Bloodshot – iTunes

Film Review

iTunes, 27.03.2020

OT: Bloodshot

 


Marionette

Vin Diesel gibt den nanotechnologisch verbesserten Supersoldaten.

Inhalt

Ray Garrison ist Soldat der U.S. Marine. Als solcher hat er vor Kurzem erfolgreich eine Rettungsoperation in Mombasa geleitet. Nun macht er zur Entspannung Ferien mit seiner Frau Gina. Doch die Ruhe währt nicht lange. Vor Ort wird das Ehepaar von Martin Axe, dem Anführer einer Söldner-Truppe, entführt. Weil Axe bestimmte Informationen aber nicht aus Garrison raus bekommt, tötet er ihn und Gina. Das jedenfalls war Rays letzter Gedanke, letzte Erinnerung. Denn plötzlich wacht er wieder auf. Ins Leben geholt von Dr. Emil Harting, dem Chef der RST Corporation. Garrison ist aber nicht nur wieder am Leben, sondern auch noch verbessert. Die Nanotechnologie, die RST normalerweise nutzt, um versehrten Kriegsverletzten zu helfen, werkelt nun in Ray und macht in zu einem Supersoldaten, dessen Verletzungen im Nu heilen. Als Ray sich an Gina erinnert, setzt er nun alles daran, Axe ausfindig zu machen und sich zu rächen. Das Problem dabei: Harting hat durch die Nanobots Rays Körper und Geist vollkommen unter Kontrolle …

Das erste Quartal 2020 wird Vielen nicht in guter Erinnerung bleiben. Einige werden aufgrund der Krise, die ein kleines Virus ausgelöst hat, Angehörige oder Freunde verloren haben. Andere möglicherweise ihre Arbeitsstelle. Für viele Gewerbe ist diese Krise lebensbedrohlich. So auch für das Kino und die Filmverleihe. Aufgrund der fast weltweiten Schließung von Lichtspielhäusern wurden bereits weit über 100 Filmstarts verschoben (Stand: 27. März 2020) und ähnliche viele laufende Produktionen wurden auf Eis gelegt. Jetzt kann man Filme, die noch nicht angelaufen sind, relativ einfach verschieben. Was aber mit den Titeln, die erst kurz vor der weitreichenden Schließung überhaupt ins Kino gelangten und dort ihre übliche Kraft nun nicht entfalten können?
Die Filmverleihe suchten Alternativen und fanden sie. Während Anbieter Universal bereits einige in Kürze geplante Kinostarts per VoD angekündigt hat, geht diesen Weg nun auch Sony Pictures Entertainment. Der Anbieter wertet den Vin-Diesel-Actioner Bloodshot schon knapp drei Wochen nach dem offiziellen Deutschlandstart (05.03.2020) und etwa 14 Tage nach dem US-Start (13.03.2020) per Video on Demand (über den US-Store von Apple bereits am 24.03.2020) aus. Kein Wunder, dass dieser Weg gesucht wird, denn mit einem derzeitigen weltweiten Einspiel von 24 Mio. Dollar bei 45 Mio. Dollar Produktionskosten und fast weltweit geschlossenen Kinos steht ein großer Flop zu befürchten.

Natürlich darf man die Frage stellen, ob der Flop nicht auch dann unvermeidbar gewesen wäre, wenn der Film im Kino seine volle Auswertung erhalten hätte. Denn, formulieren wir es mal höflich: Bloodshot ist ziemlicher Trash. Unterhaltsamer Trash, bisweilen. Gut getrickster Trash, mitunter. Aber eben Trash.
Wäre es nicht an Vin Diesel, hätte man sich die Kinoauswertung vermutlich ohnehin gespart.
Neben den Action-Vielsehern und den Trashfans ist der Film aber dennoch für eine ganz bestimmte Zielgruppe interessant: Die Comic-Fans.
Denn Bloodshot basiert auf dem gleichnamigen Comic(Helden) aus dem Valiant Verlag. Tatsächlich plante man sogar einige Filme mit Charakteren von Valiant, die man später sogar in einem gemeinsamen Film auftreten lassen wollte. Nun steht aber zumindest in den Sternen, ob es das geplante Sequel geben wird und ob Paramount die übertragenen Rechte für die Verfilmung von Harbinger (dem zweiten geplanten Film aus dem Valiant-Universum) überhaupt nutzen wird.
Bloodshot ist in erster Linie ein Vin-Diesel-Vehikel geworden. Der fleischmützige Hauptdarsteller darf seinen wuchtigen Körper angereichert mit CGIs in zahlreiche Kämpfe werfen und dabei lockere Sprüche von sich geben. Das ist soweit nichts Neues. Und das gilt auch für die Story. Von vorne bis hinten ohne jede Überraschung (schon gar nicht, was die Bösewichte angeht) erzählt das Regiedebüt von Dave Wilson die altbekannteste unter den altbekannten Geschichten über Superhelden und ihre „Erschaffer“.

