Netflix Review
OT: Blood Red Sky
One-Way-Ticket
Peter Thorwarth geht der Komödie fremd …
Inhalt
Nadja ist mit ihrem Sohn Elias unterwegs. Sie will von Deutschland nach New York und bucht dafür den Nachtflug. In den USA möchte sich Nadja einer Strahlentherapie unterziehen, um eine seltsame Krankheit zu besiegen. Zunächst läuft alles nach Plan und man freundet sich sogar mit Farid, einem anderen Fluggast an. Doch plötzlich bauen sich während des Flugs ein paar Typen auf und kapern die Maschine. Terroristen ganz offenbar. Und dass sie nichts Gutes im Schilde führen, wird bald klar. Der Anführer, ein Typ namens Berg, zwingt unter anderem Farid dazu, eine Bekenner-Nachricht einzusprechen, auf dass der geplante Anschlag als muslimisch motiviert eingestuft würde. Nadja geht es nun nur noch darum, ihren Sohn zu beschützen, als das Schlimmstmögliche passiert: Der irre „Eightball“, der die Passagiere unter Kontrolle halten soll, erschießt Nadja. Was die Terroristen nicht ahnen können: Die mysteriöse Krankheit, die die Getötete in den USA behandeln lassen wollte, ist nichts anderes als ein Vampirismus. Und Nadja ist durch den Schuss auch nicht getötet worden. Vielmehr ist sie nun richtig wütend. Und sie muss verhindern, dass der Flug in die korrigierte Richtung geht. Denn dort wartet das Tageslicht und damit ihr sicheres Verderben …
Ein Vampirfilm aus deutscher Produktion. Das Ganze exklusiv bei Netflix. Die Regie führte Peter Thorwarth.
Moment mal, Peter Thorwarth? Der Regisseur von Bang Boom Bang, Was nicht passt, wird passend gemacht oder Nicht mein Tag? DER Peter Thorwarth? Ja, genau der. Und alleine dieser Fakt nötigt Interesse und Respekt ab. Denn Genrefilme aus hiesiger Produktion landen nicht selten (eigentlich sogar fast immer) in der absoluten Bedeutungslosigkeit. Thorwarth, und das lässt staunen, hatte die Idee zu Blood Red Sky allerdings schon vor 20 Jahren. Und zwar auf einem Nachtflug – wo auch anders. Die Prämisse, was ein Vampir tun würde, wenn sein Flug von Terroristen gekapert würde, war also geboren und gesetzt. Dass es solange dauerte, bis die Geschichte realisiert werden konnte, lag nicht unwesentlich an Universal Pictures. Der US-Major bekundete immer wieder Interesse an der Story, ließ Fortschritte in der gemeinsamen Ausarbeitung aber genauso häufig ins Leere laufen. 2010 war es dann die deutsche Constantin, die fast zugesagt hätte, sich dann aber für Dennis Gansels Wir sind die Nacht entschied. Erneut vergingen fast zehn Jahre, bis Thorwarth dann einen Anruf von David Kosse erhielt. Der war damals International-Chef von Universal Pictures und wusste aus der Zeit noch von dem Projekt. Mittlerweile war Kosse aber zum Vizepräsident von International Film bei Netflix geworden. Und so gelangte das Ganze dann zum Streaminganbieter.
Die Produktion blieb allerdings schwierig. Zwar hatte Produzent Christian Becker schon vor langer Zeit ein altes Flugzeug gekauft, das in mehr als einem Dutzend Container darauf wartete, wieder zusammengebaut zu werden, doch kurz nach Beginn der Dreharbeiten Anfang 2020 kam Corona. Die Produktion musste unterbrochen werden und man konnte sie erst im Juli 2020 (unter entsprechenden Bedingungen) fortsetzen.
