Billionaire Boys Club

Blu-ray Review

billionaire boys club blu-ray review cover
© Universum Film GmbH, 13.09.2019

OT: Billionaire Boys Club

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Von Blendern und Schneebällen

Wie zwei Jungspunde die Reichen Kids des 80er-Jahre L.A. aufmischen …

Inhalt

Los Angeles, 1983: Dean und Joe treffen sich erstmals seit ihrer High-School-Zeit. Beide haben immer vom großen Geld geträumt, obwohl sie als Söhne von Mittelschichtlern sind. Dean verdingt sich als Vermittler von ein bisschen Luxuszeug, dass er den Reichen und Schönen verdealt. Joe ist immer noch das Gehirn, das er damals war. Er vermittelt Börsenoptionen, macht damit aber kaum Umsatz, weil er „zu billig ist“. Dean, der extrovertierte Macher, sieht die Chance, als perfektes Team die Reichen und Schönen aufzumischen und endlich selbst dazu zu gehören. Gemeinsam gründen sie eine Investmentfirma, die durch einen Trick aus der Not heraus plötzlich Investitionen der reichen jungen Leute ihrer Umgebung bekommt. Und weil die Investoren so überzeugt auf die Schwindeleien des „Billionaire Boys Club“ reinfallen, spricht es sich rum. Die Kleininvestoren werden zu den besten Werbeträgern der Großinvestoren. Der BBC setzt plötzlich Millionen um, ohne tatsächlich je Gewinne einzufahren. Das Geld verprassen Joe und Dean lieber selbst. Doch dann gerät Joe an den falschen Investor. Einen, der selbst mit faulen Tricks spielt …

Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Und das alte Sprichwort trifft ziemlich genau, was Joe Hunt Anfang/Mitte der 80er mit seinem BBC (Billionaire Boys Club) darstellte. Mit einem erlogenen Schneeballsystem sammelten er und seine rechte Hand Dean Karny in Windeseile Millionen von Dollar von ihren Investoren, in dem sie ihnen eine 50%ige Rendite versprachen. Die Geister, die sie riefen, wurden sie dann nicht mehr los. Ein Zurück gab es irgendwann nicht mehr. Doch Betrüger locken Betrüger an und so fiel Joe auf Ron Levin rein. Levin hatte den beiden fünf Millionen Dollar auf ein Maklerkonto hinterlegt. Geld, mit dem Joe Immobilien spekulieren können sollte. Jedoch nur, wenn er selbst vier Mio. Dollar einzahlt. Es kam, wie es kommen musste: Die vier Mio. Dollar waren kurz darauf weg und auch Levin verschwand. Bis heute ist er nicht auffindbar und da es Hinweise auf einen Mord gibt, sitzt Joe dafür seit 35 Jahren im Pleasant Valley State Prison.
James Cox (Straight A’s) nimmt sich die Geschichte, um eine Art verjüngten Wolf of Wall Street zu inszenieren. Besetzt mit den beiden top angesagten Jungstars Ansel Elgort und Taron Egerton konzentriert er sich zunächst auf das Spaßelement der Story. Auf das Ding mit den schnellen Autos, den hübschen Frauen, dem Koks und den luxuriösen Anwesen. Der schöne Schein wird zu den Pop- und Wavesongs der 80er in stimmige Bilder gepackt, bleibt aber genauso an dieser Oberfläche und nervt irgendwann mit den repetitiven Szenen von Party und der praktisch nicht vorhandenen Hintergründe der beiden Hauptfiguren. Deren Motivation erscheint völlig aus der Luft gegriffen und über ihre Familiensituation erfährt man außer der kurzen Off-Kommentare zu Beginn rein gar nichts. Außerdem vergeht dann doch etwas viel Zeit, bevor endlich mal auf die Konsequenzen des betrügerischen Handelns von Joe und Dean eingegangen wird.

