Brahms: The Boy II 4K UHD

Blu-ray Review

Capelight Pictures, 25.06.2020
Koch Films, 25.06.2020

OT: Brahms: The Boy II

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Neustart

Fortsetzung des Puppen-Horrorfilms von 2016.

Inhalt

Liza und Sean haben ein perfektes Leben mit ihrem Sohn Jude. Doch dann dringen eines Abends zwei Kerle ins Haus ein. Der Einbruch lässt Liza mit einer Kopfverletzung und Sean sprachlos (im wahrsten Sinne) zurück. Traumatisiert sind beide, was sich beim Sohnemann nun schon seit Monaten in einer kompletten Sprachlosigkeit manifestiert. Die Tatsache, dass Liza immer noch Alpträume von der Auseinandersetzung mit den Einbrechern hat, hilft nicht gerade, ein normales Leben zu führen. Also beschließt Sean, einen Neustart zu wagen. Die Drei ziehen in das noch nicht ganz restaurierte Gästehaus des Heelshire Anwesens ein – ganz in der Nähe zum prachtvollen Haupthaus. Bei einer kleinen Exkursion zu diesem stolpert Sean über eine vergrabene Puppe. Er buddelt sie aus und Liza gibt sich alle Mühe, sie wieder frisch zu machen. Denn immerhin scheint ihr Sohn in der Puppe so etwas wie einen neuen Freund gefunden zu haben. Einen Freund namens Brahms. Wie Jude wissen lässt, hat ihm die Puppe das selbst gesagt. Und es bleibt nicht bei dieser einen Merkwürdigkeit. Mehr und mehr bekommt Liza das Gefühl, dass mit Brahms etwas nicht stimmt. Sie fühlt sich von seinen Blicken verfolgt und hört, wie Jude mit der Puppe spricht. Allerdings fragt sich bald, ob die Überraschung, dass Jude endlich mal wieder Worte von sich geben zu scheint, eine positive ist. Denn der Einfluss, den Brahms auf das Verhalten des Jungen nimmt, wird immer größer …

Ziemlich genau vier Jahre ist es her, dass Walking-Dead-Star Lauren Cohan eine Drehpause der Zombie-Serie nutzte, um in einem Gothic-Grusler die Hauptdarstellerin zu geben. Als Amerikanerin Greta traf sie in einem englischen Anwesen auf ein schrulliges älteres Paar, das eine Nanny für ihren „Sohn“ suchte. Dass es sich bei diesem Spross um eine Porzellanpuppe handelte, konnte sie nicht ahnen. Ebenso wenig, dass sich dieses vermeintlich leblose Etwas als mörderischer Vertreter seiner Zunft präsentieren würde. Nur mit Mühe konnte sie diesem Alptraum entkommen.
Vier Jahre später liegt nun die Fortsetzung: Brahms: The Boy II vor, inszeniert vom selben Regisseur: William Brent Bell. Der hatte zuvor kleine Indie-Horrorperlen wie Devil Inside und Wer – Das Biest in dir gedreht und mit dem Erstling einen echten Achtungserfolg erzielt. Kein großes Wunder, da The Boy wirklich atmosphärisch gefilmt war und die Spannungsschraube bisweilen gekonnt anzog. Lauren Cohan tat ihr Übriges zum Gelingen bei, da sie sichtbar Freude daran hatte, mal aus dem TV-Serien-Dasein auszutreten.

