Blu-ray Review
OT: Cat Sick Blues
Neun Tote für ein neues Leben
So rein GAR NICHTS für Mainstream-Kinofans.
Inhalt
Teds hat seine Katze geliebt. Der Allerweltstyp und sein Kater Patrick waren ein Herz und eine Seele. Doch dann verstarb Patrick. Ted hat das schlecht verkraftet. Mehr und mehr steigerte er sich in diese deprimierenden Gedanken, bis er denkt, dass er eine Lösung hat, nach der er „lediglich“ neun Leben nehmen muss, um Patrick wiederzubeleben. Leicht gesagt und ebenso leicht getan. Ted schnappt sich eine Katzenmaske, schnallt sich einen übergroßen Kater-Dildo um und tötet. Eine Frau nach der anderen fällt seinen Krallen zu Opfer, die er sich extra hat anfertigen lassen. Und jede der Toten wird zum Aderlass gebeten, damit Ted Blut zur Wiederbelebung Patricks bekommt. Einzige Ablenkung für den schwer deprimierten Ex-Katzenbesitzer ist das Internet. In Live-Sex-Chats kann er sich zusätzlich abreagieren. Genau dort sieht Ted dann ein Vergewaltigungsvideo, das beim Übergriff auf eine gewisse Claire angefertigt und ins Internet gestellt wurde. Claire ist die Besitzerin der jüngst zu Tode gekommenen Katze Imelda – einem wahren Star in den sozialen Netzwerken. Seitdem der gleiche Gewalttäter aber Imelda getötet und Claire vergewaltigt hat, scheint das Leben für sie keinen Sinn mehr zu ergeben. In einer Selbsthilfegruppe für Besitzer von zu Tode gekommenen Haustieren macht Ted Claire letztlich ausfindig. Wird er mit ihr das gleich tun wie mit den anderen Frauen …?
„Am allermeisten hasse ich diese mittelmäßigen Filme, die völlig belanglos sind […] Filme, die ganz bewusst jedes Extrem vermeiden. Der schlimmste mittelmäßige Film von allen ist FORREST GUMP.“
Die Aussage, die Cat Sick Blues-Regisseur Dave Jackson im Booklet der Limited Edition Blu-ray des Films zum Besten gibt, lässt erkennen, welche Haltung hinter seinem eigenen Film steckt. Wenn er die Vermeidung von Extremen in Filmen verabscheut und man ihn mit solchen Werken aus dem Kino jagen kann, liegt nahe, dass er solche Extreme geradezu sucht, wenn er sich selbst ans Drehen oder Drehbuchschreiben begibt. Und in der Tat. Jackson, der in Australien geboren wurde und seit einiger Zeit in Osaka/Japan lebt, hat schon in seinen Kurzfilmen immer den Hang zu abseitigen Geschichten gehabt. Den Horrorfilm schätzt er seit seiner Jugend, als er Filme wie Gremlins sah und das Genre später durch Werke von Takashi Miike oder Lucio Fulci ergänzte.
Wer sich den hintergründig-witzigen Bonusbeitrag „Catboy“ auf der Filmdisk anschaut, erfährt außerdem, woher Jacksons Obsession für Katzen stammt. Angereichert mit Bildern aus seiner Kindheit geht der Regisseur mit einem gewissen Sarkasmus ans Werk, der schon mal die Grenze zum Zynismus zu überschreiten droht, aber stets von Selbstironie zeugt.
Außerdem liegt das Thema „Katzen“ auch direkt sehr nahe am gesellschaftskritischen Aspekt des Films. Denn Dave Jackson gibt mit Cat Sick Blues bisweilen einen beißenden Kommentar auf die Verrohung durch das Internet – und spezifisch die dort anzutreffenden Gewalt- und Pornovideos ab. Die Verknüpfung mit Katzen ist da schnell gefunden, sind Katzenvideos doch stets das Paradebeispiel für den Niedlichkeitsfaktor im Internet, demgegenüber obsessive und perverse Inhalte stehen, die man findet, sobald man etwas tiefer gräbt.
Ted wird immer wieder gezeigt, wie er sich durch einen Erotik-Livechat animiert fühlt. Die Dame muss für ihn auf Katze machen, damit sie bei ihm Erregung erzeugt. Das geht solange gut, bis Ted auch das nicht mehr reicht und sie zu seinem nächsten Opfer wird.
Und die Kritik am Internet und dem Nutzungsverhalten geht noch weiter, wenn der Film auch noch die sogenannten „Reaction“-Videos aufs Korn nimmt – in der Regel YouTube-Kanäle, in denen deren Betreiber auf eine bestimmte Art von Videos oder gefilmter Kunst anderer reagieren. Nur, dass hier nicht Gesangs-/Instrumentenkunst- oder ähnliche Beiträge abgefeiert werden, sondern das Vergewaltigungsvideo von Claire.
Was maßgeblich zur intensiven Atmosphäre beiträgt, die Cat Sick Blues ausmacht, ist seine Nüchternheit während der Gewaltakte, die zudem von einem extrem dynamischen und lärmenden Score begleitet wird. Dessen sägende und kreischende Töne sorgen für ein unbehagliches Gefühl, das sich auch während der Titelsequenz unter die Haut schleicht. Auch die surreal anmutenden Albtraum-Sequenzen fördern die Atmosphäre und die ausschließlich praktischen Maskeneffekte tun ihr Übriges.
