The Blues Brothers – Extended Version Deluxe Edition

Blu-ray Review

Blues Brothers Extended Version Deluxe Edition Blu-ray Review Cover 2
Universal Pictures/Turbine Medien, seit 08.09.2016

OT: The Blues Brothers
Blues Brothers Extended Version Deluxe Edition Blu-ray Review Cover

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106 Meilen bis Chicago

Kụlt·film – Substantiv [der]

Inhalt

Jake Blues ist just aus dem Staatsgefängnis entlassen worden und wird von Bruder Elwood im ausgedienten Dodge Monaco der Mount Prospect Police abgeholt. Ihr erster Weg führt sie in das von katholischen Nonnen geführte Waisenhaus, in dem sie einst aufwuchsen. Dort erfahren sie von der Mutter Oberin, dass die Einrichtung mit 5.000 US-Dollar Steuerschuld dasteht und der Kirchenträger diese nicht zu zahlen bereit ist. Da die Nonne kaum akzeptiert, dass die Blues-Brüder das Geld illegal beschaffen, bleibt Jake und Elwood nichts anderes übrig, als es auf ehrliche Art zu verdienen. Da beide außer ihrem musikalischen Talent nichts zu bieten haben, beschließen sie, die „Band“ wieder zusammenzubringen. Doch die arbeiten mittlerweile in unterschiedlichen Jobs und haben so ihre liebe Mühe, sich dort loszueisen. Und das ist nur das geringste Problem, denn bald ist die Polizei hinter den beiden her und Jakes Ex versucht zudem, ihren ehemaligen Verlobten umzubringen. Dagegen ist ein furchtbarer Auftritt vor Country-Publikum schon fast ein Spaziergang und die Sprengung einer Demo der neonazistischen American White People Party ein Klacks. Zum eigentlichen Konzert, das die erhofften 5.000 Dollar bringen soll, kommt man dann auch noch viel zu spät und mit einer Hundertschaft an Polizisten im Schlepptau – ob das Waisenhaus unter diesen Umständen zu retten ist …?

Die USA Ende der Siebziger: Disko regierte die Welt und Glitzerkostüme die Clubs. In dieser Zeit kommen der bekannte Saturday-Night-Live-Komiker Dan Aykroyd und Musiker John Belushi zum wiederholten Male zusammen. Zunächst nur auf gemeinsame Auftritte in der Standup-Comedian-Show reduziert, beginnen Dan und John gemeinsam Musik zu machen. Ein Plan, den sie schon Mitte der 70er mal ins Auge gefasst hatten, als Belushi noch Hardrockfan war. Ihnen missfällt, dass der Blues in dieser Zeit in den Hintergrund gedrängt wird und so gibt man fortan mit bekannten Musikern als Blues Brothers Konzerte. Die Kunstfiguren „Jake“ und „Elwood Blues“ hatte man schon zuvor erfunden und im Rahmen der Saturday-Night-Live-Shows auftreten lassen. Als John Belushi aufgrund des Erfolgs der Komödie Ich glaub‘, mich tritt ein Pferd sowie der sich ebenfalls hervorragend verkaufenden Blues-Platte „Briefcase Full of Blues“ zum neuen US-Superstar avancierte, der zudem auch noch gerade mit Steven Spielberg drehte, hofierte man ihn bei Universal und drängte darauf, einen weiteren Film zu produzieren. Ohne ein Drehbuch zu haben und nur mit einer rudimentären Grundidee ausgestattet, gab das Studio grünes Licht für The Blues Brothers. Dan Aykroyd (später gemeinsam mit Regisseur John Landis) machte sich augenblicklich daran, ein Skript zu verfassen (das zunächst viel zu lang geriet). Der Rest ist Geschichte und das Ergebnis darf mit Fug und Recht neben The Rocky Horror Picture Show zu einem DER Kultfilme überhaupt gezählt werden. Ursprünglich von Aykroyd als Hommage an die Musik und Musiker, die er selbst zelebrierte und verehrte gedacht, konnte keiner ahnen, dass der Film sogar schon bei seiner ersten Kinoauswertung knapp 60 Mio. Dollar einspielte und im Nachgang zum Dauerläufer avancierte, der die Programmkinos bis heute füllt. Allerdings waren Heimkinofans bisher ein wenig außen vor, war die bisherige Blu-ray-Auswertung von Blues Brothers vom August 2011 doch, sagen wir: suboptimal gewesen. Als aber vor einiger Zeit bekannt wurde, dass Turbine Medien sich des Films annimmt, stiegen die Erwartungen zügig in ungeahnte Höhen. Das Münsteraner Label begann 2004 mit der Vision, hochwertige DVD-Produktionen abzuliefern, die aus der Masse herausragen. Und bereits mit der ersten Veröffentlichung (der ersten Kalkofes-Mattscheibe-DVD) vereinte sich der künstlerische (sensationelles Dauerschleifen-Menü-Mastering) mit dem finanziellen Erfolg. Outputs wie die hervorragenden Dieter-Hallervorden-Kinofilm-DVDs oder die heute schon legendäre Umsetzung (und langwierige De-Indizierung) des Texas Chainsaw Massacre folgten und ließen Turbine zu einem bei echten Fans hochgeachteten Label aufsteigen. Dass man sich nun The Blues Brothers vornahm und gemeinsam mit Universal eine der akribischsten Aufarbeitungen des Blu-ray-Zeitalters leistete, wird diesen Status zementieren und sorgt bei Fans für feuchte Augen.

