Criminal Squad

Blu-ray Review

Criminal Squad Blu-ray Review Cover
Concorde Home Entertainment, 07.06.2018

OT: Criminal Squad

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Hauptstadt der Banküberfälle

Wer Michael Manns Heat mochte, sollte Criminal Squad auf dem Schirm haben.

Inhalt

Ray Merriman und seine Gang hat schon einige Raubüberfälle in L.A. erfolgreich absolviert. Die Jungs sind perfekt ausgestattet, schwer bewaffnet und zu Allem bereit. Allerdings lief alles bisher ohne Opfer ab. Das ändert sich, als man einen Geldtransporter kidnappen will und eine falsche Bewegung eines Polizeibeamten ins Chaos führt. An dessen Ende sind zahlreiche Polizisten tot und auch einer der Ihren hat das Zeitliche gesegnet. Das hat zur Folge, dass man die Suche nach Merriman eine Stufe höher eskaliert. Von nun an setzt die Polizei auf die Special Unit „Major Crimes Division“, die von Nick Flanagan geleitet wird. Der erscheint nur eher zufällig auf der „guten“ Seite des Gesetzes. Denn seine Maßnahmen und Methoden hätten auch den Gangstern gut gestanden. Weil er aber so ein knallharter Brocken ist, scheint er der Einzige zu sein, der Merriman davon abhalten kann, das nächste Ziel, die Federal Reserve Bank, auszurauben …

Lange ist es her, dass man mal einen wirklich unterhaltsamen Mix aus Action- und Heistmovie im Kino und (jetzt) Heimkino bewundern durfte, der so richtig Power hat. Als unbestrittener Klassiker der letzten drei Jahrzehnte dürfte Michael Manns Heat gelten, dessen Shoot-out auf den Straßen L.A.s wohl zu den legendärsten Actionszenen aller Zeiten gehören dürfte.
Nun kommt also Christian Gudegast, der zuletzt als Drehbuchautor von London has Fallen auftrat und mit Criminal Squad sein Regiedebüt gibt – und was für eins. Sieht man davon ab, dass seine Figuren voller Klischees stecken, ist sein Film ebenso schnörkellos wie angefüllt mit rasanter Action. Schon die Eingangsszene macht richtig Spaß und legt eine fulminante Lunte im Heimkino. Die zündelt zwar aufgrund der schon in der dt. Kinoversion (Unterschiede zwischen den einzelnen Fassungen gibt’s weiter unten) recht langen Laufzeit von 124 Minuten bisweilen auch mal etwas sparsamer, wird aber immer wieder neu angefacht und durch diese typischen fesselnden Szenen der Planung des Coups sowie der investigativen Arbeit der Ermittler ergänzt. Nach gut einer halben Stunde sorgt genau dieser Wechsel zwischen Gangstern und Cops für fesselnde und typische Heist-Movie-Elemente. Obwohl sich schon ein paar fragwürdige Zufälle in der späteren Ausführung des Coups einschleichen.
Und dann gibt es sogar eine vergleichbare Szene wie jenen legendäre Moment aus Heat, in dem Pacino und De Niro erstmalig in ihrer Kinogeschichte gemeinsam an einem Tisch sitzen. Gleich mehrfach lässt Gudegast seine beiden Hauptdarsteller aufeinander treffen. Das ist zwar weniger elegant als im 1996er Actioner und bietet vielmehr Anlass für ein zünftiges Schwanzvergleichen, was aber hier deutlich besser zu den Figuren passt. Denn immerhin sind es hier hemdsärmelige Raufbolde und keine Gentleman-Gangster/-Cops im edlen Zwirn.

