Blu-ray Review

OT: Caged

Vogel im Käfig
Erotikthriller aus den Niederlanden, der nicht mit expliziten Szenen geizt.
Inhalt

Stella ist Mitte Dreißig und frustriert. Ihre Ehe mit dem gutaussehenden Vincent beschränkt sich aufs Nebeneinanderher und nicht aufs Miteinander. Möchte Stella mal wieder Sex, hat Vincent stets eine neue Ausrede. Prüde und lustlos ist er geworden. Und so macht sich Stella daran, ihre Fantasien und Leidenschaften anderweitig auszuleben. Sie besucht Swinger-Partys, nimmt an kleineren Orgien teil und entdeckt ihre Faszination für One-Night-Stands. Doch dann wacht sie eines Tages in einem düsteren Kellerraum auf, in den man sie verschleppt hat. Fortan wird sie täglich von einem maskierten Unbekannten abgeholt, der sie auf einen Tisch fesselt und psychisch sowie physisch missbraucht. Die Momente, in denen Stella alleine in dem Kellerverlies ist, werden von Erinnerungen bestimmt. Sie denkt an die Therapiestunden mit ihrem Psychologen, dem sie von ihren sexuellen Eskapaden erzählt. Als plötzlich eine zweite Frau in dem Keller eingesperrt wird, kommt Bewegung in das Ganze. Und Stella schöpft Hoffnung, dass man den Kidnapper zu zweit überwältigen kann …

Es sind schon ein paar griffige Zitate, die den bisherigen Rezensenten von Caged – Gefangene der Lust so eingefallen sind: “ein starker Thriller mit exzellenten schauspielerischen Leistungen”, “hat uns einfach umgehauen”, “erotisch und fesselnd”. Das klingt wie ein spannender Trip ins Reich der Leidenschaft. Und nicht ganz von ungefähr ist Stephan Brenninkmeijer der Regisseur dieses Genre-Mischmaschs. Immerhin hatte der Niederländer 2002 schon einmal einen Ausflug in die Welt des erotischen Films gewagt. Sein Swingers – Ein unmoralisches Wochenende kam bei der Fachpresse erstaunlich gut weg und wurde aufgrund der gekonnten Figurentiefe von vielen Seiten gelobt. Swingers lief hierzulande sogar im ZDF – dort mit dem wenig passenden Beititel: “Sex auf Bestellung”. Ganze neun Jahre dauerte es dann, bis Brenninkmeijer erneut einen Langfilm anging, der als Direct-to-Video-Produktion 2011 das Licht der Welt erblickte. Nur nicht hierzulande. Offenbar fand sich lange kein Verleih, was sich nun geändert hat. Die Busch Media Group hat sich das erotische Kleinod geschnappt und ihn der FSK zur Prüfung vorgelegt. Die verweigerte dann auch direkt mal die Freigabe (nachdem man im Juni 2021 für eine etwaige Kinoauswertung noch mit FSK18 einstufte), was die Busch Media Group veranlasste, die Juristenkommission um eine SPIO-Freigabe zu bitten. Die erfolgte dann auch mit der “schwächeren” KsJ-Einstufung.

Warum die FSK die Freigabe für die Video-Veröffentlichung ablehnte, liegt mit Sicherheit in den dezenten Folterszenen begründet, die zwar nicht sonderlich grafisch werden, aber eben einen ausgelieferten und nackten Menschen zeigen, der gegen seinen Willen festgehalten und missbraucht wird. Brenninkmeijer bleibt hier lange weit weniger offensiv als in den eingestreuten Sexszenen, die mitunter Hardcore-Anteile aufweisen. Wer jetzt aber vermutet, es würde ihn hier ein Gewaltporno erwarten, der wird sich ge- oder enttäuscht sehen (je nachdem). Denn Caged mag einen plakativen Titel haben und ein bisschen mit der Gewaltdarstellung spielen (inkl. einer einzigen – sehr späten – Gore-Szene), doch im Grunde ist es ein Psychodrama, das sich darin versucht, die Abgründe sexueller Fantasien zu ergründen und ihnen dabei durchaus auch Reize abzugewinnen. Dass die Story äußerst klischeehaft beginnt (vom supertoll aussehenden Ehemann, welcher der körperlichen Lust überdrüssig ist), muss man akzeptieren. Immerhin schafft Caged es durchaus, mehr Prickeln zu erzeugen als die versammelten Fifty-Shades-of-Grey-Verfilmungen. Gut, das will nicht viel heißen. Aber Brenninkmeijer gelingt es dennoch, Momente der Lust einzufangen, die abseits allzu üblicher Stereotypen der Erotikfilme funktionieren. Und das liegt dann wiederum in der Tat an der Hauptdarstellerin, die in den Sexszenen absolut überzeugend agiert. Schwieriger (für alle Beteiligten) werden die dramatischen und thrillerhaften Sequenzen, in denen sich zeigt, dass die Akteure dort eher nicht Zuhause sind. Was Caged außerdem im Weg steht, sind die Szenen, in denen Stella bei ihrem Therapeuten sitzt. Nicht nur wirkt der Psychologe völlig fehlbesetzt, sind gerade diese Sequenzen von einer billigen Porno-Ästhetik, die der Film ja eigentlich eher vermeiden möchte. Hier wirken aber weder die Beleuchtung, noch die Position der Kamera oder das Setdesign wirklich filmisch. Wünschenswert wäre außerdem gewesen, dass das Skript authentischer mit der Dynamik zwischen Stella und ihrem Mann Vincent umgegangen wäre. Hier bleibt viel (Konflikt)Potenzial auf der Strecke. Die Konzentration auf die sexuelle Freiheit der Hauptfigur mag 2011 thematisch noch frisch gewesen sein, hätte aber eben auch noch etwas mehr auf die damit verbundenen Konflikte eingehen können. Dass der abrupt-eruptive Gewaltakt zum Finale hin tonal völlig unpassend ist, sei am Rande bemerkt.




