Blood Brothers – Ihr blutiges Meisterwerk

Blu-ray Review

Blood Brothers - Ihr blutiges Meisterwerk Blu-ray Review Cover 2
Tiberius Film, 07.09.2017

OT: The Divine Tragedies

 


Den perfekten Mord …

… nicht weniger haben sich die Charles und Thomas vorgenommen.

Inhalt

Charles und Thomas sind zwei (Halb)Brüder mit Visionen. Einer Vision über den perfekten Mord. Während Thomas der dominante Part der beiden ist, strebt Charles danach, es seinem Bruder recht zu machen. In der Kellnerin vom Diner nebenan haben sie bald das dazugehörige Opfer gefunden, das „rein“ und „würdig“ erscheint. Blöd, dass Charles sich scheinbar in die Dame zu verlieben scheint. Derweil müssen sie sich um ihre alkoholsüchtige Mutter kümmern, die sie mit ihrer unterschwelligen Art unterdrückt. Die Taten, die sie begehen, erscheinen deshalb auch wie eine Übung. Ein Übung, sich endlich von ihrer Mutter zu befreien. Doch während Charles langsam zum echten Killer wird, war Thomas‘ Dominanz offenbar nicht von langer Dauer. Und der Konflikt zwischen den beiden Geschwistern eskaliert …

Blood Brothers – Ihr blutiges Meisterwerk ist nicht der gewöhnliche Horrorfilm über zwei mordende Brüder. Aufgrund seiner Optik mit starken Bildverfremdungen (viele Szenen werden von einer der drei Grundfarben Rot, Grün oder Blau ausgeleuchtet) und dem theatralischen Schauspiel wirkt er oft surreal und erinnert an die Bilder eines David Lynch. Dessen Klasse erreicht Jose Prendes‘ Film von 2015 zwar zu keiner Zeit, doch die alptraumhaft erscheinenden Bilder heben ihn sichtbar aus dem Genre-Einerlei heraus. Auch die Eröffnungsszene wirkt erfrischend ungewöhnlich, wenn die beiden Killer einen Cracksüchtigen für ein bisschen Stoff dazu überreden, sich den kleinen Finger zu amputieren. Leider sehen die deutschen Zuschauer nicht alle Taten in voller Länge – die FSK-18-Freigabe erforderte ein paar Eingriff (knapp drei Minuten fehlen). Man sollte sich also nicht auf die Gewaltakte an sich beschränken, sondern ein wenig offen sein für die Erzählweise und die zugrunde liegende Kain-und-Abel-Geschichte, die Blood Brothers in ein blutiges Finale treibt. Der Film basiert lose auf dem Leopold-und-Loeb-Mord, dessen Einzelheiten schon zu Hitchcocks Cocktail für eine Leiche führten. Den beiden Studenten, die 1924 einen entfernten Verwandten umbrachten, ging es ebenfalls um das „perfekte“ Verbrechen und den Nervenkitzel an der Sache.

Darstellerisch übernehmen Graham Denman (Charles) und Jon Kondelik (Thomas) die Rollen von Nathan Leopold und Richard Loeb und sind durchaus eine kleine Entdeckung. Wobei beide ihre besseren Momente in den dominanten, nicht in den submissiven Szenen haben. Flankiert werden die Zwei von den Horror-Ikonen Barbara Crampton (die Mutter) und Dawn-of-the-Dead-Darsteller Ken Foree (der Cop). Um Stimmung aufzubauen, nutzt Prendes (teils sicher aus Budgetgründen) nur eine geringe Anzahl an Schauplätzen. Die Wohnung der Brüder, ein Diner, ein kleines Kino, ein Raum, der als Pathologie dient – viel mehr Wechsel gibt’s nicht. Selbst die Autofahrten geschahen im Studio mit Hintergrund-Projektionen bewusst stilisiert. Insgesamt erzeugt diese Reduktion durchaus eine klaustrophobische Atmosphäre, die ein unangenehmes Gefühl erzeugt. Wenn jetzt die Dialoge noch ein wenig stimmiger und das Tempo hier und da etwas höher gewesen wäre, hätte Blood Brothers – Ihr blutiges Meisterwerk als Indie-Produktion durchweg überzeugen können.

Bild- und Tonqualität

Blood Brothers – Ihr blutiges Meisterwerk hat ein stark stilisiertes Bild, das zwar sehr rauscharm ist, allerdings immer wieder gewollte Farbverfälschungen aufweist. Einstellungen (wie jene, als Vanity aufgegabelt wird) sind extrem stark weichgezeichnet und unterstützen dadurch den surrealen Charakter. Wirkliche Schärfe stellt sich dadurch natürlich nicht ein. Selbst Nahaufnahmen sind soft und fransen an den Umrandungen ein wenig aus.
In Sachen Akustik bleibt Blood Brothers nahezu komplett auf die Front beschränkt. Dialoge, Atmosphäre im Kino, Filmscore – nur ganz selten verirrt sich mal ein wenig Sound auf die Rearspeaker.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Blood Brothers gibt’s zwei Featurettes. „Divine Cast“ lässt sich gut 20 Minuten Zeit, launisch und witzig von der Besetzung zu erzählen. Dabei interviewt man Darsteller und Regisseur, die wirklich interessante Anekdoten ausplaudern. Gleiches gilt auch für „Divine Intervention“, das von der Produktion und der Idee zum Film selbst erzählt.

Fazit

Blood Brothers nimmt sich Motive einer wahren Geschichte, schmückt sie mit visuellen Einfällen eines David Lynch oder Oliver Stone aus und kocht daraus sein ganz eigenes Süppchen. Das ist dann weniger was für den üblichen Horror-Film-Freak, sondern eher etwas für aufgeschlossene Freunde von Independent-Produktionen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 50%
Film: 55%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Jose Prendes
Darsteller: Graham Denman, Jon Kondelik, Hannah Levien, Barbara Crampton, Ken Foree, Lynn Lowry
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 18 (geschnitten)

Trailer zu Blood Brothers

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hardgore75

Ich kaufe geschnittene filme weniger. Bin kein fan von gruselfilmen. Splatter,gore,slasherfilme. Das wo sie fast immer schneiden. Bei komödien sind sie gnädiger und die retrowelle. Obwohl das meiste ja doch harmlos ist. Habe mich allerdings sehr über tanz der teufel(original)gefreut. Schon 3mal geschaut klasse auf blue ray. Einer meiner lieblingsfilme. Und das bild fantastisch. Wollte nur schreiben,geb doch als an wie viel minuten fehlen. Bei 1min.kauf ich als noch. Ab knapp 3 no go. Danke dir.