Vielleicht wäre das Ganze anders geworden, wenn die zunächst geplanten Regisseure Stahelski und Leitch das Dirigieren übernommen hätten. Immerhin hatten die Zwei in John Wick gemeinsam Rachefilm-Erfahrung gemacht und Leitch ist mit den beiden Deadpool-Filmen sowie Atomic Blonde auch ziemlich erfahren im Bereich von Comics und Graphic Novels. Doch hätte, wenn und aber zählen nicht, weil’s doch anders gekommen ist.
Wilson hat aber etwas auf der Habenseite: Der Visual Effects Experte (unter anderem für Avengers: Age of Ultron) kann Action inszenieren. Wenngleich die entsprechenden Szenen über die Gesamtlaufzeit von 110 Minuten etwas rar gesät sind, machen diese durchaus Spaß – visuell und handwerklich.
Denn gerade die gezielt und nicht überstrapaziert eingestreuten Super-Slow-Motions passen hervorragend zum Thema des Supersoldaten. Choreografie und Inszenierung haben Drive und funktionieren prächtig. Für Abwechslung sorgt dann die Verfolgungsjagd nach rund 75 Minuten, die um die Fähigkeiten zweier weiterer Nano-Soldaten ergänzt wird.
Begleitet wird die Action auch von erstaunlich gelungenen VFX. Denn für ein 45-Mio.-Dollar-Budget ist durchaus beachtlich, wie man die Nanotechnik in Garrisons Körper visualisiert hat. Gerade wenn sich sein Körper regeneriert, ist das hübsch animiert. Auch die angesprochenen Zeitlupen-Aufnahmen, in denen seine Körperteile verletzt und weg gefetzt werden, hat man schick visualisiert.
Was wiederum sehr schade ist: Bloodshot macht seinem Namen auf einer zweiten Ebene keine Ehre: Er ist blutarm. Im Dienste einer PG-13-Einstufung in den USA hat man deutlich weniger Blut integriert als die zackigen Actionszenen ermöglicht hätten.
Das größte Manko aber sind die durchweg blassen Figuren. Zu keiner Zeit fiebert man mit einer von ihnen mit – auch nicht mit Ray. Und wenn Potenzial dazu gewesen wäre, einen Fiesling effektiv zu nutzen (Toby Kebbel als Killer) lässt man ihn in einem Moment als extrovertiert-psychopathischen Typen durch abgehängtes Fleisch tänzeln, um ihn in der nächsten Szene als weinerlichen Winsler zu porträtieren. Auch die weiteren Nebenfiguren werden hastig und oberflächlich charakterisiert. Keiner bleibt wirklich hängen. Einzig Guy Pearce überzeugt, ist allerdings durchweg unterfordert – vor allem auch von einem Drehbuch, das bemüht eine Wendung verkündet, die am Ende aber auch nicht wirklich mit Fundament gefüllt wird.

Bild- und Tonqualität

Bloodshot wurde mit der Top-of-the-Notch-Digital-Filmkamera Panavision Millenium DXL2 aufgenommen . Diese nimmt mit einer Auflösung von 8K auf, was für das Kino-DI auf ein natives 4K gebracht wurde. iTunes strahlt den Film in dieser 4K-Auflösung aus und legt noch Dolby Vision als dynamisches Kontrastformat drauf.
Ob es das benötigt hätte, sei dahingestellt. Denn man hat den Film in der Postproduktion heftig nachbearbeitet. Helle Bereiche überziehen teils drastisch und überstrahlen mit einem metallischen Look. Von Beginn an muss man zudem mit einem teils heftig ins Gelbgrüne gehenden Color Grading leben. Das sieht bisweilen schon sehr gewollt nach Michael-Bay-Film aus. Auch die häufigen Lens-Flare-Effekte hat sich Wilson bei den berühmten Regie-Kollegen abgeguckt.
Überzeugend hingegen ist die Bildruhe, die zunächst keinerlei Körnung offenbart. Lediglich ein paar gering ausgeprägte Banding-Artefakte zeigen sich schon mal auf den Himmels-Hintergründen (5’02) und später auch im Wasser (25’45) sowie noch heftiger im roten Umfeld bei 38’54. Und dann gibt’s sogar mal kurze (und vereinzelte) Momente, mit leichtem Rauschen wie bei (6’06).
Wenn mal nicht der Gelbgrün-Filter zuschlägt, werden Farben schön lebhaft und authentisch reproduziert, allerdings saufen im Dunklen auch ein paar Details ab (7’00). Kontrastreich und richtig knackig sind die Bilder in Hartings Labor. Vor allem Gesicht, Haare und roter Lippenstift von Eiza González kommen richtig knackig rüber (20’05). Close-ups sind zudem oft ansprechend scharf.