Bild- und Tonqualität

Caged – Gefangene der Lust wurde mit Kameras vom Typ RED One aufgezeichnet. Selbst 2011 war hier also schon eine Basisauflösung von 4.5K vorhanden, was man der Blu-ray durchaus ansehen kann. Dazu bietet die Blu-ray ein sehr laufruhiges Bild, das weitgehend ohne digitales Rauschen auskommt. Leider ist die Komprimierung im Zusammenspiel mit dem Encoding nur mittelprächtig. So gibt es auf uniformen Flächen gerne mal Banding-Artefakte (11’47). Gut gelingt die Detaildarstellung in Close-ups, die erstaunlich akkurat die Einzelheiten auf Gesichtern abbildet. Farben sind durchweg natürlich – vor allem, wenn’s um die Hauttöne geht. Rote Kleider und andere Farbtupfer werden dafür kräftig wiedergegeben. Der Kontrastumfang ist in den hellen Szenen wirklich gut. Gerade Schwarzwerte sind knackig und helle Elemente werden intensiv und knackig dargestellt. Lediglich in den schwierigen dunklen Kellerszenen überreißen helle Bereiche schon mal etwas.
Caged liegt auf der Blu-ray mit DTS-HD-Master-Audio fürs Deutsche und das niederländische Original vor. Trotz der 5.1-Kanal-Aufteilung bleibt der Ton allerdings fast komplett frontal. Auch die (seltenen) Musikmomente werden vornehmlich über die Mainspeaker transportiert. Nur selten mal hört man ein wenig Donnergrollen bei einem angedeuteten Gewitter von den Rears. Immerhin ist aber die Front recht räumlich gestaffelt, was für eine realistische Atmosphäre sorgt, wenn im Keller mal Geräusche produziert werden. Stimmen bleiben klar und deutlich auf dem Center, was für eine grundsätzlich sehr gute Sprachverständlichkeit sorgt. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Synchro nicht in allen Rollen richtig professionell wirkt.




Bonusmaterial
Neben dem Trailer zu Caged gibt’s im Bonusmaterial der Blu-ray noch drei Kurzfilme. In “Resolve” muss sich ein junger Mann, der nach einem tödlichen Unfall zwischen den Welten schwebt, den ungeklärten Fragen seines Lebens stellen, sie aufklären oder für immer in der Schwebe bleiben. In “Lilith” geht’s um die Adam-und-Eva-Geschichte, die hier neu interpretiert wird und “Fleur” schildert, wie eine junge Frau während eines kleinen Verkehrsunfalles feststellt, dass ihr Leben hoffnungslos festgefahren ist. Eine schöne Fremde erweckt sie und verändert ihr Leben für immer.
Fazit
Caged – Gefangene der Lust ist für Freunde des Erotikdramas durchaus einen Blick wert. Dank der überzeugenden Performance von Chantal Demming und den teils expliziten Darstellungen hebt sich der Film auch wohltuend vom Einerlei ähnlicher Filme ab. Zumal er die Swinger-Szene und Fetisch-Momente wesentlich authentischer darstellt als alles, was bisher aus den USA zu dem Thema in die Kinos gelangte. Was am Ende fehlt, ist ein etwas überzeugenderes Drehbuch, das vielleicht noch mehr psychologische Tiefe erlauben hätte können.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 60%
Film: 65%
Anbieter: Busch Media Group
Land/Jahr: Niederlande 2011
Regie: Stephan Brenninkmeijer
Darsteller: Chantal Demming, Babette Holtmann, Joep Sertons, Victor Reinier
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, nl
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 109
Codec: AVC
FSK: SPIO JK: KsJ
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Busch Media)
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Trailer zu Caged – Gefangene der Lust
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild”verbesserern” zu verfälschen.
Ich fand den Film überraschend richtig gut und würde hier sogar eine 8/10 vergeben. Die angesprochenen Kritikpunkte sind nachvollziehbar aber ich glaub dass der Film mit seinen “Foltereinlagen” eher ein Opfer seiner Zeit ist, wo Torture Porn noch in aller Munde war. Schließlich ist der Film von 2011 und nicht erst in den letzten 2-3 Jahren entstanden. MMn hätte es die Tortureszene gar nicht gebraucht und mir wäre es lieber gewesen wenn man sich mehr auf den Dramaaspekt konzentriert hätte. Glücklicherweise ist dieser Part aber nicht zu dominant in dem Film. Explizit finde ich die erotischen Darstellung nicht. Die Oralsex-Szenen sind gestellt aber sehr gut inszeniert und ein erregierter Penis ist wohl das einzige explizite. Die Spio finde ich auch viel zu hoch gegriffen aber gut. Thematisch würde ich den erst kürzlich erschienenen “Pleasure” sehr empfehlen. Aber das nur am Rande.