Clown Uncut

Blu-ray Review

Clown Uncut Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, 01.03.2016

OT: Clown

 


Nicht witzig!

Ein Familienvater wird von einem dämonischen Wesen heimgesucht

Inhalt

Weil Kents und Megs Sohn zu seinem Geburtstag einen Miet-Clown mitsamt Auftritt bekommen sollte, springt der Papa ein, als die bezahlte Rotnase nicht auftaucht. Kent findet in einer alten Kiste eines seiner Makel-Häuser zufällig ein entsprechendes Kostüm und liefert eine tolle Show ab. Am nächsten Morgen versucht er, Make-up, Nase und Perrücke wieder abzunehmen, scheitert dabei aber kläglich. Als es nicht mal seine Frau unter Einsatz von chirurgischen Instrumenten schafft, bzw. ihm dabei die halbe Nase abreißt, weiß Kent, dass mit diesem Kostüm irgendetwas nicht stimmt. Es ist aber nicht nur das Äußere, das sich nicht mehr ins Lot bringen lässt. Auch sein Wesen verändert sich nach und nach – und ein unstillbarer Appetit ist da noch die geringste Ausprägung. Nachdem Kent den Besitzer des Anwesens, in welchem er den Anzug gefunden hat, kontaktiert hat, macht der ihm unmissverständlich klar, dass nun ein Dämon in dem Familienvater lebt. Und um den loszuwerden, hilft nur die Enthauptung …

Von Pennywise bis Crusty, der Clown – die roten Pappnasen der Film- und Fernsehkultur sind fies, böse und ultragemein. Ich hab zwar nie so richtig verstanden, worin diese tief verwurzelte Angst vor Clowns liegt, die da vor allem in der amerikanischen Gesellschaft zu existieren scheint, doch immerhin sind ein paar coole (Buch- und) Filmfiguren daraus entstanden. Nun ist es also Jon Watts, der mit Clown seine fixe (Kurzfilm)Idee von vor fünf Jahren auf Spielfilmlänge bringen durfte. Produziert hat kein Geringerer als Eli Roth, der auch gleich eine kleine Rolle übernahm. Dass der Hostel-Regisseur zu diesem Projekt kam, zeigt nicht nur, wie leidenschaftlich er im Genre verwurzelt ist, sondern zeugt auch von einem großen Potenzial an Selbstironie. Denn Regisseur Watts hatte Clown seinerzeit als Fake-Trailer inszeniert und mit der Behauptung, es sei der neue Film von Eli Roth, in viralen Umlauf gebracht. Jetzt war das „Opfer“ dieses Gags in keinster Weise erzürnt, sondern eher durch diese freche Marketingmaßnahme angespornt, das Projekt im Stile eines Machete abendfüllend auf die Leinwand zu bringen. Herausgekommen ist dabei ein Mix aus Splatter-Horror und Familiendrama, der reine Genrefans überraschen könnte. Denn gerade im zweiten Teil fokussiert sich Clown stärker auf Meg und ihre Nachforschungen als auf blutige Einlagen durch Kent. Dessen körperlicher Zerfall erinnert auf der anderen Seite bisweilen an Cronenbegs Fliege und gelingt rein von der Maske her extrem überzeugend. Es ist aber nicht nur das visuelle Element, das herausragt, sondern vor allem die Stimmung des Films. Durch seine bedrückende Atmosphäre und die Verknüpfung mit dem Familienthema erinnert Clown ein wenig an Thinner – Der Fluch nach der Vorlage von Stephen King (bzw. Richard Bachman) – wenngleich es hier dann vor allem im Finale bedeutend blutiger, rasanter und konsequenter zugeht. Darstellerisch erledigt Andy Powers als Kent seinen Persönlichkeitswechsel überzeugend, wird aber von Laura Allen als Meg noch übertroffen. Allen porträtiert ihre Figur kraftvoll und ohne das typisch-hysterische Element. Man nimmt ihr ab, dass sie sich für ihre Familie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln einsetzt – bis zum bitteren Ende. Das ist zwar, wie erwähnt, konsequent geraten, in seinem finalen Bild aber ein wenig schwach fürs Genre. Genrefans dürfen sich über Peter Stormare freuen, der als Karlsson (nicht vom Dach) ein paar blutige Momente hat.

 

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Clown ist erstaunlich laufruhig und sehr kontraststark. Gerade die späteren Aufnahmen im Schwarzlicht-Kinderparadies sähen nicht so gut aus, wenn hier nicht hervorragende Arbeit geleistet worden wäre. Die Farben reißen nicht aus, Details im Vordergrund überstrahlen nicht und die Schärfe bleibt dauerhaft gut. Auch die generelle Rauschfreiheit und das Fehlen von Randunschärfen weiß zu gefallen.
Clown
nutzt sämtliche Lautsprecher vor allem während der für Kent dramatischen Ereignisse. Mit sägenden Sounds kauert sich die Hauptfigur in sich zusammen und realisiert, dass nur die Selbsttötung der Ausweg sein kann. Auch das pfeifende Piepen nach dem Schuss kommt unangenehm räumlich rüber. Die Filmmusik verteilt sich ebenfalls über sämtliche Speaker und die Dialoge sind gut verständlich. Sobald Kent seine finale Dämonenstimme aufsetzt, darf man auch schon mal Gänsehaut bekommen, wenn diese aus allen Lautsprechern röchelt. Auch die spannende Atmosphäre während des Showdowns profitiert vom effektvollen und räumlichen Sound.

Bonusmaterial

Leider muss das Bonusmaterial von Clown ohne Extras zum Film auskommen und liefert lediglich die Originaltrailer und ein paar Programmtipps.

Fazit

Zwar ändert auch Clown nichts daran, dass der Autor dieser Zeilen die lustig kostümierten Party- und Zirkuskomiker nicht wirklich gruselig findet, doch wer schon bei Kings Pennywise aus ES das Nervenflattern bekam, sollte sich vor Clown Kent durchaus in Acht nehmen. Dessen Verwandlung zum dämonischen Rotnaserich gerät spannend, blutig und liefert in Sachen praktischer Maske richtig ab.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA/CA 2015
Regie: Jon Watts
Darsteller: Laura Allen, Andy Powers, Peter Stormare, Eli Roth, Chuck Shamata, Matthew Stefiuk, Elizabeth Whitmere
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)

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