Charlie’s Farm

Blu-ray Review

Charlie's Farm Blu-ray Review Uncut Cover
Meteor Film/AL!VE, seit 30.10.2015

OT: Charlie’s Farm

 


Verlorener Sohn

Was Regisseur und Autor Chris Sun an Schreibtalent vermissen lässt, holt er mit Guts’n’Gore wieder raus …

Inhalt

Donkey will immer schon mal eine Nacht in einem Spukhaus verbringen. Da kommt es gerade Recht, dass sein Kumpel Jason gerade Natascha und Melanie für einen Wochenendtrip eingeladen hat. Die beiden Jungs beschließen, raus zu Charlie’s Farm zu fahren – allerdings ohne den Mädels zu sagen, dass dort vor Jahrzehnten eine Familie gelyncht wurde, der man Entführung und Kannibalismus vorwarf. Auch heute verschwindern dort angeblich immer noch Menschen. Während also die lokale Dorfbevölkerung Warnung um Warnung ausspricht, doch besser nicht dorthin zu fahren, wissen es die Jungs besser und ignorieren die Unkenrufe. Als man endlich vor Ort angekommen ist, verbringt man die erste Nacht tatsächlich ohne Zwischenfälle in der Hütte. Doch als am nächsten Tag noch ein weiteres Pärchen aufkreuzt und die nächste Nacht ansteht, taucht ein hünenhafter Riese auf, der junge Abenteurer zum Fressen gerne hat …

Dass Down-Under-Regisseur Chris Sun für sein jüngstes Blutbad in der Lage war, US-Genregrößen wie Kane Hodder, Bill Moseley oder auch Tara Reid zu den Dreharbeiten des Hinterwald-Horrors zu engagieren, liegt vermutlich darin begründet, dass die Aussies ihren noch jungen Genreregisseur im Moment ziemlich hofieren und man nach Come and Get Me und Daddy’s Little Girl ihn auch in Übersee zu schätzen lernte. Wirklich gut gelingen Sun dann auch die atmosphärischen in grünes Licht getauchten Rückblenden, die das Ausmaß des Treibens auf Charlies Farm zeigen und durch den sakralen Gesang eine bizarre Note bekommen. Hier wird das durchaus vorhandene Talent des jungen Filmdirigenten offenbar, das er während der Roadtrip-Elemente der vier Protagonisten etwas vermissen lässt. Da er aber ohnehin vor allem auf eine explizite Maskerade Wert legt, wie er in den Interviews im Bonusbereich zu Protokoll gibt, darf sich der geneigte Horrorfan auf wirklich herausragende Make-up-Effekte und Goreszenen freuen, die (fast nicht zu glauben) die FKS ungeschnitten passiert haben. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die meisten Blutzszenen im Dunklen der Scheune spielen und man wirklich Mühe hat, etwas zu erkennen. Gerade der augenzwinkernde Kampf zwischen Kane Hodder und 180-kg-Ex-Strongman Nathan Jones, der das Monster Charlie spielt, bleibt dermaßen düster, dass man ihm kaum folgen kann. Schade, denn es ist schon erstaunlich, wie schmal und klein der 1,90-Ex-Jason-Vorhees-Darsteller gegen seinen kolossalen Widersacher plötzlich wirkt. Die Dunkelheit trägt während der letzten zehn Minuten aber auch dazu bei, dass Charlie’s Farm tatsächlich auch mal spannend wird, wenn Natasha auf eigene Faust in den Katakomben der Farm auf Erkundungstour geht.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Charlie’s Farm ist vor allem eins: Dunkel, ziemlich dunkel. Wenn die Vier abenteuerlustigen Wochenendtripper vor dem Lagerfeuer sitzen uns sich Donkeys Geschichte anhören, muss man schon genau hinschauen, um jemanden zu erkennen. Spielt der Film bei wolkenfreiem Himmel sieht das zwar anders aus, doch die vielen Szenen in der Dunkelheit hätten deutlich mehr Durchzeichnung verdient – zumal Charlie’s Farm spätestens nach 60 Minuten praktisch nur noch Nachts spielt. Hinzu gesellen sich Auflösungs- und Bildstabiltätsprobleme – gut zu sehen am oberen Holzbalken beim Überqueren des Gatters auf der Wiese (36’28) oder im Rasen (ab 55’12).
Der Ton macht’s besser und lässt schon die Naturkulisse im Outback recht räumlich erscheinen. Vor allem aber nutzt er vehement auch den LFE-Kanal, wenn Charlie lautstark das Tor zu seiner Scheune malträtiert (61’30). Ohnehin wird der Sound von Charlie’s Farm immer dann entsprechend dynamisch, wenn der wütende Riese seinen Emotionen und Gelüsten freien Lauf lässt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Charlie’s Farm konzentriert man sich auf sehr auf eine familiäre Atmosphäre. Schon das Behind the Scenes wirkt so intim, dass man das Gefühl hat, man säße mit im Raum. Im 23-minütigen „Die Filme von Chris Sun kommentiert uns der Regisseur durch seine bisherigen Independentwerke, die allesamt seiner Lieblingsmotivation nachgingen: Blood & Gore! Dazu gesellt sich dann noch ein Interview mit Chris sowie die Vorstellung von Nebendarstellerin Allira Jaques. Neben diversen Trailern und Teasern sowie Concept Art, ist ds letzte Feature eine kurze Begleitung von Genrelegende Kane Hodder bei seiner Ankunft in Australien – Sexpuppe inbegriffen.

Fazit

Charlie’s Farm ist nicht originell und bedient jedes Horrorklischee, das man sich denken kann. Die Besetzung, ein wahrlich kolossales Monstrum sowie die heftigen Goreszenen heben den Film allerdings gerade für Genrefans wieder aus dem Durchschnitt heraus.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%

Anbieter: Meteor Film/AL!VE
Land/Jahr: AUS 2014
Regie: Chris Sun
Darsteller: Tara Reid, Nathan Jones, Dean Kirkright, Allira Jaques, Bill Moseley, Kane Hodder, Sam Coward, Colin Dixon
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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