Chaos im Netz

Blu-ray Review

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Walt Disney Studios, 06.06.2019

OT: Ralph Breaks the Internet

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Stecker-Alarm

Fortsetzung des Disney-Hits „Ralph reicht’s“.

Inhalt

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Die Freundschaft von Ralph und Vanellope wird belastet ©2018 Disney. All Rights Reserved.

Sonic weiß Bescheid: Als in der Arcade-Welt von Vanellope und Ralph ein neuer Stecker in die Stromleiste gestöpselt wird, blinkt auf der Anzeige das Wort „WiFi“. Ralph denkt an ein Spiel mit Hunden, lässt sich von Sonic aber aufklären, dass es sich um das sagenumwobene Internet handelt. Die Welt, in der Menschen spielen, shoppen und Kontakte knüpfen – in der sie als Avatare ihrer selbst den völligen Freiraum genießen. Natürlich ist das gefährliches Zeug, wie einige befinden. Dann jedoch droht anderes Unheil: Weil Ralph seiner Freundin Vanellope etwas Abwechslung zaubern möchte, ändert er deren Rennstrecke. Die beiden Mädchen, die das Spiel zocken, finden das aber eher uncool und reißen am Lenkrad. Die Steuerung geht daraufhin kaputt und der Spielhallen-Betreiber Mr. Litwak gibt zu Bedenken, dass es den Hersteller nicht mehr gibt. Einzige Lösung: Im Internet ein Gebrauchtes bestellen. Das jedoch ist unbezahlbar und lohnt für Sugar Rush nicht mehr. Also schaltet Litwak das Spiel ab. Vanellope ist nun obdachlos und die Freundschaft zu Ralph reicht ihr nicht, um glücklich zu sein. Sie will Rennen fahren! Da kommt Ralph die Idee: Sie müssen ins Internet und bei ebay das Lenkrad ersteigern. Doch weil das zu einem astronomischen Preis führt, stehen die beiden vor einem großen Problem …

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Vanellope weiß, wie sie dem Alleswisser die notwendigen Informationen entlocken kann ©2018 Disney. All Rights Reserved.

Gut sechs Jahre ist es her, dass es Muskelprotz Ralph endgültig gereicht hat. Als tumber Kaputtmacher in einem altmodischen 8-Bit-Game hatte er seine Zerstörer-Rolle satt und verließ den alten Arcade-Automaten. Wie sein Nemesis Felix jr. wollte auch Randale-Ralph endlich mal ein Held sein – verständlich, oder? Um das zu erreichen, betrat er die Welt der modernen 3D-Games und richtete ungewollt kolossalen Schaden an. Allerdings lernte er auch die ebenfalls ausgegrenzte Renn-Göre Vanellope kennen und akzeptierte letztlich seine Rolle als Antagonist. Was Futurama- und Simpsons-Regisseur Rich Moore 2013 an visuell überbordenden Einfällen bot, war schon atemberaubend. Und es war vor allem ein Fest für die Fans von oldschool-Videospielen. Die Querverweise auf Hits wie Pacman waren so reichlich wie liebevoll integriert.
Nun, sechs Jahre später, geht Ralph den konsequenten Schritt weiter und betritt die Online-Welt. Eine nur konsequente und logische Fortsetzung, die die Dynamik zwischen oldschool-Games und hipper Spielnutzung der Online-Generation geschickt für eine Fülle an Unterhaltung nutzt.

Dabei gerät Chaos im Netz inhaltlich zwar nicht ganz so gehaltvoll wie der Vorgänger (erneut muss Ralph akzeptieren, was eine bestimmte Rolle – in diesem Fall von Vanellope – betrifft), doch immerhin thematisiert man auch den ewigen Streit zwischen althergebrachter Tradition und dem neumodischen Zeug. So gibt es direkt zu Beginn Vertreter in den Arcade-Hallen (in Gestalt des Herrn Überspannungsschützers), die das Internet für Teufelszeug halten und den Zugang direkt sperren. Ewig gestrige, die auch den Buchdruck verhindert hätten.
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Ja, eBay hat nun mal strenge Regularien ©2018 Disney. All Rights Reserved.

