Buffalo Boys

Blu-ray Review

Busch Media, 18.10.2019

OT: Buffalo Boys

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Im Osten was Neues

Wilder Genremix mit reichlich Blutanteil.

Inhalt

Das 19. Jahrhundert: Die Brüder Jamar und Suwo wurden durch einen feigen Mord an ihrem Vater, dem indonesischen Sultan, ins Exil getrieben. Jung an Jahren kamen sie in den amerikanischen Westen, wo sie von ihrem Onkel Arana aufgezogen und ausgebildet wurden. Nun, nach Jahren der harten Arbeit an der Fertigstellung der transkontinentalen Eisenbahn, kehren sie mit Arana zurück in die Heimat. Dort finden sie ihr Land und vor allem die bäuerlichen Gegenden Javas unter der Knute des brutalen Kolonial-Gouverneur van Trach wieder. Der hat das Recht in seine eigene Hand genommen und legt es nach dem Schreckensprinzip aus. Als er den Großvater und Vater der jungen Kiona umbringen lässt, reicht es Jamar und Suwo. Sie nehmen ihr Herz in die Hand und proben den Aufstand. Ihre Erfahrungen aus dem Wilden Wesen können sie dabei gut gebrauchen, wenn irgendwann nicht nur Fäuste sprechen …

Martial Arts oder revisionistischer Western? Kampfkunst-Fights oder bleihaltige Shoot-outs? Regisseur Mike Wiluan konnte oder wollte sich in seinem Regiedebüt offenbar nicht so richtig für eins der beiden Genres entscheiden und mixte sie kurzerhand zusammen. Der von ihm und Ko-Autor Raymond Lee erdachte Genre-Zwitter beginnt im Western-Stil und transportiert dann einige Verhaltensweisen und erlernte Fähigkeiten in sein Eastern-Szenario. Letzteres reichert Buffalo Boys, der von Indonesien für den Oscar zum besten fremdsprachigen Film vorgeschlagen wurde, mit historischem Hintergrund an und führt es zu Beginn als „Vermischung von Fakten und Fiktion“ ein. Denn es gab natürlich die niederländische Besetzung Indonesiens in der Hochphase der holländischen Kolonialzeit. Ab dem früheren 19. Jahrhundert saugten die europäischen Kolonialherren die Bauern dort systematisch aus und zwischen 1825 und 1830 kam es erstmals zu einem Volksaufstand auf Java. Das Resultat: 200.000 getötete Einheimische standen 8.000 Toten auf Seiten der Kolonialisten gegenüber – ein unglaublich verlustreiches Aufbegehren. Erst zwischen 1945 und 1949 führte eine konzentrierte Aktion zum Indonesischen Unabhängigkeitskrieg. Doch das ist nicht Thema von Buffalo Boys. Vielmehr konzentriert sich die Story auf eine individuelle und eher simpel gestrickte Rache- und Gut-gegen-Böse-Nummer. Wer auf welcher Seite steht, ist durchweg klar ersichtlich und am Ende geht’s (dazu muss man keine Spoiler-Warnung geben) dem bösen Gouverneur Van Trach an den Kragen. Zuvor sorgt dieser für eindringliche Diabolik, wenn er die einfache indonesische Bevölkerung wahlweise schröpfen, misshandeln, vergewaltigen oder morden lässt. Und das zeigt Buffalo Boys auch gerne mal explizit und mit drastischen Bildern. Denn die FSK-18er-Freigabe kommt nicht von Ungefähr. Angefangen bei abgetrennten Körperteilen über kleine Holzpflocke in Augen oder aufgeschlitzte Kehlen bekommt man hier eine ganze Menge zu Gesicht – auf dass auch der eine oder andere Gore-Consumer seine Freude hat.

