Copenhagen

Blu-ray Review

Copenhagen Blu-ray Review Cover
Lighthouse Entertainment, seit 24.07.2015

OT: Copenhagen

 


Sehnsucht

Copenhagen ist ein besonderer, kleiner Film aus dänisch-kanadisch-amerikanischer Produktion.

Inhalt

William ist ein ziemlich selbstverlieber Stinkstiefel, dessen Leben in New York mehr so vor sich hinplätschert als einen Sinn zu ergeben. Gemeinsam mit seinem Kumpel Jeremy und dessen Freundin reist er nach Dänemark, um seinen Großvater zu finden, der ihm vielleicht ein wenig mehr Einblick in die Familiengeschichte Williams geben kann. Nachdem Jeremy die Manieren des Freundes auf den Keks gehen und er mitsamt der Verlobten gen London verschwindet, steht William alleine da. Hilfe findet er lediglich in einer jungen Aushilfe eines Restaurants, die ihm beim Dolmetschen in dem fremden Land unterstützt. Der erste Kontakt mit einem Familienmitglied verläuft zwar ziemlich unbefriedigend, doch Effy zeigt mehr Beharrlichkeit in der Suche nach Williams Opa als dieser selbst. Noch dazu ignoriert sie mit Engelsgeduld die arrogante Art ihres Gegenübers. Der wiederum wird durch das natürliche und unbekümmerte Wesen Effys zunehmend zugänglicher und es kommt, wie es kommen muss: William verliebt sich in sie. Als sich herausstellt, dass diese erst 14 Jahre alt ist, kann er’s zunächst nicht glauben und reagiert erneut abweisend. Doch Effy hat sich mittlerweile zum Ziel gesetzt, seinen Großvater zu finden und lässt nicht locker. Als Jeremy unerwartet zurückkehrt, verkompliziert sich die Sache zunehmend …

Die fragile Story um eine Liebe, die eigentlich nicht sein darf, wird von Mark Raso äußerst sensibel umgesetzt. Wird man als Zuschauer zunächst genauso vor den Kopf gestoßen wie Williams Freund, weil die Hauptfigur kaum sympathisch rüberkommt, entwickelt die Dynamik zwischen den extrem unterschiedlichen Protagonisten schnell eine ganz besondere Sogwirkung. Während sich die William und Effy kennenlernen und auf der Suche nach seiner Familie sind, kommen sie sich immer näher, berühren sich, entwickeln romantische Situationen, ohne dabei aber zu schnell den großen Schritt zu machen. Copenhagen spielt ein wenig mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, der viel früher annimmt, dass es zum ersten Austausch zögernder Intimität kommt. Am Ende überrascht uns der Film genauso wie es William tut, von dem man anderes erwartet hätte. Von dem Moment des offenbarten Altersunterschieds an, konzentriert sich der Film für einen Moment wieder verstärkt auf die Suche nach Großvater und Lebensinhalt. Denn das ist das zweite große Thema von Copenhagen: Die Suche nach einem Sinn im Leben eines irgendwie ziellosen Typen. Eines Kerls, der vor Verpflichtung flüchtet und der menschliche Bindung bewusst torpediert, um sich selbst nicht zu sehr öffnen zu müssen – bis, ja bis er dieses junge Mädchen kennenlernt. In seinen besten Momenten und vor allem mit den letzten Schlusssequenzen schafft es das exzellent fotografierte Drama, dass der Zuschauer sich an seinen eigenen ersten Schwarm (möglicherweise viel älter) erinnert. Copenhagen lässt all diese Gefühle aufleben, die man damals für sich behalten und von denen man niemandem erzählt. Gefühle aus einer Zeit, in der einem vollkommen egal war, was die gesellschaftliche Konvention davon halten würde. Getragen wird der Film von einer unglaublich guten Frederikke Dahl Hansen, die zwar bereits die 20 Jahre erreicht hat, hier aber locker als Jugendliche mit einem Vorsprung an Intellekt durchgeht. Sie spielt ihre männlichen Co-Stars nicht nur locker an die Wand, sondern agiert geradezu vereinnahmend authentisch. Die Nähe, die sie immer wieder zu William und später auch Jeremy sucht, ist immer eine vorsichtige, herantastende. Man merkt, dass sie sich einerseits zu den älteren Jungs hingezogen fühlt, anderseits natürlich um die Problematik weiß. Es ist mehr als eine freundschaftliche Sehnsucht, die von Dahl Hansen mit unglaublichem Gespür für die richtigen Zwischentöne dargestellt wird. Dazu gesellt sich in den richtigen Momenten eine kongeniale dezent melancholische Filmmusik, die vor allem perfekt zum Schlussbild passt.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Copenhagen hinterlässt einen videoartigen Eindruck, ist dabei stets sehr hell und nur wenig kontraststark. Farben sind etwas flau, allerdings ist die Bildruhe zunächst sehr hoch und die Schärfe in den meisten Situationen recht annehmbar. Im letzten Dritte gesellt sich in den Innenraumaufnahmen plötzlich auch ein sichtbares Korn und Rauschen hinzu.
Der dialoglastige Copenhagen bleibt meist vordergründig, bezieht nur selten die rückwärtigen Lautsprecher mit ein, liefert aber sehr gut verständliche Dialoge und eine recht natürliche Atmosphäre während der vielen Außenaufnahmen in Copenhagen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Copenhagen besteht lediglich aus einer Trailershow.

Fazit

Copenhagen nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise in die eigene Jugend, vermischt das Ganze mit wunderschönen Bildern Dänemarks und bleibt aufgrund hervorragender Darsteller in jeder Sekunde glaubwürdig unkitschig.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 5%
Film: 85%

Anbieter: Lighthouse Home Entertainment
Land/Jahr: CA/USA/DK 2014
Regie: Mark Raso
Darsteller: Gethin Anthony, Frederikke Dahl Hansen, Sebastian Armesto
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 12

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