Bereavement Unrated Director’s Cut

Blu-ray Review

Turbine Medien GmbH, 20.11.2020
Turbine Medien GmbH, 20.11.2020

OT: Bereavement

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Reine Seele

Re-Release im limitierten Mediabook des stimmungsvollen Killer-Horrors.

Inhalt

raham Sutter ist der Nachkomme eine Reihe von Schlachtern in einer dörflichen Gegend vor Pennsylvania. Er lebt in der verlassenen Fleischerei, in der er seinen kranken Neigungen freien Lauf lässt. Denn Graham tötet gerne Frauen. Ein quälender Drang bringt ihn dazu, seine Opfer zu entführen, zu fesseln, zu malträtieren und umzubringen. Eines Tages entführt er den sechsjährigen Martin aus dem Vorgarten seiner Mutter. Martin leidet an HSAN IV, einer Erbkrankheit, die ihn keinerlei körperliche Schmerzen empfinden lässt. Graham zwingt Martin fortan, seinen Taten zuzuschauen und zieht ihn auf diese Weise zum Teenager heran. Als einige Jahre später die junge Allison nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrem Onkel in die Gegend zieht, bemerkt sie den Jungen in dem alten Fleischerei-Gebäude, denkt sich aber nichts dabei. Anstelle dessen datet sie zum Leidwesen ihres Onkels den Nachbarsjungen William. Eines Tages jedoch gerät Allison in die Fänge von Graham und begegnet Martin. Ob der ihr aber helfen möchte …?

2004 hatte Regisseur Steven Mena mit Malevolence  sein Filmdebüt gegeben und zeichnete praktisch für alles Nötige verantwortlich – vom Drehbuch über den Score bis hin zur Produktion. Schon damals gab es Gerüchte, dass es sich um den Mittelteil einer Trilogie handeln würde. Ein Mittelteil, der die Story von Carpenters Halloween praktisch 1:1 nacherzählte. Ein Slasher also – und kein sonderlich origineller. Offenbar umtrieb den Regisseur aber der Gedanke, die Idee zu verfolgen, wie Martin Bristol zu dem eiskalten Killer wurde, der er in Malevolence ist. Sechs Jahre lang ließ er sich Zeit, Geld zu sammeln und ein neues Drehbuch zu schreiben, dass dann tatsächlich ein Prequel zu seinem Regiedebüt werden sollte. Bereavement versucht deutlich mehr, eine Metaebene zu entwickeln, die Malevolence größtenteils fehlt(e). Der Film wirft einen Blick hinter die Fassade eines getriebenen Killers, der mal nicht im Dunklen agiert, sondern den man sehr frühzeitig zu sehen bekommt. Wir erleben seinen Wahn und seinen offenbaren Wunsch nach Erlösung. Christliche Motive spielen in Bereavement eine nicht geringe Rolle, denn in Martin, der keinen Schmerz fühlt, wähnt Graham eine reine Seele. An ihr arbeitet sich Graham ab, da er im Glauben erzogen wurde, auch die Tiere würden keine Schmerzen empfinden, wenn sie geschlachtet würden. Nachvollziehbar, dass Sutter, der seinerseits väterliche Brutalität erfahren hat, in einem fragilen psychischen Zustand ist.

Und je länger der Film dauert, desto mehr körperliche Gewalt wird auch Martin zugefügt. Einhergehend mit der seelischen Qual ist bald nachvollziehbar, dass aus diesem Martin mal der Killer wird, der er in Malevolence ist. Spencer List, der den jungen Martin spielt, tut das erstaunlich beeindruckend – immerhin ist das eine alles andere als einfache Rolle. Auch sein Gegenüber, Brett Rickaby, wirkt als mal dämonischer, mal fast bemitleidenswerter Killer.
Michael Biehn, der als zugkräftiger Name im Spiel ist, wirkt allerdings durchgehend gelangweilt. Er bereichert den Film wirklich nicht, sorgt aber immerhin für den größten Überraschungsmoment. Und wenn’s um Alexandra Daddario geht, darf man fast schon verärgert darüber sein, wie banal Regisseur Mena ihre körperlichen Attribute in den Vordergrund drängt. Das hat weder die Darstellerin noch der Film nötig. Denn Daddario agiert professionell – selbst wenn auch sie nicht verhindern kann, dass man ihr zeitweilig ein unglaublich dämliches Verhalten ins Drehbuch geschrieben hat. Es musste wohl so sein, dass sich die Figuren nur selten zum Horrorgenre atypisch verhalten. Und hier tun sie’s erst Recht nicht. Es braucht aber natürlich auch eine Grundlage für die wüsten Killerszenen, die vor allem in den letzten 20 Minuten zu sehen sind. Die SPIO-Einstufung dürfte aber nach wie vor in der Tatsache begründet sein, dass ein Kind Zeuge und auch Täter von Gewalt wird.

