Ballad in Blood – Mediabook

Blu-ray Review

ballad in blood cover b mediabook
Rawside Entertainment/Wicked Vision, 29.10.2018

OT: Ballad in Blood

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Brunnen der Ekstase

Nach 25 Jahren kehrt Ruggero Deodato zum echten Spielfilm zurück.

Inhalt

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Noch lebt Elizabeth

Die Kumpels Duke und Jacopo haben sich in dem kleinen Ort eingefunden, um dort eine exzessive Halloweenparty voller Alkohol, Drogen und Sex zu feiern. Vor der Nacht treffen sie auf die Studentinnen Lenka und Elizabeth, mit denen sie gemeinsam auf die von BDSM und pumpender Elektronikmusik dominierte Feier gehen. Als sie am nächsten Morgen in der Wohnung der Studentinnen aufwachen, finden sie den blutüberströmten und toten Körper Elizabeth‘. Während sie ihr Delirium langsam los werden, versuchen sie, sich an die Geschehnisse der Nacht zu erinnern. Doch das funktioniert eher mäßig, weshalb man bald beginnt, sich gegenseitig mit Schuldzuweisungen zu bedenken. Dann jedoch finden sie einen Laptop und das Handy von Elizabeth. Auf beidem können sie die Tage zuvor sowie die Nacht in Videos nachvollziehen, die von der Studentin angefertigt wurden. Finden sie so heraus, wer sie umgebracht hat …?

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Lenka spielt gerne mit ihren Reizen

Ruggero Deodato, Schüler von Roberto Rossellini, kam über seine Arbeit als TV-Regisseur Mitte der 70er zum Genrefilm. Dort gehörte er neben Lucio Fulci oder Lamberto Bava zu den  Vertretern des harten Horrorfilms. Während Fulci aber vornehmlich im Zombie-Genre unterwegs war, feierte Deodato Erfolge im damals beliebten Kannibalenfilm. Dort entwickelte er drei Filme, die heute als Trilogie gewertet werden und mit Mondo Cannibale 2 begannen. Während der von Wes Craven co-produzierte Cut and Run den Abschluss bildete, erlangte Ruggero echte Berühmtheit durch den 1980er Mittelteil Cannibal Holocaust (bzw. Nackt und zerfleischt, wie er hierzulande hieß). Gut 25 Jahre lang verabschiedete sich der Italiener vom Beginn der 90er an dann ins Fernsehen und drehte TV-Filme und -Serien-Episoden. Mit Ballad in Blood kehrt er aber nun zurück auf die Leinwand und gleichzeitig zum Genrefilm und dem, mit dem er berühmt und für das er berüchtigt war.
Die Story seines 2015 in dreieinhalb Wochen gedrehten Comeback-Films basiert dabei (wie einige seiner Werke) lose auf wahren Begebenheiten. In diesem Fall geht es um den Mord an Meredith Kercher. Diese wurde im November 2007 tot in ihrem Schlafzimmer in Perugia gefunden. Die Austauschstudentin wies zahlreiche Stichverletzungen und Prellungen auf. Außerdem wurde sie offenbar vor ihrem Tod vergewaltigt. Drei Täter kamen in Frage, unter ihnen der Einbrecher Rudy Guede sowie eine andere Studentin namens Amanda Knox. Während Guede final mit 16 Jahren Haft verurteilt wurde, konzentrierten sich Medien und Öffentlichkeit später auf Amanda Knox.

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Hätten auch in „Clockwork Orange“ eine gute Figur gemacht: Die lokalen Drogendealer

Ihre kühle Art faszinierte offenbar zahlreiche Filmemacher und führte zu zahlreichen Filmen und Dokumentationen – bis hin zur Netflix-Dokureihe Amanda Knox.
Deodato spinnt nun seine eigene Geschichte rund um den Fall und nutzt die von ihm bekannten Stilmittel in Ballad of Blood. Das bedeutet: Viel nackte Haut, ein bisschen Blut und Splatter sowie die möglichst exzessive Nutzung sämtlicher auffindbarer Drogen. Das Szenario des komplett im Touristenort Orvieto gedrehten Films beginnt dabei mit atmosphärischen Bildern der Partynacht. Gefilmt im spiralförmig in den Untergrund gebauten Brunnen Pozzo di San Patrizio öffnet der Regisseur schon hier ein Tor in die Hölle. Und in die schickt er im Nachgang auch seine Darsteller. Das alles hat zwar den typischen B-Movie-Charme seiner Filme, doch Logik sollte man hier nicht suchen. Man sollte nicht versuchen, sich zu erklären, warum sich das Trio vollkommen irrational verhält. Warum es lieber noch mal Drogen kaufen geht, anstelle sich um die Leiche (in welcher Art auch immer) zu kümmern. Und wieso die beiden männlichen Darsteller plötzlich (inklusive Klamotten) in der gefüllten Badewanne sitzen, in der kurz zuvor noch die Tote lag und Duke die neben sich stehende Lenka ertränken wollte, bleibt auch ein Rätsel. Dazu passt, dass die Darsteller eher auf Amateur-Niveau agieren oder sich die Leiche der in die Tiefe gestürzten alten Dame noch mal kurz bewegt, obwohl ihr Gehirn schon hübsch auf dem Boden verteilt liegt. Man muss und sollte Ballad of Blood also immer mit einem Augenzwinkern betrachten und im Hinterkopf behalten, dass Deodato zwar immer für kontroverse, aber nie wirklich für meisterhafte Filme verantwortlich zeichnete.

