Blu-ray Review
OT: Black Christmas
YipYap
Auch Blumhouse kann mal daneben greifen.
Inhalt
Die Winter-Semesterferien stehen an. Riley und ihre Kommilitonen vom Hawthorne College freuen sich auf ein paar entspannte Vorweihnachtstage sowie natürlich auf die unvermeidlichen Partys. Doch irgendwie fängt alles ziemlich unerquicklich an. Rileys Freundin wird Opfer eines Beinahe-Date-Rapes und kurze Zeit darauf verschwindet eine andere Mitstudentin. Wie sich herausstellt, geht ein Killer um, der nach und nach Rileys Freundinnen beseitigt. Doch was sich hier am Ende vor Riley und ihren Mitstreiterinnen auftut, ist so unfassbar, dass es ohnehin keiner glauben würde – nicht mal der geneigte Zuschauer dieses Machwerks …
1974 war eine schwangere Studentin bereits einmal Ziel eines psychopathischen Slashers. Als Bewohnerin eines Studentinnenwohnheims hatten bereis einige ihrer Kommilitoninnen das Zeitliche gesegnet, bevor sie selbst gejagt wurde. Jessy – Die Treppe in den Tod (orig. Black Christmas) erreichte im Laufe der Jahre einen gewissen Kultstatus, da er als Mitbegründer des Slasher-Subgenres gelten kann und viele Motive dieser Horrorgattung vorwegnahm. 35 Jahre später feiern erneut einige Studentinnen den Vorweihnachtsabend und erneut taucht ein Killer auf, der mit den Mädels das typische “eine nach der anderen”-Spielchen treibt. Black Christmas von 2009 wurde nicht zum Kultfilm. Als Quasi-Remake liefert er aber noch halbwegs spannende Unterhaltung und drang tiefer in den Kosmos des Killers vor. 2019 ist es nun (schon) wieder soweit: Blumhouse nahm sich der Originalgeschichte von 1974 an und lässt Sophia Takal mit ihrem dritten Langfilm nach Green und Always Shine erstmals einen Horrorfilm inszenieren. Wobei “Horror” hier wirklich relativ gesehen werden sollte. Denn schon die FSK-16-Einstufung ist eher hoch gegriffen und in den USA war es gar ein PG-13. Nach einem noch relativ spannend inszenierten Beginn, der halbwegs geschickt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielt, wälzt sich Black Christmas gut 35 Minuten lang in langweiligen Studentenverbindungs-Klischees und Fremdscham geeigneten Musiknummern in Weihnachtskostümen, bevor tatsächlich mal etwas passiert. Dialoge sind teils zum Fürchten und eine emotionale Bindung zum Zuschauer schafft maximal Imogen Poots in ihrer Rolle als Riley.
Klar ist, dass Sophia Takal ihr Remake nutzen wollte, um die Slasher-Geschichte aus einem betont feministischen Blickwinkel zu inszenieren – “Date Rape” ist das Stichwort, das sie dazu in einem Interview preisgab und um das es ihr ging. Keine schlechte Idee, denn immerhin sind Frauen in den entsprechenden Slashern stets erstes Ziel der männlichen Serientäter. Dass man es aber so ungelenk machen musste, es mit unpassenden (oder unpässlichen?) Gags über Menstruationstassen garnieren musste und wirklich sämtliche Männer wahlweise als Arschlöcher (Kerle in der Studentenverbindung), Ignoranten (die Polizei), Manipulanten (Professor Gelson) oder potenzielle Vergewaltiger und Stalker zu charakterisieren, hinterlässt einen faden Beigeschmack.
Ein Slasher ist nicht deshalb feministischer oder gleichberechtigt, wenn er sämtliche Vorzeigen ins Gegenteil verkehrt. Und Black Christmas ist kein klischeefreier Film, nur weil er betont, wie stark die Mädels unter sich sind, während die Kerle allesamt Schlappschwänze sind, die nur über eine kultische Vereinigung Selbstbewusstsein erzeugen. Das wird im Finale dann derart holzhammermäßig und unfassbar albern, dass der einzige Schrecken des Films das unfassbar schlechte Drehbuch ist. Tatsächlich ist Black Christmas so klischeehaft feministisch, so überzogen in der Darstellung der Männer, dass seine guten Absichten ins komplette Gegenteil kippen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Filme wie dieser genau das Gegenteil von dem bewirken würden, was sie eigentlich intendieren. Wenn er dafür dann immerhin spannend wäre. Aber wenn es ganze 53 Minuten braucht, bis es mal eine echte direkte Konfrontation mit dem Killer gibt, während die Motivation oder Hintergründe der Taten vollkommen im Dunklen bleiben, dann ist das einfach wie es ist: Langweilig.
Bild- und Tonqualität
Black Christmas wurde zwar digital gefilmt, bekam im Nachgang aber einen recht deutlich stilisierten Look. Die Körnung auf Gesichtern und Hintergründen ist teils ziemlich sichtbar und wuselt dort etwas unschön herum. Ab und an sorgt das im Verbund mit etwas überzogenen Farbkontrasten und steilen Kontrastflanken für Detailverlust auf Gesichtern. Auch die Durchzeichnung im Schwarz ist eher mau. Bei guter Ausleuchtung sind Close-ups von Gesichtern allerdings annehmbar scharf und wirken plastisch. Leider gibt es solche Szenen nur sehr selten.
Black Christmas liegt mit einer regulären dts-Spur vor, die in puncto Dynamik nicht gerade Bäume ausreißt. Die Jumpscares sind so überraschend wie Scherze am ersten April und haben nicht genug Power, um die Anlage wirklich zu fordern. Sehr schön gelingt indes die räumliche Darstellung der Stimmen, die mitunter sehr plastisch über alle Speaker wandern. Ebenfalls effektvoll geraten die Szenen, in denen der Killer seine Pfeile aus dem Bogen verschießt und diese durch den Raum zischen.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Black Christmas warten zunächst entfernte und erweiterte Szenen sowie ein alternatives Ende. Hinzu kommt der Audiokommentar, den Takal mit ihrer Hauptdarstellerin Imogen Poots eingesprochen hat. Drei Featurettes runden die Extras ab und geben ein bisschen Einblick in die Dreharbeiten sowie die weibliche Besetzung des Films.
Fazit
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint – mehr muss man zu diesem völlig misslungen Versuch eines frauenzentrierten Horrorfilms nicht sagen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 50%
Film: 30%
Anbieter: Universal Pictures Germany
Land/Jahr: USA/Neuseeland 2019
Regie: Sophia Takal
Darsteller: Imogen Poots, Aleyse Shannon, Brittany O’Grady, Lily Donoghue, Cary Elwes
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Universal Pictures Germany)