Cinderella

Blu-ray Review

Cinderella Blu-ray Review Cover
Walt Disney, seit 10.09.2015

OT: Cinderella

 


Mut und Freundlichkeit

Kenneth Brannagh entstaubt das Aschenputtelmärchen.

Inhalt

Für Ellas Eltern war ihre Tochter immer eine Prinzessin – eine, die die Welt gerne mit ihren eigenen Augen wahrnahm und besonders gütig, gerade zu Tieren war. Sie lebte ein glückliches Leben in der Eintracht ihrer Familie. einige Jahre nach dem frühen Tod der Mutter nahm ihr geliebter Vater eine neue Frau an seine Seite, der Ella vorurteilsfrei entgegentrat, die sich jedoch als wahre Tyrannin entpuppt – noch schlimmer gar als deren schon nicht gerade freundlichen beiden Töchter. Nach dem auch Ellas Vater stirbt, bleibt sie allein mit ihrer Stiefmutter und wird alsbald zur Dienstmagd im eigenen Haus befohlen. „Aschenputtel“ wird sie fortan abschätzig genannt und nur noch gemein behandelt. Dennoch bleibt sie ein hoffnungsfrohes und liebes Mädchen und begegnet eines Tages im Wald einem hübschen, netten Fremden. Der gibt zwar an, im königlichen Palast zu wohnen und zu arbeiten, verschweigt aber, dass er des Königs Sohn selbst ist. Entsprechend unbelastet beginnt die Bekanntschaft der Zwei, doch wie kann eine Tochter aus einfachem Hause für einen Königssohn die Richtige sein? Darum schert sich zumindest der Prinz nicht, der bald einen opulenten Ball veranstaltet und sogar den Nicht-Adel einlädt, um sicherzustellen, dass auch Ella kommt. Dumm nur, dass ihre Stiefmutter das nicht zulässt und ihre eigenen Töchter hinschickt. Als Ella beinahe verzweifelt, erscheint jedoch eine gute Fee mit einer Lösung …

Nach dem Animationsklassiker und den zuletzt eher gruselig angelegten Varianten des grimm’schen Aschenputtel nahm sich Shakespeare-Spezialist Kenneth Brannagh des Märchens an und zauberte daraus eine unbedingt romantische, visuell überbordende, bisweilen allerdings anstrengend gutmenschelnde Verfilmung. Seine Cinderella ist dermaßen unschuldig, dass es sich tatsächlich nur um ein Märchen handeln kann. Selbst als ihr das Kleid (immerhin jenes, das mal ihrer Mutter gehörte) von der bösen Stiefmama zerrissen wird, versinkt sie lieber in Traurigkeit anstelle mal ein Widerwort zu geben. Gemäß der Brüder Grimm ist das korrekt dargestellt, doch irgendwie fühlt man sich als erwachsener Zuschauer schon mal ein wenig verschaukelt. Vielleicht muss diese Kritik aber nicht am Film, sondern an der Gesellschaft geübt werden, da diese heutzutage offensichtlich Schwierigkeiten hat, sich auf bedingungslos positive Bilder einzulassen. Den Kindern wird es egal sein, denn für die gilt hier uneingeschränkt das verliehene Prädikat: Wertvoll der deutschen Film- und Medienbewertung. Idealerweise bekommen die Kids dann auch schon die Botschaft mit, dass trotz aller Gehässigkeit auf der Welt irgendwann auch für die vermeindlich grauen und introvertierten Mäuse das Leben einen positiven Verlauf nehmen kann. Zweiter (kleiner) Kritikpunkt an Cinderella: Auch wenn sie es sympathisch rüberbringt – warum nur muss für eine (hier zwar nur im ersten Moment) drastisch verkleidete/maskierte Rolle immer Helena Bonham Carter herhalten? Wenn’s nicht so vorhersehbar wäre, könnte man es glatt als Runnig Gag der letzten 25 Jahre Filmgeschichte durchgehen lassen. Wie gesagt: Bonham Carter macht’s hier wirklich gut, sorgt für amüsante Szenen, wenn sie einen Kürbis in eine Kutsche verwandelt und wirkt dazu spielfreudig wie lange nicht. Ihr Gegenpol ist eine wunderbar gemeine Cate Blanchett, deren Blicke töten und deren Worte wie Messer ins Fleisch schneiden. Lily James (Downtown Abbey) ist eine durchaus süße Cinderella, ihr begehrter Prinz, wird von Richard Madden (King of Thrones) gespielt, der in der Mittelalterserie aber irgendwie besser aufgehoben wirkt. Als Königssohn bleibt er blass. Inszenatorisch dürfte Cinderella Branaghs bisher mainstreamigster Film sein, den er hier und da mit fantastischen visuellen Effekten aufpumpt, die sich jedoch noch gut in die Geschichte einfügen. So werden Märchen heute halt nicht mehr mit altmodisch-praktischen Masken visualisiert, sondern per digitaler Computertechnik. Glücklicherweise ist das hier so gut gelungen, dass man nicht den Eindruck eines kühlen, technischen Fingerspiels hat – im Gegenteil, sorgt doch gerade die Kutschfahrt kurz vor Zwölf für Rasanz und viel Humor.

