Blu-ray Review
OT: Bedeviled
Sterben vor Angst
Wenn eine Handy-App zum Killer wird.
Inhalt
Es ist der 12. März 20:59 Uhr. Alice erhält auf dem Handy eine Einladung, eine App herunterzuladen. Das Seltsame daran: Die Einladung kommt von ihrer Freundin Nikki. Die allerdings ist seit ein paar Tagen mausetot – das Herz war einfach stehengeblieben. Auch die anderen Freunde von Nikki scheinen die gleiche Nachricht erhalten zu haben, ignorieren sie aber zunächst. Um 21:03 Uhr erscheint die App allerdings erneut auf Alice‘ Smartphone und aus Neugier akzeptiert das blonde Mädchen die Einladung. Es meldet sich eine SIRI-ähnliche Sprachapp, dessen Stimme auf den Namen „Mr. Bedevil“ hört. Der hat Zugang auf sämtliche sozialen Netzwerke derjenigen, die seine Applikation installiert haben und kann so auf verschiedene Arten „zu Dienste“ sein. Zuerst erscheint es ganz witzig, dass Bedevil in der Lage ist, das Licht zuhause an- und auszuschalten, das Garangentor zu öffnen oder das Auto zu starten. Doch je länger die Teenager die App auf ihrem Handy aktiviert haben, desto gruseliger wird das Ganze. Denn was Mr. Bedevil auch kann, ist alles andere als cool: Er spürt die Ängste seiner Nutzer auf und steigert diese ins Unermessliche. Alice bekommt das als erstes zu spüren, doch auch die anderen sind überrascht, als sich sogar das Symbol der App auf ihrem Körper manifestiert und immer mehr schaurige Dinge passieren. Der Versuch, „Mr. Bedevil“ zu deinstallieren, schlägt fehlt und zerstörte Smartphones reparieren sich gar von selbst. Als dann erneut einer der Freunde stirbt, wissen die verbleibenden Vier, dass die App ihnen allen an den Kragen will …
Horror- und Gruselthriller, die sich mit den Gefahren sozialer Netzwerke und moderner (Überwachungs)Technik befassen, gibt es mittlerweile einige – Unfriend wäre so ein Beispiel. Die Brüder Abel und Burlee Vang mixen allerdings noch Elemente von SAW und anderen Teenie-Horrorstreifen hinzu, um ihren Bedeviled mit effektvollen und spannenden Momenten zu füllen. Das Ganze steht und fällt natürlich mit der Funktion der App. Wenn man in der heutigen Zeit das Gefühl bekommt, so eine Smartphone-Applikation ist billig inszeniert, kann der Film das auch mit den effektvollsten Szenen nicht mehr kaschieren. Die Macher taten gut daran, das Interface auf dem Handy möglichst rudimentär zu lassen und nicht mit visuellen Gimmicks anzureichern. Die Sprüche, die Mr. Bedevil von sich gibt, sind zwar ab und an etwas albern, doch die Art und Weise, wie der Film nach und nach Ängste schürt und aufgrund des Eindringens in die sozialen Netzwerke genau die Phobie anspricht, die dem jeweiligen User am meisten zusetzt, sorgt dennoch für nachvollziehbaren Thrill. Bisweilen spielt die Kamera geschickt mit Winkeln, Licht oder Schatten. Und Clowns, das wissen wir nicht erst seit den Medienberichten der letzten Monate, scheinen immer noch gut für die Verbreitung von Panik.
Ab und an hat man das Gefühl, Bedeviled übertreibt es ein wenig mit den Jump Scares. Schon alleine deren Häufigkeit führt irgendwann dazu, dass man sie förmlich erwartet. Funktionieren tut dies dann allerdings oft immer noch, weil die Geräuscheffekte extrem dynamisch zupacken. Außerdem tun die fünf Jungdarsteller ihr Möglichstes, um authentisch rüberzukommen und verhalten sich ausnahmsweise mal nicht ultra-arrogant oder selten dämlich. Saxon Sharbino (Poltergeist), die als Alice in der Hauptrolle agiert, reduziert sich nicht auf ihr gutes Aussehen, sondern wirkt durchaus real beängstigt. Allerdings reagiert ihre Figur ein wenig zu cool, als der zweite Tote auf den Plan rückt. Inszenatorisch kann man Bedeviled tatsächlich keinen Vorwurf machen. Die beiden Brüder verstehen es trotz ihrer jungen Regiekarriere durchaus, Stimmung zu erzeugen, wenn sie mit ungewöhnlichen Kameraoptiken spielen und geschickt Figuren in Spiegeln oder im Hintergrund auftreten lassen. Manchmal benötigt es dazu nur ein Parkhaus, einen Pfeiler, zwei Darsteller und eine Rig, auf der die Kamera von links nach rechts bewegt wird (86’30). In Sachen Härte hält sich der Film allerdings bewusst zurück. Die Tode spielen sich im Hintergrund der Kamera ab und Blut fließt praktisch gar nichts – Gorehounds kommen entsprechend hier nicht auf ihre Kosten.
Bild- und Tonqualität
Während der Nahaufnahmen von Bedeviled – Das Böse geht online ist das Bild schön scharf und knackig. Farben wirken allerdings stark stilisiert oder sogar etwas verfälscht. Auf dunklen Hautfarben verfärbt es sich grünlich (11’48), was nie wirklich hübsch aussieht, sondern immer einen kränklichen Charakter hat. Gut gelingt die Laufruhe, die auch während der dunkleren Szenen kaum Körnung oder Rauschen offenbart. Ab und an sind allerdings leichte Fabastufungen auszumachen.
Schon der bohrende Score direkt zu Beginn von Bedeviled gibt die Marschrichtung für die akustischen Eigenschaften des Gruslers vor. Mit anständiger Dynamik und druckvollem Subwoofer-Einsatz geht es hier zu Werke. Die Jump Scares während vorbeihuschender Schatten wurden ebenfalls dynamisch vertont und sorgen für kurze Hallo-Wach-Momente. Das Röcheln der Kreaturen kommt dazu ziemlich unheimlich und raumfüllend aus den Speakern. Wenn einer der Jugendlichen von einem Wesen attackiert wird, wird’s richtig laut, was allerdings auch einen Schwachpunkt der Blu-ray offenbart. Denn die regulären Stimmen sind ein kleinwenig zu leise eingebettet, weshalb die Actionszenen dann arg kreischend rüberkommen, pegelt man zuvor auf die Dialoge ein.
Bonusmaterial
Das Hinter-den-Kulissen-Featurette im Bonusmaterial von Bedeviled läuft ca. 20 Minuten und gibt einer B’Roll ähnlich ziemlich aufschlussreiche Einblicke in die Position hinter der Kamera. Sehr schön kann man hier sehen, wie wichtig das richtige Timing beim Horrorfilm ist. Ab und an wird dann der A/B-Vergleich vorgenommen und die fertige Szene direkt im Anschluss an die Hinter-der-Kamera-Perspektive gezeigt.
Fazit
Bedeviled ist ein durchaus spannender Grusler, dessen Kritik am Smartphone- und Social-Media-Wahn zwar oberflächlich bleibt, der sein geringes Budget aber durchaus effektiv nutzt, um mit Jump Scares und Horrorfiguren für Thrill zu sorgen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%
Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Abel Vang, Burlee Vang
Darsteller: Saxon Sharbino, Bonnie Morgan, Brandon Soo Hoo, Alexis G. Zall, Matty Finochio, Kate Orsini
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 16