Die entsprechenden Action-/Fightszenen gelingen Wiluan überdies mit eindringlichen Kameraaufnahmen und hervorragend gesetzten Schnitten. Das wird schon im eröffnenden Kampf im Zugwaggon deutlich und kommt ebenso rüber, wenn beide Brüder im Finale in ihren Fights gefordert werden. Hier zeigt sich, dass sich der Regie-Novize als Koproduzent von Action-Highlights wie Headshot seine Sporen bereits verdient hat. Aus Letzterem hat er sich auch gleich Darsteller wie Ario Bayu geschnappt und sie um Gastauftritte des hünenhaften Conan Stevens bereichert, den er direkt aus Game of Thrones engagierte, nachdem Wiluan für den gleichen Pay-TV-Sender seine Serie Grisse produziert hatte. Etwas deplatziert für westliche Sehgewohnheiten wirkt der fernöstliche Humor, der hauptsächlich aus (züchtigen) Anzüglichkeiten und kichernden Damen besteht. Auch die integrierte Romanze ist ein wenig holprig – was allerdings vor allem an der hölzernen Performance von Pevita Pearce in der Rolle der Kiona liegt. Außerdem spielt hier die in den Nebenrollen eher sachliche Synchronisation eine Rolle, die den Figuren etwas an Glaubwürdigkeit raubt.
Schade ist auch, dass sich die eigentlich eher überschaubare Story im Mittelteil unnötig dehnt. Die Konfrontation zwischen den beiden Brüdern und van Trach wirkt künstlich in die Länge gezogen, wenn man mehrfach die Chance ungenutzt liegen lässt, den fiesen Gouverneur zur Strecke zu bringen. Das passiert dann nach gut 85 Minuten und endet dann doch in einem überraschend bleihaltigen Showdown, auf dass die Brücke zum Western wieder geschlossen wird.

Bild- und Tonqualität

Buffalo Boys beginnt mit erdigen Brauntönen, um die Stimmung während der Szenen im Westen der USA authentisch rüber zu bringen. Die Bildruhe ist hoch und Körnung nur selten. Während die Close-ups oft angenehm scharf sind, gibt’s am unteren Bildrand schon mal softere Momente – was (wie immer) kamera-/objektivbedingt ist. Wenn das Geschehen dann nach Indonesien wechselt, bleibt der Look relativ warm und erdig. Durch die stärker bewaldeten Gebiete gesellen sich auch einige Grüntöne hinzu, Gesichter bleiben aber weitgehend von braunen und gelben Farben dominiert. Der Kontrastumfang ist generell gut. Schwarzwerte erreichen zwar nicht die tiefste Sättigung, Farbtupfer und helle Bereiche setzen sich aber schön ab. Gerade Glanz in Augen liefert eindrucksvolle Akzente und strahlt dem Betrachter entgegen.
Akustisch baut Buffalo Boys zwar eine recht breite Bühne auf, lässt aber das Volumen in den Dialogen etwas vermissen. Die Originalspur ist hier etwas besser und druckvoller. Möchte man diese nutzen, blenden sich zunächst Zwangsuntertitel ein, die man aber über die Settings im Player abwählen kann.
Während der Kampfszenen kommen Schläge recht wuchtig zum Gehör und werden auch schon mal von einem schönen Bass-Sweep begleitet, wenn ein Finishing Move vollzogen wird. In der Barschlägerei-Szene wirkt das Szenario allerdings zu weiträumig und auf den Rears zu laut – das Geschehen klingt deshalb etwas phasenverschoben und nicht mehr realistisch – selbst wenn die dynamischen Trommeln das actionreiche Treiben ordentlich antreiben. Richtig gut funktionieren hingegen die Querschläger während der Schießerei ab Minute 75. Auch das Feuer nach 78 Minuten füllt das Heimkino mit satten Sounds an.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Buffalo Boys finden sich lediglich Programmtipps des Anbieters zu unterschiedlichen Filmen.

Fazit

Buffalo Boys mixt auf interessante Art und Weise Western und Eastern und schlägt noch eine kleine Brücke zur indonesischen Geschichte. Zwar sind die historischen Aspekte eher schwach beleuchtet und zwischendurch zieht es sich ein wenig, doch der fiebrig inszenierte Showdown und einige Kampfeinlagen zwischendurch entschädigen für die langatmigen Momente.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%

Anbieter: Busch Media Group
Land/Jahr: Indonesien/Singapur 2018
Regie: Mike Wiluan
Darsteller: Ario Bayu, Pevita Pearce, Yoshi Sudarso
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en/ba/indo
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Busch Media Group)

Trailer zu Buffalo Boys

BUFFALO BOYS - Offizieller deutscher Trailer (2019)

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