All die Hindernisse und Hürden, die genommen werden mussten, haben sich allerdings gelohnt. Dass hier tatsächlich Peter Thorwarth am Werk war, merkt man schon von der ersten Sekunde an nicht – was im Sinne dessen, was man von dem bisher auf Komödien reduzierten Regisseur erwartet hätte, als absolutes Kompliment zu sehen ist. Denn die Landesequenz auf einem schottischen Flughafen inklusive großem Aufgebot an Militärkräften hält absolut internationales Niveau. Auch die feindliche Übernahme des Flugs ist smart inszeniert, nutzt den engen Raum effektiv und sorgt für Spannung. Dass sich Blood Red Syk ziemlich ernst nimmt, ist dabei kaum als Schaden anzumerken, sondern eher als Qualität. Denn es darf auch mal richtig handfest zugehen, ohne dass immer gleich Humor für Auflockerung sorgen muss. Und handfest ist ein gutes Stichwort. Denn die Entführer gehen mit ihren Opfern kaum zimperlich um. Vor allem Alexander Scheer hat sichtlich Spaß an seiner extrovertierten und sich stets am Wahnsinn entlang hangelnden Rolle des Eightball. Voller Rage rammt er das Messer einem Flugmarschall nicht nur ins Auge, sondern im Nachgang gleich dutzendfach in den Körper. Die 16er Freigabe, die Netflix hier ansetzt, ist zumindest fragwürdig.
Dominic Purcell, der als Lincoln Burrows in Prison Break zu gewisser Prominenz kam, hatte nach der erfolgreichen Gefängnisserie zumeist in B- und C-Movies mitgewirkt, die selten ein gewissen Niveau erreichten. Das färbte lange auf sein Schauspiel ab, das stets limitiert, manchmal sogar richtig schlecht war. In Blood Red Sky allerdings gibt er den Anführer der Terroristen mit überzeugend grimmiger Mine und stoischer Entschlossenheit. Wenn er mir nichts, dir nichts einen Passagier exekutiert, darf man ruhig mal für einen Moment schlucken. Darstellerisch ist der Film deshalb eine sichere Bank – zumal auch Hauptdarstellerin Peri Baumeister als Vampirin überzeugt.
Was die Hintergründe der Terroristen angeht, hat man das Skript (ausgehend von jener Idee von vor 20 Jahren) hier noch mal angepasst, denn die Motive könnten aktueller kaum sein. Dem Film gibt das den nötigen Realismus vor einer fantastischen Grundidee. Leider gibt’s dann mal wieder das typisch deutsche Phänomen, alles haarklein erklären zu müssen, damit’s auch noch der schläfrigste Hinterbänkler versteht. Für einen kurzen Moment fällt Blood Red Sky hier in ein sehr deutsches Klischeephänomen zurück. Und das auch noch ziemlich ungelenk, wenn die in Schach gehaltenen und verängstigten Fluggäste sich gegenseitig erklären, was das Resultat wäre, hätte der Anschlag Erfolg. Das zweite Manko ist die etwas arg konventionell erzählte zweite Stunde, die zwar einige Action- und Splatterszenen beinhaltet, aber eben auch etwas genreüblich erzählt wird. Davon abgesehen ist Thorwarths Film aber spannende Genrekost, die Vampirfilm-Fans und Freunde von klaustrophobischen Szenarien gut unterhalten dürfte.
Bild- und Tonqualität
Blood Red Sky wurde digital gedreht. Wie so oft setzte man auch hier auf Kameras von Anbieter ARRI. Zum Einsatz kamen hauptsächlich Alexa-Mini-LF-Geräte, die mit 4.5K aufzeichnen. Für Netflix nicht untypisch wurde ein eher ungewöhnliches Bildformat gewählt, das hier bei 2.00:1 liegt. Da der Titel beim Streamingdienst in 4K angeboten wird, liegt es nahe, dass vom 4.5K-Ursprungsmaterial ein 4K-DI gezogen worden ist. Wie für Netflix üblich, so gibt’s dann auch hier Dolby Vision als Kontrasterweiterungs-Dynamik obendrauf.
