Baywatch – Extended Edition

Blu-ray Review

Baywatch Extended Edition Blu-ray Review Cover
Paramount/Universal, 12.10.2017

OT: Baywatch

 


Verschwörungstheorien

Macht der abendfüllende Film der Kultserie der 90er auch so viel Spaß wie die TV-Show?

Inhalt

Mitch Buchannon ist der Chef am Strand der Emerald Bay. Gemeinsam mit seiner rechten Hand Stephanie und der versierten Rettungsschwimmerin C.J. Parker sorgt er für Sicherheit unter den Badegästen. Wie jedes Jahr veranstaltet die Lifeguard eine Bewerbung für Rettungsschwimmer-Nachwuchs, die von der attraktiven Summer und dem etwas pummeligen Ronnie gewonnen wird. Allerdings werden die beiden um den Olympioniken Matt Brody ergänzt, der aus Marketing-Gründen ins Team aufgenommen werden soll. Dessen selbstverliebte Überheblichkeit ist allerdings mehr ein Problem als seine Schwimmfähigkeiten helfen würden. Er ist kein Team-Player. Und Baywatch braucht einen solchen. Vor allem, weil plötzlich der Stadtrat tot auf einer Yacht liegt und scheinbar die lokale Business-Lady Victoria Leeds mitsamt illegaler Drogengeschäfte ihre Hände im Spiel hat. Mitchs Art ist es, sich einzumischen – gerade wenn es um Dinge geht, die an „seinem“ Strand passieren. Um den Fall zu lösen, müssen aber alle an einen Strang ziehen …

Der anspruchsvolle Serienfreund mag es ja immer nicht glauben, aber die neun Originalstaffeln von Baywatch – Die Rettungsschwimmer von Malibu stellen tatsächlich die erfolgreichste Serie aller Zeiten dar. In 144 Länder wurde die Show verkauft und zeitweise von einer Milliarde Menschen wöchentlich gesehen. Hauptgründe dafür dürften das unbeschwerte Unterhaltungsschema, die damals große Popularität von David Hasselhoff sowie der Körperkult sein, den die Serie auslöste. Baywatch war quasi purer Eskapismus. Und es war ein Starproduzent: Nach und nach machte die Show diverse Schauspieler und -innen zu Berühmtheiten. Vermutlich würde heute niemand die Namen Pamela Anderson oder Carmen Electra kennen, hätte es Baywatch nicht gegeben. Nach dem Ende der letzten Staffel folgte allerdings eine Zeit der Ablehung, unter der gerade Hauptdarsteller und Mitproduzent Hasselhoff leiden musste. Doch nachdem dieser sich davon erholte, zog er sich selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf und überzeugt seither mit einem erfrischend selbstironischen Auftreten. Als eine Verfilmung der Serie immer konkreter wurde, war es damit nur konsequent, einen anderen Helden der Selbstironie in der Rolle des Mitch zu besetzen: Dwayne Johnson. „The Rock“ ist damit zwar körperlich nicht ganz so nahe bei David Hosselhoff, aber man hätte dennoch niemand besseren besetzen können. Denn es war natürlich klar, dass sich Baywatch als Kinofilm auf keinen Fall allzu ernst nehmen dürfte. Und weil Johnson nicht nur ein äußerst charmanter, sondern vor allem ein wirklich witziger Kerl ist, zog seine Besetzung weitere bekannte Namen nach sich. Neben Zac Efron, der den Matt Brody spielen darf (und als Frau besser aussieht als in seinem männlichen Antlitz), sowie wirklich treffend ausgewählten Darstellern für die anderen wichtigen Figuren, ließen sich sich natürlich auch David Hasselhoff und Pamela Anderson nicht nehmen, für Cameos einen Drehtag einzulegen.