Denn WAS für ein Output ist das geworden. Angefangen bei der sensationellen Papp-Box mit Comic-Artwork über den reichhaltigen Inhalt (siehe Bonusmaterial) bis hin zur technischen Umsetzung passt hier einfach alles. Denn zwar gab es beispielsweise schon auf der bisherigen Blu-ray/DVD die erweiterte Langfassung des Films, allerdings bestand diese aus etwas lieblos eingefügten unsynchronisierten Szenen in Originalsprache. Der deutsche Zuschauer hatte also bisher ein ziemlich inkohärentes Erlebnis. Einerseits wollte man damals nicht einfach irgendwelche Synchrosprecher die „neuen“ Sequenzen einsprechen lassen, andererseits wäre der Aufwand mit den Originalsprechern viel zu heftig geworden – zumindest wenn man nicht Turbine Medien heißt. Denn das Label, das Mitte 2015 in Kooperation mit Universal damit begann, Blues Brothers komplett neu abzutasten, ging erneut keine faulen Kompromisse ein. Zumindest die beiden Hauptfiguren sollten mit ihren Original-Synchronstimmen besetzt werden, was bedeutete, Rainer Basedow (Belushis Sprecher) und Thomas Danneberg (Aykroyds Organ) aus dem Ruhestand zu „reißen“. Noch schwieriger aber war die Tonrekonstruktion der neuen Passagen, für die teilweise Soundeffekte aus anderen Stellen des Films isoliert und neu gesetzt wurden. Die Idee, das Ganze in Dolby Atmos zu mischen, kam dann während der Produktion. Da auch Regisseur Landis miteinbezogen wurde, dem es natürlich wichtig war, den Urgeist des Films beizubehalten, durfte gleichzeitig nicht überproduziert werden. Außerdem musste noch die Colorierung der extended Scenes an den ursprünglichen Film angepasst werden, ohne es mit der Perfektion zu übertreiben. Das Resultat ist, mit Verlaub gesagt: sensationell geworden.

