANAL Home Entertainment Sales)

Trailer zu Bad Spies

BAD SPIES Trailer Deutsch | Jetzt im Kino!

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