Beim Sound liefert iTunes Bloodshot zunächst keinen Atmos-Ton, sondern bleibt bei Dolby Digital. Da Atmos oftmals nachgeliefert wird, werde ich dies entsprechend berücksichtigen, sollte es passieren (Update 19.04.2020: Atmos ist vorhanden)
Bis dahin darf man sich allerdings schon über die sehr räumliche Vorstellung freuen, die nicht nur den getriebenen Score, sondern vor allem die Shoot-outs zu Beginn sehr effektvoll darstellt und während der Super-Slowmotion-Aufnahmen auch mal dynamisch in den Keller geht (2’14). Auch die Faustschläge beim nächtlichen Angriff auf Ray sitzen. Allerdings fehlt’s etwas an Obertönen und den höheren Frequenzen. Bisweilen tönt es deshalb etwas dumpf aus den Speakern.
Richtig cool wurden die ersten Bilder der Nanots unterlegt, wenn Harting sie Ray demonstriert. Setzt er dann erstmals seine Superkräfte ein, wechseln sich erneut räumliche mit durchaus druckvollen Momenten – inklusive cooler Sounds, wenn die Nanots ihre Arbeit verrichten (37’20). Bei 38’17 wird’s dann im MP-Feuer richtig satt – überraschend für einen Dolby-Digital-Codec. Aber umso schöner, dass man auch mit Niedrig-Datenraten-Tonspuren Spaß haben kann.
Sehr schön verteilen sich auch die Stimmen, die in Rays Kopf herum schwirren im Heimkino – sie erklingen greifbar aus allen fünf Lautsprechern und wandern hin und her.
Da es viele coole Aktionen in Bloodshot gibt, wäre ein Atmos-Sound mit 3D-Toneffekten aber durchaus noch wünschenswert. Dennoch macht diese Tonspur Spaß und hält zum Ende hin nochmals Druck und Dynamik bereit, wenn Ray seinen finalen Kampf ausfechtet und eine Explosion durchs Heimkino fetzt (98’28).

Seit Mitte April 2020 liegt Bloodshot nun auch mit englischem Atmos-Ton vor. Während dieser auf der regulären Ebene kaum unterschiedlich gegenüber der vorherigen DD-Fassung tönt und nach wie vor ein bisschen an mangelnder Präsenz im hochfrequenteren Bereich leidet, fügt sich nun eine leidlich aktive 3D-Atmosphäre hinzu.
So gibt’s die dramatischeren Elemente der Filmmusik von Beginn an auch aus der Höhe und in der engen Atmosphäre des ersten Schauplatzes hallen auch Stimmen mal von oben wider.
Der Hubschrauber nach etwas mehr als vier Minuten lässt seine Rotoren von den Heights erklingen und das Ausschalten des Lichts direkt vor der Titelsequenz hinterlässt ebenfalls akustischen Eindruck. Die Kamerafahrt durch die Arbeit der Nanots hätte man nach etwas über 19 Minuten allerdings noch deutlicher mit 3D-Sounds belegen können. Immerhin bewegt sich das Auge mitten durch deren Tätigkeit hindurch. Der bis dato längste und coolste Effekt aus den Höhen-Speakern kommt dann nach 28’37, wenn Ray die Stimmen in seinem Kopf hört. Hier wandern Musik und Sounds quer über alle vier Deckensprecher und wieder zurück. Auch im Nachgang hört er immer wieder Stimmen in seinem Kopf, die über die Höhen-Ebene hinzu addiert werden. Wenn’s dann im Tunnel kracht, hört man es Quietschen und krachen. Es splittert Glas und man wähnt sich mitten im Geschehen. Während der Kämpfe fetzt dann schon mal ein Schuss über die Köpfe hinweg. Allerdings wär’s dann schon cool gewesen, wenn man während der Super-Slowmo-Sequenz mehr dreidimensionale Sounds auf die Heights gelegt hätte. Schon alleine aufgrund der Zeitlupe und den sehr innovativen Geräuschen. Hier hört man dann leider „nur“ den Score.
Später klingt dann Diesels Stimme von den Heights, wenn er über die Entfernung mit Harting kommuniziert. Nach 61’50 gibt’s dann erstmals ein offensiveres Geräusch der Nanots im Körper und bei 75’10 poltern die Laufprothesen auf ein Autodach. Während der virtuellen Holodeck-Demonstration von Harting gibt’s dann noch mal schön aktive Heights und im finalen Fight innerhalb des Aufzugsystems hört man es zusätzlich zu intensiv splitterndem Glas schon mal quietschen und knarzen. In Summe ist es aber dann doch etwas dürftig, was der Stream hier an 3D-Akustik bereit hält.

