City of McFarland – Sieger gibt es überall

Blu-ray Review

City of McFarland - Sieger gibt es überall Blu-ray Review Cover
© Walt Disney Company, seit 05.11.2015

OT: McFarland

 


Runner’s High (School)

Kevin Costner in einem Sportfilm? Och nööööö, oder …?

Inhalt

August 1987: Jim White ist als Trainer der Footballmanschaft (mal wieder) gefeuert worden und sucht sein Glück nun in der kleinen Stadt McFarland, die vornehmlich von südamerikanischen Einwanderern bevölkert wird, die die schwere Arbeit auf den Feldern leistet. Als Assistenzcoach der lokalen Schule bekommt er nun sein vermutliches Gnadenbrot als Trainer. Zwar geht er das Ganze realistisch an, doch aller Anfang ist schwer – vor allem für einen Mann mit dem Namen „White“ in einer Gegend voller Mexikaner und Puerto Ricaner. Da er sich mit ein paar unpopulären Entscheidungen auch noch beim Chefcoach unbeliebt macht, scheint sein Ast schon von Beginn an abgesägt zu werden. Im Schulleiter hat er allerdings einen stillen Verbündeten. Und der gibt ihm die Möglichkeit, sich zu bewähren. Jim entdeckt das Potenzial einiger bei deren Lauftraining und fängt an, ein Cross-Country-Laufteam aufzubauen. Gar nicht so einfach bei einem Haufen undisziplinierter südamerikanischer Machos. Hilfreich ist White dabei, dass er durch seinen frühen Rausschmiss aus dem Footballteam praktisch auf einer Ebene mit den unterprivilegierten Einwanderern steht und sich dadurch „Respekt“ verschafft. Nach und nach gewinnt er das Vertrauen seiner Läufer und verbessert deren Fähigkeiten. Gleichzeitig lernt er, unter welch harten Umständen die Jungs arbeiten müssen, um ihre Familien durchzubringen. Während er also langsam integriert wird und seine Schützlinge erste Erfolge feiern, vernachlässigt Jim gleichzeitig seine eigene Familie …