Was mittlerweile allerdings wirklich etwas nervt, ist das festgefahrene Image von Gerard Butler. Ja, er kann diesen grimmigen und schnoddrigen Typen gut spielen. Den Kerl, der immer so ein bisschen damit spielt, ein Arschloch zu sein. Das war in 300 so, setzte sich in Gamer fort und war auch Bestandteil seiner Rolle zuletzt in Geostorm. Vielleicht liegt’s an seiner schottischen Herkunft, dass Hollywood ihn gerne in der Grauzone zwischen Gut und Böse besetzt. Denn so eckige Typen findet man daheim in den USA halt eben nur selten. Und er macht’s ja auch gut, der Gerard. Deshalb sei es ihm verziehen. Gudegast kennt ihn übrigens schon aus den „Fallen“-Filmen, deren dritter Teil übrigens ebenso wie eine Fortsetzung von Criminal Squad fest geplant ist.
Neben Butler agiert Curtis ’50 Cent‘ Jackson überraschend weich und vermittelnd, während Pablo Schreiber als Merriman mit Vollbart den harten Gangster mimen darf. Schreiber, den wir zuletzt in Der Kurier sahen, dürfte den meisten allerdings in einer komplett anderen Rolle bekannt sein. Und zwar als George „Pornstache“ Mendez in der Knastserie Orange is the New Black – was für eine Wandelbarkeit. Seine Darstellung sowie die Konfrontationen zwischen beiden Hauptfiguren führen zu intensiven Szenen, die allerdings noch von der Stimmung getoppt werden, die Gudegast erzeugt. Man merkt dem Film kaum an, dass es sich um ein Regie-Debüt handelt, denn die Mischung aus einer Training Day ähnlichen Atmosphäre mit den Reminiszenzen an Heat vermischen sich mit moderner Schnitt-Technik (ohne zu hektisch zu werden) zu einem eigenständigen Ganzen. Einem Werk, dessen Fortsetzung, wie erwähnt, beschlossene Sache ist und der in einem viertelstündigen Showdown mündet, der sich nicht vor der oben angesprochenen Sequenz aus Heat verstecken muss.

Bild- und Tonqualität

Criminal Squad hat in den dunkleren Szenen ein dezent hinzugefügtes Korn, was die Bar-Sequenzen oder auch die Eröffnungs-Szene sowie einen Moment am Strand etwas schmuddeliger wirken lassen (56’15). In den Tageslicht-Szenen kommt das Bild dafür sehr sauber und rauschfrei rüber. Wie es sich für einen Film mit dem Heist-Thema gehört, der in L.A. spielt, nutzte man ausgiebig Gelbfilter, um die Atmosphäre hitziger zu gestalten. Beim Kontrastumfang gibt’s dennoch wenig zu meckern. Zwar wird nicht das abgrundtiefe Schwarz erreicht, aber insgesamt ist die Dynamik wirklich gut. Bei der Schärfe sind vor allem Close-ups knackig und offenbaren praktisch sämtliche Details – unschöne Randunschärfen gibt’s außerdem nicht zu beklagen.
Na das ist doch mal wieder ein richtiger Knaller fürs Heimkino. Was Criminal Squad schon in seiner Eröffnungssequenz aus dem vorhandenen Setup an Dynamik, Lautstärke und Wucht heraus fordert, wird einige weniger potente Lautsprecher in kleinere Schwierigkeiten bringen. Die MP-Salven dringen massiv ins Heimkino ein und Querschläger fetzen mit zahlreichen direktionalen Sounds zum Zuhörer. Leider sind die deutschen Stimmen im Verhältnis eine Spur zu leise abgemischt. Im weiteren Verlauf nimmt sich die Action ein wenig zurück, weshalb die Dialoge dann besser verständlich bleiben und gegenüber den Umgebungsgeräuschen auch sauber eingepegelt wirken. Ein echtes Pfund legt die Explosion nach gut einer Stunde nach, mit der sich Merriman und seine Mannen den Weg aus der Bank bahnen. Und wenn’s dann im Finale auf offener Straße zum Schlagabtausch kommt, gibt’s 16 Minuten lang Actionfeuerwerk vom allergemeinsten (ab 100’10) – selbst die regulären Pistolen haben derart viel Wucht, dass es einen schon mal aus den Socken haut, wenn unvermittelt geschossen wird.

