Criminal Activities – Überlasst die Verbrechen den Verbrechern

Blu-ray Review

Criminal Activities - Lasst das Verbrechen den Verbrechern Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 04.08.2016

OT: Criminal Activities

 


Rache wird am besten kalt serviert

Vier Freunde schliddern unfreiwillig in die größte Schei*e ihres Lebens.

Inhalt

Noch auf der Beerdigung eines Jugendfreundes diskutieren vier ehemalige Kumpels einen todsicheren Aktiendeal – Insiderhandel ist das Stichwort. Das Problem dabei: Die Jungs haben sich die Kohle von Mafiagangster Eddie geliehen (immerhin 400.000 Dollar inklusive Zinsen) und der ist ziemlich mies gelaunt, als das Depot plötzlich vollkommen wertlos ist und die Chance, sein Geld zurückzubekommen, gegen Null tendiert. Da er merkt, dass das junge Quartett die Knete niemals zurückzahlen kann, schlägt er ihnen einen Deal vor. Sie sollen den Bruder des Typen entführen, der seinerseits die Nichte Eddies festhält, weil deren Vater dem Entführer Geld schuldet – so weit so unübersichtlich. 24 Stunden sollen sie den Kerl festhalten, damit man ihn gegen die Nichte austauschen kann. Danach wäre die Schuld komplett beglichen. Dumm nur, dass Eddie verschwiegen hat, dass der Entführte der Lieblings-Neffe eines anderen lokalen Supergangsters ist. Und auch der ist nun stinksauer …

Sieht man mal davon ab, dass sich John Travolta, der prominente Hauptnebendarsteller von Criminal Activities, vor dem Dreh offenbar das Gesicht spritzen und dann auch noch jedes einzelne Haar seines Ansatzes solo hat einzementieren lassen, beginnt das Regiedebüt von Jackie Earle Haley (Rorschach aus Watchmen) durchaus vielversprechend. Die Darsteller sind treffend besetzt und wurden in Sachen Charaktereigenschaften möglichst dynamisch geschrieben. Dazu kommt eine Grundstimmung, die irgendwo in der Nähe von Bube, Dame, König, grAS liegt und von Anfang an umissverständlich klarmacht, dass hier alles schiefgehen wird, was schiefgehen kann. Schon die fast scheiternde Entführung des Opfers – immerhin eine 4-gegen-1-Situation, gerät ziemlich witzig. Ähnliches gilt für den Moment, in dem ein verdächtiger Typ von der Polizei in einer Parkgarage verhört wird – mit unangenehmen Folgen. Criminal Activities erfindet das Rad dabei sicherlich nicht neu, variiert aber bekannte Versatzstück ein wenig und macht ein durchaus unterhaltsames Ganzes daraus. Dabei muss man allerdings (einen umkippenden Van mal ausgenommen) auf Action fast vollständig verzichten und sich auf das recht hohe Erzähltempo, die angemessen gelungenen Dialoge sowie auf die teils absurden Situationen konzentrieren. Am besten gelingen dabei die Szenen zwischen dem entführten Marques und seinen Kidnappern. Die Momente zwischen ihm und Noah sind teils wirklich komisch. Auch die Aktionen von Eddies Handlanger Gerry (Regisseur Haley in einer Nebenrolle) geraten witzig und (teils überraschend) blutig. Man könnte das Alles als wenig innovativen Versuch, einen Tarantino zu imitieren, beschreiben oder es einfach neutral betrachten und sich darüber freuen, dass es im Gangster-Genre einen durchweg unterhaltsamen neuen Beitrag gibt – ganz unabhängig von Travoltas versteingerter Gesichtsmaske. Ohnehin hat der gute Star aus Pulp Fiction und Saturday Night Fever nur wenige (charismatische) Auftritte, weshalb die Konzentration auf den vier Akteuren liegt, die für ihn das Kidnapping übernehmen. Michael Pitt, der den nervösen und zugekoksten Anführer Zach gibt, kennt man schon als fiesen Bösewicht aus Mord nach Plan und Funny Games US. Er macht seine Sache gut, wobei Dan Stevens als Noah allen anderen ein wenig die Show stiehlt. Sein von den Kollegen unterschätzter Noah ist die interessanteste und vielschichtigste Figur des Films.

Bild- und Tonqualität

In Sachen Bildqualität kann Criminal Activities absolut überzeugen. Der Kontrastumfang ist sehr hoch und lässt vor allem knackiges Schwarz zu, das man anhand der Anzüge und Travoltas gefärbten Haaren gut sehen kann. Einzig leichte Farbverfälschungen in kurzen, schnellen Bewegungen trüben den Eindruck. Die Schärfe liegt durchweg auf sehr gutem Niveau und Farben kommen recht natürlich rüber. Die Bildruhe ist hoch, eine Körnung ist kaum zu erkennen, was mit den obigen Parametern zu einem ungemein plastischen Eindruck führt – sicher eins der besseren Blu-ray-Bilder der letzten Monate.
Akustisch ist direkt zu Beginn Vorsicht angebracht, denn wenn der Filmscore zunächst scheinbar leise ist, setzt er plötzlich vehement ein und fordert sämtliche Lautsprecher bis aufs Äußerste. Selten begann ein Filmsong über Effektlautsprecher, Subwoofer und Frontspeaker dermaßen dynamisch. Hier merkt man Criminal Activities deutlich seine teure Produktion an. Die Dialoge kommen ebenfalls prägnant rüber – und zwar sowohl auf der englischen als auch auf der deutschen Spur. Echte Actionelemente bleiben zwar inhaltlich aus, was sich auch im teils etwas ruhigeren Sound wiederspiegelt, doch wenn das Geschehen mal akustische Unterstütztung fordert, sind die Speaker bei der Sache und werden mit einem sehr guten Mastering versorgt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Criminal Activities wurden die beiden Originaltrailer sowie Programmtipps des Anbietes abgelegt.

Fazit

Auch wenn man das Ganze schon einige Male gesehen hat – Criminal Activities macht im Grunde nichts falsch und ist ein durchweg gelungenes und unterhaltsames Regiedebüt von Rorschach-Darsteller Jackie Earle Haley. Mangelndes Budget und die entsprechend geringe Anzahl von Actionsszenen bügelt der Film mit seiner guten Besetzung und mitunter spontan-witzigen Aktionen wieder glatt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Jackie Earle Haley
Darsteller: Michael Pitt, Dan Stevens, John Travolta, Christopher Abbott, Jackie Earle Haley, Rob Brown, Edi Gathegi
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 16

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