Cars 3: Evolution 3D

Blu-ray Review

OT: Cars 3: Evolution

© Disney/Pixar, 08.02.2016

 


Alt-Blech?

Kann der dritte Film aus dem Cars-Universum den verlorenen Boden des Vorgängers wieder gut machen?

Inhalt

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Lightning McQueen wird vom jungen Storm überholt …

Sieben Mal hat Lightning McQueen den Piston Cup nun schon gewonnen und ist eine lebende Legende des Motor-Rennsports. Nach wie vor gewinnt er seine Rennen fast nach Belieben. Bis der junge Heißsporn Jackson Storm auftaucht. Der schnittige Renner mit cooler Lackierung und fetten Beats in seinem Trailer scheint im Standgas an McQueen vorbei zu fliegen. Lightning muss erkennen, dass der moderne Rennwagen mit optimierter Aerodynamik und perfektionierter Zahlen-Analyse ihm in allen Belangen überlegen ist. Während des Saisonfinales begeht McQueen einen fatalen Fehler und überhitzt seine Reifen. Es kommt zu einem schweren Unfall, der ihn fürs Erste aus dem Rennzirkus befördert. Doch Sally und Rusty bereden ihren Freund und motivieren ihn, weiter zu machen. Und da seine bisherigen Sponsoren nicht untätig blieben, haben sie einen weiteren Finanzier an Bord geholt, der ein modernes Trainingszentrum für ihn eröffnet hat – inklusive Motivationstrainerin Cruz Ramirez. Allerdings ist es dann doch befremdlich für den roten Flitzer, sich auf ein Rollband zu wagen und auch die Computersimulation erscheint ihm unheimlich. Da kommt es ihm doch deutlich besser entgegen, wieder ganz oldschool in die ländliche Gegend zu fahren, um dort den Geist von Doc Hudson herauf zu beschwören …

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… und auf der Rennstrecke pulverisiert

Die Geschichte ist so alt wie der Sport: Einst unbesiegbarer Held in der eigenen Disziplin, gehen Fortschritt und Alter nicht spurlos an einem vorbei. So ziemlich jedes Sportidol kann davon sein eigenes Liedchen trällern. Auch filmisch hat man das schon des Öfteren aufbereitet – am bekanntesten wohl durch das Rocky-Franchise. Gerade Rocky IV scheint in vielen Motiven direkt abgepaust worden zu sein. Wo Ivan Drago modernste Trainingsmethoden verwendete und Rocky auf oldschool-Treppensteigen und Schinkenbearbeitung setzte, ist es hier Storm, der den ultramodernen Fahrsimulator nutzt, während Lightning seine Profilmarke in den Sandstrand presst. Bezeichnenderweise gibt es in Cars 3: Evolution sogar ein Rennfahrzeug namens Cal Weathers, das sich aus dem Renngeschehen zurückziehen möchte. Wir erinnern uns: Carl Weathers ist der Schauspieler, der Apollo Creed verkörperte – eben jenen Boxer, der von Ivan Drago im Ring tödlich getroffen wurde.
Nun kehrt Pixar mit dem dritten Teil von Cars also zurück und lässt Lightning McQueen noch einmal antreten. Der rote Blitz, der 2006 seinerseits als Heißsporn das Siegen lernte und zwischenzeitlich mal als Agent unterwegs war, hat nun eine Dekade auf dem Renn-Thron verbracht. Doch zehn Jahre die #1 zu sein, bedeutet auch irgendwann, dass die Konkurrenz aufholt. Leider ist das auch in Sachen Animationsfilm der Fall. Und so wirkt Cars 3: Evolution auch ein bisschen wie eine Metapher auf die Geschichte von Pixar. Jahrelang war man unangefochten die Nummer eins, wenn es um herausragende Animationen, innovative Ideen und sprudelnden Witz in Computerfilm-Geschichten ging. Doch nachdem die Konkurrenz von Sony, Universal & Co. einige Jahre lang im Dornröschen-Schlaf verbrachte, haben Studios wie Illumination (Ich, einfach unverbesserlich) nicht nur auf-, sondern in Teilen überholt.

