Daddy’s Home – Ein Vater zu viel

Blu-ray Review

daddy's home - ein vater zu viel Blu-ray Review Cover
Paramount Home, seit 09.06.2016

OT: Daddy’s Home

 


Neuer verbesserter Ehemann

Zwei Kampfhähne streiten sich darum, wer der bessere Vater ist.

Inhalt

Brad ist voller Überzeugung und echter Dad – zumindest in seinen Augen. Der durch und durch konservative, solide und verlässliche Radiomann hat nämlich keine eigenen Kinder, dafür aber seit kurzer Zeit die zwei Kids seiner neuen Frau Sara an der Backe. Die liebt er zwar vom ersten Moment an, hat allerdings Mühe, dies auf Gegenseitigkeit beruhen zu lassen. So zeichnet die kleine Megan immer noch gerne ihren leiblichen ganz vorne bei sich und ihrer Mama, während Brad irgendwo fernab auf der Wiese steht – mit einem Messer im Auge und einem Kackhaufen auf dem Kopf. Aber Brad sieht’s positiv und freut sich, dass er an der gleichen Stelle nicht tot rumliegt. Doch dann passiert’s: Dusty, der echte Vater von Megan und ihrem Bruder Dylan kündigt sich an. Brad bietet sich, ganz der Vorzeige-Stiefvater und Neu-Ehemann als Taxi an und schlucht nicht schlecht, als der muskelbepackte und grundkernige Rockstar-Typ vor ihm steht. Und kaum ist er zu Hause bei den Kids, entbrennt ein Zweikampf der Väter. Ein ums andere Mal versuchen sich die beiden zu übertrumpfen, ws in die absurdesten Situationen mündet …

Daddy’s Home war mit 150 Mio. Dollar einer der Sensationserfolge des Kinowinters in den USA. Naturgemäßg haben es Will-Ferrell-Filme in Deutschland eher schwer, dennoch lockte der Film von Sean Anders (der mit Vätern schon Erfahrung in Der Chaos-Dad sammeln durfte) auch hierzulande immerhin 220.000 Zuschauer ins Kino – und das nicht zu Unrecht. Entgegen der typischen Infantil-Komödie, in denen Will Ferrell regelmäßig auftritt, nimmt er sich in Daddy’s Home erstaunlich zurück. Und das, wo das Script von John Morris stammt, der schon Dumm und Dümmehr zu verantworten hatte. So zieht der Film seinen Witz vornehmlich aus der Konfrontation zwischen Durchschnittsgesicht Ferrell und Machotyp Wahlberg – und das funktioniert erstaunlich gut. Wenn Dusty im Haus seines Nachfolgers erstmals auf Brad zugeht und dieser vor ungewisser Angst in Deckung geht, darf man gerne herzlich lachen und wirklich witzig wird’s wenn Brad es Dusty gleich tut, ihm beim Beschluss, selbst den Handwerker zu geben, mehrfach auf die Brust tätschelt – denn was bei dem einen cool ist und dazugehört, wirkt beim anderen einfach nur albern. Uns so suhlt sich Daddy’s Home erst einmal eine Zeit lang genüsslich in den Klischees der Machos und Softies dieser Welt, landet dabei immer wieder echte Treffer und leidet nur selten unter Rohrkrepierern. Wenn Dusty beispielsweise die Diskussion über Gewalt beginnt und der Familie des Kerls, der Dylan ständig drangsaliert den Tod auf den Hals wünscht, ist das natürlich völlig daneben aber eben auch ziemlich amüsant. Und jetzt kommt das Beste: Daddy’s Home reduziert sich nicht auf das Lustigmachen über seine Klischeefiguren, sondern findet durchaus subtile Zwischentöne. Selbst Themen wie ein vorhandener (und durch Brads Unfruchtbarkeit scheinbar unmöglicher) Kinderwunsch Saras wird durchaus emotional erzählt, ohne dass man in die Wir-machen-uns-über-alles-lustig-Kiste greift. Die unterschiedlichen Charaktere der Väter führen am Ende (und auch zwischendurch) dazu, dass die Kids sich nach und nach das Beste aus beiden Welten herauspicken. Und wenn Dusty nach seinem vermeintlichen Sieg die alltäglichen Pflichten für seine Kids übernehmen muss, zeigt sich auch, dass zum Vater sein eben mehr gehört als ein paar coole Freunde, etwas Handwerkerkunst und dicke Muckies. Auch wenn diese manchmal helfen würden, was Brad sich wohl wünscht, wenn er Dusty zum Showdown hin einen Fliegen-Faustschlag verpasst. Dass selbst Dusty nur mit Wasser kocht, offenbart der beste Gag des Films, den sich Sean Anders für die Schlussszene aufhebt.

