Blu-ray Review
OT: Cold in July
Texas Red Bitch
Beinharter Redneck-Thriller mit Stil.
Inhalt
1989: Richard Dane wacht des Nächtens auf, da sich Geräusche im Haus den Weg ans Ohr gebahnt haben. Bewaffnet mit dem ollen Revolver des Vaters geht er die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, erschrickt beim Geräusch der einsetzenden Wanduhr und schießt daraufhin versehentlich dem Eindringling die Rübe weg. Jezt war der Typ ein gesuchter Verbrecher und für die Polizei ist’s klar Notwehr. Also geht Richard heim, säubert die Wand, legt eine Decke über das blutverschmierte Sofa und gilt fortan unter den Bekannten in der Kleinstadt als kleiner Held. Er selbst ist nicht stolz auf seine Tat und hat bald allen Grund dazu, noch miesepetriger aus der Wäsche zu gucken. Zunächst ist’s zwar nur ein Anrufer, der keinen Ton sagt, doch bald ist klar: Der Vater des Getöteten war dessen Vorbild in Sachen Kriminalität und kaum verwunderlich findet der es auch gar nicht lustig, seinen Filius an einen Normalo wie den Bilderrahmenhändler Richard verloren zu haben. Also erwähnt der nun sohnlose Herr wie zufällig Danes nette Familie, taucht mal an der Schule von Richards Nachwuchs auf und installiert allmählich eine Stimmung der akuten Bedrohung. Ob der anberaunte und überraschend großzügige Polizeischutz echte Hilfe bietet? Oder geht es am Ende um etwas ganz Anderes?
Cold in July mag zwar etwas behäbig inszeniert sein, wechselt aber Motive, Täter und Hintergründe beinahe im Zehn-Minuten-Takt. Durchgängig atmosphärisch gestimmt und vor authentischer Südstaaten-Kulisse gefilmt, meint man für ungefähr 25 Minuten zu wissen, wo der Film hingeht, nur um dann von Regisseur Jim Mickl (We Are What We Are) permanent an der Nase herumgeführt zu werden. Die zugrundeliegende Geschichte basiert auf einem Roman von Joe R. Landsdale, dessen Kurzgeschichte Bubba Ho-Tep wohl dem einen oder anderen Bruce-Campbell-Fan ein Begriff sein dürfte. Landsdale verknüpft in seiner Story Elemente des White Trash mit Korruptionsmotiven, Snuff-Sequenzen und Kommentaren zur Dixie-Mafia und verwebt das Ganze zu einem dichten und harten Thriller. Mickl macht aus der Vorlage dann einen herrlich altmodischen, bisweilen zynischen Film, der von seiner Spannung und den außergewöhnlichen Figuren lebt.
Herausragend ist dann auch deren Casting: Michael C. Hall, immerhin jahrelanger Titelheld der ultraerfolgreichen Serie Dexter, ist mit Vokuhila und Tom-Selleck-Schenkelbürste kaum wiederzuerkennen und agiert praktisch wie eine Antithese zu seiner TV-Rolle. Sam Shepard gibt den wortkargen Redneck mit süffisanter Souveränität und Don Johnson war zuletzt vor zwanzig Jahren ähnlich gut wie hier in der Rolle des texanischen Ermittlers mit roten Cowboyboots und Stierhorn am Straßenkreuzer. Wenn er dem am Boden liegenden Delinquenten, der ihm gerade das Auto UND seinen Hut ramponiert hat, wild fluchend mit Leidenschaft einen Kick verpasst, nimmt man ihm seine gelackte Miami-Vice-Zeit gar nicht mehr übel.
Bild- und Tonqualität
Um dem 80er-Jahre-Look zu entsprechen wurde das Bild von Cold in July farblich etwas entsättigt. Die Kleidung der Protagonisten wirkt vor allem in der ersten Hälfte ziemlich ausgewaschen und Gesichter machen einen fahlen Eindruck. Im Gegenzug gefallen Schärfe und Bildtiefe sehr gut. Gerade das Konterfei von Don Johnson wirkt in Close-ups sehr plastisch, seine grauen Bartstoppeln scheinen aus dem Bildschirm herauszuwachsen. Immer dann, wenn Licht und Schatten in Innenräumen zur Geltung kommt, überzeugt der Kontrastumfang mit sehr guter Durchzeichnung. Die Bildruhe bleibt ebenfalls dauerhaft hervorragend.
Egal, ob der deutsche dts- oder das englische dts-HD-Pendant: So richtig effektvoll oder dynamisch wird’s in Cold in July nur sehr selten. Hauptsächlich spielt sich das Geschehen auf den vorderen Lautsprechern ab. Jedenfalls bis zu dem Moment, in dem der vorbeifahrende Zug beinahe für seine blutige Bestimmung sorgt (44’05). Dann scheppert’s durchaus kraftvoll durchs Heimkino. Auch wenn Russell mit Jim Bobs Knarre durch die Gegend feuert, gibt’s hübsche Hallgeräusche und Effekte von den Rears (78’20).
Bonusmaterial
Sieben unveröffentlichte Szenen mit einer Gesamtzeit von 14:30 Minuten locken im Bonusmaterial von Cold in July.
Fazit
Jim Mickles Cold in July ist ein außergewöhnlich cooler, stark besetzter und stylish gefilmter Thriller mit einem gnadenlos guten Don Johnson.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 20%
Film: 80%
Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Jim Mickle
Darsteller: Michael C. Hall, Don Johnson, Sam Shepard, Vinessa Shaw, Nick Damici, Wyatt Russell, Lanny Flaherty
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)