Und das Bild weiß durchaus zu gefallen. Mit hoher Laufruhe und hervorragendem Encoding in farblich eintönigen Momenten (Banding-Artefakte könnten des Öfteren ein Thema sein, wenn man fast nur grünes Licht vor uniformem Hintergrund gibt) sorgt der Stream für Verzückung. Farben sind meist natürlich und bilden das Innere des Flugzeuges realistisch ab. Der Kontrastumfang ist gut, Probleme mit Durchzeichnung auf hellen oder dunklen Oberflächen gibt es zu keiner Zeit. Schärfe und Auflösung dürften zwar etwas besser sein, aber insgesamt gehört Blood Red Sky zu den qualitativ besseren 4K-Streams des Anbieters.
Der größte Schwachpunkt des Films ist leider sein Sound. Zum einen fehlt Dolby Atmos, das in der imdb noch als scheinbar vorhandenes Tonformat vermerkt ist. Zum anderen klingt sowohl die englische als auch die deutsche Fassung äußerst dünn und frontlastig. Über die Rears kommt fast nur die Musik und wenn Nadja nach 55 Minuten zum Angriff bläst, kommen ihre kehligen Laute fast ein wenig phasenverschoben zum Gehör. Einerseits spiegelt das zwar die Enge des Flugzeugs etwas wider, andererseits klingt’s ziemlich dumpf und eben nur bedingt räumlich. Druckvoll wird’s schon gleich gar nicht. Die Subs bleiben dauerhaft nur gering beschäftigt. Erst beim Druckabfall in der Kabine gibt’s mal Surroundaktivität, die aber auch hier irgendwie seltsam verschoben anmutet. Stimmen sind dabei gleichbleibend dünn und wirken auch nicht homogen eingebettet.
Fazit
Blood Red Sky ist deutsches Genrekino auf internationalem Niveau. Gut gespielt, mit praktischen Bluteffekten garniert und spannend aufgrund des klaustrophobischen Szenarios. Die erste halbe Stunde ist sogar durchweg großartig. Dass es später etwas konventioneller wird, muss man halt akzeptieren.
Technisch überzeugt das Bild, der Ton leider gar nicht.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Englische Synchro): 60%
Film: 70%
Anbieter: Netflix
Land/Jahr: Deutschland 2020
Regie: Peter Thorwarth
Darsteller: Graham MacTavish, Peri Baumeister, Dominic Purcell, Roland Møller, Rebecca Dyson-Smith, Alexander Scheer
Tonformate: Dolby Digital Plus: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 124
Real 4K: Ja
HDR: HDR10, Dolby Vision
Datenrate: 15.25 Mbps
Altersfreigabe: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Netflix)
Trailer zu Blood Red Sky
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Streams, BDs und UHD-BDs bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
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- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen. Streaming-Filme werden zudem über mehrere unterschiedliche Apps Kontrolle geschaut, um etwaige deutliche Differenzen auszumachen.
aaalllsssoo … hab ein wenig mit mir gekämpft, ob ich mir den film überhaupt anschauen soll oder nicht. nach ca. 4 wochen wartezeit habe ich mich dann dazu überwunden einen versuch zu starten. ich habe meine erwartungen ganz runtergeschraubt und immer im hinterkopf behalten … ist ja nur ein ‚deutscher‘ film und siehe da, es hat funktioniert. der film kann unterhaltsam sein. sicherlich hätte mehr feinschliff dem film gutgetan, aber als totale nullnummer würde ich nicht bezeichnen. ^^
😉
Hallo Timo,
vorneweg – Deine Seite, die Reviews etc. gefallen mir sehr sehr gut und Du bist damit auch ein guter Ratgeber für Kaufempfehlungen. Aus mir unersichtlichen Gründen hat es meiner Vermieter tatsächlich geschafft uns demnächst einen Glasfaseranschluß zur Verfügung zu stellen und somit stellt sich auch die Frage – macht Netflix Sinn hier auf 4K umzustellen? Ich präferiere immer gen Disk wegen der höheren Datenraten. Netflix und Amazon laufen im HD recht stabil (trotz 16 Mbit) aber der Ton ist gruselig (Dolby Digital Plus). Vom Equipment her bin ich nah bei dir und somit würde mich Deine Meinung hierbei sehr interessieren. Vielen Dank. Liebe Grüße, Stefan
Hallo Stefan.