Kevin Costner scheint darauf abonniert zu sein, für Hollywood die großen emotionalen Sportlerfilme zu tragen. Er war schon Basballspieler, Golfer und Footballtrainer – allesamt Sportarten, die in Deutschland eher wenig Aufmerksamkeit erhalten und durch seine Darstellungen oftmals für etwas mehr Öffentlichkeit gesorgt haben. Nun darf er als Lauftrainer einer Underdog-Mannschaft in City of McFarland erneut zeigen, warum Sportlergeschichten so ergreifend sein können. Ausnahmsweise ist daran aber dieses Mal nicht (nur) Costner „schuld“, sondern auch die Geschichte selbst sowie Regisseurin Niki Caro, die seinerzeit mit Whale Rider einen der schönsten neuseeländischen Filme überhaupt inszeniert hatte. Die Story beruht noch dazu auf wahren Begebenheiten, was natürlich immer hilfreich ist, wenn es darum geht, ein möglichst intensives Verhältnis zum Zuschauer aufzubauen. Dabei geht es in City of McFarland gar nicht ausschließlich um den Sport und das Laufen, sondern um die klassische Geschichte der unterschätzten Underdogs, die gegen jede Prognose und Erwartungshaltung Erfolg haben. Eine Story wider den Rassismus und die Vorurteile, die zudem auch sanfte Kritik an den Arbeitsbedingungen auf den großen Landwirtschaftsfeldern der USA übt. Natürlich geht das Ganze hier nicht ohne Pathos ab, denn die Figuren wirken durchweg ein bisschen klischeehaft und ebenso natürlich zeigt man auch (in klassischer Rocky-4-Manier), wie die McFarland-Jungs gegebene (Natur)verhältnisse für ihr Training nutzen, während die erfolgreichen High Schools mit moderne(re)m Equipment ans Ziel zu gelangen versuchen. Da Niki Caro es aber nicht übertreibt und auf einen wirklich gut aufgelegten Kostner sowie zahlreiche tolle Jungdarsteller hispanischer Herkunft vertrauen kann, funktioniert City of McFarland durchgängig gut. Manchmal ist der Film sogar großartig, wenn Jim beispielsweise bei der Familie seines Schützlings acht Enchiladas futtert und von dessen Mutter zurechtgewiesen wird, wie man sich innerhalb einer Familie zu verhalten hat. Umso ausgewogener, dass man auch vor den Problemen des sozialen Brennpunkts der Stadt McFarland nicht die Augen verschließt, wenngleich es vornehmlich angedeutet wird und aufgrund der schwarz-weiß-Darstellung auch für junge Zuschauer eine Differenzierung klar möglich bleibt. Ein wenig zu kurz kommen sicherlich die Widerstände der Eltern. Lediglich einer der Väter rebelliert gegen das strebsame Verhalten seines Filius, der plötzlich vom Großstadtcollege und einer besseren Zukunft träumt. Vermutlich gab es da in der real zugrundeliegenden Geschichte ein wenig mehr Vorbehalt seitens der entsprechenden Familienmitglieder der laufenden Jungs. Apropos real: Am Ende vereinigt Niki Caros Film die echten Läufer und den Coach sowie realen Nachwuchs aus McFarland in ein paar bewegend-schönen Bildern, während der Zuschauer aufgeklärt wird, was aus jedem einzelnen geworden ist.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von City of McFarland liefert während der Außenaufnahmen sehr gute Kontraste und prägnante Farben. Wenn Whites Mannschaft vor den Finalläufen in ihren knallroten Trainingsjacken vor kräftigem grünen Rasen stehen, dann ist das plastisch und auch knackscharf. In dunkleren Szenen und vor allem bei Innenraumaufnahmen lassen Schärfe und vor allem Bildruhe nach. Es beginnt sichtbar zu Rauschen, was im Prinzip nicht schlimm wäre, wenn der Eindruck nicht so wechselhaft wäre.
Akustisch hält City of McFarland natürlich keinerlei Effekteskapaden bereit, liefert aber einen der weiträumigsten Filmscores der letzten Zeit. Sensationell offen und räumlich klingt der Mix aus percussiven und Saiteninstrumenten, der die Laufelemente fiebrig unterstützt. Vor allem, wenn sich traditionelle mexikanische Klänge dazu mischen. Beim Auftritt der Low-Rider, darf auch der Low-Frequency-Channel Arbeit leisten, denn die fetten Beats aus der Anlage der Autos wummern dann doch beachtlich. Obendrauf gibt’s gut verständliche Dialoge und eine schöne Atmosphäre während der Cross-Country-Läufe.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von City of McFarland erfahren wir ein wenig über die „echten“ Männer und Frauen von McFarland und wie Kevin Costner von der Geschichte erfuhr. Dazu gibt’s das Musikvideo zum Titelsong und ein kurzes Feature darüber, wie Niki Caro zu dem Projekt kam. Komplettiert wird das Ganze durch sechs entfernte Szenen. Ein wenig gewöhnen muss man sich immer noch an die neuartigen Piktogramme in den Menüs von Disney, die für Kids vermutlich einleuchtender sind als für Erwachsene.

Fazit

Pathos hin oder her – City of McFarland unterhält und bewegt. Dazu spielt Kevin Costner entspannt wie lange nicht und die jungen südamerikanischen Darsteller wirken absolut authentisch. Die Laufszenen sind dazu noch spannend inszeniert und im Finale darf man sich durchaus mal eine Träne verdrücken.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Walt Disney Company
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Niki Caro
Darsteller: Kevin Costner, Maria Bello, Morgan Saylor, Ramiro Rodriguez, Carlos Pratts, Johnny Ortiz, Rafael Martinez, Hector Duran, Sergio Avelar
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts HD High Resolution: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 129
Codec: AVC
FSK: 0