Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten

Blu-ray Review

Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten Blu-ray Review Cover
20th Century Home, seit 09.06.2016

OT: Brooklyn

 


Schöne neue Welt

Endlich mal wieder ein aufrichtig romantischer Film, ohne Kitsch.

Inhalt

„Ich fahre nach Amerika!“ – Nicht nur die herrische Betreiben des lokalen kleinen Lädchens, in dem Eilis Lacey ab und an aushilft, wirkt geschockt als Eilis ihren Entschluss verkündet. Die junge Irin möchte damit einen Neuanfang wagen, da sie zuhause weder Anstellung findet, noch sich für Jungs interessiert. Mit Hilfe ihrer Schwester Rose, die ihr über einen Priester in Brooklyn eine Anstellung als Verkäuferin in einem Kaufhaus besorgt, schafft Eilis den Absprung nach Amerika. Während der Überfahrt bekommt sie wertvolle Tipps von einer Mitreisenden, wie sie sich bei der Einreise verhalten soll. Doch eins kann die nette Dame nicht erreichen – Eilis Heimweh beseitigen. Doch nach beschwerlichem Anfang gliedert sie sich langsam ein, besucht ein paar Abendkurse in Buchhaltung und lernt bei einer Tanzveranstaltung den italienischstämmigen Tony kennen. Der ist charmant und höflich und hat noch dazu eine Familie, die sie willkommen heißt. Mit ihrer Schwester Rose bleibt sie im ständigen Briefkontakt, bis diese zu einem Zeitpunkt an einer verschwiegenen Krankheit stirbt, da Eilis gerade ihre glücklichsten Momente in Amerika erlebt. Trotzdem sie die Beerdigung nicht erreichen kann, reist sie nach Irland, um ihre Mutter zu unterstützen. Tony gibt sie zuvor das Eheversprechen. Doch einmal in der alten Heimat angekommen, weiß sie auch, was sie vermisst hat – Eilis muss eine Entscheidung treffen …

Es gibt einen Moment während der Überfahrt auf dem Schiff, in dem die erfahrene Quartier-Mitbewohnerin von Eilis der jungen Erstreisenden antwortet, wie lange Briefe von Irland in die USA brauchen: „Am Anfang sehr lange, dann geht es in Windeseile“ – Dieser Satz beschreibt im übertragenen Sinne genau das Gefühl, dass Eilis (und mit ihr der Zuschauer) erleben wird. Die anfängliche Einsamkeit in der Ferne, das Heimweh nach zu Hause (und das in einer Zeit, in der Fernreisen nocht ein absolut außergewöhnliches Ereignis waren) transportiert Brooklyn einfühlsam und zu keiner Zeit überdramatisiert oder schwergliedrig. Dass das so gut gelungen ist, liegt am warmherzigen Drehbuch von Nick Hornby, welches er auf Basis des gleichnamigen Romans von Colm Tóibíns verfasst hat. Hornby, der selbst wunderbare Romane geschrieben hat (High Fidelity, About a Boy), überträgt das irische Flair der Vorlage ebenso authentisch auf den Film wie die zwangsläufig sich entwickelnden Gefühle seiner Hauptfigur. Die wird von Saoirse Ronan (In meinem Himmel, Seelen) mit anfänglich zurückhaltender Schüchternheit gespielt – einer Schüchternheit, die jedoch mit jedem Tag in der neuen Heimat einem wachsenden Selbstbewusstsein weicht. Hätte man zunächst bei den Szenen in Irland nicht damit gerechnet, ist es erstaunlich, wie strahlend sie wirkt, als sie nach ihrer Rückkehr mit ihren amerikanischen Kleidern über die tristen Straßen des irischen Heimatstädtchen stolziert. Nicht nur wegen solcher Szenen nimmt man der gerade mal 22-jährigen die Gefühle für beide Welten absolut ab, was vielleicht auch daran liegen mag, dass ihr eigenes Leben gewisse Ähnlichkeiten aufweist. Ronan, selbst irischer Abstammung, wurde in New York geboren, ging aber im Alter von drei Jahren mit der Familie zurück nach Irland. Einfühlen konnte sie sich aufgrund dieser Biografie in das Drehbuch mit Sicherheit noch besser – und das merkt man ihrem Spiel an. Das Tolle an Brooklyn: Ronan ist nicht allein mit ihrer herausragenden Leistung. An ihrer Seite agieren Jim Broadbent als Vater Flood mit weiser Sanftmut und Julie Walters als Pensionsbetreiberin Mrs. Kehoe. Gerade Walters sorgt für die komischen Szenen, wenn sie das alberne Treiben ihrer jungen Bewohnerinnen sarkastisch kommentiert. Sogar in den kleineren Nebenrollen sorgen die Schauspieler für Glanzmomente. So hat Eva Birthistle als Eilis‘ Quartierskollegin Georgina bei der Reise über den Ozean zwar nur zehn Minuten Screentime, nutzt diese aber für ein paar denkwürdige und höchst einprägsame Szenen. Neben den Schauspielern ist natürlich die Ausstattung verantwortlich für eine höchst authentische Atmosphäre. Ob das nun die Kostüme sind, die Bauten oder die Fahrzeuge und Hintergründe – Brooklyn überlässt nichts dem Zufall. All das trägt dazu bei, dass Crowleys (Boy A) Film zu einem der schönsten, wahrhaftig-romantischen Filme der letzten Zeit wird, an dessen Ende Eilis ihre eigene Erfahrung an eine andere Auswanderin weitergeben darf. Der Zuschauer weiß spätestens dann, dass diese Ratschläge nicht erfolgen konnten, ohne Opfer zu bringen.

