Bordertown – Staffel 1

Blu-ray Review

EuroVideo, 14.02.2019

OT: Sorjonen

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Kombiniere, kombiniere

Frisches Futter für Fans der nordischen Krimiserien

Inhalt

Weil seine Frau krebskrank ist und er generell mehr Zeit mit seiner Familie verbringen möchte, zieht Chefermittler Kari Sorjonen aus Helsinki in eine kleinere Gemeinde nahe der Grenze zu Russland. Doch kaum wurde er im neuen Team Willkommen geheißen, erhält er während des Abendessens mit Frau und Tochter einen Anruf. Eine Mädchenleiche wurde angespült und es steht zu befürchten, dass es nicht die Einzige bleiben wird. Während Sorjonen seiner Familie verspricht, mehr Zeit zuhause zu verbringen, ist gleichzeitig der Ermittler in ihm gefordert. Denn das, was Kari drauf hat, hat man unter den dortigen Kollegen noch nicht gesehen. Mit einer Auffassungsgabe und Analyse-Fähigkeit, die einem Sherlock Holmes würdig wäre, zieht er messerscharfe Schlüsse. So scharf, dass es dem Stadtkämmerer und dem Bürgermeister unheimlich wird. Denn die wollen erstaunlicherweise nicht, dass in der Gegend allzu viel Staub aufgewirbelt wird …

Der nordische Krimi steht hoch im Kurs. Nicht erst seit Saga Norén in Die Brücke faszinieren die in triste Grautöne getauchten und spröden Mörder-Geschichten aus Schweden, Dänemark oder Norwegen. Nun ist es also Finnland, die in Bordertown mit einer ähnlichen Prämisse aufwarten, wenn eine Leiche im Grenzgebiet zwischen Russland und Finnland gefunden wird. Allerdings geht’s hier weniger um ermittlerische Zusammenarbeit der beiden Ländern als vielmehr um die Kriminalität entlang der beiden Länder-Grenzen. Und mittendrin hat man es auch hier geschafft, eine Figur zu erschaffen, die von der ersten Folge an so individuell ist, dass man sich sofort an sie und ihre Eigenheiten gewöhnt hat: Kari Sorjonen ist in der Lage durch reine Beobachtungsgabe rückwirkend zu analysieren, was vor Ort geschehen sein muss. Mit teils befremdlicher Gestik hält er inne, reflektiert, kombiniert Zusammenhänge und teilt sie dann den Kollegen mit. Die schwanken indes zwischen ungläubig hochgezogener Augenbraue und abwinkendem „lass mal gut sein“. Doch nach und nach merken sie, wie richtig Sorjonen damit liegt und wie wertvoll seine Art und Weise ist. Ville Virtanen (einer von Finnlands meistbeschäftigen Darstellern) spielt diesen Ermittler in unnachahmlicher Manier. Und man schließt ihn trotz seiner privaten Verfehlungen sofort ins Herz. Dass er seine Versäumnisse der Familie gegenüber immer wieder mit Eigenkritik und Sarkasmus sich selbst gegenüber löst, lässt ihn noch charmanter werden. Obwohl man durchaus nachvollziehen könnte, wenn seine Frau ihm mal tüchtig die Leviten liest.