Bonusmaterial

Criminal Squad liegt in einer 2-Disk-Fassung vor, die auf der ersten Scheibe den Film in der um 16 Minuten verkürzten dt. Kinofassung sowie in der 140-minütigen US-Kinoversion enthält. Obendrauf gibt’s noch die zweite Disk mit US-Unrated-Fassung, die noch einmal acht Minuten länger ist. Mehr zu den einzelnen Schnitt-Versionen im nächsten Kapitel.
Im eigentlichen Bonusmaterial versteckt sich unter „Featurettes“ ein alternatives Ende, ein Making-of, sowie ein kurzes Feature über die Figuren des Films und die Szenen-Analyse des großen Straßenkampfes. Das „Making-of“ ist mit zwei Minuten Laufzeit eher ein kommentierter Trailer zum Film.

Unterschiede zwischen den einzelnen Schnittfassungen

Criminal Squad liegt, wie erwähnt, in insgesamt drei verschieden langen Schnittfassungen vor.
Der Grund für die kürzeren Versionen liegt allerdings nicht an enthaltener Gewalt oder drastischeren Actionszenen, die herausgenommen wurden. Vielmehr konzentriert sich der Hauptteil auf vermeintlich entbehrliche Szenen, die den Film doch stark in die Länge ziehen. So fehlen in der dt. Kinofassung sämtliche familiären Hintergründe einiger Hauptfiguren. Das darf man als kapitalen Eingriff kritisieren, dem Film indes tut es eher gut. Denn auf diese Weise konzentriert sich die Geschichte auf den Thrill zwischen Nick und Merriman, was ihn alles in allem flüssiger werden lässt.
Dennoch: Wer sich die Überraschung bewahren möchte, der lässt den Spoiler zugeklappt.

Kinofassung vs. US-Fassung vs. US-unrated-Fassung
Der Unterschied zwischen dt. und US-Kinofassung bezieht sich praktisch vollständig auf das Weglassen der Szenen aus dem Privatleben Nicks und auch Levoux‘. Man erfährt also nicht von den Eheproblemen des Cops oder dem Prom-Date von Levoux‘ Tochter. Auch die Szene zwischen Nick und dem neuen Partner seiner zukünftigen Ex-Frau fehlt. Ebenso wie ein Treffen zwischen ihm und seiner Tochter.
Die unrated US-Fassung liefert noch mal acht Minuten on top auf die bereits längere US-Kinofassung. Auch hier sind es aber größtenteils entbehrliche Handlungs-Streckungen. Insgesamt 13 Szenen wurden erweitert und drei neue hinzugefügt. Anfänglich sieht man hier bspw., wie Nick durch ein Fenster in seine Wohnung einsteigen muss, da er den Schlüssel vergessen hat. Eine etwas längere Erweiterung erfährt die Sequenz, in der Merriman aus dem Knast kommt und relativ kühl seiner Freundin gegenüber reagiert. Ob man wirklich sehen muss, wie Nick auf seine Ex im Supermarkt trifft sei ebenso dahingestellt, wie ein After-Party-Gespräch zwischen Levoux und seiner Tochter.

Fazit

Criminal Squad ist ebenso spannend wie durchweg unterhaltsam und ein Fest für alle Freunde von Psychospielen zwischen Cops und Gangstern sowie für Fans von Heist-Action. Dazu gibt’s ein kräftiges, sehr scharfes Bild und einen (fast) mustergültigen Sound – ein echtes Action-Highlight.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 80%

Anbieter: Concorde Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Christian Gudegast
Darsteller: Gerard Butler, Pablo Schreiber, 50 Cent, O’Shea Jackson jr., Jordan Bridges, Evan Jones
Tonformate (Disk 1): dts HD-Master 5.1: de, en
Tonformate (Disk 2): dts HD-Master 5.1: en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 124 // 141 // 149
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Criminal Squad

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