Bild- und Tonqualität

Um die Bildqualität von Blues Brothers möglichst authentisch zu belassen, wurde das Bild zwar neu abgetastet aber man übertrieb es nicht mit dem Mastering. Das bedeutet, dass der 70er-Jahre-Look bewusst erhalten wurde. Mehr noch: Um die zusätzlichen Szenen der Langfassung anzugleichen, die im Kontrast und der Farbgebung intensiver waren, reduzierte sie Colorist Stefan King (nicht verwandt mit dem US-Horror-Autor). Das Ergebnis ist ein konsistenter Look, der nahe am Original geblieben ist, dabei aber (fast) frei ist von Schmutz und sehr homogen wirkt. Nicht ganz so gelungen sind die anfänglichen Szenen im Außenbereich, die für ihre Verhältnisse noch ein paar Blitzer, Drop-outs und Schmutzpartikel haben. Die Totalen vom Gefängnishof wirken außerdem nicht sonderlich scharf (3’40). Sobald aber die Szenerie wechselt, bessert sich das Bild beträchtlich. Offenbar sind diese Unterschiede auch den verwendeten Kameras geschuldet. In Innenräumen jedenfalls ist das Bild wirklich gut. Ob es nun die Kirche ist, in der die bunten Kostüme durchaus für prägnante Farben sorgen oder die Country-Spelunke, iin der sogar die Detailtiefe recht gut ist. So kann man beispielsweise noch gut Flaschen und Einzelheiten hinter dem Tresen erkennen und auch der „Hühnerkäfig“ kommt fein detailliert raus. Die Schärfe wurde dabei nicht übertrieben gemastert, sondern eher im Original-Look belassen. Das trägt immens zur Echtheit des Films bei, dem ein überkontrastiertes und überschärftes Bild überhaupt nicht gestanden hätte.
Akustisch stimmt der großartige Dolby-Atmos-Trailer perfekt auf den nun dreidimensional abgemischten Blues Brothers ein. Einziges Manko direkt vorweg: Die englische Fassung muss mit einem dts-HD-Mastering auskommen. Das wird Puristen stören, ist aber letztlich der Tatsache geschuldet, dass ein deutsches Label ein Remaster für den deutschen und nicht den englischen Markt vornahm. Die Dolby-Atmos-Spur hat einen 7.1-True-HD-Kern, weshalb auch Nicht-Besitzer eines Atmos-Receivers in den Genuss immerhin einer Achtkanal-Fassung und Surroundinformationen von oben kommen. Atmos-Jünger sollten sich indes nicht auf ein Highlight nach Maßstäben eines Deadpool vorbereiten, sondern immer im Auge (bzw. im Ohr) behalten, dass ein Effektfeuerwerk dynamischster Natur nicht ansatzweise zum Film passen würde. Deshalb dürfen Stimmen oder ein Schlagzeug hier auch etwas komprimiert klingen und die 3D-Soundinformationen werden vor allem dann genutzt, wenn die Musicalnummern ablaufen. Wenn der Chor in der Kirche erklingt oder wenn während des großartigen „Think“ von Aretha Franklin in die Hände geklatscht wird, dann gibt’s dennoch Gänsehautmomente durch die Höheninformationen. Auch das Bluesmobil darf bei der Flucht vor der Streife schon mal über die Köpfe hinwegrauschen (28’14).

Die Verfolgungsjagden von Blues Brothers sind durchweg räumlich(er) geraten als bei der bisherigen Fassung, bleiben aber dennoch dem Sound der Zeit verpflichtet. So rasen Jake und Elwood absolut effektvoll durchs Einkaufscenter, die Reifen quietschen aber immer noch im 70er-Jahre-Klangstil (29’30). Großartig ist auch der vor Elwoods Bude vorbeifahrende Zug, der wunderbar räumlich durchs Heimkino klappert und den Eindruck vermittelt, dass man selbst in dem wackeligen 6qm-Appartment sitzt. Dies gehört im Übrigen zu einer der Szenen der Extended Fassung und ist damit eine der längeren Dialogsequenzen, in der von der ursprünglichen Synchro auf die neue Vertonung gewechselt wird. Es wäre nicht fair zu sagen, dass man den Übergang, bzw. den Unterschied nicht hören würde. Danneberg und Basedow klingen nach 35 Jahren einfach ein gutes Stück anders. Dannebergs „jüngere“ Stimme beispielsweise wirkt etwas sonorer und dunkler. Doch während man die Stimmen selbst noch differenzieren kann, ist das Soundgefüge an sich hervorragend gelungen. Man merkt hier wirklich keinen akustischen Bruch in der Atmosphäre. Zurück zu den Filmsongs, die bisweilen sensationell gut abgemischt sind. Wenn die Brüder bei Mrs. Tarantino aufkreuzen, ist der Basslauf vom Peter Gunn Theme genauso prägnant, wie er es bei „Think“ im Diner ist (44’10/63’00) – gerade Aretha Franklins Auftritt gehört akustisch zu den besten Szenen des Films. Der Chor kommt praktisch von Überall und das Saxophon übersteuert nicht im oberen Bereich (selten genug). Man versteht jedes Wort der Sängerin (gerade die fast gerappten Sprachgesangsparts) und noch mal: Der Bass klingt großartig und akzentuiert. Wenn Ray in seinem Instrumentenshop mit dem Revolver den Jungen verscheucht, klingt das als direktionaler Effekt zwar nicht völlig authentisch und auf heutigen Niveau, wurde aber dennoch effektvoll auf die Höhenlautsprecher gelegt (68’44). Explodiert bei einem der zahlreichen Anschläge von Jakes Ex mal wieder irgendetwas wie bspw. der Propan-Gastank, greift sogar der Subwoofer mal gehörig ins Geschehen ein und es wird durchaus dynamisch (73’50). Die englische dts-HD-Fassung wirkt gegenüber den deutschen Spuren im Übrigen etwas stereolastiger, ist bei den Stimmen nicht so zentral auf den Center bezogen, was etwas Atmosphäre einbüßen lässt. Die Kinoversion muss im Übrigen ohne die Atmos-Spur auskommen und liefert neben den dts-HD-Master-Abmischungen von der Extended Fassung noch die Original Stereo- (englisch) bzw. Monoversionen (deutsch). Da die bisherige Blu-ray lediglich einen regulären dts-Sound sowie eine dts-HD-2.0-Tonspur hatte, hat man also nicht einfach „nur“ die schon vorhandene Blu-ray als zweite Disk integriert.

