Blu-ray Review
OT: The Borderland
Unmögliche Rettungsaktion
Rasante Handkantenaction vor politischem Hintergrund.
Inhalt
Gabriel ist ein ziemlich erfolgreicher Kopfgeldjäger, der aber irgendwie in Asien gelandet ist und dort nicht mehr rauskommt. Immer wieder muss ihn sein Anwalt aus dem Knast holen, weil seine Methoden nicht immer ganz sauber sind. Nun wird ein britischer Agent namens Witaker vermisst und sowohl dessen Frau als auch sein Anwalt setzen Gabriel darauf an. Da der Job nicht ganz einfach wird (immerhin ist der Aufenthaltsort des Geheimdienstlers irgendwo zwischen China und Nordkorea), verspricht man ihm, dass er aus seinem Dienst in Asien entlassen und mit genug Geld außer Landes gebracht wird – ein Angebot, das Gabriel nur annehmen kann. Allerdings dauert es nicht lange und seine Nachforschungen bringen ihn in Gefahr. Von entsprechenden Militärs wird er (gemeinsam mit einem Südkoreaner namens Chen) in ein nordkoreanisches Lager verbracht, wo er gefoltert und vernommen wird. Als er sich aus dieser Mangel befreien kann, findet er Witaker und noch vor allem viele weibliche Gefangene, die für pornografische Dreharbeiten herhalten mussten. Um sich seinen Wunsch, wieder nach Hause zurückkehren zu können, noch zu erfüllen, muss Gabriel mitsamt Witaker aus dem Lager fliehen – eine unmögliche Aufgabe, oder?
Sedina Balde, französischer Schauspieler und mehrfacher Europa- und Weltchampion im (Kumite)Karate, darf in Covert Operation das tun, was er gut kann: Zuschlagen und -treten. Dabei ist er eigentlich sogar ein passabler Akteur, der mehr Gesichtsmimik drauf hat als die meisten seiner kampfkunstsporttreibenden Schauspielkollegen. Die Story vom Kopfgeldjäger, der für „einen letzten Job“ die Freiheit erhält, ist zwar alles andere als originell oder innovativ, wurde aber zielgruppengerecht und bisweilen sogar recht spannend umgesetzt. Herausragend ist die erste Begegnung zwischen Gabriel und Chen, die (noch nicht wissend, ob sie des anderen Freund oder Feind sind) einen Dritten gemeinsam ausschalten und dann doch wieder die Waffen aufeinander richten. Solche Szenen sind es, die Covert Operation aus dem Einerlei ähnliche Action- und Menschenjagd-Thriller hervorheben und die richtig Spaß machen. Der Gegner (Nordkorea) bleibt selbstverständlich äußerst schwarz/weiß gezeichnet und fragt erst, nachdem er schon gefoltert hat. Allerdings fügt man hier ein bisschen Sarkasmus und schwarzen Humor ein, was dem Geschehen gut tut. Geradezu großartig ist es, wenn überraschend ein gitarrespielender Nordkoreaner im Schlafgemach der Soldaten auftaucht, nachdem Gabriel dort ein bisschen „aufgeräumt“ hat. Überraschend krass fällt bisweilen die Gewaltdarstellung aus, die nicht vor ein paar Folterszenen und derben Messerattacken zurückschreckt und dennoch „nur“ zu einer FSK-16-Freigabe führte. Die Handkanten-Action gelingt bisweilen sehr unterhaltsam und die eingestreuten Zeitlupenszenen wissen zu gefallen. Warum man unbedingt die Pornothematik sowie die zwei Vergewaltigungsszenen integrieren musste, ist allerdings fraglich. Sie funktionieren nicht im Sinne der Geschichte und dienen lediglich dazu, den Gegner noch weiter zu dämonisieren. Abgelenkt wird man während des zweiten Versuche einer Vergewaltigung an Gong durch hübsche Kamerafahrten, die das Geschehen mehrfach auf den Kopf stellen. Schade, dass die Handlungen der Figuren wenig nachvollziehbar und vom Drehbuch arg konstruiert erscheinen, denn die Atmosphäre hätte mehr erlaubt.
Bild- und Tonqualität
Dem Bild von Covert Operation fehlt es von Beginn an etwas an Strahlkraft. Die Farbfilterung wirkt ein wenig grünlich-ungesund und dunkle Aufnahmen sind arg körnig, weisen zudem Farbrauschen auf und dürften im Schwarz knackiger sein (6’50). Auch die Detailtiefe ist maximal mittelprächtig, lediglich Naheinstellungen können durch eine krispe Schärfe überzeugen (10’00). Wirklich unschön sind die deutlich sichtbaren Farbquantisierungsprobleme während der Folter an Chen und der Vernehmung von Gabriel. Nahezu jeder graugrüne Hintergrund führt ein pumpendes Eigenleben.
Der Sound von Covert Operation stellt sich von Beginn an als äußerst räumlich dar. Zum Einsatz von viel Percussion-Instrumenten lebt die Waldszenerie von ihren Tiergeräuschen und der Score kommt effektvoll aus allen Speakern. Die Dialoge bleiben in diesem Szenario ein wenig zurückhaltender, dürften etwas kräftiger sein. Die Effektlautsprecher sorgen in der Regel für den größten Spaß am Film, wenn sie den Zuschauer nach neun Minuten sprichwörtlich im Regen stehen lassen. Dazu gesellt sich kurze Zeit später ein gewaltiges Wettergrollen, das der Subwoofer dynamisch ins Heimkino bringen darf.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Covert Operation warten neben den Originaltrailern noch ein paar weitere Programmtipps des Anbieters.
Fazit
Man lasse sich nicht durch das Kriegsfoto-Titelbild der Blu-ray fehlleiten: Covert Operation ist ein Kopfgeldjäger-Gefängnisbefreiungs-Thriller vor nordkoreanischem Hintergrund, ein Krieg bricht hier nur zwischen den einzelnen Protagonisten, nicht aber auf weiter Flur aus. Auch die US-Flagge auf dem Cover leitet fehl, denn hier befreit ein französischer Söldner einen britischen Agenten aus einem nordkoreanischen Gefängnis. Von Amerika ist lediglich als Feindbild der diktatorischen Asiaten die Rede. Die rasanten Fights sowie die recht spannende Atmosphäre im Internierungslager entschädigen für solche Feinheiten allerdings ein wenig.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 55%
Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Frankreich 2014
Regie: Mathieu Weschler
Darsteller: Sedina Balde, Sabine Crossen, Michael Chan, Richard Sammel, Jared Robinson, Antony Szeto, Kirt Kishita
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 89
Codec: AVC
FSK: 16