Broadway Therapy

Blu-ray Review

Broadway Therapy Blu-ray Review Cover
EuroVideo, seit 22.12.2015

OT: She’s Funny That Way

 


Der letzte Romantiker

Wer Broadway Therapy verpasst, ist selbst schuld!

Inhalt

Arnold ist ein bekannter Theaterregisseur. Arnold ist aber auch „Derek“ – und als solcher bekannt bei einer New Yorker Escort-Agentur. Immer wieder lässt er sich junge Damen kommen, mit denen er trotz seiner festen Bindung zu Delta, einen netten Abend verdient. Des Öfteren hat er auch schon eine der Prostituierten mit 30.000 Dollar belohnt, wenn diese danach ihr Leben ändern. So passiert es auch mit Izzy, die er kurz vor der Inszenierung seines neuen Stücks bucht. Izzy ist beselt und will das Geld in ihre angestrebte Schauspielkarriere stecken. Nicht ahnend, dass ihre erste Einladung zu einem Vorstellungsgespräch sie ausgerechnet zu Arnolds neuem Stück führt. Dort trifft sie dann nicht nur auf den verdutzten Regisseur, sondern auch auf Delta und den männlichen Hauptdarsteller Seth, der Izzy auch nicht ganz unbekannt ist. Doch das ist erst der Anfang, denn da gibt es auch noch einen alternden Richter, der Izzy von einem Detektiv beschatten lässt und eine höchstneurotische Psychiaterin …

Wenn Regie-Legende Peter Bogdanovich (Is‘ was Doc?) bei Darstellern anklopft und zu einer modernen Screwball-Komödie einlädt, kommen sie alle. Ob Jennifer Aniston, Rhys Ifans oder in kleineren Rollen Quentin Tarantino, Tatum O’Neill oder Cibyll Shepherd – und eben Owen Wilson. Letzterer ist eigentlich eher für den Haudrauf-Buddy-Humor zuständig und brilliert doch in Broadway Therapy als hätte er die Clark Gables und Cary Grants dieser Welt mit der Muttermilich eingesogen. Sein Arnold schafft es tatsächlich trotz seines moralisch höchst fragwürdigen Verhaltens eine Grundsympathie zu erwecken, die nur ein charmanter Typ wie Wilson derart hinbekommen kann. Und so führt er ein Cast an, das vor großartigen Figuren, die auch einem Woody-Allen-Film gut stehen würden, nur so wimmelt. Jennifer Aniston als (Ersatz)Psychiaterin liefert nach ihrer schon großartigen Rolle in Kill the Boss eine sensationelle Performance ab. Wie sie in einem Atemzug über alle ihrer Patienten herzieht und dabei selbst ein höchst neurotisches Verhalten an den Tag legt oder zwischendurch lapidar fallen lässt, das sie mal „kurz ihren Tampon wechseln geht“ – das macht wirklich riesigen Spaß und verstärkt den Eindruck, dass sie eine wirklich gute Schauspielerin ist. Imogen Poots als Isabelle hält die Geschichte nicht nur in der Rahmenhandlung während ihres Interviews zusammen, sondern bildet auch den Sympathie-Anker. Voller Grundoptimismus versprüht sie permanent gute Laune und kann sogar noch der Tatsache etwas abgewinnen, dass ihr ein Privatdetektiv fortgeschrittenen Alters im Auftrag eines noch älteren Stalkers auf Schritt und Tritt folgt – großartig, wie Bogdanovich hier inszeniert, dass sich der „Schnüffler“ kaum auffälliger verhalten könnte. Schon während der ersten halben Stunde von Broadway Therapy wird dann auch klar, dass dieses Kuddelmuddel unterschiedlichster Figuren irgendwann alle aufeinander treffen lässt und miteinander verbunden sind. Das macht der Film derart geschickt und leichtfüßig, dass die 90 Minuten wie im Flug vergehen. Natürlich darf jeder Charakter mal gehörig ins Fettnäpfchen treten und der Charme der Figuren liegt gerade in ihren versammelten Imperfektionen. Grandios ist beispielsweise der Moment, in dem Izzy vor Arnold vorsprechen muss und der „arme Kerl“ zusieht, wie sie gemeinsam mit seiner Frau eine offenbarende Szene üben muss – der anschließende Blick von Seth Richtung Arnold? Unbezahlbar!
Dazu passt antürlich der Schauplatz New York perfekt – nicht nur aufgrund der Geschäftigkeit, sondern weil derart durchgeknallte Situationen einfach nur hier passieren können. Auch der Filmscore und die Bildsprache sind wunderbar auf das Thema/Genre angepasst und zu guter Letzt bekommt Hollywood selbst noch sein Fett weg – klasse!

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Broadway Therapy ist beständig gelblich gefiltert, was eine dauerhaft warme Atmosphäre versprüht, allerdings auch einen flauen Kontrast bewirkt. Die Schärfe liegt auf gutem aber nicht herausragenden Niveau, die Bildruhe hingegen ist absolut hoch. Randunschärfen sind glücklicherweise kein Thema und Bewegungen werden ohne Ruckler oder Nachwischer wiedergegeben.
Akustisch ist Broadway Therapy vollkommen unspektakulär und konzentriert sich vollkommen auf seine Dialoge und auf den klassisch unterlegten Filmscore. Beides kommt hauptsächlich aus den Frontlautsprechern, die Rearspeaker bleiben dauerhaft still. Natürlich bleiben Effekte hier ohnehin vollständig aus. Sehr gelungen – und das auch in Sachen Dialogwitz – ist die deutsche Synchronisation.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Broadway Therapy findet sich ein Hinter den Kulissen, das nicht nur ein bisschen hinter die Kamera blickt und den Film sowie seine Geschichte Revue passieren lässt, sondern durchweg ebenso charmant und kurzweilig rüberkümmt wie der Film selbst.

Fazit

Broadway Therapy ist ein absoluter Pflichtfilm für alle, die wortgewitzte Komödien lieben – und damit sind nicht nur Fans von Woody Allen gemeint. Dass durch die 90 Minuten permanent der Geist der 30er und 40er Jahre schwebt, wird vor allem die Freunde zahlloser Klassiker des Screwball erfreuen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 90%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA/Deutschland 2014
Regie: Peter Bogdanovich
Darsteller: Owen Wilson, Imogen Poots, Jennifer Aniston, Kathryn Hahn, Will Forte, Rhys Ifans, Austin Pendleton, George Morfogen, Quentin Tarantino, Lucy Punch, Tatum O’Neal, Joanna Lumley, Cybill Shepherd, Jake Hoffman, Ahna O’Reilly, John Robinson, Richard Lewis, Poppy Delevingne
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 0

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