Bonusmaterial

Schon die Filmdisk an sich beginnt monstermäßig cool. Denn Turbine hat es tatsächlich geschafft, ein 90-sekündiges Vorwort von John Landis zu integrieren, in dem der Regisseur von The Blues Brothers die Arbeit des Labels würdigt und dem Zuschauer viel Spaß bei seinem „verrückten“ Film wünscht. Und dann ist das diese sensationelle Verpackung in der fetten Pappbox. Diese beinhaltet gleich vier Disks. Neben der Blu-ray zur Extended Edition gibt’s noch eine zweite Blu-ray mit der regulären Kinoversion. Außerdem enthält eine dritte Blu-ray den Folgefilm Blues Brothers 2000. Eine vierte Silberscheibe ist eine DVD und nennt sich „The Best of the Blues Brothers“. Auf der Ext. Blu-ray wurden zunächst mal „nur“ drei wunderbare Dolby-Atmos-Trailer abgelegt. Die Kinofassung enthält dann die drei schon von der 2011er Blu-ray bekannten Featurettes „Hintergrundgeschichten zur Entstehung der Blues Brothers“, „Das Transponieren der Musik“ und „Erinnerungen an John“. Vor allem „Erinnerungen an John“ gerät ziemlich bewegend, wenn die Witwe Johns und seine Kollegen und Freunde einen Nachruf auf ihn abliefern. Die Blu-ray von Blues Brothers 2000 ist exakt jene, die es ursprünglich schon gab – sie kommt ohne Extramaterial aus. Die Bonus-DVD: „Best of Blues Brothers“ liefert hingegen die 1994er Dokumentation über die Anfänge der Blues Brothers mit Dan Aykroyd (synchronisiert von dessen Stimme Thomas Danneberg). Obendrauf gibt es ein 48-seitiges Booklet, das die komplette Hintergrundgeschichte zur Entstehung des Films und der remasterten Fassung parathält. Ein Postkarten-Set, ein Wendeposter sowie Aufklerber udn eine Mugshot-Karte liegen ebenfalls bei und das Blechnummernschild mit dem Original-Kennzeichen des Blues Mobils sowie eine Kopie von Elwoods Führerschein komplettieren das reichhaltige Angebot.

Fazit

Turbine Medien hat „die Band wieder zusammengebracht“ – und das in der besten Version, die man von The Blues Brothers vermutlich je erblicken und zu hören bekommen wird, ohne den originalen Geist des Films zu zerstören. Gemeinsam mit der großartigen Verpackung, dem sensationellen Bonusmaterial inkl. der Sammelkarten und dem Blechschild ist die Extended Version Deluxe Edition ein absoluter Pflichtkauf für Fans und solche, die es noch werden wollen. Über die vereinzelten, körnigen und nicht ganz sauberen Außenaufnahmen kann man da großzügig hinwegsehen. Da die Deluxe Edition im Übrigen auf 5.555 Stück limitiert ist, sollte man sich durchaus mit dem Kauf beeilen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung Dolby Atmos): 85%
Tonqualität (dt. Fassung dts HD-Master): 65%

Tonqualität (Originalversion dts HD-Master): 65%
Bonusmaterial: 100%
Film: 100%

Anbieter: Universal Pictures/Turbine Medien
Land/Jahr: USA 1979
Regie: John Landis
Darsteller: John Belushi, Dan Aykroyd, Kathleen Freeman, James Brown, Murphy Dunne, Donald Duck, Willie Hall, Matt Murphy, Cab Calloway, Aretha Franklin, Ray Charles, John Landis
Tonformate (extended Fassung): Dolby Atmos (True HD 7.1): de // dts HD-Master 5.1: de, en
Tonformate (Kinofassung): dts HD-Master 5.1: de, en // dts HD-Master 2.0 Mono: de // dts HD-Master 2.0 Stereo: en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 133/148
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Blues Brothers

The Blues Brothers Extended - Trailer

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