Baskin – Willkommen in der Hölle

Blu-ray Review

Baskin - Willkommen in der Hölle Blu-ray Review Cover
Capelight Pictures, seit 29.04.2016

OT: Baskin

 


Eins mit dem Kosmos

Unerwartet Schauriges kommt da aus der Türkei in unser Heimkino

Inhalt

Arda ist der jüngste Kollege in seiner Polizei-Einheit. Unter seinem Chef Remzi, der als Vater-Ersatz ein wenig die schützende Hand über ihn hält, genießt er noch Welpenschutz. Der junge Ermittler hatte als Kind mal einen schrecklichen Alptraum, der dann anderntags wahr wurde, was ihn bis heute verfolgt. Er bildet sich ein, Geister zu sehen, deren Hände nach ihm greifen. Als sie von Kollegen zur Verstärkung gerufen werden, verunglücken sie auf dem Weg dorthin und müssen zu Fuß weitergehen. Vor Ort finden sie nur noch das verlassene Einsatzfahrzeug und einen leer stehendes Gebäude. Man beschließt trotz ziemlicher Bedenken, in das Haus einzudringen und erlebt dort bald, dass es gar nicht so leer ist, wie es zunächst aussah. Tatsächlich treiben dort bizarr maskierrte, halbnackte und reichlich degenerierte Menschen ihr Unwesen …

Baskin basiert auf dem gleichnamigen Kurzfilm von Regisseur Can Evrenol, den dieser 2013 auf dem Festival von Sitges einem Publikum präsentierte. Die Langversion hat nun deutlich mehr Zeit, seine Figuren vorzustellen – und nutzt das auch entsprechend. Gut eine halbe Stunde begleiten wir die fünf Polizisten und erfahren, wie sie als Einheit zusammen funktionieren, bis sie gemeinsam im Transporter verunglücken. Gab es bis dahin vor allem markige (und ziemlich machohafte) Sprüche zu hören, welche die Gruppendynamik definierten, geht Baskin dann einen Schritt weiter – und zwar sowol in Sachen Figurenzeichnung als auch in Bezug auf die Bildsprache. Um Ardas visionenhafte Träume zu schildern, nutzt Evrenol immer wieder Elemente, die auch einem Fantasyfilm mit apokalyptischem Touch gut zu Gesicht stünden – ob das riesige Hände sind, die nach Arda greifen oder die symbolträchtige Ansammlung von Kröten. Mit Eintritt in das Haus wendet sich dann die Stimmung spürbar und die ersten Blut- und Gore-Sequenzen erinnern in ihrer Bildsprache etwas an eine Mischung aus Hellraiser und der Purity-Geschichte aus Olaf Ittenbachs Burning Moon. Was man zu diesem Zeitpunkt bereits sagen kann: Es wurde Zeit, dass das türkische Kino mal (wieder) einen Genrebeitrag fabrizierte, denn Evrenol gelingt eben gerade durch seine Bilder und die durchweg unangenehme Atmosphäre ein kleines Horrorhighlight der letzten Monate. Ein ziemlich blutiges noch dazu, wenn er einem der Polizisten die Gedärme in Großaufnahme rausreißt und dem anderen gleich mehrfach mit einem Messer in die Augen stechen lässt. Dazu gesellt sich noch ein Darsteller wie Mehmet Cerrahoğlu, den man in seinem unfassbaren Äußeren auch erst einmal finden muss. Im Übrigen gibt’s diese Schlachtplatte auch fürs Heimkino vollkommen ohne Schnitte und ungekürzt. Baskin bekam (erstaunlich genug) den Segen der FSK, die ihn ab 18 Jahren passieren ließ. Abgesehen von den gelungenen und heftigen Splattereinlagen gibt es auch noch eine psychologische Ebene, die in einem ziemlich überraschenden Ende gipfelt – was will man mehr.

Bild- und Tonqualität

Erstaunlich knackig und scharf sowie verhältnismäßig kontraststark präsentiert sich das Bild von Baskin, dem man so viel Plastizität gar nicht zugetraut hätte. Die Detailtiefe ist in Halbtotalen zwar nicht mehr herausragend prächtig, aber gerade Naheinstellungen präsentieren die Barthaare der Protagonisten greifbar. Auf uniformen Hintergründen sieht man eine leichte Körnung, was der Stimmung durchweg zuträglich ist und nicht stört. Ab und an sind leichte Doppelkonturen auszuamchen und die Randschärfe ist nicht immer perfekt – für einen relativ günstig produzierten Film hinterlässt das Bild allerdings einen wirklich respektablen Eindruck.
Ist Baskin ebenso wie die Geschichte selbst während der ersten Dreiviertelstunde akustisch noch unspektakulär und frontbezogen, ändert sich dies mit Eintritt in das leere Haus deutlich. Das Wasser tropft von den Decken und fällt hinter dem Zuschauerplatz auf den Betonboden, das klopfende Geräusch des Polizisten, der seinen Kopf vor die Wand donnert, gelangt gespenstisch ans Ohr und die Tiefe des Kellers wird mit deutlichem Nachhall atmosphärisch ins Heimkino transportiert.

Bonusmaterial

Im 18-minütigen Making-of von Baskin erklärt Regisseur Can Evrenol, wie Eli Roth dessen gleichnammigen Kurzfilm auf dem 2013er Festival von Sitges sah und ihn fragte, ob er auch eine Drehbuchfassung für eine Langfassung habe. Innerhalb von zehn Tagen hatte man ein Grundgerüst fertig und der Dreh dauerte dann 27 Tage (und Nächte). Evrenol gibt auch zu Protokoll, dass es ihm  sehr wichtig ist, mit den Darstellern und dem Rest des Teams sehr gut auszukommen – idealerweise befreundet zu sein. Neben dem Making-of ist selbstverständlich auch der Kurzfilm selbst mit an Bord, auf dem Baskin letztlich basiert. Die limitierte Doppel-Disk im Mediabook enthält zusätzlich noch die DVD des Films.

Fazit

Baskin ist erfrischendes und überraschendes Horrorkino, das Lust auf MEHR macht. Mehr von Regisseur Evrenol und mehr Genrefilme aus der Türkei. Und bis das soweit ist, gehört der blutige und außergewöhnlich gefilmte Streifen in jede gutsortierte Horrorsammlung.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: capelight pictures
Land/Jahr: Türkei 2015
Regie: Can Evrenol
Darsteller: Gorkem Kasal, Ergun Kuyucu, Mehmet Cerrahoğlu, Sabahattin Yakut, Fatih Dokgöz, Muharrem Bayrak
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 16

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