Caedes – Die Lichtung des Todes

Blu-ray Review

Caedes - Die Lichtung des Todes Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 08.10.2015

OT: –

 


Des Führers Lieblingszombies

Ein wahrlich abstrus-irrwitziger Genrefilm aus Deutschland wartet auf den geneigten Trashfan.

Inhalt

Irgendwo draußen im Wald zwischen Nirgendwo und am Ars*# der Welt ist ein Holidaycamp, das eine gewaltige Party anberaunt hat. Die ist dann auch das Ziel von Dan und seinen Jungs, die mal bei der Spezialeinheit KSK gedient haben.. Vor Ort trifft man auf eine Horde feierwilliger Typen und zecht durch bis in die Nacht. Am nächsten Morgen regnet es nicht nur, die meisten haben auch einen undefinierbaren Kater, der nur bedingt vom Alkohol kommt. Irgendetwas stimmt also ganz und gar nicht. Das bestätigt auch der fleischwütige Angriff einiger zu Zombies mutierter Partyteilnehmer. Nachdem man sich mutig dem Zombieüberfall erwehrt hat, rottet man sich auf der Lichtung zusammen, sammelt die Kräfte und kämpft die ersten internen Führungsstreitigkeiten aus. Doch kaum hat man die Untoten in Schach, tauchen schwarzgewandete Nazis auf, die den Wald für ihre Experimente missbrauchen …

So ganz typisch Deutsch geht’s in Caedes – Lichtung des Todes nicht zu. So beginnt der Film unterlegt mit gefälligem Südstaaten-Countryrock und das Eröffnungsszenario gleicht dann auch eher einem US-Backwood-Horrorstreifen, denn einem deutschen Genrefilm. Slavko Spionjak ist Inszenator dieses mit Bad-Taste-Anleihen durchwirkten Zombie-Nazi-Gore-Streifens, der nicht lange fackelt, um seine durchweg gelungenen praktischen Effekte bei vollem Tageslicht zu offenbaren. Die Laienschauspieler sind mit Elan bei der Sache, wirken sprachlich authentisch (auch wenn der Jugendslang bisweilen übertrieben wird) und der Witz ist mitunter tiefschwarz. Nicht jeder Gag sitzt, doch zahlreiche Ideen (Stichwort: Vegetarischer Zombie) machen den einen oder anderen Rohrkrepierer und flachen Joke wieder wett. Spionjak nutzt dazu immer wieder abgefahrene Kamerawinkel und ausgiebige Slow-Motions, um die Actionszenen zu feiern. Die sind vom Timing her nicht mal schlecht – jedenfalls gab’s da schon untalentiertere Filme. Natürlich werden auch hier Klischees nicht ausgelassen: So nerven die Figuren des pazifistischen Bajuwaren und der taffen Kampfamazone ziemlich – wenngleich Letztere von Lena Baader mit dem größten Verve und vorhandenem Talent gespielt wird. Am meisten Spaß macht Caedes immer dann, wenn keiner spricht, sondern die Untoten auf originelle Art und Weise ins Jenseits befördert werden. Nach einer knappen Dreiviertelstunde gibt’s dazu ganz nett choreografierte Kampfübungseinsätze der KSK-Jungs mit integriertem Zombie-Volleyball. Der Stimmungswechsel, der einsetzt, wenn Caedes vom Zombie- zum Nazi-Experimente-Film wird, bricht etwas abrupt über den Zuschauer ein und wirkt zunächst wie ein „uns sind die Zombie-Ideen ausgegangen“. Bei genäherem Hinsehen und vor allem -hören, muss man jedoch feststellen, dass die Dialoge aus den Mündern der Nazikameraden ein wenig besser geschrieben sind als die Durchhalteparolen zuvor und die Figuren tatsächlich wirkungsvoller rüberkommen. Das liegt auch am Darsteller des Rädelsführers der Faschistenbande, der bei Weitem die beste Darstellerleistung bietet – und zwar sowohl in den ernsten als auch in den albernen Szenen. Hier fährt Caedes – Die Lichtung des Todes dann auch die besten Gags auf. Denn eins ist klar: Ernst nehmen darf man den kruden Filmmix zu keiner Zeit.

Bild- und Tonqualität

Dem Bild von Caedes sieht man an, dass der Film für eher günstiges Geld produziert wurde. Gerade in Sachen Kontrastumfang mangelt es. So sind die Einstellungen im Dunklen nicht richtig schwarz, sondern eher bläulich eingefärbt. Während der helleren Sequenzen wirkt das Ganze etwas milchig Zudem ist die Schärfe beständig maximal durchschnittlich und die Auflösung eher durchschnittlich. Akustisch trägt Caedes dafür mächtig auf. Bisweilen ist der Bass dermaßen überbetont, dass die Filmmusik dumpf vor sich hinrumpelt und die gefaketen Geräusche der Messer- und Faustangriffe sich anhören als bräche ein Weltkrieg aus. Dazu kann man während dieser Momente die Stimmen kaum noch verstehen. Macht man dann so laut, um dem entgegenzuwirken, fetzen Musik und Geräuscheffekte einem bald die Ohren weg.

Bonusmaterial

Ein 20-minütiges Making-of im Bonusmaterial von Caedes gibt wirklich unterhaltsame Einblicke in die Dreharbeiten des Low-Budget-Streifens. Vom Lager vor Ort auf der Lichtung über Statements des sympathischen Regisseurs bis hin zur Arbeit an den Maskeneffekten.

Fazit

Originell, ungewöhnlich, unerwartet und über weite Teilen ziemlich komisch ist Caedes – Die Lichtung des Todes geworden. Der Genremix aus Deutschland ist mutig und alleine aufgrund seiner thematischen Alleinstellung einen Blick wert – nicht nur für Trashfans im Übrigen, denn Spionjaks Film ist überraschend unterhaltsam.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität: 55%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Deutschland 2014
Regie: Slavko Spionjak
Darsteller: Bernhard Bozian, Lena Baader, Burak Akkoyun, Ewald Der, Jakob Philipp Graf, Tomi Babic, Max Meyr, Anqi Nimbach, Manoush, Tobias Licht, Florian Simbeck
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 89
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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