Da der zweite Teil eine ganze Zeit nach dem Vorgänger spielt, ist Cohan hier natürlich nicht mehr mit von der Partie. An ihre Stelle rückt mit Katie Holmes eine überraschend prominente Darstellerin. Sie geht als Liza durch die Hölle eines unverarbeiteten Traumas und sorgt sich gleichzeitig darum, ob sie ihrem ebenfalls traumatisierten Sohn noch genug Sicherheit bieten kann. Brahms: The Boy 2 entfernt sich dabei nicht nur inhaltlich, sondern auch atmosphärisch vom Vorgänger. Der Gothic-Grusel wird gegen psychologischen Horror im Stile von Das Omen getauscht und mit den zahlreichen Puppen-Schockern der letzten Jahre vermischt (vgl. Annabelle).
Schade, dass Brent Bell ein wenig die gruselige Atmosphäre des ersten Teils gegen eine Vielzahl an Jumpscares austauscht, die zum Teil nicht mal durch ein bestimmtes Ereignis gekennzeichnet sind, sondern lediglich als Soundeffekt dargeboten werden. Schade vor allem, dass die Recherchen, die Liza und Sean zu Beginn des letzten Drittels anstellen, die Vorgänge des ersten Teil etwas entwerten und bagatellisieren.
Der Schrecken wird auch deshalb etwas dezenter, weil Brahms selbst glatter, ordentlicher und irgendwie „netter“ aussieht als im Vorgänger, bei dem man ihm eine gelungene Geringschätzigkeit in die Mimik legte. In Brahms: The Boy 2 ist es vielmehr an Christopher Vonvery, die unterschiedlichen Emotionen darzustellen. Und das gelingt dem jungen Schauspieler sehr gut. Von der anfänglichen Freude eines heranwachsenden Jungen über die Teilnahmslosigkeit in der stummen Phase bis hin zur Aggression und Verachtung in den von Brahms beeinflussten Szenen. Es lässt die Puppe selbst aber auch sehr aus dem Fokus rutschen. Brahms ist in der Fortsetzung eher Nebencharakter, denn Hauptfigur.
Katie Hudson macht ihre Sache ebenfalls ganz gut. Man nimmt ihr die bekümmerte und besorgte Mutter glaubhaft ab, während Owain Jeoman als Sean der ruhende und äußerst verständnisvolle Pol des Films ist. Darstellerisch und in puncto Ausstattung sowie Jumpscares kann man Brahms: The Boy 2 eigentlich nichts vorwerfen. Es fehlen ihm aber schlicht die innovativen Ideen und auch ein wenig die Bindung zum Vorgänger.

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Studio:
Format: Blu-ray
Spieldauer:
Erscheinungstermin: Thu, 25 Jun 2020
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Bild- und Tonqualität BD

Brahms: The Boy 2 beginnt mit einer recht scharfen, kontrastreichen Einstellung des nächtlichen Londons. Ein ganz dezentes Korn ist zu sehen, hier aber noch unauffällig. Während der nächsten Einstellung (orange eingefärbtem Himmel über dem Haus von Liza und Sean wird die Körnung sichtbarer, da hier auch die Farbauflösung in der diesigen Einstellung etwas zu kämpfen hat.
Ansonsten gibt es aber nur wenig zu meckern. Die Abstimmung der Hautfarben tendiert in den helleren Außenaufnahmen ein wenig ins kühl-grünliche, während sie in Innenraumszenen wesentlich wärmer, fast sepiafarben erscheinen. Die Schärfe liegt auf dauerhaft gutem, aber nicht herausragenden Niveau. Close-ups von Gesichtern liefern dennoch schöne Details und die Stoffhose, die Brahms trägt, während Liza ihn säubert, offenbart noch jede einzelne abstehende Faser.

Man mag dem Film inhaltlich sicher einige Dinge vorwerfen können, aber nicht seiner Tonspur. Die Blu-ray von Brahms: The Boy 2 fängt schon im Intro mit wunderbar räumlicher Abbildung der Musik und einem gewissen Rumoren im Hintergrund an. Wenn Jude seine Mutter erschreckt, wird’s nach zwei Minuten erstmals dynamisch, Weitere zwei Minuten später hört man, wie sich eine Tür dediziert von hinten links öffnet und während der Attacke nach fünf Minuten darf der Subwoofer ordentlich und kräftig ins Geschehen eingreifen. Das Gleiche gilt für den saftigen Schockeffekt bei 40’38, der vornehmlich über den LFE produziert wird. Erneut extrem räumlich wird es nach 45’30, wenn Brahms im Esszimmer erstmalig seine Kräfte spielen lässt. Richtig klasse ist dann Lizas Ausflug in die Wände des Anwesens. Von überall her hört man nun Stimmen, rieselnden Staub oder das Knarzen der Holzpaneele – eine wunderbar atmosphärische Szene.
Stimmen bleiben derweil stets gut verständlich, hätten allerdings ein wenig mehr Volumen vertragen können.

