Blu-ray Review
OT: Chen mo de zheng ren
Eine Nacht in der Leichenhalle
Wenn ein Finne in China Action inszeniert, geht’s recht zünftig zu.
Inhalt
Gerichtsmediziner Chen Jia Hao erledigt seinen Job nicht nur gewissenhaft, sondern mit Leidenschaft. Und das auch an den Weihnachtsfeiertagen. Der Witwer hat ansonsten auch nicht viel, für das er unbedingt nach Hause kommen müsste. Also verbringt er seine Schichten mit der jungen Assistentin im Leichenschauhaus und obduziert die jüngsten Todesopfer. Als plötzliche drei Kriminelle in Masken vor ihnen stehen und die Herausgabe eines Beweisstücks fordern. Da dieses sich im Körper einer jungen Frau befindet, muss Chen diese erst einmal auseinander nehmen. Die Kugel, um die es geht, ist schnell gefunden und die Täter ziehen von dannen. Doch weil Chen überhaupt nicht einsieht, dass er Beweismittel in die falschen Hände gibt, öffnet er die falsche Frau und händigt die falsche Kugel aus. Dumm nur, dass die Kriminellen dies bald merken und zum Krankenhaus zurück kehren, um sich zu holen, was sie wollen …
Was ein bisschen klingt wie der x-te Zombiefilm des Jahres entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Variante aus Nightwatch und Stirb Langsam. Und wenn man noch genauer hinschaut, entdeckt man keinen Geringeren als Renny Harlin auf dem Regiestuhl. Eben jener Filmemacher aus Finnland, der mit Stirb Langsam 2 und Cliffhanger als erfolgreichster Finne in Hollywood auf sich aufmerksam machte, bevor er mit Die Piratenbraut so dermaßen gründlich baden ging, dass er sich danach durch die B-Movie-Horrorschiene filmen musste, aus der er ursprünglich gekommen war. Zwar gilt er mit einem weltweiten Einspiel seiner Filme von über einer Milliarde Dollar immer noch als einer der 150 erfolgreichsten Regisseure aller Zeiten, aber immer wieder setzte es kolossale Flops. Davor bewahrte ihn auch nicht sein Umzug nach China im Jahr 2014. Dort hatte er 2018 mit Legend of the Ancient Sword einen weiteren finanziellen Misserfolg, nachdem der Film nur zwei Mio. Dollar gegenüber 11 Mio. Dollar Produktionskosten eingespielt hatte. Dennoch bleibt er tapfer und liefert nun mit Bodies at Rest einen kleinen, eher intimen Action-Thriller ab.
Beschränkt auf das Setting in der Pathologie des Gebäudes entsteht schon deshalb eine relativ spannende Atmosphäre, weil das Trio aus Pathologe, Assistentin und Sicherheitsmann nur wenige Fluchtmöglichkeiten hat, während die Gangster ihnen immer dicht auf den Fersen bleiben.
Harlin inszeniert das routiniert, wird aber von der eigenen Filmmusik torpediert. Die ist dermaßen hektisch, dass sie oft eine Rasanz vorgaukelt, wo gar keine ist. Immerhin lockert Bodies at Rest seine Story mit etwas Humor auf, wenn er Chen bei der ersten Begegnung mit dem bewaffneten Trio sagen lässt, dass es sich hier um ein Leichenschauhaus und keine Bank handle. Ohnehin ist Nick Cheung in der Hauptrolle eine Bank. Mit coolem Auftritt und der nötigen Portion Gelassenheit bietet er den Killern Contra. Schön auch, dass die weibliche Hauptrolle erstaunlich wehrhaft porträtiert wird, ohne in allzu typische Fernost-Verhaltensweisen zu fallen.
Wer sich übrigens wundert, warum sich der Chef des Trios vollkommen unlogisch verhält, wenn er unbedingt diese EINE Kugel sicherstellen will, an Ort und Stelle des Leichenschauhauses aber weitere Geschosse ohne große Not verballert und diese NICHT einsammelt, der erfährt nach knapp 75 Minuten einen ganz netten Twist, der dieses Verhalten erklärt.
Weniger plausibel ist, dass Hauptfigur Chen ungefähr 20 Minuten, nachdem man ihn schwer vermöbelt und dabei übel zugerichtet hat, wieder aussieht wie aus dem Ei gepellt.
Wer über solche Details hinwegsehen kann, wird aber eigentlich ganz ordentlich unterhalten – selbst wenn Harlin lediglich die üblichen Stationen ähnlich gelagerter Stirb-Langsam-Ableger abklappert. Der fernöstliche Stil steht Bodies at Rest allerdings ziemlich gut und die Fights fallen handgemacht aus. Erstaunlich überdies, wie kaltblütig hier gemordet wird, obwohl der Tenor durchweg von der typisch asiatisch-überdrehten Art zeugt.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Bodies at Rest kommt sehr sauber rüber, was für eine digitale Herkunft spricht. Tatsächlich wurde der Film mit der Red Weapon Monstro aufgezeichnet, die bis zu 8K Auflösung liefert. Allerdings wurde der Film für die Heimvideo-Veröffentlichung auf eine BD25-Disk gepresst, was eine entsprechend niedrige Datenrate von rund 13-15 Mbps zur Folge hatte. Entsprechend bleiben leichte Kompressionsartefakte sowie ein gewisses Banding (3’42, 41’58) nicht aus. Auch Gesichter wirken oft etwas soft und auf hellen Bereichen überstrahlen sie häufig.
Akustisch macht die eisige Atmosphäre in der Kühlkammer des Leichenhauses durchaus was her. Wenn sich nach sechs Minuten die Oberlichter anschalten, kann man die frostige Luft fast nachempfinden. Auch der Hall in den großen Räumen lässt aufhorchen und das im Hintergrund grummelnde Gewitter sorgt für etwas Bassaktivität. Die bleibt allerdings ebenso aus wie große Dynamik, wenn nach 38 Minuten ein Fahrzeug den dreifachen Salto macht und danach knallend auf dem Asphalt landet. Die Spreizung zwischen lauten und leisen Tönen bleibt eher schwach und wirklich Druck gibt’s nicht.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Bodies at Rest wurde nur der Trailer abgelegt. Zudem ist die Original-Tonspur nicht untertitelt.
Fazit
Bodies at Rest lässt zwar eine gewisse Renny-Harlin-Note vermissen, bietet aber durchweg solide Action-Unterhaltung für Filmfans, die dem asiatischen Kino gegenüber aufgeschlossen sind. Das hat man zwar schon mal effektvoller, aber auch schon wesentlich langweiliger gesehen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%
Anbieter: EuroVideo Medien
Land/Jahr: Hongkong/China 2018
Regie: Renny Harlin
Darsteller: Nick Cheung, Richie Ren, Zi Yang
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo Medien)