Big Game – Die Jagd beginnt!

Blu-ray Review

Big Game - Die Jagd beginnt! Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 01.12.2015

OT: Big Game

 


Ungleiches Duo

Finnischer Naturbursche und amerikanischer Präsident – wie passt das zusammen?

Inhalt

Oskari ist 13 und verbringt nach alter finnischer Tradition eine Nacht allein in den schneebedeckten Bergen der Gegend. Einzig mit Pfeil und Bogen ist er ausgestattet, um das Gelernte umzusetzen und ein Tier zu erlegen, damit er als Mann nach Hause zurückkehren kann. Was Oskari nicht weiß: Über ihm fliegt gerade die Air Force One mit dem US-Präsidenten an Bord – und wird abgeschossen. Offenbar haben es Terroristen auf den Staatsmann abgesehen und als sich der mächtige Mann gemäß Protokoll in einer Sicherheitskapsel von Bord retten kann, geht die Jagd auf ihn in den Bergen weiter. Was die Terroristen, die Hilfe von einem Maulwurf bekamen, nicht ahnen können: Oskari findet die Kapsel und befreit den Präsidenten. Von nun an heißt es: Schwerbewaffnete Gangster gegen Naturbursche mit Pfeil und Bogen …

Big Game beginnt während der ersten 25 Minuten mit spektakulären Bildern aus unterschiedlichen Erzählperspektiven. Da ist zum einen die Geschichte um den finnischen Jungen, die mit tollen Naturaufnahmen punktet und zum anderen der trotz niedrigen Budgets aufwändig gestaltete Abschuss der Air Force One. Sowohl die Geschosse Richtung Flugzeug als auch der Absturz selbst sind packend gefilmt. Leider verflacht Big Game im Anschluss zu einem unausgegorenen Mix aus Actionfilm, Survivalthriller, Naturspektakel und esoterisches Gefasel. Dazu kann er sich einfach nicht entscheiden, ob er komisch oder bierernst sein soll – ganz zu schweigen von dem völlig abstrusen Drehbuch, das tatsächlich einen 13-jährigen Jungen als rambohaften Retter inszeniert. Schade, dass die durchaus berauschenden Bilder, die ohne Ausnahme überzeugen können in einem derart krassen Widerspruch zu einer unrealistischen Geschichte stehen, die sich Regisseur und Drehbuchautor Jalmari Helander (A Christmas Tale – Rare Exports) offenbar nach einem zu heißen Saunagang hat einfallen lassen. Richtig vorbei ist’s. wenn Oskari dem First Man of the Country den Marsch bläst und ihm sagt: „Mein Wald, meine Regeln“. Das ist dann einfach zu viel des Guten und in Sachen selbstbewusster Stepke und führte trotz internationaler Starbesetzung zum Untergang in den US-Kinos, in denen Big Game mit einem Einspiel von 16.000 $ abgestraft wurde. Die sind vermutlich zum Teil schon nach dem vermeintlichen Ende aus dem Kino gerannt, wo doch die größte Überraschung und die krasseste Szene des Films erst nach der Rettung des Protagonisten geschieht (wer mich hier des Spoilerns bezichtigt, was das Überleben des Präsidenten angeht, der hofft auch, dass die Titanic in Camerons Film beim zweiten Anschauen nicht untergeht). In dieser Sequenz darf Jim Broadbent zeigen, dass er auch mal anders kann als nur den etwas zerstreuten Staatsmann oder Gentleman zu geben. Was also am Ende bleibt, sind spektakuläre Bilder, ein paar gute Actionszenen und bekannte Gesichter.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Big Game – Die Jagd beginnnt punktet mit satten Kontrasten und einer verhältnismäßig hohen Bildruhe. In den dunklere Szenen driftet Schwarz schon mal etwas ins Bläuliche ab, dafür sind Nahaufnahmen dermaßen scharf, dass man sich fast in einem 3D-Film wähnt. Auch das helle Szenario der schneebedeckten Berge bleibt meist ruhig und leidet nicht unter großartigen Ausreißern.
Der Ton von Big Game gibt sich von Beginn an sehr offen und räumlich. Nicht nur der heldenhafte Filmscore ertönt aus sämtlichen Speakern, auch die atmosphärischen Umgebungsgeräusche sind packend umgesetzt. Zerreißt ein Schuss die Luft (10’50), schrickt man im Heimkinosessel förmlich auf und wenn der erste Bombentest erfolgreich verläuft, bebt und wackelt der ganze Raum.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Big Game versammeln sich insgesamt elf Interviews mit Regisseur, Produzenten und Darstellern sowie eine B’Roll. Dazu gibt’s ein fünfteiliges Featurette, das über die Darsteller, deren Rollen, den Drehort und die Geschichte an sich informiert. Auch bekommt man ein Interview mit Filmbösewicht Mehmet Kurtulus in den Filmkulissen Babelsberg. Leider sind die kurzen Featurettes tatsächlich SEHR kurz geraten.

Fazit

Big Game hätte ein durchaus spannender Film werden können, wenn man sich dazu hätte entscheiden können, beim Ernst der Sache der Sache zu bleiben. Wenn US-Präsident und finnischer Junge ein echtes Überlebensteam und keine Zwei-Mann-Rambo-Nummer durchgezogen hätten. Wer aber kurzweilige Action mit tollem Sound und gutem Bild sucht, ist hier halbwegs gut aufgehoben.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 25%
Film: 60%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: FI/D/GB 2014
Regie: Jalmari Helander
Darsteller: Samuel L. Jackson, Jim Broadbent, Victor Garber, Ray Stevenson, Onni Tommila
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 16

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