Doch das war nicht das, was Billionaire Boys Club den Kinoerfolg kostete. Bei einem Budget von 15 Mio. Dollar spielte der Film in den USA nur 1.300 Dollar ein. Der Grund war nicht etwa, dass der echte Joe Hunt zu dieser Zeit aus dem Knast heraus um Gnade suchte, sondern vielmehr an einer Personalie: Kevin Spacey. Als der Film in den USA anlief war dieser ein akut rotes Tuch für das Publikum (und dürfte es trotz der Einstellung des Verfahrens wegen sexueller Nötigung gegen ihn immer noch sein). Da minderte nur wenig, dass seine Leistung als Gauner Ron Levin zwar etwas arg extrovertiert, aber dennoch überzeugend ist. Im Zuge der metoo-Debatte sprang Spacey über die scharfe Klinge. Hoffnung seitens des Anbieters, seine verhältnismäßig kleine Nebenrolle könnte die Kinogänger über die Thematik hinwegsehen lassen, erwiesen sich als frommer Wunsch, nachdem am Starttag nicht mal zehn! Personen in den Film gegangen waren. Inhaltlich und filmisch gesehen tut man Billionaire Boys Club damit etwas Unrecht, denn trotz der sich wiederholenden Oberflächlichkeit der Figuren und deren wenig Sympathie erweckender Charakterisierung ist BBC dennoch ein gelungenes Porträt junger Erwachsener der „alles ist möglich“-Generation der 80er, der Konsum und Egoismus über alles ging. An dieser Stelle wirkt der Film authentisch, wozu dann auch passt, dass nicht eine der Figuren sympathisch rüberkommt. Nicht ganz authentisch geht man übrigens mit dem zweiten Todesfall und dem Finale um. Im Sinne filmischer Dramatik zwischen den beiden Hauptfiguren spekuliert man hier eher als bei den historischen Fakten zu bleiben. Vielleicht auch ein Grund, warum man ausgerechnet hier die Namen der realen Personen veränderte.

Bild- und Tonqualität

Billionaire Boys Club wurde zwar mit Red Epic Dragons volldigital aufgenommen, in der Postproduktion aber auf einen körnigen 80er Look getrimmt. Freunde glatter Hochglanzproduktionen werden das Bild deshalb nicht wirklich mögen. Allerdings hat man das analoge Aussehen ganz gut hinbekommen, ohne dass es allzu schmuddelig wirkt. Die Schärfe ist allerdings gut – und das nicht nur im zentralen Fokusbereich, sondern über den kompletten Bildschirm. Schwarzwerte könnten noch etwas knackiger sein, Farben sind (erneut ein Tribut an den 80er-Jahre-Look) etwas entsättigt.
Akustisch reißt der Film keine Bäume aus. Selbst der elektronische Score bleibt erstaunlich undynamisch. Dafür dominieren die klaren und voluminösen Dialoge das Geschehen und wenn Frankie Goes to Hollywoods „Relax“ auf der Party ertönt wird es auch etwas räumlich (6’40). Auch während der ein/zwei kurzen Actionszenen öffnet sich der Raum mal ein wenig. Aber wirklich herausragend ist der Sound maximal im Song des Abspanns.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Billionaire Boys Club finden sich nur Programmtipps des Anbieters sowie der Trailer zum Film.

Fazit

Billionaire Boys Club ist ein Porträt zweier notorischer Lügner mit Minderwertigkeitskomplex. Zwei klassische Fälle der Generation X, die dem Reiz des Geldes verfielen und aus dem Konstrukt irgendwann nur noch mit Gewalt entkommen konnten. Leider etwas oberflächlich inszeniert.
Die Ironie der Geschichte: Derjenige, der dem Film eine Art von Seele gibt und in seinen Szenen alle anderen an die Wand spielt, wird wohl längere Zeit (oder für immer) hier das letzte Mal in einem Film mitgespielt haben, weil er es möglicherweise selbst mit der Moral und dem Gesetz nicht so genau genommen hat: Kevin Spacey.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2018
Regie: James Cox
Darsteller: Ansel Elgort, Taron Egerton, Emma Roberts, Kevin Spacey, Jeremy Irvine, Ryan Rottman
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 108
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder: © Universum Film GmbH)

Trailer zu Billionaire Boys Club

Billionaire Boys Club - Trailer (deutsch/german; FSK 12)

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