Blu-ray Review
OT: Brahms: The Boy II
Neustart
Fortsetzung des Puppen-Horrorfilms von 2016.
Inhalt
Liza und Sean haben ein perfektes Leben mit ihrem Sohn Jude. Doch dann dringen eines Abends zwei Kerle ins Haus ein. Der Einbruch lässt Liza mit einer Kopfverletzung und Sean sprachlos (im wahrsten Sinne) zurück. Traumatisiert sind beide, was sich beim Sohnemann nun schon seit Monaten in einer kompletten Sprachlosigkeit manifestiert. Die Tatsache, dass Liza immer noch Alpträume von der Auseinandersetzung mit den Einbrechern hat, hilft nicht gerade, ein normales Leben zu führen. Also beschließt Sean, einen Neustart zu wagen. Die Drei ziehen in das noch nicht ganz restaurierte Gästehaus des Heelshire Anwesens ein – ganz in der Nähe zum prachtvollen Haupthaus. Bei einer kleinen Exkursion zu diesem stolpert Sean über eine vergrabene Puppe. Er buddelt sie aus und Liza gibt sich alle Mühe, sie wieder frisch zu machen. Denn immerhin scheint ihr Sohn in der Puppe so etwas wie einen neuen Freund gefunden zu haben. Einen Freund namens Brahms. Wie Jude wissen lässt, hat ihm die Puppe das selbst gesagt. Und es bleibt nicht bei dieser einen Merkwürdigkeit. Mehr und mehr bekommt Liza das Gefühl, dass mit Brahms etwas nicht stimmt. Sie fühlt sich von seinen Blicken verfolgt und hört, wie Jude mit der Puppe spricht. Allerdings fragt sich bald, ob die Überraschung, dass Jude endlich mal wieder Worte von sich geben zu scheint, eine positive ist. Denn der Einfluss, den Brahms auf das Verhalten des Jungen nimmt, wird immer größer …
Ziemlich genau vier Jahre ist es her, dass Walking-Dead-Star Lauren Cohan eine Drehpause der Zombie-Serie nutzte, um in einem Gothic-Grusler die Hauptdarstellerin zu geben. Als Amerikanerin Greta traf sie in einem englischen Anwesen auf ein schrulliges älteres Paar, das eine Nanny für ihren „Sohn“ suchte. Dass es sich bei diesem Spross um eine Porzellanpuppe handelte, konnte sie nicht ahnen. Ebenso wenig, dass sich dieses vermeintlich leblose Etwas als mörderischer Vertreter seiner Zunft präsentieren würde. Nur mit Mühe konnte sie diesem Alptraum entkommen.
Vier Jahre später liegt nun die Fortsetzung: Brahms: The Boy II vor, inszeniert vom selben Regisseur: William Brent Bell. Der hatte zuvor kleine Indie-Horrorperlen wie Devil Inside und Wer – Das Biest in dir gedreht und mit dem Erstling einen echten Achtungserfolg erzielt. Kein großes Wunder, da The Boy wirklich atmosphärisch gefilmt war und die Spannungsschraube bisweilen gekonnt anzog. Lauren Cohan tat ihr Übriges zum Gelingen bei, da sie sichtbar Freude daran hatte, mal aus dem TV-Serien-Dasein auszutreten.
Da der zweite Teil eine ganze Zeit nach dem Vorgänger spielt, ist Cohan hier natürlich nicht mehr mit von der Partie. An ihre Stelle rückt mit Katie Holmes eine überraschend prominente Darstellerin. Sie geht als Liza durch die Hölle eines unverarbeiteten Traumas und sorgt sich gleichzeitig darum, ob sie ihrem ebenfalls traumatisierten Sohn noch genug Sicherheit bieten kann. Brahms: The Boy 2 entfernt sich dabei nicht nur inhaltlich, sondern auch atmosphärisch vom Vorgänger. Der Gothic-Grusel wird gegen psychologischen Horror im Stile von Das Omen getauscht und mit den zahlreichen Puppen-Schockern der letzten Jahre vermischt (vgl. Annabelle).
Schade, dass Brent Bell ein wenig die gruselige Atmosphäre des ersten Teils gegen eine Vielzahl an Jumpscares austauscht, die zum Teil nicht mal durch ein bestimmtes Ereignis gekennzeichnet sind, sondern lediglich als Soundeffekt dargeboten werden. Schade vor allem, dass die Recherchen, die Liza und Sean zu Beginn des letzten Drittels anstellen, die Vorgänge des ersten Teil etwas entwerten und bagatellisieren.