Bild- und Tonqualität

Brookyln beginnt im Dunkeln, lässt aber kaum Detailtiefe vermissen und präsentiert sich mit ausgewogenen Kontrasten. Die Bildruhe ist sehr hoch, Rauschen oder Korn sind kein Thema. Allerdings ist das Bild auch recht weich und nicht exemplarisch scharf. Das allerdings passt hervorragend zum Look der 50er. Die warme Bildfilterung mit einer bräunlich-roten Stimmung bleibt konstant vorhanden, wird während der Außenaufnahmen in Brooklyn ein wenig dezenter, lässt dort auch mal eine etwas natürlich-kühlere Atmosphäre zu. Ab und an sind Farben im Dunklen ein kleinwenig  (roter Mantel 51’25) schwach durchzeichnet, was andere, sehr kraftvolle Szenen aber wieder wettmachen (62’30).
Das erste Mal räumlich wird Brooklyn in dem Moment, in dem Eilis durch den Schiffsrumpf zu ihrem Quartier läuft und die kräftigen Dieselmaschinen zu hören sind. Dies wird vom englischen Originalton in dts-HD-Master ein wenig lauter und druckvoller wiedergegeben, während der reguläre dts-Kanal der deutschen Fassung etwas schwächer bleibt. Das macht in diesem Fall aber nicht besonders viel aus, da direktionale Effekte oder eine gewisse Dynamik von dem Moment an verschwinden, da Eilis in Amerika ankommt. Abgesehen von zeitweisen atmosphärischen Natur- oder Straßengeräuschen sowie dem sanften Filmscore bleiben die Rearspeaker meist still und der Sub leidet unter Arbeitslosigkeit. Nichts, was man der Technik der Blu-ray anlasten könnte, denn der Film gibt einfach nicht mehr her. Das, was in Brooklyn akustisch geboten wird, vermittelt die Blu-ray akkurat und passend.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Brooklyn finden sich neben elf entfallenen und erweiterten Szenen, die wahlweise von Regisseur Crowley kommentiert unterlegt werden können, noch Promo-Clips, eine Bildgalerie und der Audiokommentar von Crowley. Die sechs Promo-Clips laufen zwar jeweils nur relativ kurz (ca. vier Minuten), behandeln aber einige Aspekte des Films. So wird die Handlung erklärt, über die Darsteller/Besetzung gesprochen und die Buchvorlage gesprochen. Die Clips fangen auf ähnlich charmante Art und Weise die Atmosphäre des gesamten Films ein.

Fazit

Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten ist romantisch ohne kitschig zu sein, authentisch ohne klischeehaft zu sein und berührend ohne auf die Tränendrüse zu drücken – ein echter Glücksfall.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 50%
Film: 80%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: GB/IRL/CA 2015
Regie: John Crowley
Darsteller: Saoirse Ronan, Domhnall Gleeson, Emory Cohen, Jim Broadbent, Julie Walters, Michael Zegen, Mary O’Driscoll, Emily Bett Rickards
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 111
Codec: AVC
FSK: 0

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