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Elizabeth – nun nicht mehr lebendig

Was ihm hier durchaus gelingt, ist die Entwicklung eines Höllen-Szenarios. Einer Atmosphäre, in der die drei Hauptfiguren immer tiefer in einen Strudel aus gegenseitigen Anschuldigungen, Mordplänen und Delirium versinken. Leider wiederholen sich viele ohnehin obsolete Momente, die auch mit dem Fortgang der Story nichts zu tun haben. Hätte man sich auf die Recherche des Trios konzentriert und lediglich gezeigt, was in der vorigen Nacht geschah, wäre das Ganze etwas stringenter geworden. Stimmiger wäre es zudem gewesen, wenn man das Stilmittel des Found-Footage, bzw. der gefundenen Handy-Aufnahmen konsequenter verfolgt hätte. Anstelle dessen setzte Deodato auf eine durchweg digitale Optik, die irgendwie zu glatt poliert wirkt, wenn man das Szenario des schmuddeligen Sex und der drogengeschwängerten Atmosphäre betrachtet.
Immerhin können die Blut- und Gore-Effekte überzeugen und für Freunde von nackter Haut in Horrorstreifen gibt’s auch eine Menge zu sehen.

Bild- und Tonqualität

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Bei Lenka weiß man nie, woran man ist

Ballad in Blood beginnt zwar mit recht körnigen Aufnahmen während der Sex-Party, doch in der Folge wird das Bild klarer und ruhiger. In Close-ups gerät die Auflösung sogar recht gut und lässt die Details auf Gesichtern knackig zum Vorschein kommen. Auch der Schweiß auf den vögelnden Körpern lässt sich gut erkennen – leider auch das Erbrochene, das zu Beginn auf Lenkas Körper landet. Der Kontrastumfang ist recht gut. Selbst in den ständigen dunklen Szenen bleibt die Durchzeichnung erhalten. Die Farbpalette ist eher kühl, was gut zur Atmosphäre des Films passt. Einige der per Handy aufgenommenen Szenen fallen qualitativ ab, sind unscharf und offenbaren deutliche Unruhen.
Gegenüber dem dts-HD-MA-Ton in 2.0 der englischen Fassung kommt die deutsche Version mit einer 5.1-Kodierung. Und die kann durchaus Akzente setzen. So werden die Rearspeaker dauerhaft mit einbezogen und die Stimmen kommen klar und sauber aus dem Center. Auch der elektronische Score verteilt sich räumlich und in der anfänglichen Partyszene pumpt der Subwoofer ordentlich ins Heimkino. Etwas anstrengend ist die Synchronstimme des Duke, die arg hysterisch wiedergibt, dass die von Edward Williams gespielte Figur stets ein bisschen drüber ist.

Bonusmaterial

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Halloween mit tödlichem Ausgang

Ballad in Blood ist der erste Film des von Wicked-Vision extra gegründeten Unter-Labels Rawside Entertainment. Und als solcher kommt er mit dem vom Anbieter bekannten, aufwändig gestalteten Mediabook. Enthalten sind die Blu-ray und DVD des Films sowie ein 24-seitiges Booklet, das mit einem Text von Christoph Kellerbach sowie einigen Szenenbildern geschmückt ist. Kellerbach konzentriert sich dabei auf das kreative Schaffen von Deodato sowie die Hintergründe des Mordes an Kercher, bevor er auf den Film selbst eingeht. Es gibt drei unterschiedliche Cover mit einer Limitierung von 222 Stück (Cover C), bzw. 333 Stück (Cover A und B). Im Bonusmaterial auf der Disk findet sich neben einigen Trailern noch ein unkommentiertes Hinter den Kulissen, das mit knapp 17 Minuten Lauflänge ein paar Drehmomente schildert und den Meister bei der Arbeit zeigt.

Fazit

Ruggero Deodato genießt unter Genrefans Kultstatus und liefert in Ballad in Blood einen augezwinkerndes Cameo als Professor Roth ab – offenbar ein kleiner Gruß an Regie-Kollege Eli Roth, denn man kennt sich ja mittlerweile ganz gut. Sein Comeback-Film hat vermutlich nicht das Zeug zum berüchtigten Genre-Klassiker wie Nackt und zerfleischt zu werden. Obschon handwerklich beide nicht sonderlich weit voneinander entfernt sind, fehlt heutzutage einfach die Kontroversität und an das Dschungel-Szenario kommen die miefigen Studentenbuden halt auch nicht ran. Fans des mittlerweile bald 80-jährigen Regisseurs werden dennoch zugreifen – vor allem, da die Mediabooks wirklich hübsch geworden sind. Man darf gespannt sein, wie Deodatos Beitrag zum gerade in Produktion befindlichen Deathcember aussehen wird, bei dem insgesamt 24 Regisseure 24 Horrortürchen für eine weihnachtliche Horror-Anthologie öffnen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 60%
Film: 50%

Anbieter: Rawside Entertainment / Wicked Vision
Land/Jahr: Italien 2016
Regie: Ruggero Deodato
Darsteller: Carlotta Morelli, Edward Williams, Roger Garth, Ernesto Mahieux, Gabriele Rossi, Noemi Smorra
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de // dts HD-Master 2.0: en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: ungeprüft

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Rawside Entertainment/Wicked-Vision)

Trailer zu Ballad in Blood

Ballad in blood - trailer

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