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Bild- und Tonqualität UHD

Noch bei keiner bisherigen UHD war es derart schwierig, an Informationen über die verwendete Technik zu kommen. Weder war dem Internet zu entlocken, welche Kameras genutzt wurden, noch, ob es sich um ein 4K DI oder ein 2K DI handelt. Immerhin spricht der Abspann von ARRI-Kameras. Welche genau das waren, offenbart man dort aber nicht. Da Brahms: The Boy 2 hierzulande exklusiv auf Ultra-HD erscheint, haben sich noch nicht viele (wenn überhaupt) darum gekümmert, an Infos zu gelangen. Sobald ich hier mehr weiß, ergänze ich das entsprechend.
Zu vermuten steht allerdings, dass lediglich ein 2K DI eingesetzt wurde, denn die Auflösung ist zwar etwas besser. Dafür muss man dann allerdings schon sehr feine Schriften (bspw. auf Computer-Bildschirmen) suchen, denen man dann die bessere Kantenabstufung nachsagen darf.
Dazu wirkt die UHD durchgängig ruhiger und noch etwas weniger körnig. Bei Close-ups von Gesichtern hat man jedoch immer mal wieder das Gefühl, dass hier ein bisschen (rausch)gefiltert wurde, um den Look ruhiger zu bekommen. Auf eine Entfernung von zwei Metern nimmt man diese mögliche leichte Filterung jedoch nicht als unangenehm wahr, sondern als homogen(er) gegenüber der Blu-ray. Übersoftet wirkt das Ganze zu keiner Zeit. Mit wachsweichen Gesichtern muss man also nicht rechnen. Die HDR10-Kontrastdynamik sorgt für etwas prägnantere Spitzlichter, wenn in dunkleren Szenen kleine Leuchtquellen oder auch das Helle in den Augen stärker strahlen. Dazu intensiviert es die Kontraste, was vor allem den Schwarzwerten in Innenraumszenen zugute kommt. Ebenso werden Farbdifferenzierungen besser herausgearbeitet. Bei nächtlichen Außenszenen rutscht der Himmel aber schon mal ins etwas bläulich eingefärbte ab, was gegenüber der Blu-ray dann etwas weniger authentisch erscheint. Die Farben werden durchweg noch etwas wärmer reproduziert, was vor allem Gesichtstönen besser steht.

Blu-ray (60’06): (Slider ganz nach rechts): Gegenüber der etwas kühleren Blu-ray …

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … zeigt die UHD die wärmeren Farben und schöneren Kontraste.

Blu-ray (77’56): (Slider ganz nach rechts): Auch hier ist die BD etwas weniger eindrucksvoll.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): HDR10 arbeitet die Schatten an der Wand hinten besser heraus. Punktuelle Lichtquellen sind dazu sichtbar prägnanter.

Blu-ray (15’52): (Slider ganz nach rechts): Brahms selbst hat über die Blu-ray ein eher kühleres Gesicht mit ganz leichtem Grüneinschlag.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD tendiert ein wenig ins Sepiafarbene.

Blu-ray (36’41): (Slider ganz nach rechts): Ein Auflösungsvergleich fällt zugunsten der UHD aus.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Man beachte das dreistrahlige Symbol oben rechts neben der Lupe. Hier löst die UHD besser auf. Allerdings (wie am Bild unten zu sehen) ist dies auch eine bereits sehr große Ausschnittvergrößerung.

Anhand des kompletten Bildes ist gut zu erkennen, wie weit man hineinzoomen muss, um obigen Auflösungsunterschied zu erkennen
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Director’s Cut vs. Kinofassung

Die deutsche Veröffentlichung liefert zusätzlich zur etwas kürzeren Kinofassung auch den um vier Minuten längeren Director’s Cut. Während die Blu-ray diesen ausschließlich enthält (vollständig synchronisiert, versteht sich), kann man bei der UHD zwischen Kinofassung und Dir. Cut wählen. Allerdings liegt nur die Kinofassung in 4K vor. Der längere Cut läuft lediglich in Full HD.
Was die Differenzen angeht, so handelt es sich vornehmlich um ein paar erweiterte Szenen. Wer sich nicht spoilern möchte, lässt den Balken zugeklappt.

