Cabin Fever – The New Outbreak

Blu-ray Review

Cabin Fever - The New Outbreak Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, ab 06.10.2016

OT: Cabin Fever

 


Dummes Fleisch muss ab!

Kann das Remake von Eli Roths Original 14 Jahre später auch noch überzeugen?

Inhalt

Fünf junge Mädels und Jungens wollen für eine Woche mal raus aus dem Alltag und fahren in die abgelegene Hütte der Mutter von einem der Herren. Dort gibt’s kein Internet, keinen Fernseher und Telefon schon mal gar nicht. Als Bert, der waffenfanatische Computernerd der Gruppe, versehentlich im Wald einen Einheimisch anschießt, der schon ohne die Schussverletzung nicht mehr richtig taufrisch aussah, beginnt die Woche unangenehme Züge anzumehmen. Denn genau dieser Kerl taucht Nachts blutüberströmt bei der Hütte auf, versucht das Auto zu stehlen und gerät versehentlich durch die Verteidigung der fünf Freunde in Brand. Dass der Mann mit einem fleischfressenden Virus verseucht war, der über das Trinkwasser verbreitet wird, ahnt die Gruppe noch nicht. Doch schon bald schmilzt auch einem der ihren Haut und Fleisch vom Körper …

Über Remakes (oder, noch neuer neudeutsch: Reboots) lässt sich vortrefflich diskutieren. Was beispielsweise das zweite Reboot der Spider-Man-Serie  soll, das wissen vermutlich nur die verantwortlichen Studios. Auch über einen Neustart von Eli Roths 2002er Langfilm-Start ins Horrorgenre darf man gemischter Auffassung sein – immerhin sind 14 Jahre auch noch kein Alter. Und das, zumal Cabin Fever – The New Outbreak sehr sehr nahe am Original bleibt. Hier ein paar Umbenennungen der Figuren, ein seltsames Kind mit Häschenmaske und ein (sexy) weiblicher Cop – das war’s im Prinzip mit den Veränderungen. Die Darsteller sind natürlich andere, bewegen sich aber auf dem gleichen Niveau wie jene des Vorgäners. Obwohl, ganz gleich sind die Figuren dann doch nicht, denn immerhin trägt man dem Zeitgeist Rechnung, weshalb die Beauty-Queen des Films nun gepiercte Brustwarzen und zahlreiche Tattoos zur Schau stellen darf. Vielleicht dauert’s ein wenig länger, bis Cabin Fever – The New Outbreak im Gegensatz zum Original etwas in Fahrt kommt, doch rein qualitativ ähneln sich Original und Reboot doch sehr. Ich möchte Roth-Fans nicht zu Nahe treten, aber abgesehen davon, dass es zuvor lange keinen Horrorfilm aus dem Melting-Flesh-Bereich gab, ist sein Einstieg ins Langfilmfach auch nicht gerade die Neuerfindung des Genres gewesen. Natürlich genießen Erstlingsfilme von später berüchtigt gewordenen Regisseuren aber immer einen gewissen nachträglichen Kultstatus und den möchten Fans natürlich ungerne angetastet wissen. Dabei ist Roth hier sogar Produzent mit von der Partie. Was das Reboot aber am Ende gegenüber dem Original entbehrlicher macht, ist die Tatsache, dass die vor 14 Jahren überraschenden Szenen nur noch diejenigen schockieren werden, die Roths 2002er Film nicht kennen. Denn Regisseur Travis Zariwny kopiert das Verhalten und die Gore-Szenen praktisch 1:1. Es gibt die Rasierklingenszene, die Isolation im Schuppen und und und. Cabin Fever – The New Outbreak vernachlässigt inszenatorisch zudem leider den Klaustrophobie- und Misstrauenscharakter, den das Original damals frech aus The Thing adaptierte. Dafür gibt’s zum Finale hin eine sich dramatisch zuspitzende Spannung, die den zähen Beginn ein wenig wettmacht sowie eine ganz coole Überleitung zu einer möglichen Fortsetzung, die vom Original abweicht.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Cabin Fever hat kräftige Farben und ebensolche Kontraste. Die im Wald gelegene Hütte wird von saftig grünen Bäumen umrahmt und Gesichtsfarben wirken natürlich. Die Bildruhe ist erstaunlich hoch, offenbart selbst in dunklen Szenen keine Unruhen oder gar grobes Korn. Die Schärfe ist auf gutem Niveau, ohne allzu deutlich Details herauszuarbeiten. Hin und wieder gibt’s leichte Randunschärfen und während der dunklen Szenen übertreibt es die Farbintensität bisweilen. Dennoch: Insgesamt ein ansprechendes Bild für einen günstig produzierten Horrorstreifen.
Akustisch bleibt’s in Cabin Fever – The New Outbreak zunächst überraschend ruhig – nicht mal Filmmusik ertönt während der Anfahrt der Kids. Wenn Bert nach knapp 13 Minuten jedoch der Finger an der Maschinenpistole ausrutscht, reißt es den Zuschauer genauso überrascht aus dem Sitz wie dessen Gegenüber, der sich beinahe eine Kugel fängt. Auch die späteren Action- oder Schockszenen werden intensiv vertont und von einem teils brachialen Filmscore begleitet – hier langen die Lautsprecher allesamt kräftig zu und transportieren den Horror auch übers Gehör zum Zuschauer.

Bonusmaterial

Im Bonusmateriel von Cabin Fever findet sich neben diversen Programmtipps noch ein Making-of. Das läuft gut elf Minuten und hat eher den Charakter eines Hinter-den-Kulissen. Man sieht viele (ruckelige) Aufnahmen vom Set und hört dazu Kommentare von zwei der Produzenten. Auch der Regisseur und die Darsteller kommen kurz zu Wort – hübsch, wenn sie teilweise mit ihren blutigen Masken vor der Kamera Interviews geben.

Fazit

Cabin Fever – The New Outbreak ist für sich betrachtet ein durchaus akzeptabler Horrorfilm mit schrecklich-schönen Fleischeffekten. Fans des Originals werden hier allerdings nicht überrascht, weshalb sich das Reboot vornehmlich an solche Horrorfreunde richtet, die Roths Erstling nicht kennen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 55%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Travis Zariwny
Darsteller: Gage Golightly, Matthew Daddario, Samuel Davis, Nadine Crocker, Dustin Ingram, Randy Schulman
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)