Blu-ray Review
OT: Before I Wake
Der Kreuzmann
Wenn Träume wahr werden, muss das nicht unbedingt traumhaft sein.
Inhalt
Jessie und Mark haben vor nicht allzu langer Zeit ihren Sohn bei einem furchtbaren Unfall verloren. Ihre Ehe leidet seither, weil sie mit der Trauer vollständig anders umgehen. Doch nun scheinen sie so weit, dass sie den 8-jährigen Cody adoptieren können. Der wanderte schon durch zwei Pflegefamilien und musste zuletzt monatelang verwahrlost alleine verbringen, weil die Eltern spurlos verschwanden. Cody ist höflich und schüchtern, zeigt aber vor dem Einschlafen eine unerklärliche Furcht. Seine Angst vor dem Kreuzmann, der einst seine Mutter verschlang, verstört Jessie, selbst wenn sie es zunächst als Fantasterei abtut. Doch schon in der zweiten Nacht tauchen aus dem Nichts Schmetterlinge im Wohnzimmer des Paares auf und das sollen nicht die einzigen Manifestationen bleiben. Es scheint, als würden Codys Träume Realität, was zu wunderschönen Momenten wie der Begegnung mit ihrem verstorbenen Sohn, aber eben auch zu erschreckend alptraumhaften Visionen führt. Und diese sind nicht nur furchterregend, sondern durch und durch böse. Es dauert nicht lange und die ganze Familie ist in höchster Gefahr …
Das Thema verwunschenes/verfluchtes (Adoptiv)Kind hat in den letzten Jahren zu zahlreichen Genrewerken wie beispielsweise dem Barbadook geführt. Before I Wake liefert aber schon ganz grundsätzlich einen frischen Ansatz und kombiniert die üblichen Horroranteile mit Aspekten des Dramas und Fantasymomenten, die an Jacksons Heavenly Creatures erinnern. Dazu erklingt ein Score, der die melancholischen Szenen sehr süß und die Horrorelemente dramatisch begleitet. Die vorhandenen Jump Scares sitzen vor allem bei denen, die sich vor unangenehmen Gestalten, die im verschwommen im Hintergrund stehen, fürchten. Da der Kreuzmann ein ziemlich fieses Kerlchen ist, funktioniert das ganz hervorragend. Für Stimmung ist also durchaus gesorgt, wobei sich die Entwicklung der Geschichte durchaus etwas Zeit lässt. Während vor allem Hauptdarsteller Jacob Tremblay, der zuletzt schon in Raum überzeugen konnte, auch hier ein wirklich guter Kinderdarsteller ist und die Angst ebenso glaubwürdig rüber bringt, wie die Sehnsucht nach einem normalen Leben, ist seine deutsche Synchronstimme bisweilen viel zu dünn und weiblich, was nicht so recht zu ihm passen mag. Leider verblassen auch Thomas Jane und Kate Bosworth neben ihm. Jane ist mit Zottelmähne etwas unterbeschäftigt und kann seine psychologischen Momente nur bedingt einbringen. Bosworth in der Rolle der Mutter legt ihre Rolle arg zurückhaltend an, was bisweilen den Eindruck erzeugt, sie hätte sich gelangweilt. Das gilt indes überhaupt nicht für Dash Mihok, der in einer wirklich bewegenden Szene erklärt, wie seine Frau verschwand, er daran zerbrach und beinahe fähig gewesen wäre, Cody zu töten. Dem begehrten Nebendarsteller zahlreicher Filme (Der schmale Grat, Silver Linings) nimmt man die Trauer und die Wut absolut ab, was besagte Sequenz zu einem der Höhepunkte des Films werden lässt. Und weil das zeitgleich der Wendepunkt von Before I Wake ist, steuert Mike Flanagans (Ouija – Ursprung des Bösen) Genremix auf ein ungewöhnliches Ende zu, das hartgesottene Horrorfans sicher auf dem falschen Fuß erwischt, aber gerade deshalb aus dem Einerlei herausragt. Denn hier geht’s ausnahmsweise mal nicht reaktionär zu, wie es in den meisten Genrebeiträgen der Fall ist. Zu den Klängen von Radical Face‘ Welcome Home darf man sogar die eine oder andere Träne der Rührung verdrücken, wenn man bereit ist, sich auf das Finale einzulassen.
Bild- und Tonqualität
Da zu Reviewzwecken lediglich ein Streaminglink zur Verfügung stand, lässt sich über die Bildqualität von Before I Wake nichts Endgültiges sagen. Grundsätzlich liefert der Film warme Farben, die einer Braunpalette entstammen. Dazu gibt’s einen sehr stabilen Bildstand. Rauschen oder Körnung ist kaum vorhanden. Akustisch werden vor allem die Grusel- und Monstereffekte räumlich präsentiert und sorgen für Gänsehaut. Aber auch hier kann aufgrund der Datenreduktion des Streaminglinks keine qualitative Aussage getroffen werden.
Bonusmaterial
Auch das Bonusmaterial konnte leider nicht gesichtet werden.
Fazit
Before I Wake ist kein klassischer Horrorgrusler, sondern integriert zahlreiche Elemente aus dem Drama und dem Fantasyfilm in einen Mix, der zwar manchmal etwas langsam gerät, aber durch seinen eigenständigen Ansatz aus der Masse herausragt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: keine Wertung möglich
Tonqualität (dt. Fassung): keine Wertung möglich
Tonqualität (Originalversion): keine Wertung möglich
Bonusmaterial: keine Wertung möglich
Film: 65%
Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Mike Flanagan
Darsteller: Thomas Jane, Kate Bosworth, Jacob Tremblay, Annabeth Gish, Jay Karnes, Dash Mihok
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16