Hab lieben Dank für deinen Kommentar 🙂
Netflix auf 4K umzustellen, macht in Sachen Bildqualität auf jeden Fall Sinn. Die 4K-Streams sind in meinen Augen wesentlich besser als die HD-Streams.
Beim deutschen Ton bleibt es allerdings (meist) unverändert bei DD+. Da gibt’s im Streamingbereich ja nur wenig Ausnahmen.
Hallo Timo,
sehr gerne, verdient ist verdient .o)
Danke für den Tipp, ich werde dann wohl auch auf 4K umsteigen. Besonders die Möglichkeit noch mehr Dolby Vision Content zu sehen, freut mich. Mein TV freut sich sicher auch :o)
Liebe Grüße, Stefan
Das Review ist wie immer fachlich auf höchstem Niveau. Danke dafür. Aber Timo, diesen Film inhaltlich als gut zu bezeichnen, ist dann doch etwas übertrieben. Er hat viel Potenzial, aber nur sehr wenig davon umgesetzt. Schade um die investierte Zeit.
Kurz und knackig, 2h 3min die mir niemand mehr wiedergeben kann. Die Idee ist gut aber die Umsetzung war einfach nur schlecht.
Die deutsche Filmlandschaft braucht dringend frischen Wind! Dieser Film ist einfach nicht gut. Kein bisschen spannend, man kann keine Bindung zu den Figuren aufbauen und es ist einfach cringe „amerikanisch“ sein zu wollen.
Fand den Film an sich ganz in Ordnung. Aber am Ende habe ich mehrmals die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.
Ohne zu viel zu spoilern, aber warum wird bis in die Nacht „gewartet“? Es wurde sogar davor gewarnt. Von mehreren Seiten. Und dann wird genau das gemacht. Das kam im Film rüber, wie ein typischer beleidigter amerikanischer Präsident, der seinen Lolly nicht bekommen hat. Das fand ich dann halt die Krönung der Dümmlichkeit im Handlungsstrang.
Der Anfang war echt gut. Hat mich dann an „Non-Stop“ erinnert. Auch der Genre-Mix war super und ungewohnt mutig für einen deutschen Film. Leider ist der dann im Nonsens abgesoffen und – für mein Empfinden – war er ca. 20 Minuten zu lang.
Gerne mehr davon – dann aber mit weniger Action am Ende und mehr Spannung – wie am Anfang des Films.
DNA – Die Insel des Dr. Moreau ist doch super!;-) Ich geb Blood Red Sky ne Chance…Danke für das Review!!
😉
Ein reiner Splatter Film, sollte erst ab 18 sein ! Nicht zu empfehlen.
Der Film war an Sinnlosigkeit kaum zu übertreffen. Die Handlung totaler Mist und Allgemein der absolute Schrott. Der schlechteste Film der vermutlich jemals gedreht wurde.
Ich empfehle Sharknado, DNA – Die Insel des Dr. Moreau, Battlefield Earth oder (um bei dt. Produktionen zu bleiben: Daniel, der Zauberer), um das Verhältnis zu wirklich schlechten Filmen herzustellen 😉
danke fürs review. nachdem ich den trailer 2x angeschaut hatte, war ich mir nicht wirklich sicher, was ich von dem film halten soll. ich werde mir morgen abend den film mal anschauen, aber ich dämpfe vorsichtshalber vorher meine erwartungen.^^