Apropos Einstufung:
Die Veröffentlichungsgeschichte von Bereavement in Deutschland ist übrigens ziemlich bewegt. Erstmalig wurde der Film als Blu-ray von Universum Film in Umlauf gebracht. Hier gab’s eine leicht gekürzte SPIO/JK-Fassung für die Videotheken, in die er am 21.12.2011 Einzug hielt. Einen Tag später gab es die Kaufversion, die jedoch eine FSK-18-Freigabe erhielt und deshalb um weit mehr gekürzt werden musste. Unabhängig von den Kürzungen wurde die SPIO-JK-Fassung dann knapp ein Jahr später sogar indiziert. 2018 gab es dann in den USA die Ankündigung eines längeren Directors‘ Cut, der zwei Dialogszenen mit Allison und William sowie dessen Vater einfügt. Genau diesem Director’s Cut hat sich nun Turbine Medien angenommen und neu auf Blu-ray veröffentlicht. Tatsächlich, OHNE den Film zuvor vom Index zu holen. Witzigerweise sind die nun neu hinzugefügten Szenen jene, die der Regisseur im Audiokommentar als ganz bewusst geschnitten definiert, da sie den Film zu sehr vom Hauptplot abgelenkt hätten. Warum sie nun wieder drin sind? Mena weiß es selbst wohl nicht so ganz genau, denn im Audiokommentar vermutet er, dass Szenen mit William und seinem Dad neu enthalten sind, weiß aber nicht, welche genau und spricht von „denen“, die sie wieder integriert haben (also offenbar das publizierende Label in den USA). Kommt man dann an die Stelle, hört man deutlich, dass der Audiokommentar zu dieser Szene neu eingesprochen ist. Er klingt deutlicher und klarer. Mena erzählt dann, dass er sie ursprünglich aus Pacinggründen rausgenommen hat, sie aber für sehr wichtig erachtet, um William und Allison mehr Background zu geben. Bestürzend ist allerdings vielmehr, was er an dieser Stelle über John Savage, den Darsteller von Williams Vater erzählt.

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Format: Blu-ray
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Erscheinungstermin: Fri, 20 Nov 2020
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Bild- und Tonqualität

Bereavement wurde 2010 analog auf Super-35-mm gefilmt und später über ein 2K DI gemastert. Das Ergebnis ist ein sehr filmischer, angenehm körniger Look. Die Körnung selbst nimmt niemals Überhand, sondern bleibt stets im moderaten Rahmen, gibt dem Film aber ein organisches Feeling, das vor allem die dreckig-raue Atmosphäre unterstützt. Farben sind insgesamt etwas entsättigt, was gut zum Setting passt, das Ende der 80er spielt. Die Schärfe ist in Naheinstellungen durchaus gut und das Encoding der Disk zeigt sich aufgrund fehlender Artefakte auf der Höhe der Zeit. In den dunklen Szenen geht auf Schattenbereichen schon mal die Durchzeichnung verloren, was aber auch bewusstes Stilelement sein kann, um die düstere Szenerie im Schlachthof noch zu unterstützen.
Bereavement hat für seine Wiederveröffentlichung eine neue Abmischung erhalten. Neben dem DTS-HD Master Audio in 2.0 gibt’s auch eine diskrete Auro-3D-Fassung in 13.1. Beide Tonversionen liegen fürs Englische und Deutsche vor.
In Ermangelung eines Auro-3D-Setups wird an dieser Stelle der dts-HD-Master-Kern bewertet, der vor allem im Bassbereich durchaus kräftig anschiebt und es eigentlich sogar ein Stück weit übertreibt (Score bei 70’00 oder 104’20). Dynamische Momente wie der einzelne Schuss aus der Schrotflinte nach etwa 74 Minuten zerreißen die Stille ordentlich und das Rauschen der Naturumgebung funktioniert auch recht räumlich. Die deutschen Dialoge sind zudem gut eingebettet und wenn Jumpscares geplant einsetzen, geht auch das dynamisch zum Zuschauer.

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Bonusmaterial

Im Bonusmaterial gibt’s ein 35-minütiges Making-of, das hauptsächlich von Regisseur Mena moderiert wird und wirklich tief in die Produktion eindringt. Das Featurette „First Look“ läuft etwas kürzer, geht dabei noch mal auf die Psychologie hinter der Entwicklung des Charakters von Martin zwischen dem Prequel und dem zeitlich zuvor erschienenen Sequel ein. Drei entfernte Szenen, einige Trailer und TV-Spots sowie eine Bildergalerie ergänzen das Material. Obendrauf gibt’s noch den Audiokommentar von Regisseur Mena, der (ebenso wie der ganze Rest) deutsch untertitelt ist.

Fazit

Bereavement ist sicher nicht der beste Killer-Horrorthriller der ersten 2000er Dekade. Aber er wirkt durch seine Atmosphäre im Setting des Schlachthauses, kann einen charismatischen und mit einigermaßen deutlichem Background geschilderten Bösewicht vorweisen und wird zum Ende hin angemessen blutig – gegenüber dem Vorgänger Malevolence der bessere Film.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 70%
Film: 65%

Anbieter: Turbine Medien
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Stevan Mena
Darsteller: Alexandra Daddario, Michael Biehn, Nolan Gerard Funk, Spencer List, John Savage, Brett Rickaby
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Codec: AVC
FSK: SPIO KsJ

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Turbine Medien)
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Trailer zu Bereavement

Bereavement - Trailer (Deutsch) HD


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Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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Ralph

Vielen Dank für die interessante Besprechung (und für den Hinweis auf die UT für den AK) – kommt auf meine Einkaufsliste.