Der Schrecken wird auch deshalb etwas dezenter, weil Brahms selbst glatter, ordentlicher und irgendwie „netter“ aussieht als im Vorgänger, bei dem man ihm eine gelungene Geringschätzigkeit in die Mimik legte. In Brahms: The Boy 2 ist es vielmehr an Christopher Vonvery, die unterschiedlichen Emotionen darzustellen. Und das gelingt dem jungen Schauspieler sehr gut. Von der anfänglichen Freude eines heranwachsenden Jungen über die Teilnahmslosigkeit in der stummen Phase bis hin zur Aggression und Verachtung in den von Brahms beeinflussten Szenen. Es lässt die Puppe selbst aber auch sehr aus dem Fokus rutschen. Brahms ist in der Fortsetzung eher Nebencharakter, denn Hauptfigur.
Katie Hudson macht ihre Sache ebenfalls ganz gut. Man nimmt ihr die bekümmerte und besorgte Mutter glaubhaft ab, während Owain Jeoman als Sean der ruhende und äußerst verständnisvolle Pol des Films ist. Darstellerisch und in puncto Ausstattung sowie Jumpscares kann man Brahms: The Boy 2 eigentlich nichts vorwerfen. Es fehlen ihm aber schlicht die innovativen Ideen und auch ein wenig die Bindung zum Vorgänger.
- Brahms ist zurück! Und er hat jemand Neues zum Spielen gefunden…
- Wer seine Regeln nicht befolgt, bekommt seinen Zorn zu spüren
- "The Boy"-Regisseur William Brent Bell bringt das Grauen von Heelshire zurück. Härter denn je!
Bild- und Tonqualität BD
Brahms: The Boy 2 beginnt mit einer recht scharfen, kontrastreichen Einstellung des nächtlichen Londons. Ein ganz dezentes Korn ist zu sehen, hier aber noch unauffällig. Während der nächsten Einstellung (orange eingefärbtem Himmel über dem Haus von Liza und Sean wird die Körnung sichtbarer, da hier auch die Farbauflösung in der diesigen Einstellung etwas zu kämpfen hat.
Ansonsten gibt es aber nur wenig zu meckern. Die Abstimmung der Hautfarben tendiert in den helleren Außenaufnahmen ein wenig ins kühl-grünliche, während sie in Innenraumszenen wesentlich wärmer, fast sepiafarben erscheinen. Die Schärfe liegt auf dauerhaft gutem, aber nicht herausragenden Niveau. Close-ups von Gesichtern liefern dennoch schöne Details und die Stoffhose, die Brahms trägt, während Liza ihn säubert, offenbart noch jede einzelne abstehende Faser.
Man mag dem Film inhaltlich sicher einige Dinge vorwerfen können, aber nicht seiner Tonspur. Die Blu-ray von Brahms: The Boy 2 fängt schon im Intro mit wunderbar räumlicher Abbildung der Musik und einem gewissen Rumoren im Hintergrund an. Wenn Jude seine Mutter erschreckt, wird’s nach zwei Minuten erstmals dynamisch, Weitere zwei Minuten später hört man, wie sich eine Tür dediziert von hinten links öffnet und während der Attacke nach fünf Minuten darf der Subwoofer ordentlich und kräftig ins Geschehen eingreifen. Das Gleiche gilt für den saftigen Schockeffekt bei 40’38, der vornehmlich über den LFE produziert wird. Erneut extrem räumlich wird es nach 45’30, wenn Brahms im Esszimmer erstmalig seine Kräfte spielen lässt. Richtig klasse ist dann Lizas Ausflug in die Wände des Anwesens. Von überall her hört man nun Stimmen, rieselnden Staub oder das Knarzen der Holzpaneele – eine wunderbar atmosphärische Szene.
Stimmen bleiben derweil stets gut verständlich, hätten allerdings ein wenig mehr Volumen vertragen können.
- Brahms ist zurück! Und er hat jemand Neues zum Spielen gefunden…
- Wer seine Regeln nicht befolgt, bekommt seinen Zorn zu spüren
- "The Boy"-Regisseur William Brent Bell bringt das Grauen von Heelshire zurück. Härter denn je!
Bild- und Tonqualität UHD
Noch bei keiner bisherigen UHD war es derart schwierig, an Informationen über die verwendete Technik zu kommen. Weder war dem Internet zu entlocken, welche Kameras genutzt wurden, noch, ob es sich um ein 4K DI oder ein 2K DI handelt. Immerhin spricht der Abspann von ARRI-Kameras. Welche genau das waren, offenbart man dort aber nicht. Da Brahms: The Boy 2 hierzulande exklusiv auf Ultra-HD erscheint, haben sich noch nicht viele (wenn überhaupt) darum gekümmert, an Infos zu gelangen. Sobald ich hier mehr weiß, ergänze ich das entsprechend.
Zu vermuten steht allerdings, dass lediglich ein 2K DI eingesetzt wurde, denn die Auflösung ist zwar etwas besser. Dafür muss man dann allerdings schon sehr feine Schriften (bspw. auf Computer-Bildschirmen) suchen, denen man dann die bessere Kantenabstufung nachsagen darf.
