Bunker of the Dead 3D

Blu-ray Review

Bunker of the Dead 3D uncut Blu-ray Review Cover
Koch Media, seit 02.06.2016

OT: –

 


„Oh, Möpse!“

Wenn ein deutscher Genrefilm viel besser ist als Klappentext und Story erwarten ließen.

Inhalt

Markus und sein Kumpel Thomas haben sich eine schicke Helmkamera-Ausrüstung angeschafft und wollen einen alten Nazibunker erkunden, über den zahlreiche Gerüchte im Umlauf sind. Vor Ort müssen sie zwar erst einmal an den dort stationierten amerikanischen Soldaten vorbei, landen dann aber doch endlich am Ziel – naja, zumindest einer von den beiden. Denn während Thomas im Van bleibt, um von dort per Videostream den „Einsatz“ zu koordinieren, darf sich Markus ins Abenteuer stürzen. Zuerst nur hoffend, auf ein paar coole Reste des Zweiten Weltkriegs (und vielleicht etwas sagenumwobenes Gold) zu stoßen, muss er überraschenderweise bald in das verweste Gesicht einer Nazi-Krankenschwester schauen. Die ist allerdings nicht nur tot, sondern gleichzeitig quicklebendig – also untot. Und sie ist nicht allein. Fortan muss sich der Abenteurer dutzender Zombies erwehren, bekommt allerdings Schützenhilfe von einer resoluten US-Soldatin …

Parallel zum ersten praktisch vollständig aus der Ego-Perspektive gefilmten Hardcore inszenierte Matthias Olof Eich mit Bunker of the Dead einen ebenso launischen wie amüsanten Nazi-Zombie-Found-Footage-Mockumentary-Horrorfilm. Eich, Sohn eines Deutschen und einer Schwedin hatte nach zahlreichen Kurzfilmen 2009 mit Break: No Mercy, Just Pain! seinen ersten abendfüllenden Spielfilm inszeniert und legt nun mit diesem innovativ und konsequent gefilmten Genrewerk nach. Wer also mit Wackelkamera so seine Probleme hat, sollte um Bunker of the Dead einen großen Bogen machen. Denn wenn der Protagonist hier vor seinen Häschern in Militäruniform flieht, dann kann das bei empfindlichen Gleichgewichtsorganen beim Zuschauen durchaus für Schwindelgefühle und Kopfschmerzen sorgen. Allerdings geht’s ja nicht immer so unübersichtlich zu. Ab und an nimmt der Film auch mal das Tempo raus. Und dann wird er überraschend atmosphärisch und spannend. Wenn Markus den titelgebenden Bunker findet und dort unten auf den einen oder anderen untoten Nazi trifft, darf sich das Gezeigte sowohl in Sachen Ausstattung (selbst der Panzer wurde als Modell handgemacht) als auch in punkto der sehr gut gelungenen Maskeneffekte durchaus mit großen Produktionen messen – zumal die Dialoge zwischen den beiden Abenteurern weit witziger und gelungener darstellen als bei vielen ähnlichen Produktionen mit Möchtegern-Witz. Abgesehen von der systembedingten Wackelei funktioniert die Ego-Perspektive aus filmischer/schauspielerischer Sicht sehr gut. Die Handlungen von Markus wirken authentisch und nicht ungelenk. Wenn ein Zombie ihn schnappt, ist das beeindruckend gut umgesetzt, was mit Sicherheit viel Übung und Vorab-Choreografie erforderte. Die intimeren Szenen bleiben dabei auch überzeugender als die Action-Momente, die im späteren Verlauf das Sagen haben, wenn sich die US-Soldaten einmischen. Obowhl die Handgranaten-Waffen-Wiederbeschaffungsszene schon megacool geraten ist (49’20). Ohnehin überzeugen die Explosionen und vor allem das Setting ungemein. Der unterirdische Bunker scheint endlos groß zu sein, die zahlreichen Räume sind allesamt abwechslungsreich und bilden den Hintergrund für eine kurzweilig-packende Atmosphäre. Bunker of the Dead atmet dabei durchweg Ego-Shooter-Luft und fühlt sich an wie ein Live-Trip ins Computerspiel Wolfenstein.