Was die Fälle und die Staffel selbst angeht, ist etwas Umdenken erforderlich. Denn Bodertown liefert in den 13 Folgen der ersten Season nicht EINEN Fall, sondern fünf. Dabei nimmt sich der Erste mit drei Folgen am meisten Zeit, während die darauf folgenden Geschichten jeweils in zwei Episoden abgehandelt sind. Zum einen fördert das zwar die Abwechslung und liefert aufgrund der Tatsache, dass Figuren aus einem Fall auch in die anderen übernommen werden, eine gewisse Stringenz. Zum anderen wünscht man sich bei den Geschichten zwei bis fünf tatsächlich mehr Raum. Die insgesamt jeweils gut 105 Minuten reichen ab und an nicht aus und so werden mit manchmal ungelenkem Timing bisweilen arg plötzlich Fälle aufgelöst und Ereignisse gezeigt, für die man sich mehr Vorlauf gewünscht hätte. Gleichzeitig entfaltet sich aber die spannende Rahmenhandlung mehr und mehr und vertieft die privaten Verstrickungen. Gerade die Rolle von Karis Frau Pauliina bekommt viel Raum.
Deren Vergangenheit in der Kleinstadt und das langsame Entwirren ihrer Motive und jener, die sie kennen, sorgt bisweilen für mehr Aufregung als die Mordfälle an sich. Speziell die zweite Story („Dragonflies“) hat nur sehr wenig Neues und schon gar nichts Spannendes in Sachen Drogenkriminalität zu bieten.
Weil aber gerade personell noch mehr Dynamik ins Spiel kommt und das Team von Kari um eine etwas spröde Kollegin erweitert wird, gibt es dennoch genug Entwicklung, um weiter am Ball zu bleiben. Und spätestens mit der vierten Geschichte kommt auch wieder mehr Spannung ins Spiel. Denn hier wird eine orginellere Geschichte mit innovativeren Ideen genutzt, um Thrill zu erzeugen.

Bild- und Tonqualität

Die Blu-ray von Bordertown liegt in 1080i vor, was man bei Schwenks leider überdeutlich sieht. Diagonale Streben und Details kommen dermaßen zitternd rüber, dass es für jeden De-Interlacer eine Herausforderung ist. Dazu findet Kontrastumfang praktisch nicht statt. Schwarz ist dauerhaft maximal dunkelgrau und über dem Geschehen liegt ein prinzipieller Schleier. Farben werden ohnehin kaum genutzt. Man sieht praktisch nur gedeckte Grau- und Blautöne. Die Schärfe geht in Close-ups zwar in Ordnung, lässt aber schon in Halbtotalen nach. Zudem gibt’s immer mal wieder heftiges Rauschen und in dunklen Szenen auch Blockartefakte oder schon mal Streifen auf dem milchigen Vordergrund. Erst in der zweiten Geschichte gibt es bei den Vogelperspektiven von St. Petersburg mal richtig knackig-scharfe Einstellungen und auch ein paar kontrastreichere Farben (Episode 5). Ohnehin sind die späteren Folgen qualitativ schöner anzusehen als die ersten drei Episoden.
Der Ton macht’s insgesamt besser – auch wenn die deutsche 5.1-Spur nur ein kleiner Upmix des Originals in 2.0 Stereo ist. Dafür sind die Dialoge aber wirklich sehr sauber auf dem Center abgelegt und während der Filmmusik legt sich der Klang auch mal auf die Surroundspeaker ab. Die Akustik in Innenräumen oder während der Szenen im Außenbereich klingt authentisch, selbst wenn echte direktionale Effekte vollkommen ausbleiben. In Episode fünf gibt es allerdings während der Disko-Szenen mal einen überraschend druckvoll wummernden (wenngleich wenig differenzierten) Bass.

Bonusmaterial

Bordertown muss gänzlich ohne jedes Bonusmaterial auskommen.

Fazit

Bordertown liefert eine kühle nordische Atmosphäre, wie man es sich wünscht. Das Ermittlerteam hat Format, der Hauptdarsteller ist klasse und die privaten Verwicklungen sorgen zudem für Spannung. Das Konzept der nur 2-3-teiligen Folgen führt allerdings zu manchmal sprunghaften Ermittlungsergebnissen und lassen Potenzial für die Entwicklung hintergründiger Krimi-Geschichten ungenutzt. Wer aber immer mal zwischendurch 120 Minuten Zeit hat, bekommt kurzweilige Fälle mit allen erstgenannten Vorteilen zu sehen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 0%
Film: 70%

Anbieter: EuroVideo Medien
Land/Jahr: Finnland/Frankreich, 2016
Regie: Miiko Oikkonen
Darsteller: Ville Virtanen, Matleena Kuusniemi, Anu Sinisalo, Kristiina Halttu, Lenita Susi
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de // dts HD-Master 2.0: fi
Bildformat: 1,78:1 (1080i)
Laufzeit:
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo Medien)

Trailer zu Bordertown

Bordertown trailer (English subtitles)

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