Jackson hatte im Vorfeld von Cat Sick Blues eine Kickstarter-Kampagne gelauncht, die ihm 14.500 Australische Dollar einbrachte und die er dafür nutzte, seine gorigen Splattereffekte umzusetzen. Und davon gibt’s reichlich. Immerhin sterben neun Frauen einen gewaltsamen Tod, der klaffende Wunden in Hals, Bauch oder sonstwo offenbart. Besonders rabiat geht Ted mit der Leiterin einer Selbsthilfegruppe um.
Dass es einzig Frauen sind, wirft allerdings durchaus eine Frage auf, die weder der Film beantwortet, noch Ted, als Claire ihm exakt diese Frage stellt. Warum scheint Ted Frauen zu hassen? Cat Sick Blues erklärt es nicht. Auch nicht die Beweggründe für die kurze Affäre zwischen ihm und Claire, die inhaltlich keinen Sinn ergibt und maximal darzustellen in der Lage ist, wie verletzt und emotional verkümmert Claire nach der Vergewaltigung durch einen Fan ist. Abgesehen von inhaltlichen Schwächen und der Tatsache, dass man absolut Fan von SEHR abseitigem Kino sein muss, ist es der australische Komödienautor Matthew C. Vaughan, dessen Darstellung des Ted wirklich beeindruckt. Nicht oft steht am Morgen ein potenzieller Schauspieler auf, der in Katzenmaske und mit umgeschnalltem Riesendildo grausigste Dinge tut. Und Regisseur Jackson konnte sich glücklich schätzen, dass Vaughan, der den Film auch produziert hat, einsprang. Denn der ursprünglich vorgesehene Darsteller hatte dann doch Probleme mit dem, was er da vor der Kamera tun sollte.
Bild- und Tonqualität
Der digital gedrehte Cat Sick Blues nutzt das volle 16:9-Bild aus. Grundsätzlich ist er sehr hell abgestimmt, was während der Innenraumszenen auffällig wird, die nur wenig professionell ausgeleuchtet erscheinen. In dunklen Szenen erhöht sich der Rauschfaktor leicht, da die ISO der Kamera hier hochgeschraubt werden musste. Insgesamt ist die Auflösung okay, was man an relativ detailreichen Close-ups sieht. Dennoch wirkt das Bild durchweg eher flach und wenig plastisch, was vor allem am eher geringen Dynamikumfang und dem damit verbundenen, eher schwachen Kontrast liegt.
Cat Sick Blues punktet mit zwei verlustfreien DTS-HD-Master-Spuren, die im Tiefbass erstaunlich beeindruckend agieren. Hörbar ist das vor allem während der Musiksequenzen, während die Geräuschkulisse ansonsten eher unangetastet und ohne entsprechende Soundeffekte daherkommt. Die Konzentration liegt entsprechend auf der sauberen Wiedergabe der Dialoge, die im Englischen erstaunlich gut klingen und im Deutschen halbwegs professionell synchronisiert wurden. Nicht jede Stimme ist hier geglückt, aber die Hauptcharaktere klingen professionell eingesprochen. Richtig fetzig kommt eine basslastige Diskoszene nach 53 Minuten rüber, die den Subwoofer für einen günstig produzierten Film wirklich erstaunlich kräftig mit Signalen füttert.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial besteht, wie oben schon kurz angemerkt, vor allem aus dem viertelstündigen Making-of, das praktisch einem Selbstporträt des Regisseurs gleicht. Er klärt sehr umfangreich über seinen Werdegang auf und darüber, warum er jetzt in Japan lebt. Er zeigt zahlreiche Videoausschnitte aus seiner Kindheit und unterlegt das Ganze mit sarkastischer Selbstironie. Eine wirklich unterhaltsame Viertelstunde. Ebenso lesenswert ist das 24-seitige Booklet mit einer Filmanalyse sowie einem Interview mit dem Regisseur.
Fazit
Cat Sick Blues ist nicht durchgängig schlüssig erzählt und lässt wichtige Details leider außen vor. Die Kritik am Internet und der mit dem WWW verbundenen Verrohung der Gesellschaft klingt an, wird aber am Ende leider nicht konsequent durchgezogen. Was bleibt sind erstaunlich eindringliche Bilder, teils drastische Gewaltakte mit respektablen praktischen Masken und ein überzeugender Hauptdarsteller. Und außerdem das Gefühl, dass man hier gerade etwas Besonderem beigewohnt hat.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%
Anbieter: Busch Media Group
Land/Jahr: AUS 2015
Regie: Dave Jackson
Darsteller: Matthew C. Vaughan, Shian Denovan, Meg Spencer
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: SPIO JK: ksJ
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Busch Media Group)
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Trailer zu Cat Sick Blues
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Klingt gut, gekauft.
Das liest sich eigentlich sehr positiv wissenschaftlich hat der Film dann nur 60% bekommen ?.
Weil es insgesamt dann schon ein wenig an filmischer und erzählerischer Qualität mangelt.