Im Falle der Anderson nutzte man ihren Auftritt zusätzlich, um sich augenzwinkernd über ein heute ikonisches Element lustig zu machen, das die Serie damals als Stilmittel einsetzte: Die Super-Slow-Motion. Die nutzt der Film aber ohnehin und von Beginn an derart ausgiebig, dass man es als Fan feiern kann. Leider zeigt sich in den ersten 15 Minuten auch ein grundsätzliches Problem in Baywatch: Das R-Rating, das dem Film in den USA zuteil wurde. Denn wenn in Amerika ein Film mit der zweithöchsten Einstufung der MPAA daherkommt, liegt’s meist nicht an Gewalt, sondern an schlüpfrigen Elementen oder Kraftausdrücken. Das wiederum zielt in aller Regel sowohl visuell als auch lingual unter die Gürtellinie. Der Penis-Gag, unter dem Ronnie zu Beginn „leiden“ muss, ist dermaßen ausgewälzt, dass es schon frühzeitig nicht mehr witzig ist. Gut, dass es The Rock gibt, dessen physische und humoristische Präsenz einfach unschlagbar ist. Wenn er Brody ständig mit neuen herablassenden Namen betitelt, macht das deutlich mehr Spaß als die ganzen infantilen Sex- oder Geschlechtsteil-Witzchen. Ohnehin ist das ständige Gefrotzel zwischen den beiden immer wieder für einen Gag gut. Apropos die Gags: Ab und an hätte dem Film dann doch etwas mehr Ernsthaftigkeit nicht geschadet. Wenn die Gruppe soeben dabei ist, Menschen von einer brennenden Yacht zu retten, Brody aber nichts Besseres zu tun hat, als mit Summer zu flirten, dann wirkt das fehl am Platz – selbst wenn die Figur ohnehin bewusst unsympathisch angelegt ist. Da aber im zweiten Teil zunehmend die Action in den Fokus rückt und für Albernheiten kaum mehr Zeit bleibt, kann man dem Film einen gewissen Unterhaltungswert trotz hauchdünner Krimistory dann doch nicht absprechen. Am Ende ist’s wie mit der Serie: Irgendwie will man’s nicht zugeben, aber man amüsiert sich bisweilen ziemlich gut.

Bild- und Tonqualität

Dem Bild von Baywatch kann man im Prinzip nichts vorwerfen – ganz im Gegenteil: Die Schärfe ist hervorragend und schält Details wie die Muskelstränge Johnsons und Efrons einzeln heraus. Die Farbgebung tendiert sichtbar zum bräunlichen und wärmlichen, was natürlich hervorragend zur Atmosphäre der Strandszenerie passt. Die Bildruhe ist dabei stets sensationell hoch und der Kontrastumfang beinahe schon übertrieben. Die Szene zwischen Victoria und dem Stadtrat nach gut 18 Minuten strotzt jedenfalls vor sattem Schwarz und knallenden Farben – mehr geht nicht. Während der Außenaufnahmen ist die Haut der Schauspieler allerdings durchweg ein wenig zu satt gebräunt, was zu leichten Überkontrastierungen führt.
Ja, was ist denn das? Kann es sein? Kann uns mal jemand kneifen und uns die Augen reiben? Ist da wirklich die DEUTSCHE Tonspur in Dolby Atmos und die englische „nur“ in True HD kodiert? Nicht, dass das grundsätzlich so besonders wäre. Wohl aber für Anbieter Paramount. Terminator: Genisys, Jack Reacher: Kein Weg zurück, Ben Hur – nur ein paar der prominenten und großen Filme des Anbieters, die in den letzten Monaten mit einer deutschen Dolby-Digital-Spur ins akustische Steinzeitalter zurückgeschickt wurden, während die englische Fassung wahlweise in Atmos oder dts-HD-Master vorlag. Wo also seinerzeit wirklich massiv Kritik geübt werden musste, darf man bei Baywatch nun auch mal ein explizites Lob aussprechen. In der Praxis ist der Sound aber zunächst mal grundsätzlich sehr räumlich. Schon der Sommer-Rhythmus des anfänglichen Songs ist schön breit aufgestellt und wenn der Kite-Surfer von oben gefilmt wird, gibt’s sogar bereits den ersten 3D-Soundeffekt (2’08). Weiter geht’s dann mit Ronnies Drohne, die hörbar über den Köpfen herum rotiert (6’12). Ähnlich dreidimensional ist das begeisterte Klatschen und Gröhlen der Parkour-Teilnehmer. Dazu schlägt der Subwoofer ordentlich zu, wenn die Hip-Hop-Beats die Kontrolle übernehmen. Es dauert dann allerdings in etwa bis zur 40. Minute, bevor es beim Feuer an Bord der Yacht aus allen Lautsprechern spratzelt und knackt. Das war’s dann bis zur 100. Minute, in der ein Hubschrauber effektvoll über die Köpfe hinwegflappen darf und ein Feuerwerk völlig frei im Raum steht. Das ist in Summe nicht sonderlich viel Information von oben, was aber schlicht an den fehlenden Szenen für 3D-Sound liegt.

