Cold Blood Legacy

Blu-ray Review

Ascot Eilte, 18.10.2019

OT: Cold Blood Legacy – La mémoire du sang

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Stelldichein der Profis

Ein in Würde gealterter Jean Reno darf noch mal den Profikiller mimen.

Inhalt

Seit zehn Monaten ist Henry nun ausgestiegen. Er war der beste Killer, den man für Geld kaufen konnte und während seiner Aufträge stets absolut präzise. Doch nun hat er sich zurückgezogen und lebt im verschneiten Nordwesten der USA. Alleine, versteht sich. Und das soll auch so bleiben. Kein Wunder, dass er eher mäßig glücklich ist, als eine durch einen Unfall verletzte Frau eine blutige Spur durch den Schnee direkt zu seinem Haus zieht. Nachdem Henry die Lage sondert hat, nimmt er die Frau zwar auf und versorgt die Wunden. Doch Melody, so ihr Name, soll möglichst schnell wieder auf die gebrochenen Beine kommen, damit sie ihn wieder verlassen kann. Doch die Dinge ändern sich, als Henry herausfindet, dass Melody ihrerseits gesucht wird. Nun haben die beiden etwas gemeinsam und dafür lohnt es sich zu kämpfen …

Jean Reno ist immer noch eine coole Socke. Der mit Léon, der Profi einem großen Publikum bekannt gewordene Darsteller kann vor allem die stoischen Charaktere sensationell darstellen. Wie er im Regie-Debüt von Frédéric Petifjean mit scharfem Auge in alle Richtungen blickt, nachdem die stark verletzte Melody hunderte von Metern durch den eisigen Schnee gerobbt ist und nun blutend zu seinen Füßen liegt – unvergleichlich. Zwar ist sein Henry hier in Cold Blood Legacy weit von Léon in Luc Bessons Kulthit entfernt, doch in gewisser Weise könnte er ein gealterter und mittlerweile entsprechend abgeklärter und zurückgezogener Profimörder sein. Es könnte sein, dass Mathilda und er sich irgendwann (aus den Augen) verloren hat. Es könnte sein, dass auch dies ihn zum schweigsamen Hitman hat werden lassen, der sich nun in der kanadischen Bergprovinz zur Ruhe setzt. Und in gewisser Weise tritt Melody nun als ältere Mathilda in sein Leben, was die zuvor genossene Ruhe gründlich durcheinander bringt.  Gut, das ist jetzt ein bisschen fantasiert. Aber im Grunde kann man durchaus Parallelen zu Léon, der Profi ziehen.

In Cold Blood Legacy geht’s allerdings düsterer zu. Petitjean (Co-Autor von Turning Tide – Zwischen den Wellen) orientiert sich ein bisschen an Hitchcock und vertraut auf seine Schauplätze in den verschneiten Bergen (gedreht wurde in den ukrainischen Karpaten), um ein atmosphärisches Szenario herauf zu beschwören. Schade, dass er es etwas unmotiviert mit Zeitsprüngen und Rückblenden unterbricht, um die Hintergründe der Figuren aufzuarbeiten. Das hätte man ein wenig geschickter gestalten können als es hier der Fall ist. In Sachen Tempo entfaltet sich die Story zudem sehr gemächlich. SEHR gemächlich. Relevante Action gibt’s nach dem Schneemobil-Unfall zu Beginn erst wieder nach 75 Minuten. Wenn sich aber ab der 57. Minute offenbart, welche Hintergründe Melody hat, zieht die Spannung merklich an – in diesem Fall dann wiederum sehr geschickt geschnitten/montiert mit Szenen aus ihrer eigenen Vergangenheit – einer der stärksten Momente des Films bis dato. Das Finale hätte hingegen etwas spektakulärer ausfallen dürfen. Irgendwie ist es dann doch ziemlich schnell vorbei …

Bild- und Tonqualität

Cold Blood Legacy spielt in weiten Teilen im Schnee und  in eisigen Berglandschaften – passenderweise ist die Bildgestaltung entsprechend kühl und frostig geworden. Farben wie der rote Parka von Melody oder das Blut auf ihrer Stirn kommen deshalb umso kontrastreicher rüber. Auch der Schwarzwert ist knackig und lässt die Bilddynamik hoch erscheinen. Aufgrund der teilweise niedrigen Datenrate werden in Bewegungen schon mal leichte Artefakte sichtbar, in Close-ups ist die Schärfe allerdings dennoch sehr gut (5’58). Die Bildruhe ist recht hoch. Lediglich in den etwas dunkleren Szenen zeigt sich eine ganz geringe Neigung zu etwas Körnung. Dezentes Banding in der bläulichen Szenerie in der Sauna trübt das Bild allerdings genauso wie die hell-überstrahlenden Flächen ein wenig (9’58). Der dts-HD-Master-Sound von Cold Blood Legacy punktet vor allem während des wummernden Scores (6’00). Ist der Schneemobil-Unfall zu Beginn noch etwas unspektakulär vertont, ändert sich das vor allem in Sachen Atmosphäre – beispielsweise in Henrys Hütte. Da sieht man die verletzte Frau im Bild und hört spezifisch aus dem linken Surroundspeaker das Feuer hinter ihr knacken. In der Sauna nach gut zehn Minuten zischt das herabtropfende Wasser auf den heißen Steinen und das Klicken der Schließfach-Kombination kurz darauf sorgt für einen fantastischen, isolierten Soundeffekt. Es muss nicht immer krachen und knallen, damit man eine Gänsehaut hat – auch feine, kleinere Geräusche können Emotionen auslösen, wenn sie so präzise kommen wie hier. Leider übertreibt es das Mastering bei Stimmen ein wenig, wenn diese aus den Rears kommen. Dann sind sie in der Regel zu laut und zu direkt.

Bonusmaterial

Das knapp halbstündige Making-of im Bonusmaterial ist erstaunlich informativ geworden und hält zahlreiche Hintergrund-Interviews und viele Behind-the-Scenes-Momente parat.

Fazit

Cold Blood Legacy ist zwar kein hoch gepaceter Actionthriller, funktioniert aber durch seine eisige Atmosphäre, das spannungsreiche Spiel zwischen Reno und Lind sowie das Rätselraten um die Hintergründe. Fans von Jean Reno greifen bedenkenlos zu.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Ascot Elite Home Entertainment AG
Land/Jahr: Frankreich/Ukraine 2019
Regie: Frédéric Petitjean
Darsteller: Jean Reno, Sarah Lind, Joe Anderson, David Gyasi, Ihor Ciszkewycz, François Guetary, Samantha Bond
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Ascot Elite Home Entertainment AG)

Trailer zu Cold Blood Legacy

COLD BLOOD LEGACY - Trailer Deutsch

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