Dazu wirkt die UHD durchgängig ruhiger und noch etwas weniger körnig. Bei Close-ups von Gesichtern hat man jedoch immer mal wieder das Gefühl, dass hier ein bisschen (rausch)gefiltert wurde, um den Look ruhiger zu bekommen. Auf eine Entfernung von zwei Metern nimmt man diese mögliche leichte Filterung jedoch nicht als unangenehm wahr, sondern als homogen(er) gegenüber der Blu-ray. Übersoftet wirkt das Ganze zu keiner Zeit. Mit wachsweichen Gesichtern muss man also nicht rechnen. Die HDR10-Kontrastdynamik sorgt für etwas prägnantere Spitzlichter, wenn in dunkleren Szenen kleine Leuchtquellen oder auch das Helle in den Augen stärker strahlen. Dazu intensiviert es die Kontraste, was vor allem den Schwarzwerten in Innenraumszenen zugute kommt. Ebenso werden Farbdifferenzierungen besser herausgearbeitet. Bei nächtlichen Außenszenen rutscht der Himmel aber schon mal ins etwas bläulich eingefärbte ab, was gegenüber der Blu-ray dann etwas weniger authentisch erscheint. Die Farben werden durchweg noch etwas wärmer reproduziert, was vor allem Gesichtstönen besser steht.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … zeigt die UHD die wärmeren Farben und schöneren Kontraste.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): HDR10 arbeitet die Schatten an der Wand hinten besser heraus. Punktuelle Lichtquellen sind dazu sichtbar prägnanter.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD tendiert ein wenig ins Sepiafarbene.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Man beachte das dreistrahlige Symbol oben rechts neben der Lupe. Hier löst die UHD besser auf. Allerdings (wie am Bild unten zu sehen) ist dies auch eine bereits sehr große Ausschnittvergrößerung.
- Brahms ist zurück! Und er hat jemand Neues zum Spielen gefunden…
- Wer seine Regeln nicht befolgt, bekommt seinen Zorn zu spüren
- "The Boy"-Regisseur William Brent Bell bringt das Grauen von Heelshire zurück. Härter denn je!
Director’s Cut vs. Kinofassung
Die deutsche Veröffentlichung liefert zusätzlich zur etwas kürzeren Kinofassung auch den um vier Minuten längeren Director’s Cut. Während die Blu-ray diesen ausschließlich enthält (vollständig synchronisiert, versteht sich), kann man bei der UHD zwischen Kinofassung und Dir. Cut wählen. Allerdings liegt nur die Kinofassung in 4K vor. Der längere Cut läuft lediglich in Full HD.
Was die Differenzen angeht, so handelt es sich vornehmlich um ein paar erweiterte Szenen. Wer sich nicht spoilern möchte, lässt den Balken zugeklappt.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Brahms: The Boy 2 beschränkt sich im Falle der Disks auf den Originaltrailer und Programmtipps des Anbieters. Das Mediabook enthält zudem noch ein 24-seitiges Booklet mit einem Interview mit Regisseur Brent Bell. Außerdem ist es todschick und sehr wertig ausgefallen. Die UHD (wie direkt oben drüber angemerkt) bietet zudem die Wahl zwischen Kinofassung und Extended Dir. Cut.
Fazit
Brahms: The Boy 2 entfernt sich inhaltlich und atmosphärisch deutlich vom Vorgänger. Das sollte man wissen, bevor man sich die Fortsetzung zulegt. Dann bekommt man einen fast eigenständig wirkenden und gut gespielten Grusler, der mehr im Fahrwasser von Annabelle schwimmt denn in jenem des ersten Teils.
Vorzuziehen ist übrigens der Dir. Cut, der weniger effekthaschend zu Werke geht, die Anzahl der CGIs reduziert, damit dezenter und deshalb spannender zu Werke geht.
Die UHD ist durchweg harmonischer und besser kontrastiert, dazu weniger körnig und insgesamt die bessere Wahl.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 80%
Bildqualität UHD: 80%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 85%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%
Film (Dir. Cut): 65%
Anbieter: Koch Media / Capelight Pictures
Land/Jahr: USA 2019
Regie: William Brent Bell
Darsteller: Katie Holmes, Ralph Ineson, Owain Yeoman, Christopher Convery
Tonformate BD/UHD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 87/91
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Ja/Nein (?? DI)
High Dynamic Range: HDR10
Maximale Lichtstärke: 712 Nit
FSK: 16
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Koch Media / Capelight Pictures)
Testest du auch noch den ersten Teil?
Ist doch schon seit damals online und im Review von Brahms: The Boy 2 im zweiten Abschnitt intern verlinkt 😉
https://blu-ray-rezensionen.net/the-boy/