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Sally, Rusty und sein Team stehen zu Lightning

So erging es bspw. dem vor zwei Jahren gestarteten Arlo & Spot überhaupt nicht gut. Einerseits sicher, weil er zu unüblicher Zeit im Kino startete, andererseits aber auch, weil man vom üblichen Muster bei Pixar (nur ein Film pro Jahr) abwich. Gleiches gilt nun auch für die zweite Fortsetzung im Franchise von Cars. Auch Evolution startete als Sequel im selben Jahr wie die originäre Geschichte Coco – Lebendiger als das Leben! Und auch hier hatte einer (der im März auf Blu-ray erscheinende Coco) die Nase deutlich vorn.Vielleicht liegt’s aber auch ein bisschen an der Grundidee von Cars selbst. Schon der erste Teil fand seinerzeit bei Kritikern und Publikum weniger Anklang als ein Findet Nemo oder eine Monster AG. Sprechende Autos sind halt auch immer ein bisschen speziell und die NASCAR-Rennserie, auf die sich der Film bezieht, international nur wenig bekannt. Dennoch gab man grünes Licht für Teil 3, der nun von Brian Fee (Storyboard-Artist bei WALL·E, Cars 2) als dessen Regiedebüt inszeniert wurde. Fee kehrt nun zurück zu den Story-Wurzeln und übergeht den zweiten, inhaltlich aus der Art geschlagenen Teil. McQueen ist zwar nach wie vor ein stolzer Sieger, kann aber auch mal gegen jahrelange Konkurrenten verlieren, ohne den Glanz auf dem Lack zu verlieren. Bis eben diese junge Generation an Nachwuchs-Rennern auftaucht, die ihn gnadenlos deklassiert – so weit, so vorhersehbar. Die Geschichte von Cars 3: Evolution ist sicherlich nicht sonderlich originell, geht aber mehr zu Herzen als die des direkten Vorgängers. Dazu überzeugen die kleinen netten Details wie bspw. die Bohnermaschine im Trainingszentrum, die fast ein bisschen wirkt wie der kleine Putzroboter an Bord der Axiom in WALL·EDa kann man auch ein bisschen drüber hinwegsehen, dass die Dialoge einen gewissen Wortwitz vermissen lassen. Vor allem Cruz Ramirez lockert dafür das Geschehen auf, wenn sie ihren Heckantrieb einfach nicht auf sandigem Untergrund in den Griff bekommt. Auch das Beschwören von Tradition und alten Werten funktioniert – aber eben auch, weil neben der Hauptgeschichte auch noch die Nebenstory von Cruz geschildert wird. Die wollte ihrerseits mal ein Rennwagen werden, hat aber nie auf sich selbst vertraut und es deshalb gar nicht erst gewagt. Und wenn beide unter der Ägide von Smokey lernen, dass Intelligenz wichtiger ist als Geschwindigkeit und auf dem Bauernhof den (erneut großartigen Muh-Treckern) ausweichen müssen, ist das ein flammendes Plädoyer für die gute alte Schule.

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Der Rennsimulator ist für McQueen eine ziemlich unangenehme Erfahrung

Bild- und Tonqualität

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Lightning trifft auf einen alten Weggefährten Doc Hudsons: Smokey

Bereits der erste Cars konnte seinerzeit neue Maßstäbe in Sachen Bildqualität und Animations-Perfektion setzen. Lange Zeit wurde er als Referenzmaterial genutzt, wenn es darum ging, Farbkontraste aufs Intensivste darzustellen. Während der letzten zwölf Jahre haben sich zwar keine Quantensprünge mehr ergeben, doch das, was man hier in Cars 3: Evolution zu sehen bekommt, ist nach wie vor das Beste, was eine Blu-ray hergeben kann. Selbstverständlich ist die Bildruhe absolut perfekt und offenbart keinerlei Rauschen oder Korn (außer in den bewusst auf alt getrimmten Rückblicken). Dazu kommen dermaßen lebhafte Farben, dass man sich kaum vorstellen kann, eine UHD mit erweitertem Farbraum würde dies noch kräftiger können. Geradezu sensationell sind die Spiegelungen der (Blitz)Lichter während der Rennen oder die Lichtreflexe auf dem Lack. Die brüchige Straße in der ländlichen Gegend, in der Rusty lebt, braucht gar keine 3D-Darstellung, um dreidimensional aus der Leinwand zu kommen und die Schärfe ist bis ins letzte Hintergrund-Detail perfekt. Extrem klasse sind auch die feinen Details wie Gummiabrieb von den Rennreifen, der über die Piste fliegt – ein absolut demonstrationswürdiges Bild.