Bild- und Tonqualität

Gesichter wirken ein kleinwenig zu rosig in Daddy’s Home (besonders gut ist das auf dem Vater-Tochter-Ball zu sehen), was an der verwendeten Filterung liegt. Der Kontrastumfang ist allerdings sehr gut und präsentiert in der Regel sehr knackiges Schwarz. Auch die Bildruhe ist hoch und leidet unter keinerlei Rauschen oder ähnlichem. Die Schärfe liegt auf gutem aber nicht extrem hohem Niveau, überzeugt in Close-ups, wird in Halbtotalen ein wenig schwächer. In Sachen HD-Auflösung gefallen sowohl die Anzugjacke Brads als auch der Wollpulli Dustys.Ganz herausragend ist die Nachtaufnahme des Haues bei 32’02 – hier lässt sich trotz Dunkelheit wirklich jedes Detail ausmachen und der Kontrastumfang ist immens. Auch die Szenen beim Basketballspiel überzeugen mit hoher Detailtiefe und plastischen Figuren.
Noch bewirkt die Tatsache, dass Paramount in Deutschland von Universal Pictures vertrieben wird keine Besserung in Sachen Tonformate. Weiterhin ignoriert der Major die deutschen Zuhörer geflissentlich und presst antiquierte Dolby-Digital-Spuren auf die Scheibe. Besonders ärgerlich ist das, wie zuletzt schon bei The Big Short des Anbieters, wenn der englische Soundtrack in dts:X vorliegt. Man muss schon ein Zyniker sein, um das positiv sehen zu können und sich zurecht zu argumentieren, dass man dann wenigstens erleben kann, wie drastisch der qualitative und räumliche Unterschied zwischen diesen beiden Varianten ist. Natürlich ist eine Komödie jetzt nicht prädestiniert für zahlreiche direktionale Effekte, doch nimmt man alleine mal „Here Comes Your Man“, den Pixies-Titelsong, dann erlebt man sein blaues Hörwunder, wenn man von der lahmen DD-Variante der deutschen Synchro auf die dts:X-Originalspur schaltet. Von frontal und muffig nach raumfüllend, mit 3D-Soundinformationen und höchst luftigem Rundumsound. Plötzlich ist die Snaredrum präsent, die Bass kickt und die Stimmen Black Francis‘ und Kim Deals stehen mitten im Raum – klasse. Es sei also jedem empfohlen, der mit Untertiteln leben oder gut Englisch kann, die deutsche Synchrospur von Daddy’s Home links liegen zu lassen. Ein weiteres Beispiel für das klägliche Scheitern der Dolby-Digital-Fassung ist Dustys erster Auftritt. Zu den Klängen von AC/DCs Thunderstruck zeigt ihn die Kamera in Zeitlupe auf die Rolltreppe zulaufend. Jeder seiner Schritte ist mit sattem Bass unterlegt – naja, zumindest in der dts:X-Variante, die vehement zuschlägt, wenn die Bassdrum erstmals einsetzt. Kehrt man dann zurück auf die deutsche Spur, hat man das Gefühl, man hätte die Mute-Taste gedrückt. Beeindruckend auch die Szenen, in der Dusty seine Faust in der Wand versenkt und Brad daraufhin satt auf dem Boden landet – die dts:X-Spur klingt nach Abrissbirne, die deutsche Fassung nach Dünnbrettbohrer (24’30). Wenn die erweiterte Familie in der Basketballhalle dem Spiel zuschaut, ist die Atmosphäre dermaßen offen, dass man sich live dabei fühlt. Die deutsche Version verfügt gefühlt nur über die Hälfte der klatschenden Zuschauer.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Daddy’s Home ist angefüllt mit Making-of und diversen Featurettes. Das Making-of erzählt in knapp elf Minuten, woher die Geschichte stammt, wie es zur Besetzung kam und wie man miteinander am Set umgegangen ist. Die insgesamt sieben kleinen Featurettes beschäftigen sich dann mit einzelnen Elementen des Films. So wird erzählt, wie man auf die Idee zum Papa-Wettstreit kam und was hinter dem Vater-Tochter-Ball steckt. Der Halbzeit-Stunt analysiert die Szene, die man in eni Basketballspiel integriert und „Tony Hawk: Skater Double“ zeigt, wie man Hawk und Mike McGill engagierte, um die beiden Hauptfiguren in der Halfpipe zu doublen. „Kinderspiel“ kümmert sich um die beiden Kids der Hauptfiguren und „Hannibal Buress: Der perfekte Hausgast“ stellt den Stand-up-Comedian vor, der einen Gastaufrtitt in Daddy’s Home hat. „Pannen – Jeet Kune Do“ zeigt ein paar Improvisationen vom Set und dann gibt’s noch fünf entfernte und erweiterte Szenen.

Fazit

Daddy’s Home ist bis auf wenige Momente überraschend unalbern und legt Wert auf menschliche Zwischentöne. Trotz des vorhandenen Pathos und ein paar Vorschlaghammer-Vergleichen bleibt der Charme dauerhaft aufrechterhalten und der Film unterhält durchweg. Die Blu-ray hat bei gutem Bild und sehr gutem englischen Ton leider mit dem verkorksten DD-5.1 für die deutsche Synchro zu kämpfen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 60%
Film: 70%

Anbieter: Paramount Home
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Sean Anders, John Morris
Darsteller: Mark Wahlberg, Will Ferrell, Linda Cardellini, Owen Vaccaro, Hannibal Buress, Scarlett Estevez, Alessandra Ambrosio, Thomas Haden Church, Bobby Cannavale
Tonformate: dts:X (dts HD-Master 7.1 Core): en // DD 5.1: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 12

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!