Bild- und Tonqualität

Da Bunker of the Dead zu 80% in Dunkeln der Katakomben spielt, ist das Bild über weite Strecken stark körnig und wenig farbig. Kommt Helligkeit (durch die Stirnkamera) ins Spiel, ist dies im Nahbereich meist so hell, dass sämtliche Details in der Überkontrastierung absaufen. Das ist nicht schön aber eben authentisch und unterstützt den Amateur-Look des Found-Footage-Anspruchs. Die Schärfe geht in den besser ausgeleuchteten Momenten in Ordnung, auch wenn hier keine Bäume ausgerisssen werden. Gut und atmosphärisch funktioniert der Sound, der realistisch rüberbringt, dass Markus sich praktisch hinter der Kamera befindet. Ergo kommt dessen Stimme auch über die Rearspeaker und nicht von vorne. Seine Atemgeräusche funktionieren ebenfalls prächtig, der Nachhall wirkt sehr authentisch. Dagegen kommen die Schüsse aus den Pistolen zwar effektvoll rüber, stammen aber offenbar in der Tat aus der Konserve bekannter Computerspiel-Sounds. Der atmosphärische Klangteppich während der gruseligen Szenen wird über sämtliche Lautsprecher transportiert und funktioniert prächtig. Ein wenig mehr Bassgewalt hätte Bunker of the Dead zu einer noch höheren Wertung verholfen.

3D-Effekt

Da Bunker of the Dead nach dem Prinzip eines 3D-Egoshooters inszeniert ist, lag es natürlich nahe, die Illusion mit einer 3D-Umsetzung perfekt zu machen. Dafür setzte man dann auch nicht auf eine nachträgliche Konvertierung, sondern nutzte Real-3D-Kameras. Während der gemächlicheren Einstellungen funktioniert das in der Tat gut und stellt die Illusion her, selbst mit der Brechstange in der Hand durch die Szenerie zu laufen. Sobald es aber rasanter wird, führt die Wackelkamera in Kombination mit dem 3D-Effekt zu Augenschmerzen. Mag sein, dass jüngere Hirne das noch besser verarbeiten können, dennoch gelingen die langsameren Einstellungen bedeutend angenehmer. Die Pop-out-Effekte werden durch den starken Weitwinkel der Helmkamera noch unterstützt und sorgen für eine gaming-ähnliche verzerrte Raumwahrnehmung. Doppelkonturen und Schielmomente gibt’s zu Beginn, wenn im Wald zig Äste an der Kamera vorbeiwischen. Figuren und die Details des unterirdischen Gemäuers sind allerdings hübsch räumlich und sorgen für viel Tiefe (54’15). Das Prinzip der Randverletzung wird durch die Egoperspektive natürlich dauerhaft zum „Problem“, weil fast permanent eine Knarre oder die Brechstange aus dem Randbereich ins Bild ragen.

Bonusmaterial

In der B’Roll von Bunker of the Dead ist man hautnah dabei, wenn die Filmemacher und Akteure ihren Traum vom eigenen Film wahrmachen. Ohne Kommentar gibt’s witzige bis entlarvende Aufnahmen der Dreharbeiten. Der Musikclip, der ebenfalls im Bonusmaterial enthalten ist, enthält den Filmsong und lässt im Hintergrund Bilder des Films und der B’Roll laufen.

Fazit

Bunker of the Dead ist um Welten besser als viele vergleichbar-günstige internationale Produktionen. Für einen deutschen Genrefilm ist er sogar höchst respektabel inszeniert, aufgenommen, geschnitten und geschauspielert. Auch die Masken überzeugen durchweg und der integrierte Witz macht Laune. Ob Matthias Olof Eich nun unter eigenem oder ein-internationalisiertem Namen Filme dreht – er darf gerne weitermachen!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%
3D-Effekt: 70%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: Deutschland 2015
Regie: Matthias Olof Eich (als Matthew O. Oaks)
Darsteller: Patrick Jahns, Christian Jungwirth, Sarita Bradley, Peter Koller, Tobias Lampe, Carlos Lobo, Esther Maaß, Christoper Lee Meadows, Andreas Pape, Aciel Martinez Pol
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 77
Codec: AVC
Real 3D: Ja
FSK: 16

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