Unterschied Kinofassung vs. Extended Edition

Im Gegensatz zur DVD, die lediglich die Kinofassung enthält, hat man der Blu-ray von Baywatch Kinofassung und Extended Edition spendiert. Die zwei Versionen unterscheiden sich durch eine Laufzeit von knapp fünf Minuten. Wer jetzt gedacht hätte, dass es (gerade aufgrund des prüden US-Publikums) mehr nackte Haut geben würde, sieht sich (fast) getäuscht. Die hauptsächlichen Unterschiede liegen in den Dialoganteilen. Wer’s genauer wissen will, klappt den Spoiler auf. Wer sich die Überraschung bewahren will, lässt ihn zu.

Rogue Cut Spoiler
Nach knapp sechs Minuten drängt sich Mitch zwischen zwei Surfer und Frankie und begegnet im Anschluss zum ersten Mal Victoria. Eine weitere längere Szene zeigt Ronnies Vorstellung vor dem Parkour-Lauf ausgedehnter. Er muss sein Shirt ausziehen und wird von Stephanie beschützt, die einen Six-Pack-Inhaber aus der Gruppe wirft, nachdem dieser sich über Ronnies Brust lustig gemacht hat. Eine ganz witzige Sequenz ist die Flucht auf dem pinken Motorroller, die nach etwa 70 Minuten für Lacher sorgt und in der Kinofassung nicht existiert. Und dann gibt’s doch noch (etwas) nackte Haut. Summer zieht ihr Oberteil hoch, um einen Bösewicht abzulenken. Brody kann deshalb früher eingreifen. Eine letzte große Sequenz, die in der Extended vorliegt, ist eine Dialogszene auf der Party nach 90 Minuten zwischen Victoria und den anderen. Alles in allem fügen die „neuen“ fünf Minuten dem Film nichts Entscheidendes hinzu. 

Bonusmaterial

Im Bonusbereich von Baywatch finden sich drei Featurettes sowie sechs zusätzliche Szenen. „Die Rettungsschwimmer“ ist das erste Featurette und stellt vornehmlich die einzelnen Schauspieler vor, die ganz offensichtlich eine ganze Menge Spaß zusammen am Set hatten. In „Das Vermächtnis geht weiter“ geht es um die Ursprünge der Serie und man kann ein paar Erklärungsversuchen zuhören, warum die Show so erfolgreich war. „Stunts & Training“ gehen die Darsteller natürlich auf das physische Workout ein, das sie absolvieren mussten und machen sich erneut genüsslich über sich selbst und alle anderen lustig. Das Bonusmaterial mag nicht das erschöpfendste aller Zeiten sein, aber es ist wirklich unterhaltsam und spaßig.

Fazit

Baywatch bietet sportliche Körper in Zeitlupe, ein bisschen handfeste Action, etwas Thrill und zotige Gags – damit ist die Verfilmung praktisch eine 1:1-Blaupause der Serie und für das gleiche Zielpublikum durchweg unterhaltsam. Vielleicht gibt’s ein bisschen zuwenig Wasser-Lebensrettungs-Maßnahmen, was man dann wohl ein bisschen unter „Thema verfehlt“ verbuchen müsste. Aber die Darsteller sind gut aufgelegt und trösten über einige Unzulänglichkeiten hinweg.
Die Blu-ray liefert dazu ein absolut sattes Bild und immerhin einen deutschen Atmos-Sound, der sehr räumlich ist. Dass es ihm an quantitativer Ausnutzung fehlt, sei erst einmal verziehen. Hauptsache Anbieter Paramount hält von nun an auch an dieser Taktik fest und liefert bei den nächsten großen Filmen ebenfalls eine verlustfreie (3D)Tonspur.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 80%

Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%

Anbieter: Paramount
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Seth Gordon
Darsteller: Dwayne Johnson, Zac Efron, Alexandra Daddario, Kelly Rohrbach, Priyanka Chopra, Jon Bass, Ilfenesh Hadera, Yahya Abdul-Mateen II, David Hasselhoff, Pamela Anderson
Tonformate: Dolby Atmos (True-HD-Kern): de // Dolby True HD: en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 116/121
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Baywatch

BAYWATCH | Trailer #3 | DE

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Oliver Rockenbach

Hi,

mir hat der Film audiovisuell gefallen 🙂

Ich sehe die Bild und Tonqualität noch höher als von Dir bewertet.

Das der Film absoluter Nonsens ist muss einem vorher klar sein.

Grüße