Bild- und Tonqualität

Wie es sich für einen Disney-Film gehört, noch dazu einer Märchenverfilmung, sind die Farben leuchtend und kräftig, der Kontrastumfang sorgt sowohl während der Innenraum- als auch in den Außenaufnahmen stets für brillante Bilder – Lediglich in wenigen Situationen lässt dieser Eindruck in Cinderella etwas nach. Die Schärfe ist homogen und ausgewogen, reißt aber keine Bäume aus. Manchmal sorgen dezente Weichzeichner für etwas Atmosphäre, die aber weniger stark stören als plötzlich auftretendes Rauschen bei Gegenlichtaufnahmen (8’00) – hier wirkt das Bild etwas verwaschen und unsauber.
Wie von Disney gewöhnt, kommt der Ton von Cinderella in zwei unterschiedlichen Varianten. Die deutsche Spur bekommt zwar nie das dts-HD-Master der Originalfassung, glänzt aber auch hier mit einer erfreulich dynamischen und effektvollen dts HD-High-Resolution-Version. Gerade die Verwandlung des Kürbis in eine Kutsche ist ein akustisches Highlight mit Tiefbassattacke. Auch die anderen Metamorphosen geraten äußerst räumlich. Stimmen sind jederzeit sehr gut verständlich und auch die Ortbarkeit der Dialoge in Innenräumen wurde sehr griffig umgesetzt. Die romantisch-orchestrale Filmmusik ertönt ebenfalls prägnant aus allen Speaker.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Cinderella wartet mit einigen Featurettes sowie einem alternativen Anfang auf, in dem Ellas Kindheit ausführlicher geschildert wird. Die Featurettes kümmern sich beispielsweise um die Adaption für die Leinwand und um die universelle Geschichte hinter dem Märchen. Ein weiteres, allerdings sehr kurzes veranschaulicht ein paar Kostümtests und „Inszenierung des Balls“ wird ausgiebig über die größte Szene des Films gesprochen – erstaunlich und beeindruckend, was die Set-Designer und Kostümbildner hier geleistet haben. „Ellas pelzige Freunde“ nötigt Kenneth Brannagh ein paar ironische Kommentare ab, wenn er von der teils etwas schwierigen Arbeit mit den Tieren berichtet. Zu Guter Letzt gibt’s noch einen neuen Kurz-Animationsfilm aus dem Reich der Eisprinzessin.

Fazit

Cinderella ist perfekte Familien-Märchen-Unterhaltung bis hinunten zu den ganz jungen Kids. Hier braucht keine Mutter und kein Vater Angst davor haben, dass er nach dem Schauen des Films irgendeine Art von Trauma bei den eigenen Kindern therapieren muss. Die fantasievollen Bilder und der moderate Humor passen gut zur Geschichte und machen die Aschenputtel-Story reif für die kommende Generation.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Walt Disney
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Sir Kenneth Brannagh
Darsteller: Lily James, Cate Blanchett, Richard Madden, Stellan Skarsgård, Holliday Grainger, Sophie McShera, Derek Jacobi, Helena Bonham Carter, Nonso Anozie, Ben Chaplin, Hayley Atwell
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts HD-High-Resolution 7.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 105
Codec: AVC
FSK: 0