Für all jene, die das Internet nicht als Sperrgebiet betrachten, gibt es aber auch erneut Zitate ohne Ende: Von den einzelnen Spielcharakteren über die sich in geringer Bildwiederholrate bewegenden Uralt-Figuren bis hin zu realen 3D-Games wie GTA oder Saint’s Row (unverkennbar Vorbild für die Online-Welt von Slaughter Race). Dass ganz nebenbei auch noch Figuren aus dem mittlerweile gigantischen Disney-Rechte-Katalog vorkommen, schlägt außerdem die Verbindung zur restlichen Spielfilmwelt des Konzerns. Von Baby Groot über C3PO bis hin zu Schneewittchen, Buzz Lightyear, Arielle oder Pocahontas reicht die Palette. Manchmal wirkt das zwar etwas überfrachtet und funktioniert nach dem Prinzip des „Abhakens der einzelnen Stationen“. Die Story kommt in diesen Momenten ebenso zu kurz wie der anarchische Humor, der noch den Vorgänger ausgemacht hatte. Dafür sind die Schauplätze dermaßen fantasievoll und detailliert, dass man über die Akribie der Macher nur staunen kann. Die Integration der eher düsteren Slaughter-Race-Momente fügt dem Film zudem auch eine erwachsene Optik abseits des Bonbon-Arcade-Race Sugar Rush hinzu. Chaos im Netz ist (auch dadurch) ein wenig düsterer und hektischer als der Vorgänger, was die kleineren unter den sechs- bis zwölfjährigen Zuschauern schon mal überfordern könnte. Gerade die arg gruseligen Szenen im Darknet könnten die Kids etwas verstören. Das aufs Korn nehmen der Dinge wie Such- oder Nutzungs-Algorithmen sowie das offen kritisierte Nutzungsverhalten der schnell gelangweilten User wird der Nachwuchs noch nicht verstehen, ist aber ein nettes Detail für die erwachsenen Betrachter.

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Slaughter Race ist ’ne andere Nummer als Sugar Rush ©2018 Disney. All Rights Reserved.

Großartig ist dann auch hier wieder der Humor, der die Eigenheiten des Internets und seiner Applikationen aufs Korn nimmt. Wenn eine Kaffee-Besucherin die Suchmaschine nutzt, um nach Ballet-Strumpfhosen zu suchen, und der „Alleswisser“ ihr Suchvorschläge mit der Geschwindigkeit eines professionellen Auktionators entgegen feuert, fühlt man sich an die zahlreichen Momente erinnert, in denen man die (manchmal nervige) Funktion gerne selbst deaktiviert hätte. Erstaunlicherweise hat man für die meisten Dienste die Rechte erhalten. Das macht die Sache zwar ein wenig authentischer, kann aber einen gewissen Werbecharakter nicht unterdrücken. Etwas ärgerlich ist dann umso mehr die Tatsache, dass die Bieter-/Angebote-Logik bei Ebay tatsächlich inkorrekt beschrieben wird. Ansonsten wäre allerdings die Geschichte mit der horrenden Summe – und damit die Initialzündung der chaotischen Ereignisse – nicht in die Wege geleitet worden.
Noch ärgerlicher ist aber der Internet-Besuch der Disney-Welt: Ja, wir wissen, wie groß der Entertainment-Gigant mittlerweile ist und welche Franchises er sich durch teils unfassbare Summen einverleibt hat. Das aber so plakativ zur Schau zu stellen, wie ab der 52. Minute, hinterlässt einen faden Beigeschmack von Selbstbeweihräucherung. Da wirkte der erste Teil ausgeglichener und wesentlich charmanter. Immerhin versöhn der augenzwinkernde Gastauftritt von Stan Lee ein wenig.
Und wenn Chaos im Netz die großen Mobbing-Gefahren des Internets thematisiert und die Erste Regel (lies niemals die Kommentare!) anspricht, dann gibt’s sogar wirklich fundamentale Einsicht in eine Welt, die wir alle viel zu unkritisch sehen.

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Die Datenbahnen und Angebote im Internet sind völlig unübersichtlich ©2018 Disney. All Rights Reserved.

Bild- und Tonqualität

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So ein leitender Algorithmus kann schon hilfreich sein, um Herzen zu gewinnen ©2018 Disney. All Rights Reserved.