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Cruz Ramirez lernt die alte Schule des Rennsports

Akustisch muss man bei Cars 3: Evolution als deutscher Zuschauer leichte Einschränkungen hinnehmen. Während die Originalspur in dts-HD-Master mit 7.1 Spuren vorliegt, gibt’s hierzulande „nur“ Dolby Digital Plus (ebenfalls mit 7.1 Spuren). Die Reduktion auf eine Datenrate von 0.8 Mbps hört man gegenüber einer offenen Bitrate im O-Ton, die schon mal auf xx hochschnellt, dann durchaus. Vor allem während der dynamischen Rennszenen fehlt es der deutschen Fassung etwas an Druck und Feinzeichnung. Die englische Version liefert hier einfach mehr Zwischentöne und auch den voluminöseren Einsatz des Subwoofers. Allerdings bedeutet das nicht, dass die Synchronspur schlecht ist. Ganz im Gegenteil. Für eine DD+-Fassung kann man überhaupt nicht meckern. Gerade die raunzenden Motoren, die über die Effektlautsprecher fetzen, liefern Gänsehaut-Sounds. Und wenn McQueen verunfallt, gibt’s raumfüllende Zeitlupen-Sounds gefolgt von einem fiesen Quietschen über die Rears. Was in den lauteren Szenen leider auffällt: Die Stimmen wirken dünner als im Original und besitzen nicht das gleiche Volumen.

3D-Effekt

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Aber auch McQueen frisst ordentlich Dreck

Ein Animationsfilm bietet natürlich immer die besten Voraussetzungen für eine gute 3D-Umsetzung. Immerhin muss man hier erst gar nicht mit stereoskopischen Kamera-Setups arbeiten, sondern kann direkt am Rechner in die 3D-Ebene umrechnen. Bei Cars 3: Evolution sorgt das zunächst mal für einen eher dezenten Effekt. Die Rennszenen wirken zwar etwas räumlicher, große Pop-Out-Effekte gibt’s aber erst einmal nicht. Wenn McQueen dann verunfallt wabert der Qualm deutlich griffiger aus Leinwand oder TV und ein paar Funken scheinen aus der Bildfläche ins Wohnzimmer zu fallen. Auch der Projektor, der sich in Kapitel 4 einschaltet, steht sehr räumlich da. Während der Matsch-Rennen auf Thunder Hollow gibt es dann erstmals deutlichere 3D-Effekten, wenn Fahrzeuge gleich im Dutzend durch die Luft fliegen und Zäune sich Richtung Zuschauer biegen. Schön ist auch das Dach der Arena vor dem Showdown, das sich von hinten über den Bildschirm legt und das Gefühl vermittelt, man säße auf den Zuschauerrängen (76’02). Auch der Qualm, den Cruz‘ Donuts verursachen, scheint im Heimkino zu landen. Dennoch: Alles in Allem ist der 3D-Effekt eher schwach ausgeprägt.

Bonusmaterial

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Sterling will aus Lightning richtig viel Kohle holen

Im Bonusmaterial von Cars 3: Evolution liegt zunächst mal ein Audiokommentar von Regisseur Fee und drei seiner Mitstreiter bei Pixar. Dazu gesellt sich mit „L.O.U.“ ein neuer Kurzfilm, der auf keinem Pixar-Titel fehlen darf. In diesem lernt ein ungehobeltes Schulkind von einem Schulhof-Kobold, dass Geben seliger ist denn Nehmen – pädagogisch sehr wertvoll! In „Ms Fritters Rennsport-Schule“ lernen wir einige der Fahrzeuge kennen, die in besagter Auto-Akademie wieder zu neuen Kräften gelangten. „Startklar fürs Rennen“ gibt einige Minuten Einblicke in das Geschehen bei Hendrick Motorsports, einer Trainings-Einrichtung für NASCAR-Fahrer – kommentiert von einer gewissen Olivia des Disney Channel. „Cruz Ramirez: Das gelbe Auto, das es drauf hat“ zeigt vor allem die Arbeit am neu eingeführten Charakter des dritten Teils. Von ihren ersten Entwürfen über Modelle und ihr Wesen bis zur späteren Synchronisation.

Fazit

Cars 3: Evolution kehrt zurück zu den Wurzeln des ersten Teils und liefert ein paar charmante Weisheiten. Vor allem aber bietet er wieder die Atmosphäre, die im zweiten Teil verloren gegangen war – liebevolle Figuren inklusive.
Die Blu-ray punktet dazu mit einem absolut hervorragenden Bild und äußerst effektvollem Sound, nutzt seine 3D-Funktionalität allerdings eher konservativ.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 100%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 40%
Film: 75%
3D-Effekt: 60%

Anbieter: Walt Disney Company/Pixar
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Brian Fee
Sprecher: Manou Lubowski, Maja Maneiro, Hans-Jürgen Wolf, Peter Flechtner, Gerhard Jilka, Benedikt Weber, Hans Hohlbein, Rick Kavanian, Bettina Zimmerman, Sebastian Vettel
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // Dolby Digital Plus 7.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit:  102
Codec: AVC
Real 3D: Ja (Animation)
FSK: 0

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2016 Disney / Pixar. All Rights Reserved.)

Trailer zu Cars 3: Evolution 3D

Cars 3 - Official US Trailer

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