Da muss Mann durch

Blu-ray Review

Da muss Mann durch Blu-ray Review Cover
Warner Home, seit 09.07.2015

OT: –

 


Mann-o-Mann

Ist das Sequel zu Mann tut, was Mann kann ähnlich gut gelungen wie der Vorgänger.

Inhalt

Paul ist nicht mehr mit Iris zusammen, Günther fühlt sich von seiner Iggy in Sachen Nachwuchs unter Druck gesetzt und Guido … naja, der flirtet sich immer noch durch die Welt. Als Paul auf einem Empfang die hübsche Lena kennenlernt, die gerade vom adeligen Patrick einen Heiratsantrag erhält, verliebt er sich und es gelingt ihm erneut, eine Frau aus einer drohenden Ehe zu befreien und für sich zu gewinnen. Leider verhält sich das mit Lenas Familie etwas anders. Die ist steinreich, wohnt auf der Deutschen liebsten Insel und hätte dann doch lieber Patrick an der Seite der Tochter gesehen. Um für eine Familienzusammenführung zu sorgen, reist Lena mit Paul nach Mallorca. Dort stellt sich heraus, dass die aparte Dame schwanger ist. Eine tolle Nachricht, wenn der Spross nicht vom Ex wäre. Der wird natürlich informiert und reist prompt an, um seine Beinahe-Ehefrau zurückzugewinnen. Paul muss also seine ganze Kraft aufwenden, um den Kampf um Lena zu gewinnen …

Zweieinhalb Jahre ist es her, dass Mann tut, was Mann kann in den Kinos durchaus überraschen konnte. Die prominent besetzte Komödie über vier Männer, die irgendwie nicht so richtig Glück mit den Frauen haben, war schwungvoll inszeniert, spielte mit gängigen Klischees, bot nette Gags und mit Jasmin Gerat eine höchst attraktive und scheinbar unerreichbare Traumfrau. Es kam, wie es kommen musste und man trommelte erneut (fast) alle Darsteller und auch denselben Regisseur zusammen. Der tritt hier zwar als „Thomas Lee“ auf, doch nur böse Zungen behaupten, dass dies das deutsche Pendant zu Alan Smithee ist – eben jenem Pseudonym, unter dem sich in den USA Regisseure verstecken, wenn sie mit dem Film im Nachgang nichts mehr zu tun haben wollen. Praktisch könnte man das allerdings verstehen, denn Da muss Mann durch lässt fast alles vermissen, was den Vorgänger ausmachte. Schon der Anfang, der zwar einerseits etwas verkrampft versucht, eine Bindung zu den Geschehnissen von vor zwei Jahren herzustellen, dafür aber eine Antwort auf die Frage, wo Iris, Pauls Liebe des Lebens, denn nun abgeblieben ist, schuldig bleibt, wirkt platt. So fühlt man sich als Freund des ersten Teils schon ein wenig verschaukelt, dass man damals mitgefiebert hat, ob die Zwei sich denn wohl kriegen, wenn sie nun ebenso sang- und klang- wie erklärungslos auseinandergegangen zu sein scheinen. Während Mann tut, was Mann kann zunächst mit witzigen Männerklischees aufwartete und diese ironisch brach, fängt Da muss Mann durch vollkommen nichtssagend an und nimmt sich keinerlei Zeit, die Beziehung zwischen Paul und Lena emotional zu unterfüttern. Das ist dann auch ein Grund, warum es dem Zuschauer vom Anfang bis zum Finale herzlich egal ist, ob Paul von Lenas Etepetete-Familie akzeptiert wird oder nicht. Zu keiner Zeit fiebert man mit den beiden mit.