Unterschied Kinofassung vs. Dir. Cut
Beginnen tut’s mit ein paar Frames mehr während des Einbruchs und der daraus resultierenden Schlägerei. Ebenso gibt es noch eine völlig unnötige erste Einstellung von der Fahrt zum ländlichen Anwesen und ein Hinweis auf WLAN während der Vorstellung der Maklerin fehlt in der Kinofassung ebenfalls. Jude geht dann im Wald etwas länger auf Entdeckungsreise, was aber alles noch ziemlich verzichtbar ist. Nach 26 Minuten zeigt sich aber (wie schon zweimal kurz zuvor, dass der Ext. Cut teils auch kürzere Elemente beherbergt, während die Kinofassung dann etwas längere Szenen enthält. Dafür kommt eine deutliche Differenz, als Liza erneut einen Albtraum hat, der im Dir. Cut auch einen Besuch vom Jagd-Nachbar enthält. Zudem sagt Jude im Anschluss daran etwas ganz anderes zu seiner Mutter als in der Kinofassung. Interessanterweise fehlt dem Ext. Cut die längere Szene zwischen Brahms und Liza, in der Brahms sich kurz zu ihr umdreht. Außerdem läuft etwas anderes im Fernseher (Casper-Comic im Dir. Cut, Schneestörung in der Kinofassung). Während der nächtlichen Inspizierung wird ein Jumpscare durch einen anderen, subtileren ersetzt. Hier zeigt sich der Dir. Cut stimmungsvoller und weniger effekthaschend. Ähnliches gilt auch noch einmal für die Szenen in den Wänden. Liza nimmt sich hier mehr Zeit für die Inspizierung und Jumpscares werden weit weniger aggressiv vertont. Es bleibt in Summe dezenter, was der Stimmung des Films zuträglich ist. Innerhalb dieser Sequenz arbeiten sich auch die ersten echten Laufzeitunterschiede heraus, während sich zuvor Kino- und Ext. Cut immer wieder gegenseitig Zeit nahmen und gaben. Die nächste deutliche Abweichung passiert dann während des Gesprächs mit Joseph, der wesentlich mehr aus der Vergangenheit mit Brahms erzählt. Wenn sich Liza dann auf die Suche nach Jude macht, dauert das Schleichen durch die dunklen Keller ebenfalls länger, was tatsächlich spürbar mehr Spannung aufbaut. Der zerbrochene Brahms ist dann eine komplett andere Figur und kommt hier im Porzellan-Design daher, nicht im offengelegten Muskelgewebe-Schädel.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Brahms: The Boy 2 beschränkt sich im Falle der Disks auf den Originaltrailer und Programmtipps des Anbieters. Das Mediabook enthält zudem noch ein 24-seitiges Booklet mit einem Interview mit Regisseur Brent Bell. Außerdem ist es todschick und sehr wertig ausgefallen. Die UHD (wie direkt oben drüber angemerkt) bietet zudem die Wahl zwischen Kinofassung und Extended Dir. Cut.

Fazit

Brahms: The Boy 2 entfernt sich inhaltlich und atmosphärisch deutlich vom Vorgänger. Das sollte man wissen, bevor man sich die Fortsetzung zulegt. Dann bekommt man einen fast eigenständig wirkenden und gut gespielten Grusler, der mehr im Fahrwasser von Annabelle schwimmt denn in jenem des ersten Teils.
Vorzuziehen ist übrigens der Dir. Cut, der weniger effekthaschend zu Werke geht, die Anzahl der CGIs reduziert, damit dezenter und deshalb spannender zu Werke geht.
Die UHD ist durchweg harmonischer und besser kontrastiert, dazu weniger körnig und insgesamt die bessere Wahl.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 80%
Bildqualität UHD: 80%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 85%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 85%

Bonusmaterial: 30%
Film: 60%
Film (Dir. Cut): 65%

Anbieter: Koch Media / Capelight Pictures
Land/Jahr: USA 2019
Regie: William Brent Bell
Darsteller: Katie Holmes, Ralph Ineson, Owain Yeoman, Christopher Convery
Tonformate BD/UHD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 87/91
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Ja/Nein (?? DI)
High Dynamic Range: HDR10
Maximale Lichtstärke: 712 Nit
FSK: 16

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Koch Media / Capelight Pictures)

Trailer zu Brahms: The Boy

BRAHMS: THE BOY II Trailer 2 (Deutsch)

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Dennis

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