Fazit

Bloodshot ist ein lupenreines Hirn-aus-Film-an-Werk. Das Drehbuch ist weder innovativ, noch überraschend oder durchweg schlüssig. Die Sprüche kommen irgendwo aus den 80ern und Vin Diesel hat lange schon nicht mehr so lustlos agiert. Sieht man über all das weg, gibt’s ein paar ziemlich rasante und cool inszenierte Kampfszenen und die Robo-Action erinnert schon mal an ein PC-Spiel. Weil das fürs vorhandene Budget visuell gelungen umgesetzt wurde, kann man das für zwischendurch mal machen, hat es aber genauso schnell wieder vergessen.
Das Bild ist gut, aber nicht auf dem Top-Niveau von 4K-Dolby-Vision-Titeln. Der Dolby-Digital-Sound holt erstaunlich viel aus seiner limitierten Kompression, während der englische Atmos-Mix etwas unter seinen Möglichkeiten bleibt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%

Tonqualität (dt. Fassung): 80%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 80%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 50%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 60%

Film: 60%

Anbieter: iTunes // Sony Pictures Entertainment
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Dave Wilson
Darsteller: Vin Diesel, Eiza González, Sam Heughan, Toby Kebbel, Guy Pearce
Tonformate: Dolby Digital: de // Dolby Atmos: en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Real 4K: Ja
Datenrate: Variabel
Altersfreigabe: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei: © 2020 COLUMBIA PICTURES INDUSTRIES, INC., BONA FILM INVESTMENT COMPANY (PACIFIC RIM, USA) AND CROSS CREEK BLOODSHOT HOLDINGS, LLC. ALL RIGHTS RESERVED. BLOODSHOT IS A REGISTERED TRADEMARK OF VALIANT ENTERTAINMENT LLC.)

Trailer zu Bloodshot

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Tomm

Nach Actionhelden meiner jungen Jahre Steven Seagal,Van Damme,Dudikoff und wie sie alle heißen
wurde mit xXx – Triple X der neue Stern an Hollywoods Action-Himmel angekündigt
und schickte einen einen völlig neuen Agententyp ins Rennen
Vin Diesel !
Heute wird er viel zu oft zu Unrecht (wie ich finde) auseinander genommen.Warum eigentlich?
Vin Diesel macht was er am besten kann: „Reinhauen“Ich mag den Schauspieler.
Bloodshot ist ein richtig guter Action Film geworden,ich habe mich gut aufgehoben gefühlt.
Temporeicher und soldider Actionfilm mit unglaublich schönen Shoot-outs un d paar Prügeleien
Kein Meisterwerk,aber das waren seine Filme noch nie!
Auf Fast 9 freue ich mich auch schon aber das Dwayne Johnson da nicht dabei ist,passt mir nicht so recht
17 Euro sind jetzt mal nicht grade günstig,dass stimmt aber so extrem überteuert auch nicht wenn ich sehe was hier ein Kinobesuch
mitlerweile kostet

Rüdiger Petersen

Habe ihn bei Amazon gekauft …….konnte es erst gar nicht glauben denn dieser Streifen ist ja erst angelaufen. Ich als alter Vin Diesel Fan fande den Film sehr gut. Was stimmt ist das nichts neues gezeigt wird aber Trotzdem hat es Spaß gemacht denn die Action knallt ordentlich . Und die Endzequenz auf den Aufzugsplattformen habe ich so auch noch nicht gesehen. Auch die HD Fassung sieht gut aus
( Die UHD Variante war mir dann doch zu teuer ) und auch beim Ton hatte ich nix zu meckern. Notiz am Rande…….Auch der Film Der Unsichtbare ( gerade im Kino angelaufen ) ist als Verleihoptionen ( kein Kauf möglich ) bei Prime abrufbar allerdings ist der Preis mehr als happig. Es sind stolze 16,99 Euro ziemlich unverschämt wie ich finde.