Grundsätzlich gibt’s am Bild von Chaos im Netz nichts auszusetzen. Die Bildruhe und -stabilität ist sensationell. Rauschen oder Körnung gibt’s nicht mal im Ansatz, die Farben sind vielfältig und prächtig und die Detailtiefe ist großartig. Einzig den Schwarzwert hat man offenbar bewusst etwas höher angesetzt. Denn der Kontrastumfang könnte noch ein wenig höher, Ralphs oranges Karohemd noch satter wirken. Auch die dunklen Oberflächen hätten etwas mehr Punch verdient gehabt. Wie gesagt: Das wird bewusst so gewählt worden sein, um es weniger düster zu gestalten. Und dafür hat man es auch perfekt umgesetzt.
Zunächst mal gilt (wie bei den meisten Disney-Tracks der letzten Monate), dass auch hier tüchtig am Lautstärke-Regler gedreht werden muss. Rund 6-8dB mehr dürfen’s schon sein, um die Lautstärke der meisten Titel zu erreichen. Was sich dann aber immerhin in eine annehmbare Richtung bewegt. Zwar erreicht auch Chaos im Netz nicht die Dynamik der guten Titel anderer Anbieter. Doch für Disney-Verhältnisse ist es schon recht druckvoll, wenn Ralph Vanellope eine neue Strecke zusammen zimmert (7’24). Gleichzeitig gelingen die leiseren und feinen Geräusche gut akzentuiert. Die Dolby-Digital-Plus-Spur mag dabei datenreduziert sein, klingt aber nicht hörbar schwächer als das englische dts-HD-MA-Pendant.
Hervorragend gelungen ist vor allem die Surround-Aktivität. Wenn Litwak das Internet aktiviert, wuscht und zischt es rundherum. Auch der Score nimmt dann sämtliche Speaker ein und wenn die beiden Protagonisten in kleinen Blasen durch die optischen Leitungen gepustet werden, bekommt der Sub sogar ordentlich was zu tun. Das ist zwar immer noch nicht baumentwurzelnd, aber für Disney-Verhältnisse respektabel.

Bonusmaterial

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Prinzessinnen unter sich ©2018 Disney. All Rights Reserved.

Im Bonusbereich von Chaos im Netz folgen wir gut dreieinhalb Minuten den zahlreichen versteckten Easter Eggs des Films, der auf eine Vielzahl an Disney-Filmen verweist – eine ganz nette Schatzsuche. In „Die Musik“ bekommen wir anschließend zehn Minuten lang Einblick in die Arbeit der Kompositionen des Scores, der von Henry Jackman auf die vielen unterschiedlichen Schauplätze abgestimmt wurde und deshalb so passend wirkt. „BuzzzTube Katzen“ liefert animierte Versionen berühmter Katzenvideos und „Wie wir Chaos im Netz gemacht haben“ ist das zehnteilige Kernfeaturette, das sich um die verschiedenen Produktionsaspekte des Films kümmert. Von den ersten Gedanken als Übergang von Ralph Reicht’s bis zum finalen Abschied wird hier über die Produktion aufgeklärt. Etwas über eine halbe Stunde dauert dieses Making-of. Fünf entfernte und kommentierte Szenen sowie zwei Musikvideos komplettieren das Angebot.

Fazit

Chaos im Netz ist visuell überbordend und voller Anspielungen auf anderen Filme und Kultur-Phänomene. In all den Auflistungen von Popkultur- und Social-Media-Zitaten gerät der Werbefaktor allerdings etwas hoch und die Story rund um echte Freundschaft und das Loslassen kommt etwas zu kurz. Dennoch macht das Geschehen unglaublich viel Spaß und wird sowohl die jungen Zuschauer wie auch die Eltern bestens unterhalten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 95%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 60%
Film: 75%

Anbieter: The Walt Disney Company (Germany)
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Rich Moore, Phil Johnston
Sprecher: Pierre Peters-Arnolds, Anna Fischer, Kim Hasper, Vera Teltz, Axel Lutter, Lutz Mackensy, Tommy Morgenstern, Timmo Niesner
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // Dolby Digital Plus 7.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 112
Codec: AVC
FSK: 6

(Copyright der Cover und Szenenbilder: ©2018 Disney. All Rights Reserved.

Trailer zu Chaos im Netz

CHAOS IM NETZ - Offizieller Trailer (deutsch/german) | Disney HD

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