Überhaupt: Da erzählt Lena ihrem Paul gerade, dass sie vom Ex schwanger ist und der reagiert supermegaverständnisvoll und ohne jede Überraschung. Der Paul aus Mann tut, was man kann hätte erst einmal die Flucht ergriffen und mit Guido auf diesen Schock tüchtig einen gehoben. Auch Guido selbst scheint irgendwann in den letzten zwei Jahren anstelle von gutem Rotwein den Weichspüler erwischt zu haben. Das, was das Drehbuch Jan Josef Liefers hier an Dialogen oder Einzeilern in den Mund legt, ist vollkommen frei von Witz oder Sarkasmus. Kaum zu glauben, dass das Buch erneut von Franz Rath stammt, der mittlerweile eine Trilogie aus der Geschichte gemacht hat. Wenn deren dritter Teil Was will Mann mehr auch so humorfrei daherkommt, dann möge man bitte auf dessen Verfilmung verzichten. Schon alleine der an den Haaren herbeigezogene Zufall, warum sich alle vier Männer auf Mallorca treffen, lässt den Zuseher die Augen verdrehen. Wenn es dann aber wenigstens mal witzig wäre. Nach über 35 Minuten gibt es immer noch keine Gelegenheit für einen Schmunzler und das einzig Attraktive an Da muss Mann durch ist sein Schauplatz Mallorca. Einer der besten Gags ist dann nach 40 Minuten folgender: „Wenn Stiftung Warentest Vibratoren testet, ist dann Befriedigend besser als Gut?“ Wohl dem, der den Witz erkennt, denn der kann wenigstens einmal lachen. Selbst im Vorgänger so skurril angelegte Figuren wie Bronko oder Günther verkommen zu seichten Stichwortgebern ohne den aus dem Vorgänger teils so treffend inszenierten Slapstick oder ihr überdrehtes Verhalten. Wotan Wilke Möhring seinerseits ist (vielleicht hat er während der Dreharbeiten gemerkt, wie schlecht der Film wird) völlig neben der Spur und grimassiert sich durch einen Arm-Reich-Culture-Clash, der noch dazu üble Vorurteile gegenüber allseits bestechlichen spanischen Polizeibeamten pflegt.

Bild- und Tonqualität

Das sichtbar körnige Bild von Da muss Mann durch sumpft in Schattenbereichen oft ab und verliert an Durchzeichnung. Farben sind kräftig und versprühen durch einen leichten Braunfilter noch ein wenig mehr Urlaubsflair. Die Schärfe ist grundsätzlich gut, Details werden schön herausgearbeitet und die mallorcinische Landschaft liefert eine gute Tiefenstaffelung.
Akustisch ragen die häufig räumlich abgelegten Natursequenzen von Da muss Mann durch heraus. Mallorcas Natur lebt förmlich über alle Lautsprecher, zirpt und grillt, weht und tschilpt von den Rearspeakern und liefert so eine authentische Geräuschkulisse. Wenn eine Kettenreaktion für eine fulminante Explosion sorgt, wird der Subwoofer ordentlich rangenommen und auch die Filmmusik ist recht offen. Bei den Stimmen jedoch schleichen sich Fehler ein: Nicht nur ist die Lippensynchronität oft daneben, gibt’s immer mal wieder Momente (meist bei einem Kamera-, also Einstellungswechsel), in denen die Sprachorgane plötzlich viel dünner klingen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Da muss Mann durch gibt’s neben dem Originaltrailer noch einen zweiminütigen Setrundgang mit Wotan Wilke Möhring.

Fazit

Um eine Hitkomödie erfolgreich fortzusetzen, reicht es eben nicht, den Schauplatz von Deutschland nach Mallorca zu verlegen und Sophia Thomallas operierte Brüste großformatig von der Kamera einfangen zu lassen – Da muss Mann durch ist leider weder charmant, noch witzig, noch gut geschrieben. Letztlich geht ihm alles ab, was den Vorgänger charmant machte und die Tatsache, dass er gerade mal ein Siebtel der Zuschauer in die Kinos locken konnte, die vom Vorgänger noch mobilisiert wurden, deutet darauf hin, dass es das deutsche Publikum genauso sah.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Bonusmaterial: 15%
Film: 20%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: D 2015
Regie: Thomas Lee
Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Julia Jentsch, Jan Josef Liefers, Fahri Yardim, Oliver Korittke, Daniela Ziegler, Peter Prager, Sophia Thomalla, Karoline Schuch
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 90
Codec: AVC
FSK: 0

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